Zimmerhibiskus schneiden – Anleitung + Tipps zum Schnitt
Inhaltsverzeichnis
Wer einen Hibiscus sein Eigen nennt, kann sich bei guter Pflege für viele Jahre an seinen prachtvollen Blüten erfreuen. Zu der optimalen Pflege gehört auch der Pflanzenschnitt. Dieser bildet die Grundvoraussetzung für ein dichtes Blattkleid, viele Blüten und ein gesundes Wachstum. Auch die Form wird durch Kürzen der Zweige bestimmt. In manchen Fällen ist sogar ein Radikalschnitt notwendig. Die folgende Anleitung beschreibt detailliert, wann Sie wie beim Schnitt vorgehen sollten.
Zeitpunkt
Einen Rückschnitt können Sie bei dem Zimmerhibiskus im Herbst oder im Frühjahr vornehmen. Optimale Zeitpunkte bilden die Monate September/Oktober sowie März/April. Voraussetzung ist, dass der Zimmerhibiskus keiner Kälte ausgesetzt ist. Das bedeutet, zieht die Pflanze im Herbst in ein kühleres Winterquartier, ist der Schnitt rund zwei Wochen zuvor zu erledigen.
Im zeitigen Frühjahr sollte der Zimmerhibiskus bereits aus seinem Winterquartier geholt worden sein, bevor ein Schnitt durchgeführt wird. Zimmertemperaturen zwischen 20 Grad Celsius und 22 Grad Celsius sind optimal. Ein Kürzen einmal im Jahr ist völlig ausreichend.
Schneidewerkzeug
Geschnitten werden sollte der Zimmerhibiskus grundsätzlich nur mit geeigneten Schneidewerkzeugen. Das „Hümken“ aus der Küche oder die Bastelschere der Kinder eignen sich dazu absolut nicht. Empfehlenswert ist der Kauf einer speziellen Pflanzenschere, die es für wenig Geld und in den unterschiedlichsten Größen im Fachhandel gibt. Alternativ können Sie auch ein Messer verwenden, das über eine glatte Klinge verfügt. Dies sollten Sie allerdings ausschließlich für diesen Zweck verwenden und es nicht zwischen Bratenschneiden und Pflanzenschnitt wechseln.
Schneide-Hygiene
Einen sehr wichtigen Punkt beim Schneiden eines Zimmerhibiskus, bekleidet die Hygiene des Schnittwerkzeugs. Über dieses gelangen in unzähligen Fällen gefährliche Viren sowie Bakterien oder andere Krankheiten auf sowie in die Pflanze. Aus diesem Grund ist es extrem wichtig, dass nach oder vor jeder Verwendung von Schneidewerkzeug, dieses professionell desinfiziert wird. Ohne die Desinfizierung sollte niemals ein Schnitt von Blüten oder Zweigen erfolgen.
Zur Auswahl stehen Ihnen verschiedene Desinfektionsmethoden:
Erhitzen
Mit einem Gas-Brenner oder angezündetem Spiritus können Sie Messer- und Scherenschneiden sorgfältig desinfizieren. Dazu halten Sie die Klingen/Schneiden einige Sekunden tief in die Flamme hinein. Je tiefer sie geführt wird, desto heißer ist die Temperatur und desto intensiver erfolgt die Desinfektion des Schneidewerkzeugs. Vorsicht ist natürlich geboten, damit weder Hautverbrennungen entstehen oder brennbare/entflammbare Geräteteile des Schneidewerkzeugs nicht schmelzen beziehungsweise in Brand geraten.
Alkohol
Eine der gängigsten Methoden der Desinfektion ist die Verwendung von Alkohol. Dazu eignet sich reguläres 70-prozentiges Isopropanol, wie es für die medizinische Hautdesinfektion auch benutzt wird. Erhältlich ist dieses in Apotheken, Drogerien und gut sortierten Supermärkten. Eine Alternative bietet Spiritus. Dieser wird mit destilliertem Wasser zu einer 70-prozentigen Spiritus-Lösung gemischt. /0-prozentiger Spiritus ist zwar auch erhältlich, kostet aber im Vergleich deutlich mehr.
Die Desinfektion erfolgt, indem Sie das Schneidewerkzeug in die Lösung/das Isopropanol legen. Dort lassen Sie es rund zwei Minuten eingetaucht. Achten Sie darauf, dass insbesondere die Schneiden/Klingen vollständig mit der Flüssigkeit abgedeckt sind. Optimal ist es, wenn auch der Griff desinfiziert wird. So können Sie beim Anfassen des Griffs und anschließendem Berühren der Klingen, keine Keime wieder auf die Klingen/Schneiden übertragen. Nach Ablauf der Eintauchzeit lassen Sie die Flüssigkeit einfach an der Luft abtrocknen. Legen Sie das Schneidewerkzeug dazu auf ein sauberes Tuch oder besser, auf ein Küchenpapier.
Chemische Desinfektion
Wer auf Nummer sicher gehen möchte, kann sich chemischen Desinfektionsmitteln bedienen. Diese wirken sehr effektiv und zuverlässig gegen Bakterien, Keime, Viren und viele andere Krankheitserreger. Es bietet der Hersteller BAYER zum Beispiel die fünfprozentige Lösung „Dimanin“ an. Hier wird das Schneidewerkzeug entweder vollständig eingetaucht oder mit einem sauberen Lappen an den Klingen/Schneiden abgewischt. Letzteres bietet vor allem dann einen Vorteil, wenn Sie nach dem Schneiden von Ihrem Zimmerhibiskus weitere Pflanzen kürzen möchten. Mit dem Abwischen und chemischer Desinfektion verhindern Sie unkompliziert die eventuelle Übertragung von Bakterien und Viren auf die nachfolgenden Pflanzen. Auch ist die Desinfektion schnell nach dem Schnitt erledigt und das Werkzeug kann sauber gereinigt gelagert werden.
Schneidetechnik
Besonders wichtig ist beim Abschneiden von Zimmerhibiskus-Zweigen und/oder Stämmen, wie diese geschnitten werden. Ein gerader Schnitt sollte hier vermieden werden. Ratsam ist ein schräger Schnitt. Dieser hält die Schnittfläche kleinflächiger, als ein gerader Schnitt. Zudem erlaubt ein Schrägschnitt das bessere Ablaufen von Wasser, wenn Sie Ihren Zimmerhibiskus von oben gießen oder besprühen sollten. In der Konsequenz bedeutet dies, dass die Schnittstelle schneller abtrocknen kann und damit die Chance auf den Eintritt von Bakterien, Viren oder anderen Krankheitserregern reduziert wird.
Nach dem Schnitt
Wenn Sie Ihren Zimmerhibiskus im Herbst einem Rückschnitt unterziehen und ihn anschließend an einem kühlen Ort überwintern lassen möchten, sollten Sie die Schnittwunden nachbehandeln. Im Herbst steigt die Luftfeuchtigkeit in der Regel extrem an und die kühle Temperatur im Winterquartier sorgt für ein verlangsamtes Abtrocknen der Schnittwunden. Das bedeutet wiederum, dass diese lange offen bleiben und die Chance auf das Eindringen von Bakterien, Viren und anderen Krankheitserregern deutlich erhöht ist. Hier können Sie intelligent vorbeugen, indem Sie die Schnittstellen desinfizieren und/oder versiegeln.
Bei einem Rückschnitt im Frühjahr oder ohne Überwinterung an einem kühleren Ort, ist die Nachbehandlung nicht unbedingt erforderlich. Wenn der Hibiskus warmer Raumtemperatur ausgesetzt ist, trocknen die Schnittstellen in der Regel sehr zügig. Eine Desinfektion schadet der Pflanze aber dennoch nicht.
Folgende Möglichkeiten stehen Ihnen zur Desinfektion und einer Versiegelung zur Auswahl:
- Harz und Wachs zur Versiegelung
- Zimt und Kohlepulver zur Desinfektion
- Zinkstaub desinfiziert und versiegelt gleichzeitig
Schnittarten
Um den Zimmerhibiskus einen passenden Schnitt zu verabreichen, bieten sich verschiedene Schnittarten an. Diese beziehen sich überwiegend auf die Form und das Wachstumsvermögen. Aber auch für den Fall einer lebensbedrohlichen Erkrankung oder eines Parasitenbefalls, kann eine spezielle Schnittart Ihrem Zimmerhibiskus das Leben retten.
Erziehungsschnitt
Bei dem Erziehungsschnitt handelt es sich um eine Schnittart, welche überwiegend bei jungen Zimmerhibisken angewendet wird. Dieser wird auch als Wachstumsschnitt bezeichnet und dient dazu, den meist mit wenigen Trieben ausgestatteten Jungpflanzen, zu mehr Volumen und Dichte zu verhelfen. Der Erziehungsschnitt wird in der Regel im Herbst erledigt, kann aber im Frühjahr nachgeholt werden, sollte er im Herbst vergessen worden sein. Bei Erziehungsschnitt gehen sie wie folgt vor:
- Alle Triebe und den Stamm um Dreiviertel abschneiden
- Quer wachsende Zweige direkt an der Verzweigung abschneiden
- Schnittdauer: während der ersten drei Lebensjahre beziehungsweise bis ein dichtes Wachstum zu sehen ist
Hochstammschnitt
Sehr beliebt und dekorativ ist der Hibiscus als Hochstamm-Pflanze. Da dieser beim Kauf meist deutlich teurer ist, als herkömmliche Hibisken, lohnt sich es sich, den Hochstamm bei Jungpflanzen selbst mit dem richtigen Schnitt in Angriff zu nehmen. Allerdings benötigen Sie dabei etwas Geduld, denn „fertig“ ist der Hochstamm-Hibiskus meist erst nach vier oder fünf Jahren. So sieht der optimale Hochstammschnitt aus:
Im ersten Lebensjahr
- Alle Seitenzweige bis auf zwei oder drei Knospen kürzen
- Der Stamm wird nicht geschnitten
In den folgenden Lebensjahren
- Alle Verzweigungen so viel kürzen, dass noch zwei oder drei Knospen stehen bleiben
- Den Leittrieb bis auf fünf oder sechs Augen kürzen
Abschlussschnitt
- Stark entwickelte Zweige bis auf ein oder zwei Augen abschneiden
- Krone bei Bedarf einen Formschnitt geben
Erhaltungsschnitt
Der Zimmerhibiskus benötigt spätestens als erwachsene Pflanze den sogenannten Erhaltungsschnitt. Dabei werden alte Zweige entfernt und Platz für neue Triebe geschaffen. Der Erhaltungsschnitt sorgt dafür, dass ein dichtes Blattkleid bestehen bleibt, die Pflanze kraftvoll weiter wächst und sich jedes Jahr aufs Neue zahlreiche Blüten zeigen.
Diese Schnittart wie folgt einmal im Jahr durchgeführt:
- Verdörrte und erkrankte Zweige abschneiden
- Verweichte oder schwach aussehende Zweige oberhalb von drei oder vier Augen abtrennen
- Zweige, die zu stark einseitig herausragen, an der tiefsten Verzweigung kappen
Verjüngungsschnitt
Mit zunehmendem Alter nimmt bei Zimmerhibisken meist auch die lichten Stellen zu. Wenn Sie dies vermeiden, beziehungsweise lichte Stellen wieder schließen möchten, dann ist der sogenannte Verjüngungsschnitt die richtige Wahl. Abgesehen von der Optik, zerren die vertrockneten Zweige unnötig an den Nährstoffreserven und verringern dadurch die Nährstoffversorgung für neue Triebe und den Wuchs von Blüten. Das bedeutet, ein Verjüngungsschnitt sollte alle paar Jahre spätestens vorgenommen werden.
Die Vorgehensweise ist abhängig, von der Pflanzendichte:
- Bei starken Auslichtungen erfolgt ein Rückschnitt um mindestens zwei Drittel der Zweige und des Hauptstamms
- Bei normaler Auslichtung reicht ein Rückschnitt von einem Drittel sowie ein Abschnitt verdörrter und quer wachsender Zweige
- Bei dem vorbeugenden Lichtungsschnitt werden nur vertrocknete Zweige herausgeschnitten
Radikalschnitt
In manchen Fällen werden Sie nicht umher kommen, einen Radikalschnitt vornehmen zu müssen. Das kann zum Beispiel sein, wenn Ihr Hibiscus stark durch eine Erkrankung wie eine Pilzinfektion geschädigt wurde oder ein Parasit einfach nicht schnell genug zu bekämpfen ist/war. Auch bei einer starken Wurzelfäule und dem Rückschnitt der Wurzeln, ist ein Radikalschnitt meist unerlässlich, damit die feuchten Zweige und Stämme nicht zu schimmeln beginnen und die Pflanze wieder Kraft für ein erneutes Austreiben erhält. Eine Garantie, dass der Hibiscus sich nach Erkrankungen oder einem Schädlingsbefall wieder erholt, gibt es allerdings nicht.
Jedoch stehen die Chancen je nach Schwere, sehr gut. Beim Radikalschnitt aufgrund von Erkrankungen oder Schädlingen, gehen Sie aber anders vor, als beim Radikalschnitt, welcher der Pflanze neue Energie zum verbesserten Wachstum verleihen soll. Der Radikalschnitt bei Erkrankungen und Schädlingen wird folgendermaßen durchgeführt:
- Alle Zweige bis auf die untersten Verzweigungen komplett wegschneiden
- Hauptstamm bis kurz über den ersten Verzweigungen über der Erdoberfläche kürzen
Radikalschnitt für verbessertes Wachstum:
- Prozess über mindestens zwei Jahre, besser drei bis vier Jahre hinauszögern
- Erstes Jahr ein zwei Drittel zurückschneiden
- Folgende Jahre jeweils ein wenig mehr als im Jahr davor
- Rückschnitt ist erfolgt, wenn der Hauptstamm mit ersten Verzweigungen circa fünf Zentimeter über der Erdoberfläche liegt
- Danach wird im Folgejahr der Erziehungsschnitt angewandt