Weinkrankheiten bekämpfen | 10 typische Krankheiten an Weinreben
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Weinkrankheiten – also Krankheiten an Weinreben oder Weintrauben – können erhebliche Schäden erzeugen. Nicht nur am Wein selbst. Während einige der typischen Krankheiten gut behandelbar sind, stellen andere ein erhebliches Risiko dar und müssen sehr ernst genommen werden. In jedem Fall ist jedoch schnelles Handeln gefragt. Mit dem richtigen Wissen ist das ganz einfach möglich.
Häufige Weinkrankheiten
Erkrankungen am Wein – oder Vitis, wie dieser in der Fachsprache heißt – sind leider keine Seltenheit. Die Pflanzen zeigen sich gegen eine vergleichsweise große Anzahl von Keimen und (krankheitsübertragenden) Schädlingen anfällig und sollten daher entsprechend ausgewählt, gepflegt und regelmäßig kontrolliert werden. Zu den häufigsten Krankheiten gehören unter anderem:
- Echter Mehltau
- Esca-Krankheit
- Essigfäule
- Falscher Mehltau
- Grauschimmel
- Grünfäule
- Reblaus-Befall
- Roter Brenner
- Schwarzfäule
- Schwarzfleckenkrankheit
Um eine Erkrankung zu erkennen ist es zudem natürlich entscheidend, dass die Anzeichen bekannt sind und zugeordnet werden können.
Echter Mehltau
Bei dem echten Mehltau handelt es sich um eine Pilzerkrankung, die vor allem durch trockenes, warmes Wetter begünstigt wird. Die ersten Anzeichen sind sehr gering, sodass die Erkrankung meist erst spät erkannt werden kann. Bei den Symptomen handelt es sich um:
- verringertes Wachstum neuer Triebe
- weißlicher bis gräulicher Belag an den Trieben und Blättern und auf den Trauben
- sich ausbreitende Beläge, die an Spinnweben erinnern
- sehr kleine und dunkel verfärbte Trauben
Der echte Mehltau gehört nicht nur zu den häufigsten, sondern auch zu den gefährlichsten Erkrankungen des Weins und ist zudem sehr langwierig in der Behandlung. Die Sporen können an den Pflanzenteilen und in den Knospen überwintern und jedes Jahr erneut ausbrechen. Zur Vorbeugung und Behandlung können die folgenden Maßnahmen erfolgen:
- Auswahl von pilzresistenten Weinsorten
- Verschneiden der befallenen Pflanzenteile
- vorbeugendes und behandelndes Besprühen mit Netzschwefel
- Einsatz von entsprechenden Fungiziden
- Ausdünnen der Weinreben und größere Pflanzenabstände
Netzschwefel hat sich zwar als sehr wirksam gegen Mehltau erwiesen, tötet aber zugleich sowohl schädliche als auch nützliche Insekten. Bevor er zum Einsatz kommt, um die Pflanzen zu retten, sollten daher andere Mittel und Maßnahmen angewendet werden.
Esca-Krankheit
Auch bei der Esca-Krankheit handelt es sich um eine Pilzinfektion, sie wird jedoch durch eine Kombination aus verschiedenen Erregern ausgelöst. Besonderes ältere Pflanzen weisen ein erhöhtes Risiko dafür auf, an ihr zu erkranken.
Anzeichen für die Esca-Krankheit sind:
- plötzliches Absterben beziehungsweise Trocknen der Blätter und Trauben
- helle Flecken auf den Blättern mit folgendem Absterben der fleckigen Bereiche
- Schrumpfen der Weinbeeren
- gelbe bis weinrote Verfärbungen an Blättern und Blattadern
- violette bis bräunliche Verfärbungen der Beeren
Leider gibt es keine spezielle Behandlung für diese Krankheit. Wiederum kann ihr am besten dadurch vorgebeugt werden, dass resistente beziehungsweise unempfindliche Sorten gewählt werden.
Für die Behandlung empfehlen sich die folgenden Maßnahmen:
- Entfernen, Vernichten oder Entsorgen der befallenen Pflanzenteile – sie dürfen nicht auf den Kompost gelangen
- Stammsanierung durch Rückschnitt bis in das gesunde Holz während des Winters
- Einsatz von geeigneten Fungiziden
Essigfäule
Die sogenannte Essigfäule wird dadurch ausgelöst, dass Hefepilze und Essigsäurebakterien zu einer Vergärung in den Beeren führen. Fruchtfleisch und Fruchtsaft verwandeln sich also in Essig. Die Traubenhülle kann daraufhin auslaufen und leer sein.
Die Krankheit kann sich ausbreiten, wenn die Hülle der Trauben verletzt beziehungsweise beschädigt ist und sowohl Hefepilze als auch Essigsäurebakterien darauf vorhanden sind.
Die Essigfäule ist daran zu erkennen, dass:
- sich die Beeren rötlich-braun verfärben
- die Beeren sind hohl
- die Hüllen vertrocknen und teilweise abfallen
- sich Essigfliegen an den Beeren finden
Entsprechende Maßnahmen zur Vorbeugung und Behandlung sind:
- Schäden an den Beeren vermeiden
- den Bereich der Trauben frei von Zweigen und Blätter freihalten
- befallene Beeren und Trauben entfernen
Falscher Mehltau
Ebenso wie bei dem echten Mehltau handelt es sich um eine Pilzerkrankung, die sich durch Beläge auf den Pflanzenteilen bemerkbar macht. Allerdings gibt es dennoch einige Unterschiede zwischen den Anzeichen und Ursachen. Bei diesen handelt es sich unter anderem um:
- gelbliche, bis bräunliche Beläge auf den Blättern, Früchten, Stängeln und Trieben
- ölige Ablagerungen auf den Pflanzenteilen
- weiße, pilzige Beläge auf den Unterseiten der Blätter
- die Weintrauben werden nicht reif, sondern fallen bräunlich und verschrumpelt ab
- der falsche Mehltau benötigt feuchtwarmes Wetter, um sich auszubreiten
Im Gegensatz zu dem echten Mehltau ist die Gefahr für falschen Mehltau also größer, wenn zu viel Feuchtigkeit vorhanden ist. Zu dicht stehende Gewächse und zu dichter Blattwuchs stellen demnach Risikofaktoren für den Ausbruch der Krankheit dar. Bei den vorbeugenden und behandelnden Maßnahmen gegen den falschen Mehltau handelt es sich daher um:
- resistente Sorten wählen
- ausreichend Abstand zwischen den Pflanzen und zu anderen Gewächsen
- Ausdünnen des Laubs
- Einsatz von Fungiziden
- abgefallenes Laub entfernen und vernichten, da sich die Sporen hieran bis zum nächsten Jahr halten können
Grauschimmel
Grauschimmel ist eine weitere Pilzerkrankung, die Wein befallen kann. Blätter, Triebe, Stiele und Trauben verfärben sich schwarzbraun, welken und verfaulen. Die Erkrankung tritt vor allem dann auf, wenn die Beeren und Trauben sehr eng und dicht wachsen und damit die Belüftung schlechter ausfällt. Die Vorbeugung besteht also daraus, dass die Pflanzen ausgedünnt und gut belüftet werden. Ist die Krankheit bereits ausgebrochen, sollten die betroffenen Abschnitte entfernt und vernichtet werden.
Grünfäule
Grünfäule ist eine Pilzerkrankung, die vor allem bei beschädigten, reifen Weinbeeren ausbricht. Die Schäden können durch eine Vielzahl von Ursachen auftreten. Dazu gehören unter anderem:
- Niederschlag, wie Hagel oder starker Regen
- Insekten
- Vögel
- hervorstehende Zweige
- Wind
- weitere Krafteinwirkungen, beispielsweise durch Quetschungen
Ein Mittel gegen die Grünfäule gibt es leider nicht, es finden sich jedoch geeignete Maßnahmen, um die Krankheit einzudämmen:
- Schäden an den Weinbeeren vermeiden
- den Bereich der Trauben frei von Zweigen und Blättern halten
- die Gewächse in einen geschützten Bereich pflanzen
- beschädigte und befallene Weinbeeren möglichst schnell entfernen
Reblaus-Befall
Genau genommen handelt es sich hierbei nicht um eine Krankheit, aber dennoch um ein ernstzunehmendes Problem. Rebläuse können nicht nur eine Pflanze, sondern ganze Bestände vernichten und sich sehr schnell verbreiten. Treten sie auf, muss dies gemeldet werden. Zuständig ist das jeweilige Pflanzenschutzamt.
Ein Befall kann daran erkannt werden, dass sich auf der Blattunterseite rote oder rötliche Gallen befinden. Bei Gallen handelt es sich um blasenähnliche Anhängsel, die sich mit dem Fingernagel oder Werkzeugen nur schwer ohne Beschädigung der Blätter entfernen lassen. Zudem finden sich weiße Knoten im Bereich der Wurzeln. Eine selbstständige Bekämpfung ist nicht möglich.
Roter Brenner
Auch hier handelt es sich wieder um eine Pilzerkrankung. Durch sie bilden sich gelbliche, bräunliche oder rötliche Flecken auf den Blättern und Blüten, die hellgrün bis gelb umrandet sind. Die betroffenen Pflanzenteile vertrocknen und sterben frühzeitig ab.
Die Behandlung erfolgt durch geeignete Mittel aus dem Fachhandel und ist an sich vergleichsweise einfach, erfordert jedoch einige Geduld – denn sie muss wiederholt in den passenden Abständen erfolgen. Hierbei müssen die Angaben des Herstellers beachtet werden.
Schwarzfäule
Eine weitere Pilzerkrankung auf Weinreben und Weintrauben ist die Schwarzfäule. Weiße oder helle Verfärbungen auf den Blättern, Trieben und Trauben sind dunkelbraun umrandet und schwarz gepunktet. Bei diesen schwarzen Punkten handelt es sich um die Fruchtkörper der Pilze.
Leider findet sich kein Mittel zur Behandlung der Schwarzfäule. Die befallenen Pflanzenteile müssen daher entfernt und vernichtet oder über den Hausmüll entsorgt werden. Zusätzlich kann es hilfreich sein, die Pflanzen mit Urgesteinsmehl einzupudern.
Schwarzfleckenkrankheit
Diese Pilzerkrankung verursacht zunächst helle und dann schwarze Flecken auf Blättern und Trieben, kann Deformierungen hervorrufen und zum vorzeitigen Abfallen von Pflanzenteilen führen. Da sich die verantwortlichen Sporen sehr hartnäckig an den alten und jungen Trieben halten, hilft es nur, die betroffenen Pflanzenabschnitte zu entfernen und zu vernichten.
Zusätzlich sollte ein Pflanzenschutzmittel gegen die Schwarzfleckenkrankheit verwendet werden. Bestenfalls wird das Mittel zweimal im Abstand von zehn Tagen eingesetzt. Alternativ werden die Angaben des Herstellers befolgt.
Krankheiten vorbeugen
Obwohl sich die Auslöser für die verschiedenen Krankheiten unterscheiden, können zur Vorbeugung einige generelle Punkte beachtet werden. Bei diesen handelt es sich um:
Auswahl resistenter Sorten
Wein findet sich in zahlreichen verschiedenen Sorten beziehungsweise Zuchtformen. Darunter auch Varianten, die sich gegen einige Krankheitserreger besonders unempfindlich oder sogar resistent zeigen. Wer bereits bei der Auswahl aufpasst und mit Bedacht vorgeht, kann das Risiko für krankheitsbedingte Schäden also erheblich reduzieren.
angepasste Pflege
Eine angepasste Pflege ist entscheidend dafür, dass die Pflanzen gesund und stark sind. Gesunde und starke Gewächse sind wiederum weniger anfällig für Krankheitserreger. Der richtige Standort, ausreichend Wasser und Nährstoffe sowie entsprechende Verschnitte sind daher ein wichtiger Bestandteil der Krankheitsvorbeugung. Sinnvoll ist es auch, das Wissen zur Pflege gelegentlich aufzufrischen, hierdurch lassen sich Fehler vermeiden.
regelmäßige Kontrolle
Damit die Behandlung erfolgreich ist, muss sie möglichst frühzeitig erfolgen. Dafür ist es wichtig, die Schadbilder schnell zu sehen und zuordnen zu können. Ideal ist es, die Pflanzen einmal wöchentlich zu kontrollieren. Dabei sollten die Weintrauben sowie die Stiele und Blätter der Weinreben auf Veränderungen untersucht werden. Ebenfalls wichtig ist es, die Unterseiten der Blätter abzusuchen.