Wildbienenhotel bauen – Anleitung | Standort | Wann aufstellen?
Inhaltsverzeichnis
Ein Wildbienenhotel zu bauen trägt nicht nur zur Tiervielfalt im eigenen Garten bei und ermöglichen wunderbare Beobachtungen, es hilft den Nützlingen auch dabei, einen sicheren Wohnraum zu erhalten und trägt damit erheblich zum Tier- und Naturschutz bei. Leider sind viele fertige Hotels jedoch wenig für die als Einsiedler lebenden Wildbienen geeignet. Ein Eigenbau ist daher vorzuziehen.
Wildbienen
Um ein passendes Wildbienenhotel bauen zu können, sollten zuerst die Lebensweisen dieser Nützlinge bekannt sein. Wie auch die Honigbienen ernähren sie sich von Nektar, fliegen also Blüten an und bestäuben diese dabei. Eine wichtige Voraussetzung dafür, dass das Hotel auch angenommen wird, stellt also die passende Umgebung dar.
Ideal sind Gewächse, die auch als Bienenweiden oder Bienentrachtpflanzen bezeichnet werden – also eine anziehende Wirkung auf die Insekten haben. Darunter:
- Borretsch
- Buchweizen
- Gelber Steinklee
- Gewöhnliche Robinie
- Holzapfel
- Lavendel
- Linde
- Raps
- Thymian
- Ysop
Im Handel finden sich zudem auch spezielle Blütenmischungen, die gerne von Bienen angeflogen werden. Die passende Bepflanzung stellt aber natürlich nur einen Faktor dar, der das Wildbienenhotel zum Erfolg machen kann. Darüber hinaus muss auch berücksichtigt werden, dass Wildbienen solitär leben. Sie leben nicht wie Honigbienen als Volk. Stattdessen nutzen sie Löcher in Holz und der Erde, dürre Pflanzen sowie Risse im Mauerwerk und Ziegel, um sich selbst und ihrem Nachwuchs entsprechenden Schutz zu ermöglichen. Sie benötigen dafür ausreichend Platz und Abstand zu anderen Insektennestern.
Materialien
Damit die nützlichen Insekten das Wildbienenhotel auch beziehen, ist vor allem das Material entscheidend. Die Natur gibt hier eine klare Orientierung vor. Geeignet sind unter anderem:
- Holz
- Ziegel
- vertrocknete Pflanzentriebe
- Lehm und Sand
Holz
Einfach ein paar Holzstücke auslegen und schon ziehen Bienen ein? Ganz so einfach ist es leider nicht. Und auch wenn fertige Wildbienenhotels beziehungsweise Insektenhotels oft mit Holz bestückt sind, ist längst nicht jedes dafür geeignet. Bei der Wahl kommt es auf die folgenden Kriterien an:
- abgelagert und trocken
- frei von Rissen
- möglichst entrindet
- Längsholz
- unbehandelt
- Laubhölzer verwenden
Für das Wildbienenhotel bieten sich also Baumscheiben und Stämme von wenigsten 30 Zentimetern Länge aber auch unbehandeltes Feuer- oder Bauholz an. Damit Holzstücke als einzelne Räume im Wildbienenhotel dienen können, müssen sie mit Bohrungen versehen werden. Der Naturschutzbund empfiehlt Bohrlochdurchmesser von drei bis acht Millimetern.
Sie können jedoch auch bis zu einem Zentimeter groß sein. Der Abstand zwischen den einzelnen Löchern sollte wenigstens zwei bis drei Zentimeter betragen. Gebohrt wird in Längsrichtung und möglichst ins Längsholz. Hierdurch wird vermieden, dass Risse im Holz entstehen, denn diese werden von Wildbienen gemieden. Weiterhin sollten möglichst lange Bohrer verwendet, das Holz aber nicht vollständig durchgebohrt werden. Der Bohrstaub ist zu entfernen und eventuelle raue oder gesplitterte Bohrkanten werden glatt geschliffen.
Ziegel
Ziegel kommen in vielen Wildbienenhotels im Handel vor, jedoch meist die falsche Art. Hohl- und Lochziegel sind vollkommen ungeeignet und werden von den Bienen auch nicht genutzt. Wer darauf im Eigenbau nicht verzichten möchte, nutzt am besten Strangfalzziegel. Eine weitere Vorbereitung oder Bearbeitung dieser ist nicht von Nöten, da sie bereits Löcher in Längsrichtung aufweisen.
Vertrocknete Pflanzentriebe
In manchen Wildbienenhotels werden Weidenruten oder markhaltige Stängel eingesetzt, gebündelt und horizontal ausgerichtet – viele Insekten oder gar Wildbienen zeigen sich an diesen aber nicht. Sie entsprechen einfach nicht den bevorzugten Wohnräumen der Nützlinge.
Besser geeignet sind unter anderem:
- Bambus
- Schilf
- dürre Brombeerranken
- Stängel von Königskerzen
Diese sollten nicht gebündelt werden und zudem vertikal oder diagonal stehen. Denn Wildbienen orientieren sich am Vorbild der Natur und ordentlich, eng gebündelte und liegende Stängel kommen in dieser nun einmal nicht vor.
Lehm und Sand
Viele Wildbienenarten bohren Löcher in den Boden oder nutzen bereits vorhandene Gänge als Schlaf- und Nistplätze. In fertigen Wildbienenhotels werden aus diesem Grund teils Weidenruten-Lehmwände verwendet, die aber leider in den meisten Fällen ungeeignet sind. Trockener Lehm ist zu hart, um das Graben von Gängen zu ermöglichen.
Besser sind Kisten mit einer Mischung aus Sand und Lehm. Hierdurch bleibt das Material locker und ermöglicht den Bau von Gängen.
Grundgerüst
Ein Wildbienenhotel hat traditionell Wände und ein Dach, also eine Art Grundgerüst, in das die verschiedenen Materialien eingestellt werden können. Dieses sollte die folgenden Faktoren erfüllen:
- überstehendes Dach
- vierseitiger Rahmen
- Rückwand
- Seitenlängen von möglichst 80 bis 100 Zentimeter
- unbehandeltes Holz
Der Rahmen kann natürlich selbstgebaut werden, einfacher ist es aber, eine schlichte Holzbox zu kaufen. Zum Schutz vor Regen und zur leichten Beschattung kann auf diese noch ein Dach aufgebracht werden. Hierfür reicht ein einfaches Brett, das als Verlängerung einer Seitenwand fungiert und angeschraubt oder angenagelt wird.
Bauanleitung
Aufwand und Bauanleitung für das Wildbienenhotel unterscheiden sich natürlich davon, welche Ausgangsmaterialien verwendet werden. Wer eine fertige Holzbox nutzt, muss lediglich noch ein Dach anbringen. Soll das Gerüst vollständig selbstgebaut werden, sind die folgenden Schritte erforderlich:
- Vier Bretter als Rahmen, jeweils abschließend an den Kanten durch Nägel, Schrauben oder Winkel miteinander verbinden.
- Rückwand durch Nägel auf dem Rahmen fixieren.
- Wahlweise direkt eine breitere Seitenwand als überstehendes Dach verwenden oder ein zusätzliches Brett auf der Oberseite anbringen. Dieses kann wiederum angeschraubt oder angenagelt werden.
- Das Wildbienenhotel wird mit Räumen versehen, indem es mit vorgebohrten Holzstücken, Strangfalzziegeln, vertikal eingestellten Ranken und Stängel versehen wird. Auf den Boden können Kisten mit dem beschriebenen Sand-Lehm-Gemisch gestellt und weitere Materialien darüber gestapelt werden. Wichtig ist nur, dass die Kisten nur durch einige Löcher zwischen Holz, Ziegel und trockenen Pflanzenteilen erreichbar sind.
Standort
Das Wildbienenhotel kann bezugsbereit sein, steht es an der falschen Stelle, werden sich trotzdem keine Insekten darin aufhalten. Die Anbringung muss stabil sein, dass Wildbienenhotel darf nicht wackeln oder im Wind hängen. Es ist also empfehlenswert, es auf eine standsichere Unterlage zu stellen. Darüber hinaus müssen die folgenden Voraussetzungen erfüllt sein.
- sonnig aber nicht ungeschützt der prallen Mittagssonne ausgesetzt
- geschützt vor Regen und Wind
- erhöht stehend
Ideal ist es also, die Bienenunterkunft auf einen Tisch nahe einer Hauswand auf den Balkon oder in den Garten zu stellen. Die Nähe zu blütenreichen Sträuchern, Stauden und Blumen schadet ebenfalls nicht. Eine Ausrichtung gen Süden mit entsprechender Überdachung, Südosten oder Osten ist sinnvoll.
Schutz
Ein erfolgreich gebautes Wildbienenhotel soll die Nützlinge anziehen, wirkt damit aber auch attraktiv für deren Fressfeinde. Für Vögel stellt es immerhin ein regelrechtes Buffet dar. Damit der Einzug in das Hotel für die Bienen nicht fatal endet, sollten daher entsprechende Schutzmaßnahmen ergriffen werden.
- Bohrlöcher tief genug anlegen, mindestens acht bis zehn Zentimeter sollten es sein
- Materialien nach vorn abschließend einlegen, um Vögeln keine Landemöglichkeiten durch hervorstehende Elemente zu bieten
Ein blaues Netz mit einer Maschenweite von etwa drei Zentimetern vor das Wildbienenhotel spannen, der Abstand zwischen Netz und Hotel sollte etwa 20 Zentimeter betragen.
Das blaue Netz wird von Vögeln besonders gut als Hindernis erkannt und gemieden. Ist zugleich aber weitmaschig genug, um keine Gefahr für Vögel und andere Tiere darzustellen, die sich darin verfangen könnten.
Zeitpunkt
Es ist günstig, das Wildbienenhotel im Winter oder zeitigen Frühjahr aufzustellen, da sich die neu geschlüpften Bienen im Frühjahr auf die Suche nach einem passenden Unterschlupf begeben. Zudem sollte das Hotelganzjährig im Freien stehenbleiben. Die Larven benötigen ein Jahr, um sich zu adulten Wildbienen zu entwickeln. Ist erst einmal ein Weibchen eingezogen und hat ihre Eier abgelegt, ist das Hotel also ganzjährig bewohnt.