Wie und wo überwintern Mücken? Alle Infos auf einen Blick
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Entgegen zahlreicher Meinungen, überwintern Mücken (Nematocera), wenngleich auch nicht alle. Dies hängt vor allem von ihrem Geschlecht sowie des jeweiligen Entwicklungsstadiums ab. Während die Männchen bereits im Herbst sterben, bereiten sich die Weibchen ab circa Mitte Oktober auf den Winter vor. Ihre Eier haben sie dann schon gelegt, die zusammen mit den Larven auf den nächsten Sommer auch in eisiger Kälte warten. Manchmal ist der Mensch auch bei Minustemperaturen vor einem Mückenstich nicht sicher. Folgend wird erklärt, wie genau und warum die Mücken den Winter verbringen.
Winter-Mythos
Vielfach wird angenommen, dass Mücken nur in warmen Gefilden überleben. Dies beruht auf der Tatsache, dass im Herbst die Anzahl an den Nematocera meist deutlich abnimmt. Dies ist soweit auch richtig, aber das liegt daran, dass die männlichen Mücken sterben und nur noch die weiblichen Exemplare zurückbleiben. Das sind auch diejenigen, welche stechen. Während sich die männlichen Tiere rein durch Pflanzensäfte ernähren, benötigen die Weibchen vor allem nach einer Befruchtung zusätzlich Protein, welches sie aus menschlichen oder tierischen Blut aufsaugen.
In Sibirien überstehen die weiblichen Mücken mancherorts sogar Temperaturen bis unter 50 Grad Celsius minus. Dafür haben sie je nach Mückenentwicklung, verschiedene Strategien, um die kalte Jahreszeit lebend zu überstehen, um sich in dem folgenden Frühjahr wieder aktiv auf blutige Nahrungssuche zu begeben.
Die Anzahl der Stechinsekten ist also weniger von den kalten Außentemperaturen abhängig, sondern vielmehr von dem Frühjahr. Je feuchter dieser ist, desto mehr vermehren sie sich und schwirren in Massen durch den Sommer und Deutschlands Gärten oder Wohnungen.
Überwinterung
Die Mücken besitzen drei Strategien, die ihnen erlauben, den Winter auch bei extremen Minustemperaturen zu überleben:
- als Eier
- als Larven
- als weibliche erwachsene Mücke
In der letzten Handlung der im Spätsommer oder Herbst lebenden Mückenmännchen, befruchten diese noch die Weibchen. Diese legen ihre Eier in der Regel meist schon dort ab, wo die daraus sich entwickelnden Larven im Winter überlebensfähig sind.
Eier und Larven besitzen hervorragende Überlebenschancen in der Überwinterung, da sie aufgrund eines geringen Wasseranteils im Winter, kaum Angriffsfläche für eine Erfrierung bieten. Im Anschluss begeben sich die erwachsenden Mücken auf die Suche nach ihrem passenden Winterquartier.
Winterquartier
Ab Herbst suchen sich die Mücken einen Platz zum Überwintern. Sie bevorzugen kühle, trockene sowie vor Fressfeinden sichere Winterquartieren, weshalb sie vor allem im Herbst gern geöffnete Fenster und Türen nutzen, um in Kellern, Garagen, Viehställen oder Gartenhäusern einen optimal geeigneten Überwinterungsplatz zu finden. Dort fallen sie bei kalten Umgebungstemperaturen in die Winterstarre. Im Wasser überstehen die Eier die Winterkälte meist im Schlamm oder Morast beispielsweise von einem Teich. Auch in Regentonnen finden sie ein optimales Winterquartier. Hier werden sie von den Muttertieren abgelegt.
Die Larven setzen sich unterhalb der Wasseroberfläche ab. Ihr Atemrohr reicht durch die Wasseroberfläche und lässt sie Sauerstoff auch bei zugefrorenen Gewässern aufnehmen. sofern das Eis erst anschließend entsteht. Ist aber das Gewässer bereits vollständig mit Eis überzogen, bevor die Larven ihr Atemrohr nach oben richten können, überleben sie nicht lange. Ansonsten verbringen sie wie die erwachsenden Mücken, die kalten Wintermonate in der Winterstarre. Auch für die Eier bedeutet ein komplett zugefrorenes Gewässer den sicheren Tod durch Sauerstoffmangel.
Winterstarre
Sinken die Außen- oder Umgebungstemperaturen auf fünf Grad Celsius oder weniger, treten Mücken und ihre Larven in das Stadium der Winterstarre über.
Kälteschutz
Der Körper der Nematocera verleiht den Insekten einen besonderen Schutz, der das Erfrieren verhindert. Als wechselwarme Tiere reagiert ihr Körper auf die kalten Temperaturen, indem er die eigene Körpertemperatur ebenfalls reduziert. Gleichzeitig scheiden Moskitos, wie sie auch genannt werden, vermehrt Körperflüssigkeiten aus, um das mögliche Erfrierungspotenzial zu minimieren. Außerdem bindet sich vermehrt Wasser mit Eiweiß, das in der Folge auch den Salzgehalt im Körper erhöht. Des Weiteren bildet sich ein natürlicher Kälteschutz auf einer Glycerin-Basis im Blut, wie sie auch bei Wasserfrostschutzmitteln beispielsweise bei Fahrzeugen, benutzt werden. Das bedeutet, das Blut kann nicht frieren, wie das zum Beispiel bei Hunden als gleichwarme Tiere der Fall ist.
Organfunktionalität
Während der Winterstarre reduziert sich mit abnehmender Körpertemperatur die Organaktivität. Das Körpersystem fährt gleichmäßig bis in eine Art Standby-Modus runter und funktioniert nur noch mit einem Mindestmaß an Aktivität, damit wichtige Organfunktionen den Körper am Leben erhalten. Dies beinhaltet auch die Körperbeweglichkeit, die bis zur völligen Erstarrung mit abnehmender Umgebungstemperatur führt. Durch das heruntergefahrene System mit abgeflachter Herz- und Atemfrequenz sowie Bewegungsunfähigkeit, wird entsprechend wenig Energie verbraucht.
Nahrungsvorrat
Zusätzliche Energie für die Winterstarre nehmen die Mücken bereits ab Spätsommer durch vermehrte Nahrungsaufnahme auf. Diese wird in einem Fettdepot gelagert, welches an einer Gelbfärbung des Hinterteils zu erkennen ist. Hieraus versorgt sich der Mückenkörper mit benötigter Energie, welche die Organfunktionalität während der Winterstarre ermöglicht.
Aufwachen
Steigen die Temperaturen auf zwischen acht und zehn Grad Celsius an, wachen Mücken und ihre Larven wieder auf. Dies kostet sie zusätzlich Energie, was sie dazu veranlasst, auch im Winter auf Nahrungssuche zu gehen und hier ihrer Stecherei nach Blut nachzugehen. So ist es durchaus möglich, dass Sie im Dezember oder Januar nicht unbedingt sicher vor einem Mückenstich sind.
Auch kommt es immer mal vor, dass Mücken gar nicht erst in die Winterstarre fallen, weil sie sich ein zu warmes Winterquartier ausgesucht haben. In der Regel überleben sie dann allerdings die Wintersaison nicht.
Winterende
Je nachdem, wie kalt oder warm sich die Monate zwischen Februar und April gestalten, bildet hier das zeitige Frühjahr die höchste Gefahr für diese Insektenart. Es ist bekannt, dass der Winter zum offiziellen Frühjahresbeginn noch einmal böse mit eisigen Temperaturen zuschlagen kann und frostige Temperaturen sogar bis zu den Eisheiligen im Mai möglich sind. Während den Mückeneiern dies weniger ausmacht, haben die Mücken und ihre Larven hier weitaus mehr Überlebensprobleme. Kurze, schlagartige Temperatursenkungen lassen keine gleichmäßige Temperaturangleichung ihres Körpers zu, wenn sie erst mal aus der Winterstarre erwacht sind. Das bedeutet, ihr Kälteschutz kann nicht so schnell auf überraschenden Frost reagieren und das Risiko zu erfrieren, steigt immens.
Für die Mückeneier trifft dies allerdings nicht zu. Ein plötzlicher Frost macht ihnen nicht zu schaffen, weil sie über keinen Wasser- oder Blutanteil verfügen, der einfrieren könnte.
Da Mückenweibchen in wenigen Tagen mehrmals bis zu 300 Eier legen können und mit der Vermehrung schon im frühen Frühjahr beginnen, ist die Mücke definitiv, auch trotz eventuell hoher Sterberate durch erneute Frosttemperaturen nach der Winterstarre, nicht vom Aussterben bedroht.
Fazit
Nur weibliche Mücken sowie ihre Eier und Mückenlarven überwintern, während die männlichen Artgenossen noch vor Einbruch des Winters sterben. Die meisten dieser Insekten überleben auch eisige Temperaturen in einer Winterstarre beziehungsweise die Eier sind nahezu vollständig frostresistent. Für massenhaft dieser stechenden Plagegeister bietet ein warmes, feuchtes Frühjahr hervorragende Bedingungen, da sich hier die überwinterten Mücken optimal vermehren können. Genannte Tipps helfen, diesen Weibchen und ihrem Nachwuchs die Winterzeit zu erschweren, um die massenhafte Vermehrung im Folgejahr zu verhindern oder zumindest deutlich zu minimieren.