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Zen-Garten – Bedeutung und Miniatur-Garten selbst anlegen

Zen-Garten helfen bei der Meditation, Meditation hilft uns, trotz Stress, Ärger und Sorgen gesund zu bleiben – also ist ein Zen-Garten heute eigentlich für jeden denkenden und mitfühlenden Bürger ein Muss. Diesen Zen-Garten können Sie leicht selbst anlegen, es folgt die Anleitung für draußen und drinnen:

Video-Tipp

Der Sinn und Zweck des Zen-Gartens

„Zen“ ist das Kurzwort für Zen-Buddhismus, eine in Japan ab dem 12. Jahrhundert aus China adaptierte Religion, der heute rund 80 % der Japaner angehören (gleichzeitig mit dem urjapanischen Shintoismus, ohne genaue Abgrenzung). Pflege/Meditation im Zen-Garten ist einer der Wege, den Zen-Buddhismus zu praktizieren, neben Teezeremonie, Schreibkunst, Blumenarrangement, kunstvolles Bambusflötenspiel und Kampfkunst.

Gleichzeitig bleibt die Kunst der Gartengestaltung auch im Zen-Garten nicht unbeeinflusst von der japanischen Gartenkultur, die wiederum Ausdruck der japanischen Philosophie und Geschichte ist. Die Sonderform des japanischen Gartens, die im Deutschen umgangssprachlich Zen-Garten genannt wird, heißt in Japan Kare-san-sui, auf Deutsch „trockene Landschaft“ oder „ausgetrocknete Landschaft“. Also ein japanischer Steingarten, Trockengarten oder Trockenlandschaftsgarten, viele der berühmtesten japanischen Gärten sind im Kare-san-sui-Stil gestaltet.

„Erlaubt“ sind im Zen-Garten nur Kies, Steine, Felsbrocken und Moos als einzige Pflanzenart, Wasser wird durch wellenförmige Strukturen in den Kies- oder Sandflächen angedeutet. Für Zen-Mönche gehört die Betrachtung der Kare-san-sui ebenso zur Meditation wie das Rechen der Felsengärten.

Beides ist für einen nicht in der Kunst der Meditation erfahrenen deutschen Gärtner vielleicht nur Anlass, im Alltag einen Moment Ruhe einkehren zu lassen – aber genau darum geht es, ab und zu mal Ruhe im Alltag bringt sehr viel, wie Sie bereits bei der Planung Ihres Zen-Garten merken werden:

Die Gestaltungsprinzipien der Zen-Gartenkunst

Da in einem Zen-Garten nur Kies, Steine, Felsbrocken und Moos gestaltet werden müssen, während das Wasser durch Schaffung wellenförmiger Strukturen im Kies lediglich angedeutet wird, sind bei der Gestaltung nicht allzu viele Grundprinzipien zu beachten. Diese sollten aber vermutlich sorgfältig beachtet werden, um in den Jahrhunderten zur Vollendung entwickelte harmonische Wirkung zu erzielen:

  • Eine definierte Grundfläche wird mit Sand oder Kies belegt
  • Darauf werden Steine verteilt
  • Diese Felsbrocken sollen Hügel und Berge darstellen, also nicht zu gleichmäßig geformt sein
  • Die Anordnung der Steine darf kein logisches Muster oder eine geometrische Form ergeben
  • Die Steine sollen vielmehr so „zufällig herumliegen“, wie es in der Natur der Fall ist
  • Die Steine sollten in ungerader Anzahl „verstreut“ werden
  • Meist werden fünf oder sieben große Steine verwendet
  • Keine zwingende Begrenzung, sondern eher der Größe des belegten Areals geschuldet
  • Die Steine können zu Gruppen zusammengefasst verteilt werden oder einzeln platziert werden
  • In die Kiesflächen werden mit einem Holzrechen geschwungene Linien gezogen
  • Wie tief und/oder breit, bleibt dem Gestalter überlassen
  • Diese geschwungenen Linien sollen die natürlichen Strukturen von Gewässern symbolisieren
  • Ob durchlaufender Bach oder auf den Zen-Garten begrenzter Teich, entscheidet der Gestalter
  • Wichtig ist nur, dass innerhalb des Zen-Garten kein Anfang oder Ende der Linien auffällt
  • Wenn sich mehrere „symbolische Gewässer“ berühren, sollten auch die Linien der Muster ineinander übergehen
  • Die Gewässer-Flächen werden um die Steine herum angelegt, weil sie die Steinsetzungen hervorheben sollen
  • Entscheidend ist hierbei, dass die geharkten „Wasserlinien“ um die zuvor platzierten Steine herum fließen
  • Schon zuerst die Linien in den Sand zu zeichnen und dann die Steine auf ihnen zu platzieren, ist nicht zulässig
  • Ein solches Vorgehen gälte als erfolgloser Versuch, ein Abbild der Natur herzustellen
  • Strenge Regeln, ein schlichtes und klares Ergebnis; genau so soll es auch sein
Zen Garten

Der wohl berühmteste Zen-Garten Japans im Kare-san-sui-Stil wurde Mitte des 15. Jahrhunderts angelegt und ist die Hauptattraktion des Zen-Tempels Ryōan-ji in Kyōto. 30 x 10 Meter fein gerechter Kies mit ein paar in Moos-Gruppen verstreuten Steinen – das macht den ganzen berühmten Zen-Garten aus (die alte Wand im Hintergrund mit ihren feinen braun-orange Tönen spiegelt ein eigenes ästhetisches Konzept).

Macht scheinbar den ganzen berühmten Zen-Garten aus, in Wirklichkeit ist das Ganze eine wohl durchdachte, komplizierte Komposition: Es sind 15 Steine, die aus keinem Blickwinkel alle zusammen sichtbar sind; das Areal hat genau die passende Größe, um die Steine derartig zu verteilen. Das Moos wurde ebenso in genau definierter Größe um die Steingruppen angesiedelt wie die umgebenden geharkten kreisrunden „Wasserflächen“, der Rest der Kiesfläche wird in einer geraden Parallele zur umgebenden Mauer geharkt. Diese Mauer rahmt den Zen-Garten nur im Süden und Westen und gibt den Blick auf die Bäume und Sträucher des dahinter liegenden begehbaren Gartens frei; im Norden schließt sich das Tempelgebäude mit einer Sitzterrasse an, von der man den Steingarten überblicken kann.

Selbst in Japan zeigt der Ryōan-ji-Garten den Gipfel der Selbstbeschränkung auf die Zen-Gestaltungsprinzipien. Schon mit Kies, Moos und Steinen können immer noch entspannende Ensembles entstehen, die recht lebendige Landschaften abbilden. Manchmal dürfen es auch ein paar (Pflaster-) Steine mehr sein, und die drumherum wachsenden Pflanzen können das Bild des Zen-Garten gewaltig beeinflussen. Wenn der Zen-Garten im niedersächsischen Verden liegt, findet manche Pflanze außer Moos Platz, ohne dass der Zen-Charakter verloren geht.

Zen-Garten im Garten, Step by Step

Schon die Anlage des Zen-Garten gehört zur „überlegten Beruhigung“, der der Garten später dienen soll. Deshalb folgt eine klar gegliederte Step-by-Step-Anleitung, damit Sie beim Durchgehen der einzelnen Punkte jeweils auch die Gedanken schweifen lassen können:

1. Fläche festlegen

Das Areal für Ihren Trockengarten sollte möglichst zentral liegen, aber doch so weit von den häufig begangenen Wegen entfernt wie möglich. Perfekt wäre es natürlich, wenn Sie vom Schreibtisch auch noch einen Blick auf die frisch geharkten Flächen erhaschen können, weil nicht nur „Zen mit der Harke“, sondern auch schon der pure Anblick beruhigt.

Da es auf die Größe im Grunde nicht ankommt, können Sie diese festlegen, nachdem Sie den passenden Platz gefunden haben. Für dessen Auswahl auch noch entscheidend ist, dass es sich um ein möglichst ebenes Stück Garten handeln sollte – zumindest für die Kiesfläche, Hügelchen lassen sich wunderbar einbauen, wenn sie mit Moosen bepflanzt werden.

Ob es ein Outdoor-Zen-Garten im Miniaturformat wird, weil in Ihrem Garten auch sonst noch einiges los ist, oder Sie den ganzen Garten nach Zen-Prinzipien gestalten und die Gartenpflege damit auf einen Jahreseinsatz von 10 min reduzieren, ist nur dann wichtig, wenn Sie nicht ganz kleine Sträucher oder Bäume mit einbeziehen möchten. Sicher möglich, aber ein Baum mit Moos und einem Quadratmeter Kies drumherum sieht dann doch eher albern aus.

2. Boden ebnen

Entspannung pur bringt der Zen-Garten nur, wenn das Auge auf der Kiesfläche ruhen kann, und das kann es nicht, wenn sich in kleinen Unebenheiten der Bodenfläche dauernd das Licht bricht. Also Wasserwaage und Richtschnur besorgen und die vorgesehene Fläche in alle Richtungen prüfen. Bei kleinsten Hügelchen hilft der Spaten, flache, sanfte Höhen können mit dem Rasenmäher brutal, aber wirkungsvoll geebnet werden (am besten mit einem stumpfen Rasenmäher, weil das Messer wahrscheinlich geschärft werden muss, wenn Sie Bodenflächen angegangen sind).

Wenn der Boden eben ist, muss weicher Boden ev. noch verdichtet werden, entweder mit der Walze oder indem Sie ihm Zeit zum Setzen geben.

3. Barriere für den Rand auswählen

Eine Abgrenzung am Rand hilft sehr, wenn der Zen-Garten in den Garten integriert werden soll. Mangels alter Klostermauern werden Sie Rasenkantensteine, kleine Buchssträucher oder Ähnliches vorsehen müssen.

4. Kies zum Ausfüllen

Erkundigen Sie sich bei einem örtlichen Baustofflieferanten, welcher Kies/grober Sand für Ihr Vorhaben am besten geeignet ist. Es gibt verschiedene Größen, scharfkantige Steinchen und runde Kiesel; letztere lassen sich zu weichen Linien harken, während der scharfkantige Kies mehr Ausdruck in die Fläche bringt.

Zen-Garten

Der Kies bietet aber noch viel mehr Möglichkeiten, bis hin zur künstlerischen Betätigung – er wird immerhin in weiß, grau, beige und in mehreren Farben angeboten.

5. Große Feldsteine

Die Felsbrocken für den Zen-Garten gibt es auch beim Baustoffhändler, aber vielleicht auch im Steinbruch, falls ein solcher bei Ihnen in der Nähe liegt. Denken Sie daran, nicht die schönsten, rundesten Steine auszuwählen, ein paar Bruchkanten sind gerade gewünscht (und denken Sie n die ungerade Anzahl der Felsbrocken).

6. Moos

Wenn Sie einen echten Zen-Garten mit Moos anlegen möchten, muss das zuerst gepflanzt werden. Vielleicht eher ungewohnt, weil Sie bisher nur damit konfrontiert waren, Moos aus dem Rasen zu entfernen: Moospflanzen gibt es zu kaufen, z. B. das Moos ‚Forest Green‘, das im Nu einen sattgrünen Teppich bildet.

7. Zen-Werkzeuge besorgen

Als Nächstes brauchen Sie eine gut in der Hand liegende Holzharke und einen Sandglätter.

8. Ein paar westliche Akzente?

Bei allem Respekt vor Zen-Traditionen: Erlaubt ist, was gefällt; und wenn alle möglichen selbsternannten Gurus bei uns Business-Zen, Ökologie-Zen, Street-Zen, Therapie-Zen und Wellness-Zen einführen, werden Sie der Idee des Zen keinen Schaden zufügen, wenn Ihr Zen-Garten durch ein paar Pflanzen geschmückt wird.

Sehr gut machen sich natürlich Bambuspflanzen im Zen-Garten – Anlage und Pflege bleibt aber nur dann „Zen“, wenn Sie Bambussorten pflanzen, die keine Rhizomsperre brauchen und auch ohne diese nicht Ihren Garten erobern wollen. Andernfalls schaffen Sie sich mit den „schnellwüchsigsten Pflanzen der Welt“ eher mehr Arbeit in den Garten. Auf ihrem Platz bleiben alle Bambusse der Bambusgattung Fargesia, die in jeder Höhe zwischen 1,5 und 6 Meter zur Verfügung stehen und bei uns sind sehr gut winterhart sind.

Für Miniatur-Zen-Gärten bieten sich Bambusse der Gattung Shibataea an, z. B. der kaum höher als einen Meter wachsende Mäusedorn-Bambus Shibataea kumasaca, ein horstbildender Zwerg-Bambus, der bis minus 20 Grad winterhart ist. Meiden sollten Sie die Bambusgattungen Pseudosasa, Phyllostachys und Semiarundinaria; vor allem Phyllostachys halten sich weder an die Grenzen des Zen-Garten noch an die Grenzen des restlichen Gartens.

Zen Garten

Aber dabei muss es nicht bleiben, Sie können alle bereits im Garten wachsenden Pflanzen integrieren, die „ihre Wurzeln bei sich behalten“. Oder die japanische Seite Ihrer Lieblingsblumen erforschen; hätten Sie gedacht, dass unser Stiefmütterchen zu den Symbolen der japanischen Stadt Osaka gehört? Sie können aus dem Zen-Garten sogar ein Projekt machen, das jeden gärtnerischen Ehrgeiz befriedigt: Es gibt zahlreiche Bonsai, die im Garten kultiviert werden.

9. Steine setzen und Kies verteilen

Jetzt wird es konkret, aber besser erst einmal auf einem Blatt Papier, mit dem Sie einige gemütliche Abende verbringen. Für das Verteilen des Kies könnten Sie sich im Baumarkt eine Walze leihen, so kommen Sie der Zen-Perfektion schon sehr nahe.

10. Nettes Zubehör

Es müssen keine Bonsai-Wacholder sein, die erst in ein paar hundert Jahren richtig was hermachen – Sie können Bambusartikel, Brücken, Buddhas, Pagoden, Schreine, Steinlaternen, Teehäuser, Tierfiguren und Trittsteine Wasserbecken.

11. Echtes Wasser integrieren?

Wasser in den Japangarten zu integrieren, entspricht nicht dem klassischen Zen-Garten, steht Ihnen aber trotzdem frei. Der Zielsetzung, Natur und Gestaltung in harmonische Balance zu bringen, steht ein Wasserbecken sicher nicht entgegen. Wo es Zubehör für Japangärten gibt, finden Sie auch eine Auswahl passender Becken.

12. Zen-Garten nutzen, und das häufig

Ob Betrachtung und Kies-Harken „nur“ für mehr Gelassenheit und Entspannung sorgen sollen oder Sie die Meditation ernsthaft angehen wollen: Der Alltag als Übung ist der Weg zur Verwandlung; und meditieren lernt man auch nur durch meditieren.

Tipp:

Falls Sie mit dem Anlegen des Zen-Garten noch nicht ausgelastet sind oder die Meditation noch nicht die erwünschte Ruhe bringt: Sie können mit dem Rest des Gartens weitermachen, vielleicht mit einem Stück Garten, das nach der Feng-Shui-Lehre gestaltet wird. Dann kann der Entspannung gleich ein Stück weiter der ungehinderte, positive Energiefluss folgen, der das Chi frei fließen lässt und Yin und Yang in die richtige Balance bringt.

Miniatur-Zen-Garten: Indoor-Version

Zengarten - indoor

Einfache Mini-Zengärten gibt es fertig zu kaufen; selber anlegen kostet einen einigermaßen erfahrenen Hobby-Handwerker aber auch nur einen Abend:

  • Aus Holzbrett und Holzleisten einen rechteckiger Rahmen gewünschter Größe bauen
  • Etwa die Größe eines Din-A4-Blattes lässt sich auf dem Schreibtisch oder Wohnzimmertisch gut händeln
  • Mit Sand oder Kieselsteinen befüllen, auch hier können Sie zwischen fein und grob und verschiedenen Farben wählen
  • Oder Sie entscheiden sich für eine besonders edle Variante und füllen den Rahmen mit kleinen Halbedelsteinen
  • Sternzeichen-Edelsteine oder Schutzsteine für/gegen bestimmte Emotionen geben dem Miniatur-Garten Persönlichkeit
  • Trommelsteine in Wunschfarbe eröffnen eine Fülle von Design-Möglichkeiten
  • eine ganz kleine Harke

Und schon kann es losgehen, auch das Harken mit einer ganz kleinen Holzharke wirkt sehr entspannend und macht außerdem ziemlich viel Spaß, weil man hier unendliche neue Muster erfinden kann. Aber auch bei der Miniatur-Version ist natürlich bei der einfachsten Variante noch lange nicht Schluss: Auch hier können größere Steine integriert werden, kann ein Indoor-Bonsai in die Mitte gepflanzt werden, findet vielleicht sogar ein kleines Wasserbecken mit einem Miniatur-Seerosenteich Platz.

Aber beim Miniatur-Zen-Garten für den Schreibtisch wird gewöhnlich ganz bewusst auf Dekoration verzichtet, weil sonst nicht viel Fläche für „kontemplatives Harken“ übrig bleibt. Es sei denn, Sie ordnen die Deko außen herum an dem Platz an, an dem der Miniatur-Zen-Garten steht, wenn er gerade nicht benutzt wird. Dort, z. B. im Blumenfenster oder auf dem breiten Fensterbrett, kann der Mini-Zengarten inmitten von Bonsais stehen, ein Zimmerbambus (Bambusa ventricosa, Buddhabauch-Bambus) im Kübel und japanische Deko drumherum könnten das Bild vervollständigen.

Tipp:

Eine dritte Möglichkeit ist der Zen-Garten auf dem Balkon. Vor allem auf einsehbaren Balkonen bringt er gleich noch zwei Zusatznutzen: Aufgeräumter sah der Balkon noch nie aus, und zahlreiche Nachbarn können gleich mit entspannen.

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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