Weidenflechtzaun selber machen
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Sichtschutzzäune werden fertig zum Aufstellen in vielen Farben und aus vielen Materialien angeboten. Wie so häufig im Leben muss man jedoch während der Auswahl feststellen, dass jede preiswerte Lösung nicht wirklich von hohem designerischen Wert ist, während die ausnehmend gut aussehenden Lösungen das Haushaltsbudget nicht unerheblich belasten. Die Alternative ist ein selbst gemachter Flechtzaun aus Weide:
Die Vorteile eines Weidenflechtzaunes
- Weidenflechtzäune können sehr einfach selbst gebaut werden. Irgendwelche handwerklichen Fähigkeiten müssen Sie nicht besitzen, um einen solchen Zaun aufzustellen.
- Die geflochtenen Zäune geben einen recht guten Sichtschutz ab, der aber nicht komplett abschottet. Sie können also noch erkennen, ob sich gerade jemand nähert.
- Ein solcher Zaun kostet auch noch unglaublich wenig, genauer gesagt kostet er überhaupt nichts, wenn Sie Ihre Arbeitszeit in diesem Zusammenhang nicht mit Geld bewerten.
- Ein Weidenflechtzaun passt von der Ausstrahlung her gut in alle Gärten, in denen lieber Natur gesehen wird als normierte Gewächse. Er kann sogar bewusst dazu eingesetzt werden, einem etwas “zu ordentlichen” Garten ein naturnäheres Aussehen zu geben.
- Das erste Stückchen Weidenflechtzaun braucht nicht sehr breit sein, denn netterweise produziert ein solcher Zaun ständig neues Flechtmaterial, das dann für eine Verlängerung des Zaunes genutzt werden kann.
Nachteile eines Weidenflechtzaunes
… gibt es wohl keine, wenn Sie es schaffen, irgendwo in Ihrer Umgebung eine Weide zu finden, was aber meist nicht sehr schwer ist:
Wo wachsen Weiden?
Weiden wachsen besonders gerne an Flussauen oder in feuchten Gebieten. Vielfach wurden die Korbweiden auch früher bewusst angepflanzt, zum Beispiel von Korbflechtern, die sich so neue Weidensträucher oder Weidenbäume für die nächste Ernte heranzogen. Sie nutzten zur Anlage der Weidenkulturen Flächen, die häufig überflutet wurden, für andere Kulturpflanzen konnten diese Flächen nicht genutzt werden, und die Weiden befestigten den Boden. Vielerorts findet man noch die Überreste dieser Weidenkulturen, den sogenannten Weidenhegern, heute meist eine kleine Wildnis von Weidensträuchern.
Sicher kennen Sie die auch die bizarr aussehenden Kopfweiden, zu dieser Form wurden die älteren Weiden geschnitten, damit sie eine gute Ernte hervorbrachten. Diese Kopfweiden sind heute noch prägendes Bild in einigen Regionen, z. B. im Niederrhein.
Wenn Sie keinen Weidenstandort kennen, können Sie jedoch auch einfach bei Ihrer Gemeinde oder beim Grünflächenamt Ihrer Stadt fragen, diese Stellen haben heute vielfach die Aufgabe, die Weiden als Landschaftspflegemaßnahme zu beschneiden und sind vielleicht froh, wenn Sie ihnen ein wenig Arbeit abnehmen.
Welche Weiden eignen sich?
Es gibt etwa 450 verschiedene Arten der Weide, von denen ca. 70 bei uns wachsen. Innerhalb einer Art sehen dann noch die Jugend- und Altersformen anders aus, außerdem bildet die Weide je nach Höhenlage und geografischer Breite andere Wuchsformen aus. Da sich wild wachsende Weiden teilweise bei der Vermehrung auch noch kreuzen, werden Sie meist nicht sehr sicher bestimmen können, an welche Weide Sie gerade geraten sind.
Da aber fast alle Arten außer der von den Palmkätzchen bekannten Salweide zum Flechten geeignet sind und die Salweide zu den wenigen Weiden gehört, die nicht in Auen und Sümpfen wächst, kann Ihnen das eigentlich egal sein. Zumindest, wenn es nur um einen Weidenzaun geht, das ist keine filigrane Arbeit, bei der es auf die Biegsamkeit der Ruten ankommt.
Wenn Sie jedoch planen, mit dem von Ihrem neuen Zaun produzierten Material zukünftig herrliche Flechtkunstwerke herzustellen, müssen Sie sich den Wildwuchs etwas genauer ansehen: Sie können die Flechteigenschaften einer wild wachsenden Weide ein wenig vorausahnen, indem Sie sich die Schnittfläche eines Zweiges ansehen, je weniger Mark in der Rute zu sehen ist, desto besser eignet die Weide sich zum Flechten.
Weidenflechtzaun anlegen
Das Grundmaterial für den Zaun kann am besten Anfang März geschnitten werden, bevor wieder Leben in den Baum kommt. Sie brauchen stärkere Weidenäste von ca. 10 cm Durchmesser als “Zaunpfähle”, alle 50 cm sollte ein solcher Ast eingegraben werden. Und dünnere Weidenruten zum Einflechten, jeder längere Zweig von bis zu 5 cm Durchmesser kann verwendet werden. Mit den dünnen Ruten wird nun der Zaun geflochten – einmal wird die Rute vor dem senkrechten Ast herumführen, einmal dahinter, und so weiter …
Wenn Sie abwechselnd Ende und Spitze zuerst einflechten, wird der Zaun eher waagerecht, wenn die Spitzen nur auf einer Seite anfallen, bekommt er schnell eine Neigung zu einer Seite. Außerdem sollten Sie das Flechtwerk ab und zu herunterzudrücken, dann wird das Geflecht dichter und gleichmäßiger.
Anmerkung für Perfektionisten: Je regelmäßiger die geernteten Ruten sind, desto gleichmäßiger wird das Bild werden, das der Flechtzaun ergibt. Aber bevor Sie zwei Tage lang Weidenruten sortieren, denken Sie daran: Es soll nach Natur aussehen!
Da sich Weiden durch Steckhölzer typischerweise einfach vermehren lassen, werden Ihre “Zaunpfähle” aus Weide in der Regel ohne Probleme anwachsen. Sie können damit rechnen, dass die Weiden schon im nächsten Jahr ausschlagen, ab dann können Sie nun alle 2 Jahre neue Weidenruten ernten.
Fazit
Ein Weidenflechtzaun ist eine brillante Idee, um einen Zaun zu “bauen”, wenn man einen natürlichen Garten mag: Schnell gemacht, kostenlos, selbsterneuernd, nur ein wenig Arbeit steckt drin.
- Wenn Sie einen wirklich blickdichten Sichtschutzzaun anlegen möchten, sollten Sie Schilf anpflanzen. Der Riesen-Chinaschilf lässt sich z. B. sehr gut zu einem dichten Sichtschutzzaun flechten.
- Ein gut angewachsener Weidenflechtzaun wird recht stabil, er kann durchaus genutzt werden, um zum Beispiel eine Hängematte daran aufzuhängen.
- Mit der richtigen Weidenzaunplanung können Sie in Ihren Garten mehrere geschützte Ecken anlegen, die nicht nur keine Einsicht bieten, sondern auch Wind und zu viel Sonne abhalten.