Zwergobst schneiden – so gelingt es bei Aprikose, Pflaume & Co
Inhaltsverzeichnis
Wie auch bei den großen Obstbäumen, blühen Zwergbaumobstbäume üppig und tragen mehr Früchte, wenn sie regelmäßig geschnitten werden. Dies ist vor allem dann wichtig, wenn Hobbygärtner trotz wenig Platz dennoch nicht auf frisches Obst direkt vom Bäumchen verzichten möchten.
Zwergobstbäume Definition
Bei einem Zwergobstbaum handelt es sich um eine Miniaturpflanze, die sich aufgrund ihrer deutlich geringeren Größe vom herkömmlichen Obstbaum unterscheidet. Das geringe Wachstum wird entweder durch eine spezielle Veredelung hervorgerufen oder es kommt durch einen genetischen Defekt zustande. In der Regel erreichen sie eine Wuchshöhe zwischen einem Meter und 1.25 Meter mit einer entsprechend schmalerer Breite, als die großen Exemplare. Das Zwergobst besitzt die gleiche Größe, wie an „richtigen“ Obstbäumen. Durch die geringeren Abmessungen der Zwergpflanzen ist die Wuchsanzahl des Obstes allerdings deutlich geringer. Umso wichtiger ist es, dass durch ein Schneiden das Fruchtwachstum angeregt wird, um so maximale Ernteergebnisse erzielen zu können.
Zwergobstbaumarten
Geschnitten werden fast alle Zwergobstbäume – von Aprikosen und Pfirsichbäumen, über Pflaumenbäume bis hin zu Feigen- und Kirschbäumen. Allerdings beschränkt sich das notwendige Schneiden auf die Bäumchen. Wer über Zwergobststräucher verfügt oder Exemplare mit kurzem Halbstamm in Kübeln kultiviert, sollte sich beim Schneiden auf den Formschnitt beschränken. Alle anderen Zwergobstbäume sind regelmäßig nach Anleitung zu schneiden.
Bester Zeitpunkt
Mit wenigen Ausnahmen, erhalten kleinwüchsige Obstbäume grundsätzlich im Frühjahr ihren ersten Schnitt. In der Regel sollte dies im April oder Mai erfolgen. War der Winter verhältnismäßig warm, muss mit einem frühen Start des Wachstums gerechnet werden. Das Schneiden ist unbedingt davor und dementsprechend früher als normal durchzuführen. Wird zu spät geschnitten, besteht die Gefahr, dass das Obstbäumchen in dem Jahr nicht üppig austreibt und nur wenige Früchte bildet. Die meisten Obstbäume in Miniaturoptik können auch im Spätherbst Ende Oktober/Anfang November geschnitten werden. Hier ist darauf zu achten, dass kein Frost bevorsteht.
Ausnahmen mit anderen Schnittzeiten
- Süßkirschen: im Sommer nach der Kirschernte
- Apfel- und Birnenbäume: Spätsommer oder frühen Herbst
- Pfirsichbäume: nur im Frühjahr
Schnittgründe
Förderung der Ernte
Da Zwergobstbäume deutlich weniger Früchte bilden können, als ihre großen „Geschwister“, sollte die Fruchtbildung so optimal wie möglich gefördert werden. Dies ist durch ein jährliches Schneiden möglich. Durch die Kürzung der Triebe wird die Fruchtbildung angeregt. Durch das Auslichten kommen mehr Luft und Licht auch an verdeckte Zweige. Das Abschneiden alter, vertrockneter Äste verbraucht die Pflanze nicht unnötig Nährstoffe und kann diese zur Fruchtbildung nutzen. Zudem werden die Triebe im Wachstum gestärkt, was eine bessere Obstqualität zur Folge hat.
Schutz vor Pilzerkrankungen
Wenn sich die Krone und das innen liegende Geäst zu sehr verdichtet, bleibt Feuchtigkeit lange erhalten, weil weder Luft noch Sonne zum Abtrocknen verhelfen können. Daraus kann sich schnell ein Pilz bilden. Je nach Pilzart bleibt die Blüte aus, es bilden sich weniger Früchte und die Qualität dieser lässt zu wünschen übrig. In vielen Fällen kann ein Pilzbefall auch zum Absterben der Pflanze führen. Hier hilft als vorbeugende Maßnahme das Kürzen der Krone ebenso wie das Auslichten im inneren Geästbereich.
Ärger mit dem Nachbarn vermeiden
Gerät der Zwergobstbaum im Gartenbeet außer Form, können fruchtbehangene Zweige schnell über den Zaun in Nachbars Grundstück ragen. Ärgerlich, wenn dieser dann die meist nur gering vorhandenen Früchte für sich in Anspruch nimmt oder sich im Herbst über abfallendes Laub auf seinem Grundstück beschwert. Hier gilt zur Vermeidung: im Frühjahr immer gucken, dass ausreichend Abstand zwischen Zwergobstbäumen und benachbarten Grundstücken vorhanden ist und gegebenenfalls Zweige einkürzen.
Form behalten
Viele Zwergobstbäume werden in Säulenform oder als Halbstämme angeboten. Um ihre dekorative Form für Jahre beizubehalten, ist ein regelmäßiges Schneiden unabdingbar. Würde kein Formschnitt gemacht, verlieren die Zwergbäume ihre Form oftmals bereits im zweiten Jahr vollständig, während sie im ersten Jahr „nur“ ungepflegt erscheinen. Wer mit Absicht seinen Zwergobstbaum außer Form geraten lassen möchte, muss mit einem Rückgang an Blüten und Früchten rechnen.
Stabilere Stämme
Oft zeigen sich die kleinen Obstbäume mit dünnen Stämmen. Um dickere Stämme heranzuziehen, gibt es einen Trick: einfach das Holz/die Rinde am Stamm leicht anschneiden. Dazu werden in schräger oder paralleler Linie zum Stamm circa vier bis fünf Zentimeter lange Ritzen mit einem scharfen Messer gezogen. Der Schnitt sollte tief bis in Grüne reichen. Auf diese Weise entsteht zwar eine Wunde, aber dies regt die Wuchsstoffe an, die dann vorrangig den Stamm versorgen und so mehr Stammumfang schaffen.
Dickere Triebe
An dünnen Trieben kann Obst meist nicht bis zum Schluss reifen, da es zu schwer für die dünnen Zweige wird und diese vielfach abbrechen/abknicken. Dünne Triebe werden dicker, indem sie nicht geschnitten werden. Sie erhalten ihren Umfang durch die oberen Knospenspitzen. Von dort aus bildet sich die Dicke nach unten. Schneiden Sie diese ab, bleibt der Trieb dünn. Schneiden Sie ihn nicht, müssen Sie sich ein wenig in Geduld üben, bis die Dicke nach unten zunimmt. Reift Obst heran, ist es ratsam, dieses rechtzeitig abzunehmen, bevor der dünne Zweig bricht. Bei Kirschen oder ähnlich leichtem Obst ist dies vielleicht kein Problem, aber Zitronen, Äpfel oder Birnen hält ein dünner Trieb meist nicht aus.
Weniger, aber besseres Obst
Um die Qualität des Obstes zu verbessern, sollte eine sogenannte Fruchtausdünnung erfolgen. Empfehlenswert ist diese, wenn sich zu viel Früchte den Platz teilen müssen. Auf diese Weise teilen sie sich auch die dort ankommenden Nährstoffe und entwickeln sich nicht optimal. Mit dem Vereinzeln der Früchte ist das Abnehmen einiger Früchte gemeint, damit die verbleibenden mit mehr Nährstoffen versorgt werden und besser reifen. Eine Fruchtausdünnung wird in der Regel spätestens circa vier Wochen vor Erreichen des Erntegrads vorgenommen.
Zwergobst schneiden
Für die Gesundheit und ein üppiges Wachstum ist der normale Verjüngungsschnitt erforderlich, der jedes Jahr erfolgen sollten. Die Basis für den optimalen Schnitt bilden einige Grundregeln, gefolgt von der Schnitttechnik sowie Schnittlängen.
Grundregel
- Zweige/Triebe sollen sich nicht kreuzen sowie nicht parallel verlaufen
- Sie sollten nicht nach innen, steil nach oben oder nach unten wachsen
- Äste zeigen immer vom Stamm weg
- Seitenverästelungen für mehr Blütenbildung stehen lassen
Schnitttechnik
- Frische Triebe maximal um ein bis zwei Knospen kürzen
- Es wird grundsätzlich direkt über einer verbleibenden Knospe abgeschnitten
- Alte und vertrocknete Zweige am Stamm abtrennen
- Kranke Pflanzenteile mindestens bis in den gesunden Bereich kürzen
Wurzelschnitt
Ein Wurzelschnitt sollte dann vorgenommen werden, wenn ein Zwergobstbaum kultiviert oder umgetopft wird, um optimal der Kübelgröße anpassen zu lassen. Hierbei gilt, dass die Wurzeln mindestens drei bis fünf Zentimeter Platz bis zur Topfwand besitzen. Ist dies nicht der Fall, sind die Wurzeln zu schneiden. Zu beachten ist dabei, dass sich ein Wurzelschnitt immer auf die Kronengestaltung auswirkt. Das bedeutet, schneiden Sie dicke, kräftige Wurzeln ab, wachsen die Zweige/Triebe dünn und können sich feingliedriger in ihrer Struktur zeigen.
Zu vermeidende Fehler
Zu früh oder zu spät schneiden
Gleich, ob bei einem Herbst- oder Frühjahresschnitt, wenn sich unmittelbar nach dem Schneiden frostige Temperaturen zeigen, droht Ihr Zwergobstbaum an Erfrierungserscheinungen zu erkranken. Behalten Sie immer die Wettervorhersage im Auge, wenn Sie Ihr Exemplar schneiden wollen.
Wassergeschosse
Als Wassergeschosse werden steil nach oben wachsende Triebe bezeichnet. Sie sind oftmals verhältnismäßig dick. Manche glauben, mit diesen Trieben Zwergobstbäumen mehr Stabilität und Blattdichte verleihen zu können. Das Gegenteil ist der Fall, denn Wassergeschosse verdichten das innere Astwerk, weniger Licht gelangt hinein, das Blattwachstum nimmt ab und lichte Stellen nehmen zu. Zusätzlich sind Wassergeschosse anfälliger für Pilzerkrankungen. Aus diesen Gründen sollten Wassergeschosse immer entfernt werden.
Sommerschnitte
Zwergobstarten, die im Sommer nach der Ernte ihren Rückschnitt erhalten, sollten nicht zu früh beschnitten werden. Waren der Winter und das Frühjahr wärmer, kann die Obstreife schneller als normalerweise eintreten. Deshalb sollte der Schnitt aber nicht auch früher erfolgen, da dies in manchen Fällen zu einem erneuten Austreiben führen kann. Bis zum Winter-/Frostbeginn wären die Zweige nicht robust genug, um die kalte Jahreszeit unbeschadet zu überstehen. Aus diesem Grund sind Sommerschnitte generell erst im August angeraten.
Geringfügiges Schneiden
Vermeiden Sie ein zu „zartes“ Vorgehen beim Schneiden. Bei Zwergobstbäumen gilt: mehr ist besser, als zu wenig. Schneiden Sie zu wenig ab, kommt dies einem ausbleibenden Jahresschnitt gleich. Es wird keine positiven Auswirkungen auf Ihre Pflanze nehmen. Das Wachstum wird nicht angeregt, die Nährstoffversorgung wird nicht optimiert und die Ernteauslese wird zunehmend abnehmen. Ein Drittel der Triebe sollte jedes Jahr abgeschnitten werden. Ausnahmen bilden hier maximal knospenbesetzte Zweige beim Frühjahresschnitt.
Schnittverletzungen
Verwenden Sie unpassendes und/oder unscharfes Schneidewerkzeug, führt dies oft zu Verletzungen sowie Quetschungen an den gewünschten Schnittstellen. Durch Quetschungen wird die Nährstoffversorgung in den darüber liegenden Bereich eingeschränkt. In den meisten Fällen sterben die betroffenen Zweige innerhalb kürzester Zeit ab.
Sind Triebe durch unscharfes Schneidewerkzeug nur angeritzt, liegt eine offene Wunde vor. In der Regel verkraftet dies ein gesunder Zwergobstbaum, wenn es sich um ein oder zwei Triebe handelt. Erfolgt aber gleichzeitig ein Rückschnitt, steigt das Risiko einer Pilzinfektion. Verletzungen bieten optimale Bedingungen für Pilze, in das Pflanzeninnere zu gelangen. Als geeignetes Schnittwerkzeug eignen sich zum Beispiel:
- Rosenscheren
- Kleine Baumscheren
- Kneifscheren für dickere Triebe/Zweige
- Scharfes Messer mit leichter Zahnung für dünnere Triebe/Zweige
Schösslinge
Wenn Sie einen Schössling am Fuße des Stammes entdecken, können Sie diesen zur Vermehrung nutzen. Dies sollten Sie zügig erledigen oder zumindest schnell den Schössling entfernen, denn er beeinträchtigt das Wachstum Ihres Zwergbäumchens negativ und kann die Blüten- sowie Fruchtbildung mindern.
Gartenschere als Allround-Werkzeug
Garten- und im speziellen Rosenscheren lassen sich vielseitig im Garten oder bei der Balkonbepflanzung einsetzen. Schnell ist der Griff nach dem Allround-Werkzeug getan und mit diesem von Pflanze zu Pflanze und von Zweig zu Zweig geschnitten. Das kann fatale Folgen nicht nur für Ihren Zwergobstbaum haben. Gartenwerkzeuge sollten grundsätzlich nach jeder Bearbeitung einer Pflanze neu desinfiziert werden, denn sie können Krankheiten und Schädlinge übertragen, ohne dass Sie das merken. Deshalb: immer nur desinfiziertes Schneidewerkzeug an Zwergobstbäume ansetzen.