Weinrebe, Vitis: Pflege von A-Z | 21 Tipps für eigene Weintrauben
Inhaltsverzeichnis
Weinreben sind immer- oder sommergrüne, starkwüchsige Klettersträucher, die ungeschnitten an einer Kletterhilfe bis zu 10 m in die Höhe wachsen können. Die Weinrebe Vitis oder Vitaceae aus der Gattung der Weinrebengewächse umfasst etwa 60 Arten. Die unterscheiden sich vor allem in Größe und Färbung der Früchte, Reifezeit und danach, ob sie Kerne enthalten oder nicht.
Steckbrief
- Pflanzenfamilie: Weinrebengewächse (Vitaceae)
- Gattung: Weinreben (Vitis)
- Wuchs: sommergrüne, kletternde Sträucher
- Wuchshöhe: sortenabhängig 5,00 bis 40 m
- Blüte: gelb-grüne, schwach duftende, vielfach verzweigte Blütenrispen
- Blütezeit: Mai bis Juni
- Blatt: grob herzförmige, am Rand gezahnte Blätter
- Früchte: oval bis kugelig, grünlich-gelb oder blau-schwarz
- Ernte: August bis Oktober
Pflegeanleitung
Mit der richtigen Pflege kann man auch im Garten oder auf dem Balkon erfolgreich Wein anbauen, zwar im viel kleineren Maße, aber ein Versuch ist es immer wert.
Standort
Die Weinrebe an sich ist eine extrem licht- und wärmehungrige Kletterpflanze und benötigt demzufolge einen warmen, vollsonnigen Standort. Je mehr Sonne, desto süßer die Trauben. Der Platz sollte gut belüftet sein, da es ansonsten schnell zu Schimmelbildung kommen kann. Generell gedeihen Weinreben an luftigen Südhängen am besten. Da die Gegebenheiten im heimischen Garten aber meist andere sind, würde auch ein Platz an der Südwand eines Hauses oder einem Zaun, den Anforderungen dieser Pflanzen gerecht werden.
Boden
Um bestmögliche Bedingungen für die Reben zu schaffen, ist eine gute Bodenvorbereitung Grundvoraussetzung. Empfehlenswert ist eine Gründüngung mit Kreuzblütlern lange vor der Pflanzung. Oder man pflanzt sie direkt unter die Reben. Damit sich der Rebstock zu einem gesunden und ertragreichen Gehölz entwickeln kann, benötigt er ein durchlässiges, tiefgründiges, humoses und nährstoffreiches Substrat. Die Wurzeln von Wein dringen im Laufe der Jahre bis zu 15 m tief in die Erde vor. Idealerweise ist der Boden warm, mäßig feucht und etwas kalkhaltig. Empfehlenswert ist ein pH-Wert zwischen 5,0 und 7,5. Staunasse Böden sind eher kontraproduktiv und würden Pilzkrankheiten begünstigen.
Pflanzung
Pflanzzeitpunkt und Bodenvorbereitung
Auch wenn Containerware generell ganzjährig gepflanzt werden kann, raten Experten dazu, Rebstöcke besser im Frühjahr zu pflanzen, etwa März/ April. Dazu sollte der Boden idealerweise bereits im Herbst des Vorjahres entsprechend vorbereitet werden. Vor der Pflanzung lockert man ihn bis in eine Tiefe von mindestens 40 cm auf. Anschließend arbeitet man reifen Kompost oder einen anderen organischen Dünger unter. So findet die Rebe im Frühjahr optimale Standortbedingungen vor. Grundsätzlich ist auch eine Pflanzung im Spätherbst, sprich November, möglich.
Pflanzanleitung
Bevor es ans Pflanzen geht, sollten besonders wurzelnackte Pflanzen für etwa 12-24 Stunden gewässert werden. Während dessen hebt man ein etwa 30×30 cm großes Pflanzloch aus. Es sollte groß genug sein, dass die Wurzel der Rebe locker darin Platz hat. Aufgrund ihres starken kletternden Wuchses benötigt jede Pflanze einen Stützpfahl oder eine entsprechende Rankhilfe.
- Rankhilfe zuerst ins Pflanzloch setzen
- Bei wurzelnackten Pflanzen, Wurzeln um etwa eine Handbreit einkürzen
- Dann leicht schräg in Richtung der Stütze einsetzen
- Mit Erdaushub auffüllen
- Für guten Wurzelschluss, Rebe immer wieder rütteln
- Nicht zu tief pflanzen
- Veredlungsstelle vier bis fünf Zentimeter über dem Boden
- Abschließend Erde festtreten und gründlich wässern
- Empfehlenswert sind fünf bis zehn Liter pro Pflanze
- Auch dann wässern, wenn es zuvor geregnet hat
- Pflanze locker an der Rankhilfe befestigen
- Bei mehreren Pflanzen Abstände von ca. 100 cm einhalten
Gießen
Ein gut abgestimmter Wasserhaushalt ist Voraussetzung für gesundes Wachstum. Wie hoch der Wasserbedarf von Weinreben ist, hängt vom Standort und vom Alter der Pflanzen ab. Je jünger sie sind, desto durstiger sind sie. Am höchsten ist er unmittelbar nach der Pflanzung. Im ersten Jahr sollte wöchentlich gegossen werden. Ab dem zweiten Jahr sind in der Regel die natürlichen Regenmengen ausreichend. Trockenperioden von bis zu drei Wochen tolerieren diese Pflanzen meist problemlos. In besonders trockenen Lagen kann das Ausbringen einer Mulchschicht ratsam sein. Sie hält nicht nur die Feuchtigkeit länger im Boden, sondern verbessert auch die Bodenstruktur.
Düngen
Beim Anbau von Wein ist die richtige Versorgung mit Nährstoffen ein wichtiger Teil der Pflege. Der Bedarf ist aufgrund des jährlichen Rückschnitts recht hoch. Die erste Düngung erfolgt bei der Pflanzung im Frühjahr in Form von Kompost, Stallmist oder Hornspänen. Jetzt benötigen die Pflanzen insbesondere Stickstoff, denn das Hauptwachstum beginnt. Im September folgt eine zweite Düngung. Jetzt geht es darum, die Rebstöcke mit Kalium zu versorgen. Das Düngen im September unterstützt das Holz beim Ausreifen und schützt vor Schäden durch Frost. Zusätzlich ist das Verabreichen von Kalk etwa alle drei Jahre sinnvoll.
Schneiden
Weinstöcke werden geschnitten, um in den ersten Jahren ein Stammgerüst aufzubauen und um die Bildung von Neutrieben im Frühjahr zu fördern. Man beginnt mit dem Stockaufbau. Danach folgen Winter- und Sommerschnitt. Zwischendurch ist noch die eine oder andere kleinere Schnittmaßnahme notwendig.
Stockaufbau
- Stockaufbau bei Austrieb im ersten Standjahr
- Im zeitigen Frühjahr, kräftigsten Trieb am Rankgerüst hochziehen
- Er wird der spätere Haupttrieb
- Alle anderen herausbrechen
- Haupttrieb während des Sommers immer wieder anbinden
- Nebentriebe, die während des Sommers wachsen, bis auf 2-3 Blattachseln kürzen
- Etwa ab September, den oberen weichen Teil des Haupttriebes kappen
Im darauf folgenden Frühjahr beginnt der eigentliche Stockaufbau. Der mittlerweile verholzte Haupttrieb wird auf einer Stammhöhe von etwa 80 cm angeschnitten. Zu diesem Zeitpunkt sollte er mindestens 8-10 mm stark sein. Ist das nicht der Fall, kann der Stockaufbau erst im nächsten Jahr erfolgen. Unterhalb der Schnittstelle bilden sich neue Triebe. Von denen lässt man nur die oberen 3-5 stehen, alle darunter werden entfernt.
Hauptschnitt
Ist der Stockaufbau abgeschlossen, folgt der Hauptschnitt. Bester Zeitpunkt hierfür ist zwischen Ende Februar und Anfang März. Die Pflanze ist blattlos, sodass die im Vorjahr angelegten Knospen gut zu erkennen sind. Beim Hauptschnitt geht es darum, das Fruchtholz des Vorjahres möglichst nah am alten Holz zu entfernen. Man schneidet bis auf zwei Zentimeter vor dem letzten Auge zurück.
Winter- und Feinschnitt
Beim Winterschnitt sollten die Temperaturen nicht unter minus fünf Grad liegen. Demzufolge schneidet man am besten zwischen Anfang und Mitte März, solange die Rebe noch unbelaubt ist. Dabei unterscheidet man zwischen dicken Vorjahrestrieben und langen, dünnen Trieben.
- Vorjahrestriebe sind etwa bleistiftdick und Teil des Gerüsts
- Sitzen dicht am Stamm oder den dickeren Stammarmen
- Werden nicht komplett entfernt
- Pro Quadratmeter bleiben etwa fünf bis sieben erhalten
- Keine Zapfen zurücklassen
- Zapfen sind kleine Stummel mit zwei bis drei Augen
- Dünne, lange Triebe haben leicht gelbliche oder rotbraune Färbung
- Werden auf vier bis sechs Augen zurückgeschnitten
Der Feinschnitt rundet den Winterschnitt ab. Dabei kürzt man alle Triebe im unteren Bereich der Rebe auf zwei bis drei Augen und die oberen auf vier bis sechs Augen. Darüber hinaus entfernt man alle Triebe am mehrjährigen Holz sowie alle schwachen und abgestorbenen.
Ausbrechen im Frühjahr
Das Ausbrechen bezieht sich auf Jungtriebe ohne Blütenansätze, Wasserschosser und Augen, aus denen mehrere Triebe wachsen. Bei Letzteren bleiben nur die mit den meisten Fruchtansätzen stehen. Neue Triebe, die dicht am Stamm sitzen, werden nicht ausgebrochen, sie sind wichtig für den Aufbau des Rebstocks.
Sommerschnitt
Ein Sommerschnitt ist nur bei einem Spalier empfehlenswert. Um die Reifung der kleinen Trauben zu fördern, schneidet man die oberen Triebe, die keine Früchte tragen, ab. So gelangt mehr Licht und Wärme ins Innere der Pflanze bzw. an die Rispen, sodass die sich besser entwickeln können.
Überwintern
Die Weinrebe Vitis ist leicht zu überwintern. In besonders kalten Lagen sollte man sie mit Erde oder Kompost anhäufeln. Im März wird das Angehäufelte dann wieder entfernt und die Veredlungsstelle freigelegt. Frisch gepflanzte Exemplare kann man im ersten Winter zusätzlich mit Tannenreisig abdecken.
Erntezeit
Erntezeit ist, wenn die Trauben ihre sortentypische Färbung angenommen, Süße entwickelt und einen verholzten Stiel gebildet haben. Ein Geschmackstest kann Aufschluss darüber geben. Während frühe Sorten bereits im August geerntet werden können, reifen andere zwischen September und Oktober.
Vermehren
Eine Stecklings- oder Absenkervermehrung nicht veredelter Weinreben ist in Deutschland gesetzlich verboten. Grund hierfür ist die Reblaus, die in der Vergangenheit bereits enorme Schäden verursacht hat. Dementsprechend ist ein Befall auch meldepflichtig.
Stecklinge
- Im Frühjahr einen oder mehrere einjährige Triebe schneiden
- Sollten mindestens 3-4 Knospen besitzen
- Schnitt leicht schräg und immer kurz unterhalb eines Auges
- Kleine Anzuchttöpfe mit handelsüblicher Anzuchterde befüllen
- Einen Steckling pro Topf einsetzen
- Zwei Augen sollten aus der Erde herausschauen
- Erde andrücken und befeuchten
- An einen warmen, halbschattigen Platz stellen
- Stecklinge bis zum Herbst bewurzelt
- Jungpflanzen in den Garten auspflanzen
Absenker
- Im Frühsommer eine biegsame, bodennahe Ranke auswählen
- Ranke zum Boden biegen
- Mittleren Teil in kleine Erdmulde legen und mit Erde bedecken
- Mindestens zwei Augen müssen bedeckt sein
- Triebspitze sollte aus der Erde herausschauen
- Senker mit Drähten im Boden fixieren
- Ab jetzt regelmäßig bewässern
- Nach erfolgter Wurzelbildung, im Herbst von der Mutterpflanze trennen
- Am endgültigen Standort einpflanzen
Krankheiten und Schädlinge
Auch der Wein hat seine Feinde vor denen er geschützt werden muß.
Echter Mehltau und Grauschimmel
Weinreben sind anfällig für Krankheiten wie Mehltau und Grauschimmel. Das beste Mittel zur Bekämpfung ist Prävention in Form von regelmäßigen Schnittmaßnahmen, ausreichender Belüftung und einer optimalen Nährstoffversorgung. Wird ein Befall festgestellt, sollten befallene Pflanzenteile entfernt werden. Zusätzliche bieten sich Spritzungen mit Seifenlauge sowie der Einsatz von Nützlingen wie Marienkäfer oder Schlupfwespen an.
Reblaus
Die Reblaus ist einer der problematischsten Schädlinge im Weinbau und befällt ober- und unterirdische Pflanzenteile. Eingedämmt wurde sie durch die Verwendung veredelter Sorten. Dennoch kann es jederzeit wieder zu einem Befall kommen, beispielsweise durch brachliegende und verwilderte Rebstöcke in der Nachbarschaft, denn sie sind ein Eldorado für diesen Schädling. Er ist meldepflichtig.
Rebenpockenmilbe
Pockenartige Ausbuchtungen auf den Blättern im Frühjahr deuten auf die Rebpockenmilbe hin. Später zeigt sich ein weißer, bei roten Sorten bräunlich-roter Filz. Befallene Blätter sollten entfernt und entsorgt werden. Spritzmittel auf Rapsölbasis sind nur bei starkem Befall notwendig.
Rebenstecher
Der Rebenstecher ist ein kleiner metallisch glänzender Käfer. Er tritt häufig dort auf, wo Obstbäume in der Nähe stehen. Ein Befall ist an den Käfern selbst und eingerollten Blättern zu erkennen. Beide sollte man konsequent einsammeln und entsorgen. Vorbeugend ist es ratsam, Pflanzungen nahe Obstgehölzen zu vermeiden.