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Wacholder schneiden – als Hecke, Bonsai und Solitärpflanze

Kreative Hobbygärtner wissen die facettenreichen Talente eines Wacholders schöpferisch zu nutzen. Als blickdichte, immergrüne Hecke erfüllt die Konifere ihre Aufgabe ebenso zuverlässig, wie als phantasievoller Bonsai oder majestätischer Solitär. Als Dreh- und Angelpunkt im fachgerechten Pflegeprotokoll gilt dabei der gekonnte Form- und Erhaltungsschnitt. Um einen Wacholder sachgemäß zu schneiden, bedarf es einiger essenzieller Vorgaben. Welche das sind und wie sie kunstgerecht gehandhabt werden, erläutern die folgenden Zeilen.

Video-Tipp

Zeitpunkt

Wacholder verfügt über eine ausgesprochen robuste Konstitution. Unabhängig davon, ob er im Garten kultiviert wird als Strauch, Baum, Bonsai oder Hecke, nimmt er frostige Kälte ebenso klaglos hin, wie brütende Hitze. Diese Flexibilität setzt sich fort hinsichtlich der Wahl des optimalen Zeitpunkts für den Rückschnitt.

  • Wacholder verträgt während der gesamten Vegetationsperiode einen Schnitt
  • Ideale Termine sind im Frühjahr vor dem Austrieb und Herbst von August bis Oktober
  • Am Stichtag herrscht frostfreies Wetter, ohne Regen oder prallen Sonnenschein

Vorbereitung

Wenn unerfahrene Hobbygärtner einen Wacholder schneiden, werden sie mit einer unerwarteten Herausforderung konfrontiert. Die überwiegende Mehrheit aller Arten und Sorten ist dicht besetzt mit kräftigen Nadeln. Setzen Sie sich diesen ungeschützt aus, drohen unangenehme Verletzungen. Erschwerend kommt ein leichter Giftgehalt des Zypressengewächses hinzu, der bei anfälligen Menschen eine allergische Reaktion auslösen kann. Statten Sie sich daher im Vorfeld so aus:

  • Langärmeliges Oberteil und lange Hose
  • Robuste Gartenhandschuhe
  • Festes Schuhwerk
  • Augenschutz

Darüber hinaus sollte das Schneidewerkzeug frisch geschärft und mit hochprozentigem Alkohol desinfiziert sein.

Schneiden als Hecke

Wacholder

In Anbetracht der gemächlichen Wuchsgeschwindigkeit von Wacholder, genügt für ein gepflegtes Erscheinungsbild als Hecke pro Jahr ein einmaliger Schnitt im Frühjahr. Regelmäßig ausgeführt, wird ein frischer, junger Austrieb forciert, um dem Alterungsprozess ein Schnippchen zu schlagen. Darüber hinaus wirken Sie einer unerwünschten Verkahlung von innen heraus gezielt entgegen. So gehen Sie dabei vor:

  • Angestrebt wird eine trapezförmige Gestalt, sodass Licht und Luft in alle Regionen der Hecke gelangen
  • Aufgespannte Schnüre oder ein Holzgerüst dienen der Orientierung
  • Im ersten Schritt sämtliche abgestorbenen Triebe herausschneiden
  • Verkümmerte, kranke Äste sowie nach innen wachsende Zweige an der Basis abschneiden
  • Die Heckenschere für den Formschnitt parallel zum Wacholder führen

Arbeiten Sie sich von oben nach unten vor und behalten die Orientierungspunkte im Auge. Die Ecken formen Sie vorzugsweise leicht abgerundet, was die Menge des einfallenden Lichtes erhöht. Bei Bedarf schneiden Sie die Wacholder-Hecke im August ein zweites Mal, um sich den Winter hindurch an der akkuraten Optik zu erfreuen.

Tipp:

Vor jedem Schnitt kontrollieren naturverbundene Hobbygärtner die Hecke auf nistende Vögel oder andere tierische Bewohner, um gegebenenfalls den Termin ein wenig nach hinten zu verschieben.

Wacholder als Bonsai

In der Bonsaikultur ist Wacholder häufig anzutreffen. Dank seiner Schnittverträglichkeit, ebnen die vielgestaltigen Arten und Sorten selbst unerfahrenen Anfängern den Weg in die uralte Gartenkunst. Das Zypressengewächs reagiert flexibel und gutmütig auf alle Techniken, insbesondere dem Schneiden. Unabhängig vom spezifischen Gestaltungsziel des Bonsaigärtners, rücken die folgenden allgemeingültigen Prämissen in den Fokus:

  • Ein graduelles, konstantes Beschneiden ist dem drastischen Rückschnitt vorzuziehen
  • Regelmäßiger Triebschnitt durch Schneiden der Wachstumsspitzen fördert eine dichtere Verzweigung
  • Einheitliches Stutzen aller Triebspitzen verteilt die Wachstumsenergie über den gesamten Bonsai
  • Filigrane Spitzen mit den Fingern zupfen und kräftige Enden schneiden
  • Zweige mit grauem Laub oder gänzlich ohne Blätter werden ausgelichtet

Die Entfernung eines kompletten Zweiges bereiten umsichtige Hobbygärtner vor, um einer unschönen Lücke vorzubeugen. Zunächst sollen an der Spitze und in Stammnähe verschiedene Triebe gedeihen. Erst wenn dieser ‚Ersatz‘ einen gewissen Reifegrad erreicht hat, wird der anvisierte Trieb gekappt. Mindestens ein Mal pro Saison dehnt sich das Schneiden eines Wacholders als Bonsai auf seine Rinde aus. Wo diese sich faserig und löcherig entwickelt, bietet sie Schädlingen und Pilzsporen ungehinderten Zugang. Mithilfe einer Pinzette werden die Rindenfasern abgezogen und eventuelle Reste mit einer Bürste entfernt.

Tipp:

Als immergrünes Gehölz empfiehlt sich Wacholder in der Bonsaikunst für die stilvolle Totholz-Gestaltung (Jin oder Shari). Bevor eventuelles Totholz ausgelichtet wird, sollte diese künstlerische Variante in Betracht gezogen werden.

Solitärpflanze schneiden

Die reich bestückte Wacholder-Gattung wartet auf mit herrlichen Arten und Sorten, die sich ausgezeichnet eignen zum formschönen Solitär. Wenngleich diese Variante der Kultivierung genügend Platz bietet, damit sich die Pflanze frei entfalten kann, ist gleichwohl ein regelmäßiger Erhaltungsschnitt empfehlenswert. Das gilt insbesondere dann, wenn ein Wacholder zur kreativen Gartenskulptur arrangiert werden soll. Dank seiner besonderen Schnittverträglichkeit, nimmt ein Juniperus problemlos künstlerische Gestalt an von der harmonischen Kugel bis zur eleganten Spirale oder originellen Tierfigur. Damit Sie über viele Jahre Freude haben an Ihrem Solitär, sind diese prinzipiellen Prämissen für den Schnitt von Belang:

  • Von einem radikalen Eingriff erholt sich ein Wacholder zumeist nicht
  • Vorteilhaft ist ein regelmäßiges Schneiden im kleinem Umfang
  • Abgestorbene Triebe ohne Blätter restlos abschneiden
  • Keine Stummel bzw. ‚Kleiderhaken‘ stehen lassen
  • Idealerweise den Rückschnitt auf frischen Austrieb beschränken
  • Jeden Schnitt in einer Astgabelung ansetzen

An Solitären, wie dem Säulenwacholder oder Zwergwacholder im Kübel gelingt der Rückschnitt in der Regel völlig freihändig. Der Herausforderung eines Formschnitts stellen sich Hobbygärtner mithilfe einer Schablone aus Draht, die im Fachhandel in allen nur denkbaren Ausführungen erhältlich sind. Mit ein wenig handwerklichem Geschick kann ein solches Drahtgestell eigenhändig konstruiert werden. Im Anschluss an die Auslichtung des Wacholders, dient eine kleine Schere als ideales Werkzeug für den Feinschnitt. Nachdem die Schablone über den Solitär gestülpt wurde, schneiden Sie alle herausstehenden Triebe bis maximal 1 Zentimeter ab. Achten Sie dabei auf die Arbeitsrichtung von oben nach unten.

Tipp:

Ein Wacholder verträgt problemlos einen Nachschnitt alle 3 bis 4 Wochen während der gesamten Vegetationsperiode von April/Mai bis September.

Pflege nach dem Schneiden

Wenngleich ein regelmäßiger Form- und Erhaltungsschnitt von höchster Relevanz ist für die Gesunderhaltung eines Wacholders, beschränkt sich seine Pflege längst nicht einzig auf diesen Aspekt. Im Anschluss an den ersten Schnitt im Frühjahr fördern Sie die Vitalität von Hecke, Bonsai und Solitärpflanze auf diese Weise:

  • Junge Wacholder regelmäßig und reichlich gießen
  • Die Erde zwischen den Wassergaben antrocknen lassen
  • Gut etablierte Gehölze einzig bei sommerlicher Trockenheit wässern
  • Ein Mal pro Monat ausgereiften Kompost ins Erdreich einarbeiten
  • Alternativ einen speziellen Wacholder-Dünger verabreichen

Im Kübel ist ein Wacholder etwas pflegeintensiver. In Anbetracht des eng begrenzten Substratvolumens, ist hier eine regelmäßige Wässerung auch bei älteren Exemplaren Pflicht. Darüber hinaus erfordert die Überwinterung besondere Vorkehrungen. Während Juniperus im Freiland keinen besonderen Schutz benötigen, besteht im Pflanzgefäß die Gefahr, dass der Wurzelballen durchfriert. Umwickeln Sie daher den Kübel mit Luftpolsterfolie und stellen ihn auf Holz, Styropor oder ein alternatives, isolierendes Material. Das Substrat bedecken Sie mit einer Schicht aus Laub, Tannennadeln oder Stroh. Wichtig zu beachten ist, dass bei Kahlfrost ein Wacholder an frostfreien Tagen zu gießen ist. Sollte es extrem frieren, während der feuchtigkeitsspendende Schnee ausbleibt, ist das Gehölz von Trockenstress bedroht.

Fazit

Um einen Wacholder erfolgreich zu schneiden, gilt ein graduelles, regelmäßiges Vorgehen als oberste Direktive. Beschränken Sie den Form- und Erhaltungsschnitt auf den frischen Austrieb, fördert diese Umsicht die weitere Verzweigung und erhält die Vitalität der Pflanze. Da das Zeitfenster für den Rückschnitt während der gesamten Vegetationsperiode geöffnet ist, spricht nichts dagegen, für einen Juniperus öfter zur Schere zu greifen. Diese Prämisse hat Gültigkeit für die Kultivierung als Hecke, Bonsai und Solitärpflanze gleichermaßen.

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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