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Wilde Tulpe, Tulipa sylvestris – Pflege und Vermehren

wilde Tulpe - Tulipa sylvestris
BerndH, Tulipa sylvestris 230405, bearbeitet von Hausgarten, CC BY-SA 3.0
BerndH, Tulipa sylvestris 130405, bearbeitet von Hausgarten, CC BY-SA 3.0

Die Wilde Tulpe gehört zu den besonders gefährdeten Arten auf der Roten Liste. Jahrzehnte lang wuchs sie wild als Beikraut auf Weinbergen, ursprünglich stammt sie aus dem Mittelmeerraum und Vorderasien. Mit der Professionalisierung, und vor allem auch mit der Verwendung von Herbiziden im Weinanbau, sind die Tulipa sylvestris bei uns fast vollständig von der Bildfläche verschwunden. Das allein ist schon Grund genug, die hübschen, gelb blühenden Liliengewächse in die Gärten zu holen und sie dort zu pflegen und zu vermehren.

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Standort und Boden

Als wärmeliebende Pflanze aus dem südlichen Europa wächst sie auch bei uns am liebsten an sonnigen und warmen Standorten. Mit kalten Wintern kommen sie dennoch sehr gut klar und benötigen keinen weiteren Winterschutz. Im Gegenteil, unter einem vorsorglichen Winterschutz könnte zu viel Feuchtigkeit entstehen und Pflanzenteile würden verfaulen. Auf zu viel Feuchtigkeit außerhalb ihrer Blütezeit reagiert die Wilde Tulpe sehr empfindlich. Der Boden sollte locker und nährstoffreich sein. Ein pH-Wert zwischen 8 und 10 ist ideal. Auf verdichtete Böden, auf Konkurrenz mit Rasenflächen sowie auf den Einsatz von Herbiziden reagiert sie sehr empfindlich. Das ist letztendlich auch der Grund, warum man sie in den Weinbergen, zumindest auf den konventionell bewirtschafteten Flächen, in Deutschland kaum noch antrifft. Auch ihre natürlichen Standorte, wie lichte Naturwiesen in Wäldern, werden immer weniger.

Gießen und Düngen

Während der Blütezeit mögen es die Tulipa sylvestris gerne recht feucht. In dieser Zeit, besonders wenn es nur wenig Regen gibt, sollte man den Boden immer gut feucht halten. Ungefähr 2-3 Wochen nach der Blüte dann keine zusätzlichen Wassergaben mehr verabreichen. Den Sommer verbringen sie am liebsten im Trockenen. Wenn der Standort ideal ist, benötigen die Tulipa sylvestris Arten eigentlich gar keine gärtnerische Pflege, auch keine Düngung. Um die Blühwilligkeit zu forcieren, trifft man mitunter auf die Empfehlung, sie während der Blütezeit wöchentlich zu düngen. Hier sollte jeder mit der Zeit auf seine eigenen Erfahrungen vertrauen. Auf jeden Fall wird aber nach der Blüte nicht mehr gedüngt.

Schneiden

Einen Rückschnitt benötigt die Wilde Tulpe nicht. Möchte man keinen Samen erhalten oder vermeiden, dass sie sich durch ihren Samen vermehrt, kann man die verblühten Pflanzenteile abschneiden. Damit sorgt man auch gleichzeitig dafür, dass die Kraft nunmehr in die nächste Zwiebelgeneration wandert, die dann im nächsten Jahr wieder viele neue Blüten hervorbringen. Die Blätter bleiben an der Pflanze, bis sie richtig vertrocknet sind. Dann lassen sie sich ganz einfach entfernen.

Vermehren

Die Tulipa sylvestris vermehren sich generativ, durch Samen und vegetativ, durch Brutzwiebeln. Wenn ihnen Standort und Lebensumstände behagen, vermehren sie sich daher recht gut. Wenn es zu viel wird, kann man im Spätsommer bis Herbst einzelne Zwiebeln mit samt der Brutzwiebeln ausheben. Jetzt lassen sich die Brutzwiebeln entfernen und an anderer Stelle einsetzen oder den Nachbarn geben. Die Mutterzwiebel kann danach wieder zurück ins Erdreich gesetzt werden. Mit einem Rückschnitt direkt nach der Blüte verhindert man das Aussamen.

Vegetative Vermehrung

Das ist sicherlich die einfachste Art den Bestand der Tulipa sylvestris zu vergrößern und bedarf keiner gärtnerischen Aktivitäten. Möchte man jedoch den Standort verändern, weil der Wuchs und die Vermehrung an dieser Stelle zu wünschen übrig lassen oder einfach, um sie weiter zu verbreiten, müssen man im späten Sommer bis Herbst tätig werden. Jede Zwiebel treibt pro Jahr mindestens eine neue Tochterzwiebel an einem Ausläufer aus, je nach Wachstumsbedingung auch mehrere. Die alte Zwiebel ist zunächst erschöpft und wird im nächsten Jahr keine Blüten ausbilden. Die Brutzwiebeln werden dann von der Mutterzwiebel abgetrennt und 10-15 cm tief an ihren neuen Standorten eingesetzt. Am besten legt man gleich mehrere Zwiebeln, mit der Spitze nach oben, in eine Kuhle. Danach kommt Erde drauf und der Bereich wird vorsichtig festgetreten. Wenn große Zwiebeln dabei waren, können sie schon im folgenden Frühjahr zur Blüte kommen. Auf jeden Fall sollte sich aber ein Laubblatt gebildet haben.

Vorsicht:

Die Zwiebeln der Wild Tulpe aus dem Handel dürfen nicht in Weinbergen und in der freien Natur ausgepflanzt werden. Das wäre ein Eingriff in die natürliche, genetische Vielfalt. Ebenso darf man ohne Genehmigung der Naturschutzbehörden auch keine Zwiebeln aus der Natur und aus Weingärten verpflanzen und schon gar nicht für den eigenen Garten entnehmen.

Generative Vermehrung

Für eine Vermehrung im Garten ist eine bewusste Aussaat recht mühselig. Bis zur ersten Blüte kann es fünf Jahre dauern. Nach der Blüte im Frühjahr bilden sich die reifen Samen aus und können eingesammelt werden. Die Samen benötigen vor dem Austreiben einen Kältereiz durch Frost, damit wird ihre sogenannte Samenruhe gebrochen. Durch Feuchtigkeit, Wärme und länger werdende Tage im Frühjahr, fängt dann zunächst ein Spross an, in die Tiefe zu wachsen, um dort eine Zwiebel auszubilden. Nach oben hin kann man zunächst nur einen grasähnlichen Halm entdecken. Erst im darauf folgenden Jahr wird ein kleines tulpenähnliches Blatt sichtbar. Bis zur ersten Blüte können dann noch gut 3 Jahre ins Land gehen. Im Freiland ausgesetzt, braucht man sich um einen besonderen Winterschutz auch in diesen frühen Phasen nicht zu kümmern.

Arten

Im Handel stehen Zwiebeln von unterschiedlichen Wildarten der Tulpe zur Auswahl, von denen es dann wieder mehrere Varietäten gibt. Somit können die Farben und Formen der einzelnen Wildarten stark variieren:

  • Tulipa sylvestris Wilde Tulpe, Weinbergtulpe, Waldtulpe: blüht gelb-grünlich, Wuchshöhe bis 35 cm
  • Tulipa tardaStern-Tulpe: blüht gelb und weiß; wird nur 10 cm hoch; besonders gut für Steingärten geeignet; sehr vermehrungsfreudig
  • Tulipa bifloriformisTaschkent-Tulpe: blüht schneeweiß und gelb, meistens drei Blüten an kurzen Stielen; Wuchshöhe bis 30 cm
  • Tulipa humilisZwergtulpe: blüht weiß mit einem blau-violetten Herz, auch rot und violett blühende Sorten sind erhältlich; Wuchshöhe ca. 15 cm
  • Tulipa clusianaDamentulpe: blüht gelb mit eleganten, lanzettförmigen Blütenblättern; 1-2 Blüten je Pflanze; Wuchshöhe bis 30 cm

Fazit

In Gruppen gepflanzte Wildtulpen sind ein wunderschöner Blickfang in Steingärten oder in naturnah angelegten, sonnigen Beeten. Die sternenförmigen Blüten duften in der Sonne und locken besonders kleine Wildbienen an. Bei feuchter Witterung und in der Nacht schließen sich die Blüten. Wer den richtigen Standort für die Tulipa sylvestris gefunden hat, kann sich jahrelang an diesen robusten und bezaubernden Tulpen erfreuen.

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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