Wie überwintern Marienkäfer? Halten sie Winterschlaf?
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Teils werden die verschiedenen Marienkäferarten speziell zur Schädlingsbekämpfung in der Natur gezüchtet, weshalb sie ein sehr wichtiges Glied im Ökosystem darstellen. Wie viele andere Tiere in Westeuropa, überwintern sie überwiegend hier. Wie und wo das der Fall ist, hängt vor allem von der Art ab, wenngleich alle, mit einigen wenigen Ausnahmen, in den Winterschlaf verfallen, um so den kalten Temperaturen entgegenzuhalten. Zudem können Sie behilflich sein, die Überlebenschancen deutlich zu erhöhen. Im Folgenden erfahren Sie alle wissenswerten Informationen.
Überwinterung
Die heimischen Käfer wie zum Beispiel der am meisten vertretene Siebenpunkt-Marienkäfer (Coccinella septempunctata) verbringt den Winter in Westeuropa. Ebenso wie der asiatische Harmonia axyridis, der langsam in seiner Anzahl den „Glückskäfer“ ablöst.
Typ 1
Die Marienkäferarten, die in hiesigen Gefilden überwintern, nutzen die letzten Sonnentage im frühen Herbst, um Ausschau nach einem passenden Winterquartier zu halten. Dort fallen sie ab bestimmten Umgebungstemperaturen in den festen Winterschlaf.
Typ 2
Andere Arten bevorzugen das Abwandern aus Westeuropa. Je nach Art und Körperfunktion, ziehen sie gen Norden oder Süden. Die wenigen Käfertiere, die nach Norden ziehen, benötigen zur Überwinterung konstantere Wintertemperaturen, da sie in die Winterstarre fallen. Dazu zählt zum Beispiel der Zweipunkt-Käfer. Er könnte zwar auch in Westeuropa überwintern, aber da würde er Gefahr laufen, durch teils wärmere Außentemperaturen aufzuwachen und unnötig Energie aus dem angelegten Fettdepot zu verbrennen. Jedes Aufwachen würde ihn den Hungertod vor allem in langen Winterzeiten, näher bringen.
Typ 3
In Richtung Süden ziehen Käferarten, deren Körper nicht auf kalte Temperaturen reagieren und sie somit der Erfrierungstod erwarten würde.
Winterschlaf/Winterstarre
Winterschlaf
In Deutschland und in allen anderen kälteren Winterregionen Europas, ist der Winterschlaf die am meisten vorkommende Überwinterungsart bei den Marienkäfern. Ab circa 12 Grad Celsius verlangsamen sich der Herzschlag sowie die Atmung der wechselwarmen Tiere, und die Körpertemperatur sinkt langsam auf bis zu rund fünf Grad Celsius ab. Letzteres geschieht grundsätzlich in Anpassung an die vorhandene Umgebungstemperatur.
Winterstarre
Wenn an kalten Wintertagen die Außentemperaturen unter 0 Grad Celsius und noch tiefer fallen, tritt bei einigen Marienwürmchen, wie der Käfer umgangssprachlich auch genannt wird, die Winterstarre ein. Hier sinkt die Körpertemperatur nochmals und bleibt etwa bei 0 Grad Celsius stehen. Nun laufen alle lebenswichtigen Organfunktionen nur noch auf „Sparflamme“ und betragen zwischen drei und fünf Prozent im Gegensatz zu einem aktiven Käfer in den Sommermonaten.
Der asiatische Marienkäfer kann zum Beispiel auf diese Weise Minustemperaturen bis zu zehn oder 15 Grad Celsius überleben.
Körperwärme
Die Marienwürmchen, welche nicht in die Winterstarre verfallen, werden durch zuvor angefressene Fettdepots gewärmt und werden zudem vor eisigen Minustemperaturen in ihren Winterquartieren geschützt, welche sie unter anderem genau aus diesem Grund explizit aussuchen. Grundsätzlich sammeln sich Marienkäfer, um gemeinsam an einem Ort in der Winterstarre oder dem Winterschlaf zu verbringen und wärmen sich gegenseitig, weil sie eng aneinander rücken.
Wanderzüge
Käfergattungen, die es in ferne Länder zum Überwintern zieht, machen sich in der Regel bereits im Spätsommer auf den Weg. Sie können sie sehen, wenn sie in Scharen in Richtung Küsten fliegen. Aber überwiegend machen sich die kleinen Flugtiere auf den Weg, die sich unweit der Küsten angesiedelt hatten. Zur Richtungsbestimmung orientieren sie sich an den klimatischen Verhältnissen.
Da sie nur kleine Flügelchen und ein leichtes Körpergewicht besitzen, ist der Wind ihr größter Feind in der Luft. So kommt es immer vor, dass sie zwischendurch landen. Vor allem an den Küstengebieten sind oft massenhafte Ansammlungen von Marienkäfern im Spätsommer und frühen Herbst zu sehen. Dort warten sie dann gegebenenfalls darauf, dass sich die Wind- sowie eventuell Regenbedingungen verbessern, um sicher über das Meer in Richtung ihres Überwinterungsortes zu fliegen. Allerdings verdanken sie dem Wind auch die Möglichkeit, so lange Flugstrecken zurückzulegen, denn sie lassen sich von ihm tragen und antreiben.
Der Wanderflug gelingt nicht immer, weshalb im Herbst zahlreiche Marienkäfer vom Meer angeschwommen werden, die es nicht geschafft haben. Wer es überlebt hat und über ein mehrjähriges Leben verfügt, nimmt im folgenden frühen Frühjahr meist den Rückflug nach Europa wieder in Kauf.
Nahrung
Sobald sich die Umgebungstemperaturen auf winterliches Niveau begeben und der Coccinella in den Winterschlaf oder die Winterstarre fällt, überwintert er weitgehendst ohne Nahrungsaufnahme. Die Energie, die er für die runter gefahrenen Körperfunktionen benötigt, zieht er aus den vollen Fettdepots, die er sich bis zum Spätsommer/Herbstbeginn angefressen hat. In der Regel sind diese ausreichend groß, um über den Winter zu kommen, ohne zu verhungern.
Hungertod
Gefährlich wird es für die Käferchen erst, wenn sie aufgrund von hohen Temperaturschwankungen öfter aus ihrer Überwinterungsform aufwachen und/oder sich die kalten Wintertemperaturen lange hinziehen. In diesen Fällen verhungert manch ein Tier in dieser Jahreszeit. Nur wenn über einen längeren Zeitraum von mehreren Tagen oder sogar Wochen, die Temperaturen mindestens über acht Grad Celsius steigen, unterbrechen die Marienkäfer ihren Winterschlaf und gehen auf Nahrungssuche.
Dann sind sie auch in Wohnungen zu finden, wo sie beispielsweise in den Pflanztöpfen auf Blattläuse hoffen oder anderswo auf Milbenfang gehen. Da viele Nahrungsquellen allerdings im Winter erlöschen, sind lange Unterbrechungen der Überwinterung nicht von Vorteil.
Sinken die Temperaturen wieder, verstecken sie sich erneut in einem passenden Winterquartier und fallen bis zum Frühjahr ein weiteres Mal in den Winterschlaf beziehungsweise in die Winterstarre.
Winterquartier
Die Marienkäfer-Arten in Westeuropa überwintern überwiegend vor Kälte und Fressfeinde geschützt, an den unterschiedlichsten Orten. Auf diese Suche nach einem passenden Winterquartier, machen sie sich in der Regel in einer größeren Gruppen mit Artgenossen. Das hat unter anderem den Vorteil, dass sie sich nach der Überwinterung nicht erst einen Partner zur Vermehrung suchen müssen, sondern bereits in der Gruppe fündig werden. Auf diese Weise sparen sie viel Zeit und können durch die frühzeitige Befruchtung zweimal im Jahr Nachwuchs bekommen. Die Käfergattung zieht es draußen meist in Winterquartiere, die feucht sind und Windschutz bieten.
Deshalb verbringen sie den Winter meist:
- in Laubhaufen
- unter Moosschichten
- in Baumhöhlen
- in Baumrindenspalten
- unter Steinen
- in höherem Gras
Aber auch dort, wo Wärme ausgestrahlt wird, richten sie sich für den Winter ein. Dazu nutzen sie zum Beispiel Wohnhäuser, wo sie Spalten im Mauerwerk und Fenstern beziehungsweise Fensterrahmen als ihr Quartier für den Winter auswählen. Diese Plätze beziehen sie aber in der Regel meist nur, wenn sie aufgrund von Temperaturschwankungen aus ihrer Überwinterungsform aufwachen und sie die Kälte plötzlich wieder überrascht. Dann fehlt es oft an ausreichender Zeit, um einen geeigneteren Überwinterungsplatz zu finden und sie bewegen sich dann instinktiv in Richtung Wärme.
Hausüberwinterung
Warme Temperaturen locken aktive Marienkäfer im Winter an. Dabei ist es egal, ob sie aus dem Winterschlaf erwacht sind oder die kalten Temperaturen noch auf sich warten lassen, sich die Insekten aber bereits im Winterlager einquartiert hatten und es sie dann wieder nach draußen zieht. So kommt es öfter vor, dass sich die Käfer in den Wohnraum verirren oder dort gezielt auf Nahrungssuche gehen.
Allerdings ist warmer Wohnraum keine gute Option für sie, denn mit jedem Grad Wärme reduziert sich ihre Überlebenschance in dieser Jahreszeit. Die Wintersaison bietet zu wenig bis gar kein Nahrungsangebot, sodass Marienkäfer auf ihren Winterschlaf verzichten könnten. Deshalb ist es wichtig, dass sie wieder der Kälte ausgesetzt werden, um in ihrer natürlichen Form ohne Ernährungsbedarf überwintern zu können. Wenn sie freiwillig den Weg ins Freie nicht antreten oder diesen nicht finden, so sollten Sie unbedingt dabei behilflich sein.
Aussetzen
Auch wenn es rabiat klingt, die effektivste Möglichkeit, Glückskäfer und ihre Artgenossen ins Freie zu bekommen, ist der Staubsauger.
Dieser kann intelligent präpariert werden, so dass den Käfern keine Verletzungen zugefügt werden:
- Es wird eine Socke mit Gummibündchen benötigt
- Das Bündchen über das Saugrohr stülpen
- Die restliche Socke in das Saugrohr drücken
- Die Sockenspitze sollte das hinterste Ende im Saugrohr bilden
Entdecken Sie in Ihrem Wohnraum oder anderswo an zu warmen Orten, Marienkäfer, saugen sie diese nun mit dem Socken am Saugrohr einfach mit einem Mal ein. Wichtig hierbei ist, dass Sie die geringste Saugleistung wählen. Bevor Sie den Staubsauger ausstellen, lösen sie das Sockenbündchen vom Saugrohr und verschließen die Socke mit der Hand.
Stellen Sie nun den Staubsauger aus, können Sie mühelos die Socke aus dem Saugrohrinneren ziehen, darin die Käfer nach draußen transportieren und an einer geeigneten Stelle wie beispielsweise einem Laubhaufen, vorsichtig aus der Socke ausschütteln.
Überwinterungshilfe
Um Marienkäfern mehr Überwinterungsplätze bieten zu können, eignet sich eine Überwinterungshilfe vor allem in Mehrfamilienhäusern, wo Sie über keinen Garten verfügen. Diese kann leicht selbst gemacht werden. Nehmen Sie einfach einen Holzkasten, der mindestens zehn Zentimeter Länge sowie Breite besitzt und über einen zu öffnenden Deckel verfügt. Bohren Sie in den Kasten ein Einschlupfloch von circa 0.8 Zentimeter hinein.
Auf der Oberseite sollten Sie einen Wasserschutz anbringen, wie zum Beispiel ein Stück Dachpappe. Denn Innenraum können Sie mit Holzwolle und/oder Herbstlaub auskleiden. Stellen Sie das Überwinterungskästchen auf einen Holzstab und stecken es in einen Balkonkasten oder Pflanzenkübel. Hier finden es die Marienkäfer am ehesten. Angestrichen wirkt das Winterquartier zudem dekorativ.
Fazit
Marienkäfer überstehen den Winter meist im Winterschlaf oder in der Winterstarre, wenn die Umgebungstemperaturen zu stark in den Minusbereich rutschen. Sie müssen währenddessen keine Nahrung aufnehmen, da Fettdepots den geringen Energiebedarf im Normalfall für die ganze Wintersaison decken. Nur wenige Marienkäferarten machen sich auf den Weg in andere Klima-Regionen und überwintern dort. Um das Sterberisiko der Coccinella zu minimieren, können Sie Ihren Teil beitragen. Stören Sie die Tiere nicht in der Winterphase und mit nur wenigen Handgriffen, können Sie sogar ein geeignetes Winterquartier zu Verfügung stellen.