Olivenbaum umtopfen – Schritt für Schritt + Infos zum Substrat
Inhaltsverzeichnis
Damit ein Olivenbaum auch nördlich der Alpen seinen mediterranen Zauber entfaltet, gedeiht er im Kübel. Das erleichtert die Überwinterung, wirft hingegen regelmäßig Fragen auf nach dem fachgerechten Umtopfen. Warum sollte das Ziergehölz überhaupt umgetopft werden? Wann ist der beste Zeitpunkt? Worauf ist besonders zu achten? Welche Erde ist ein Ölbaumgewächs geeignet? Auf diese Fragen gibt die folgende Anleitung detaillierte und praxisbezogene Antworten. Lesen Sie hier, wie Sie Ihren Olivenbaum Schritt für Schritt gekonnt umtopfen. Profitieren Sie von unseren Infos zum Substrat.
Gründe zum Umtopfen
In den Plantagen rund um das Mittelmeer gedeiht der Olivenbaum bis zu 10 Meter in die Höhe. Zugleich sendet er seine kräftigen Hauptwurzeln bis zu 7 Meter in die Tiefe, ergänzt um ein reich verzweigtes Wurzelsystem etwa 50 bis 100 cm unter der Erdoberfläche. Im eng begrenzten Substratvolumen des Kübels sind diesem Wachstum Grenzen gesetzt, die ein regelmäßiges Umtopfen erfordern. Die Gründe sind überzeugend:
- Gesundes Wachstum von Stamm und Zweigen basiert auf ungehindertem Wurzelwachstum
- Nährstoffverbrauch zehrt die Erde im Kübel sukzessive aus
- Regelmäßiges Düngen verursacht eine Kumulation der Nährsalze im Substrat
- Gießen mit zu hartem Wasser ruft Blattchlorose und Wachstumsdepression hervor
Fernerhin kann es unumgänglich sein, einen Olivenbaum unverzüglich umzutopfen im Rahmen einer Notfallmaßnahme. Dies ist im Hobbygarten häufig der Fall, wenn übermäßiges Gießen zu Staunässe führt. Einzig der rasche Wechsel in trockene Erde kann den Baum dann noch retten.
Der beste Zeitpunkt
Als immergrüne Pflanze stellt ein Olivenbaum zwar zu keiner Jahreszeit das Wachstum vollständig ein. Dennoch reduziert er im Winter seine Aktivitäten auf ein Minimum. Indem Sie den Spätwinter oder das zeitige Frühjahr als Termin bestimmen, verringern Sie die Stressbelastung auf das niedrigste Niveau. Inmitten der kalten Jahreszeit droht die Bildung von Staunässe, wenn Sie nach dem Umtopfen angießen. Steht der frische Austrieb hingegen kurz bevor, bestehen beste Aussichten auf eine zügige Verwurzelung in der neuen Erde, da die Wachstumsenergie bereits in Gang gesetzt wurde.
Infos zum Substrat
Die Qualität der Erde bestimmt maßgeblich über die erfolgreiche Kultivierung. Das gilt umso mehr im Kübel, da Ihr Olivenbaum sich nicht so frei entfalten kann, wie in den Olivenhainen am Mittelmeer. Das Substrat hat wichtige Aufgaben zu erfüllen. Hierzu gehört die Versorgung der Wurzeln mit Wasser, Nährstoffen und Sauerstoff. Darüber hinaus verleiht die Pflanzenerde den Ölbaumwurzeln Stabilität. Da die exotische Pflanze angelegt ist für ein Klima mit hohen Temperaturen und geringen Niederschlägen, sollte die perfekte Erde auf diese Rahmenbedingungen zugeschnitten sein. Es liegt auf der Hand, dass normale, feuchte Gartenerde diese Anforderungen nicht erfüllt.
Das beste Substrat für einen Olivenbaum im Kübel sollte gut durchlässig, locker-humos und strukturstabil sein. Spezielle Pflanzenerde aus dem Fachhandel deckt die Qualitätsansprüche zwar weitgehend ab, ist hingegen teuer in der Anschaffung. Wer das Substrat gerne selbst mischt, greift auf folgende Komponenten zurück:
- Kompost
- Rindenhumus
- Kokosfasern oder Holzfasern
- Naturton oder Gartenerde
- Algenkalk oder Dolomitkalk
- Quarzsand oder feiner Splitt
Diese Bestandteile im richtigen Verhältnis zueinander zu mischen, ist eine Kunst. Im Laufe der Jahre entwickelt jeder Olivengärtner seine individuelle Rezeptur. In der Praxis gut bewährt hat sich ein Mix aus je 35 Prozent Kompost und Gartenerde, 20 Prozent Kokosfasern sowie 10 Prozent Algenkalk und Sand.
Der korrekte pH-Wert im Substrat
Angesichts seiner mediterranen Herkunft wird der Olivenbaum häufig gleichgesetzt mit Zitruspflanzen. Im Hinblick auf die Licht- und Temperaturverhältnisse trifft dies weitgehend zu. Was die Qualität des Substrats angeht, gehen die Anforderungen in puncto Bodensäure deutlich auseinander. Wie die richtige Zusammensetzung der Erde bereits andeutet, ist ein Olivenbaum kalkliebend ausgelegt. Somit favorisiert das Ölbaumgewächs einen neutralen bis leicht alkalischen pH-Wert zwischen 7 und 8. In einer sauren Zitruserde mit einem pH-Wert von 5,5 bis 6,5 wird Ihr Olea europaea weit hinter den Erwartungen zurückbleiben.
Allerdings besteht die Option, Zitrussubstrat zu modifizieren, wenn Sie Ihren Olivenbaum darin umtopfen möchten. Indem Sie die saure Erde anreichern mit Sand, Gesteinsmehl oder Algenkalk, wird der pH-Wert angehoben auf ein neutrales bis alkalisches Niveau und ein eventuell zu hoher Lehmanteil ausgeglichen.
Tipps für den geeigneten Kübel
Die passende Größe des neuen Kübels bereitet Olivenbaum-Gärtnern häufig Kopfzerbrechen. Ist er zu klein, steht bereits im nächsten Jahr ein erneuter Wechsel auf dem Programm. Ist er zu groß, konzentriert sich das Wachstum zunächst auf dessen Durchwurzelung, was zum Nachteil von Trieben, Blättern, Blüten und Früchten verläuft. So sollte der neue Topf beschaffen sein:
- Im Durchmesser 4 bis 6 cm größer, als das bisherige Gefäß
- Abstand zwischen Wurzelballen und Gefäßwand von 2 cm
- Eine oder mehrere Öffnungen im Boden als Wasserablauf
- Aus stabilem Material, wie Terracotta, zum Schutz gegen Windwurf
Wählen Sie bitte eine möglichst helle Farbe. Schwarze oder dunkelbraune Kübel ziehen die Sonnenstrahlen an, sodass während heißer Mittagsstunden der Wurzelballen aufgrund seiner exponierten Lage zu sehr aufheizt. Das führt selbst bei einem wärmeliebenden Olivenbaum zu Schäden an den Wurzeln.
Schritt-für-Schritt-Anleitung
Stehen das richtige Substrat und der neue Kübel bereit, erfordert das Umtopfen eines großen Olivenbaumes eine helfende Hand. Legen Sie zudem ein scharfes, desinfiziertes Schneidwerkzeug bereit, falls ein Wurzelschnitt erforderlich sein sollte. Fernerhin werden Tonscherben oder Splitt als Drainagematerial benötigt sowie ein luft- und wasserdurchlässiges Stück Vlies.
Wird die Arbeitsfläche abgedeckt mit Folie oder alten Tüchern, erleichtert diese Voraussicht die spätere Reinigung ungemein. Die Vorbereitungsarbeiten sind somit abgeschlossen, sodass Sie nunmehr Schritt für Schritt so vorgehen:
Austopfen
Befindet sich der Olivenbaum schon längere Zeit in einem Terracotta-Kübel, haften die Ränder des Wurzelballens mitunter fest an den Wänden. Die Feinwurzeln haben sich dabei im porösen Material festgeklammert. Nehmen Sie in diesem Fall ein Messer zur Hand und fahren damit langsam zwischen Wurzelballen und Wand entlang. Einen großen Olivenbaum legen Sie daraufhin auf die Seite, um ihn zu Zweit aus dem Topf zu ziehen. Einen kleineren Baum topfen Sie aus, indem Sie das Gefäß zwischen die Füße klemmen, den Stamm umfassen und den Ballen langsam herausziehen.
Wurzelballen bearbeiten
Schütteln Sie das ausgediente Substrat von den Wurzeln ab. Fest sitzende Brocken können von Hand vorsichtig gelöst werden. Am Ende sollten Sie freie Sicht auf das gesamte Wurzelsystem haben. Jetzt treten faulige, abgestorbene und kümmerliche Stränge zutage. Diese schneiden Sie mit einer Schere oder einem Messer heraus. Eine Verkleinerung des Wurzelballens ist in dieser Phase möglich, indem Sie mit einem Messer die Feinwurzeln rundherum abschneiden. Infolge dessen kann der bisherige Kübel nochmals verwendet werden. Zudem zögern Sie das weitere Größenwachstum hinaus. Mehr als 2 cm sollten rundherum vom Wurzelballen nicht entfernt werden, um die Vitalität Ihres Echten Ölbaumes nicht zu beeinträchtigen.
Kübel vorbereiten
Der fertig bearbeitete Wurzelballen wird beiseite gelegt, um nunmehr den Kübel vorzubereiten. So machen Sie es richtig:
- Über jede Bodenöffnung eine gebogene Tonscherbe legen
- Darüber eine 3-5 cm starke Schicht aus Splitt, Kieselsteinen oder Blähton anlegen
- Auf der Drainage das atmungsaktive Vlies ausbreiten zum Schutz vor Verschlämmung
- Auf dem Vlies eine dünne Schicht Substrat einfüllen und andrücken
Um die Höhe der unteren Substratschicht richtig einzuschätzen, messen Sie die Höhe des Wurzelballens nach. Nach dem Eintopfen sollte zwischen der Wurzelscheibe und dem Topfrand ein Abstand von 2 bis 3 cm gewährleistet sein.
Eintopfen
Positionieren Sie den Wurzelballen mittig im Kübel auf dem Substrat. Richten Sie den Olivenbaum nunmehr so aus, dass er in allen Richtungen gerade steht. Jetzt ist es wiederum von Vorteil, wenn ein Assistent den Stamm mit seinen Händen stabilisiert. Füllen Sie rundherum die Hohlräume mit Erde, die Sie zwischendurch immer wieder andrücken, damit sich keine Luftlöcher bilden.
Umtopfen und Schneiden gehen Hand in Hand
Im Frühjahr ist nicht nur der ideale Termin, um einen Olivenbaum umzutopfen. Ein moderater Erhaltungsschnitt unterstützt in dieser Zeit Vitalität und Blühwilligkeit. Untersuchen Sie die Krone daher sorgfältig nach abgestorbenen Trieben, um diese auszulichten. Darüber hinaus können mit Krankheiten oder Schädlingen befallene Zweige abgeschnitten werden. Im Vorfeld sollten Sie freilich überprüfen, ob eine Bekämpfung den Rückschnitt erübrigt. Äste ohne Blätter sind nicht zwingend zum Schnitt verdammt. Kratzen Sie zuvor ein wenig Rinde ab. Erscheint darunter grünes Gewebe, wird die Pflanze an dieser Stelle erneut austreiben.
Sofern einzelne Äste aus der Kronenform herauswachsen, werden diese auf die gewünschte Länge eingekürzt. Setzen Sie die Schere so an, dass sich unterhalb der Schnittstelle eine Knospe, ein schlafendes Auge oder ein gesundes Blattpaar befindet. Eine solche Schnittführung fördert die weitere Verzweigung innerhalb der Krone.
Regenerieren
Umtopfen bedeutet für Ihren Olivenbaum ein Höchstmaß an Stress. Damit sich die Pflanze in aller Ruhe regenerieren kann, tragen Sie den Kübel zunächst an einen warmen, halbschattigen Standort. Dort gießen Sie den Wurzelballen durchdringend an mit normalem Leitungswasser. Erst wenn das Wasser aus der Bodenöffnung rinnt, ist der aktuelle Bedarf gedeckt. Nach 8 bis 10 Tagen nimmt der umgetopfte Ölbaum seinen angestammten Platz an der Sonne wieder ein. Da das Substrat einen Vorrat an Nährstoffen enthält, verabreichen Sie frühestens nach 4 Wochen wieder einen Dünger.
Umgetopften Olivenbaum ausräumen
Sind Sie dieser Anleitung für das Umtopfen gefolgt, steht die neue Saison jetzt kurz bevor. Da ein Olivenbaum umso prachtvoller gedeiht, je mehr frische Luft und warme Sonnenstrahlen er aufnehmen kann, wird er möglichst frühzeitig ausgeräumt. Entscheidendes Indiz für den richtigen Zeitpunkt ist die Außentemperatur. Messen Sie mit einem Minimum-Maximum-Thermometer für die Dauer von 1 bis 2 Wochen die nächtlichen Temperaturen. Fallen die Werte nicht mehr unter – 5 Grad Celsius, beginnt für Ihren umgetopften Olivenbaum die Freiluft-Saison.
Bitte beachten Sie, dass er sich nach der Winterpause erst allmählich an den vollen Sonnenschein gewöhnen muss. Auf dem Balkon und der Terrasse sollte ein Olivenbaum daher am halbschattigen Standort sich für die Dauer von 8 Tagen akklimatisieren. Darüber hinaus sollte der Standort gut geschützt sein vor einem Übermaß an Regen und starken Winden.
Fazit
Nach der Lektüre dieser Schritt für Schritt Anleitung, ist Ihnen der fachgerechte Ablauf nunmehr vertraut, um Ihren Olivenbaum umzutopfen. Im zeitigen Frühjahr ist der beste Zeitpunkt, sofern der Wurzelballen im bisherigen Kübel eingezwängt wird oder unter Staunässe geraten ist. In einem luftig-sandigen Substrat mit einem pH-Wert von 7 bis 8 fühlt sich Ihr Echter Ölbaum nach dem Umpflanzen pudelwohl. Damit er sich nicht auf das Wurzelwachstum konzentriert, sollte der neue Topf im Durchmesser 4 cm größer sein. Eine Drainage beugt schädlicher Staunässe vor, während ein Gießrand für einen sauberen Boden sorgt. Jetzt ist zugleich der ideale Termin, um die Krone gründlich auszulichten. Darf sich der gestresste Olivenbaum im Anschluss für eine Woche am halbschattigen Standort regenerieren, steht die neue Saison unter vielversprechenden Vorzeichen.