Überdüngung des Bodens – Anzeichen und Folgen für Pflanzen
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Es ist eine komplexe Nährstoffdynamik, die im System des Gartenbodens stattfindet. Ein gesundes Wachstum von Pflanzen hängt ab von einer ausgewogenen Balance aus Hauptnährstoffen, wie Stickstoff, Phosphor und Kalium sowie zahlreichen Spurenelementen. Fatalerweise ähneln sich die Symptome für Mangelerscheinungen und Nährstoffüberschuss. Wird nach dem Motto gedüngt, ‚viel hilft viel‘, kippt eine Unterversorgung lediglich in die andere Richtung, ohne dass es zu einer Lösung kommt. Stattdessen ist Besonnenheit gefragt. Lesen Sie hier, wie sich die Überdüngung des Bodens auswirkt mit Infos zu Anzeichen und Folgen für die Pflanzen.
Ursachen für Überdüngung
Es ist eine unumstößliche Tatsache, dass die Böden im Großteil der Zier- und Nutzgärten überdüngt sind. Das gilt sowohl im privaten wie im gewerblichen Bereich, mit fatalen Folgen für unsere Gesundheit und die Umwelt. Die Frage nach der Ursache ist schwerlich in einem Satz zu beantworten und erfordert einen Rückblick auf die geschichtliche Entwicklung.
Der lange Weg vom Dung zum chemischen Volldünger
Damit Pflanzen prächtig gedeihen, reichen ein guter Boden, genügend Wasser, Luft und Sonnenlicht nicht aus. Erst eine ausgewogene Kombination aus Nährstoffen und Spurenelementen stellt ein vitales, gesundes Wachstum sicher. Wo die Verfügbarkeit von Stickstoff, Phosphor, Kalium und weiteren Mineralien begrenzt ist, leidet das gesamte Ökosystem darunter, woraufhin im Laufe der Geschichte ganze Kulturen untergingen. Seit Erfindung des Ackerbaus sind Bauern und Gärtner darum bemüht, einem Mangel an Nährstoffen entgegenzuwirken. Bis ins 19. Jahrhundert wurde die Bodenfruchtbarkeit gefördert mithilfe von organischen Düngemitteln, wie Knochenmehl, Stallmist und Pferdedung. Überdies kamen Methoden zum Einsatz, wie Fruchtwechselwirtschaft, ergänzt durch optimierte Geräte und Maschinen. Tatsächlich wurden stetig höhere Erträge erzielt, sodass trotz wachsender Bevölkerungszahlen genügend Nahrungsmittel zur Verfügung standen.
Diese Entwicklung änderte sich um 1840 dramatisch, als Justus von Liebig auf den Plan trat. Nach seiner Auffassung genügte es vollkommen, dem Boden eine ausreichende Menge anorganischer Nährstoffe zuzuführen, um das Pflanzenwachstum nach Belieben voranzutreiben. Ungeahnte Ertragssteigerungen waren jetzt zum Greifen nah. Naturnahe Methoden, wie Fruchtwechsel und die Verwendung organischer Dünger galten plötzlich nicht mehr als modern genug. Stattdessen setzte eine Entwicklung ein, an deren Ende die Erfindung des chemischen Volldüngers stand. Heute gelangen jährlich Hunderte Tonnen industriellen Düngers in die Umwelt, wovon ein Großteil ungenutzt in tiefere Bodenschichten gelangt, ins Grund- und Trinkwasser, in Biotope und mittels Ausgasung in die Luft. Die Folgen sind uns allen bekannt unter Schlagworten, wie ‚Saurer Regen‘, ‚Rückgang der Artenvielfalt‘, ‚Umkippen der Gewässer‘ oder ‚Treibhauseffekt‘. Die Verwendung von Blaukorn, Dicamba und anderen, rein chemischen Düngepräparaten gerät zwar zunehmend ins Zwielicht, findet indes nach wie vor im privaten und vorrangig im gewerblichen Anbau statt.
Überdüngung und Mangel gehen Hand in Hand
Angesichts der dargestellten Entwicklung jetzt schlichtweg jegliche Düngung einzustellen, erweist sich als Trugschluss. Tatsächlich geht mit einer Nährstoff-Überversorgung stets ein Mangel anderer Mineralien einher. Fehlt es einer Pflanze an Stickstoff, hilft ihr ein Überangebot an Kalium nicht weiter. Im Gegenteil wirkt sich ein Überschuss bestimmter Stoffe verstärkend auf die Unterversorgung aus. Klassisches Beispiel ist der Kalküberschuss im Boden an Pflanzen, die nach einem sauren pH-Wert verlangen. Das Zuviel an Kalk blockiert den Weg von Eisen in die Pflanzenbahnen, das eigentlich von Natur aus in ausreichendem Maße im Erdreich vorhanden ist. Die Folge sind lebensbedrohliche Blattchlorosen. Um die betroffene Pflanze zu retten, ist die Überdüngung mit Kalk zu revidieren und im gleichen Zug sofort verfügbares Eisen zu verabreichen.
Anzeichen und Folgen für Pflanzen
Die optimale Nährstoffversorgung von Zier- und Nutzpflanzen zählt somit zu den zentralen Herausforderungen im Hobbygarten. Ein wichtiger Schritt auf dem Weg dorthin, ist die richtige Deutung der Anzeichen für eine Überdüngung des Bodens, um entsprechende Maßnahmen einzuleiten. Zu Ihrer Orientierung haben wir im Folgenden typische Symptome für Sie zusammengetragen, mit Hinweisen zu den Folgen für die Pflanzen und Tipps für die Behebung des Problems:
Stickstoff-Überdüngung
Anzeichen
- Weiche, schwammige Triebe
- Verstärktes Längenwachstum
- Weiche Blätter, die sich blaugrün verfärben oder verblassen
- Im weiteren Verlauf nach unten eingerollte Blattränder
- An Topfblumen färben sich die unteren Blätter gelb mit braunen Rändern
Folgen
- Erhöhte Frostempfindlichkeit
- Verstärkter Befall mit Schädlingen, insbesondere Blattläuse, Spinnmilben, Zikaden
- Vermehrtes Auftreten von Pilzinfektionen, wie Mehltau, Grauschimmel und Stängelfäule
- Erhöhte Anfälligkeit von Gummifluss an Steinobst
- Verminderte Lagerfähigkeit von Obst und Gemüse
Darüber hinaus legt eine Überdüngung mit Stickstoff das im Boden vorhandene Kalium fest. Sie werden infolgedessen mit einer typischen Mangelerscheinung eines speziellen Nährstoffes infolge einer Überversorgung mit einem anderen Nährstoff konfrontiert.
Phosphor-Überdüngung
Anzeichen und Folgen
Eine Überversorgung mit diesem Nährstoff zieht keine unmittelbaren Symptome nach sich, wie bei Stickstoff. Vielmehr wirkt sich ein Zuviel an Phosphor indirekt aus. Es kommt insgesamt zu Wachstumsstörungen, da wichtige Spurenelemente, wie Kupfer und Eisen von der Pflanze nicht mehr aufgenommen werden können. Sofern Sie eine Überdüngung mit Phosphat vermuten, gibt einzig eine professionelle Bodenanalyse aus dem Speziallabor genauere Auskunft.
Kalium-Überdüngung
Anzeichen
- Blattrandnekrosen
- Wurzelverbrennungen
- Blattschäden
- Kümmerwuchs
Folgen
- Wachstumshemmungen infolge verminderter Aufnahme von Kalzium und Magnesium
- Zerstörung der feinen Krümelstruktur im Erdreich infolge der Verdrängung von Kalzium-Ionen
Eine Überdüngung des Bodens mit Kalium zieht nur selten ernsthafte Folgen für die Pflanzen nach sich. Aufgrund seiner Beweglichkeit, wird Kalium durch den Regen und im Rahmen von Bewässerungsmaßnahmen leicht ausgewaschen. Darüber hinaus ist einzig das Kalium für die Pflanzen verfügbar, das sich auf den äußeren Schichten der Tonminerale im Boden einlagert, während die zwischen den Schichten befindlichen Ionen nicht aufgenommen werden können. Je tonreicher der Boden, desto geringer die Gefahr einer Kalium-Überversorgung.
Kalzium-Überdüngung
Anzeichen und Folgen
- Ein pH-Wert größer 8
- Gelb-grüne Blattverfärbungen
- Kalkverkrusteter Boden
- Blattchlorosen
- Blattfall
Es sind vorrangig Zier- und Nutzpflanzen, die eine saure Umgebung bevorzugen, denen eine Kalzium-Überdüngung zu schaffen macht. So machen Rhododendron oder Hortensien innerhalb kurzer Zeit schlapp, wenn das Erdreich mit diesem Nährstoff überversorgt ist. Im weiteren Verlauf eines Anstiegs im Boden reagieren dann selbst Kalk-liebende Gewächse mit den genannten Anzeichen auf die übermäßige Zufuhr.
Magnesium-Überdüngung
Anzeichen und Folgen
Eine Magnesium-Überdüngung zu diagnostizieren, ist selbst für den Experten schwierig, da es keine unmittelbaren Symptome gibt. In erster Linie gerät die eng verknüpfte Wechselbeziehung zwischen Magnesium und Kalzium aus dem Gleichgewicht. Das Überangebot an Magnesium blockiert die Verfügbarkeit von Kalk, sodass wir es wiederum mit einer typischen Folgeerscheinung zu tun haben. Im Resultat kommt es zu Schäden im Bereich der Wurzeln bei denjenigen Gewächsen, die auf eine ausreichende Kalkzufuhr angewiesen sind. Zugleich hemmt ein Zuviel an Magnesium den Zugriff der Pflanze auf den Hauptnährstoff Kalium, was vorrangig die Frostfestigkeit erheblich beeinträchtigt.
Fazit
Die extensive Verwendung industrieller Dünger hat zu einem Überangebot an Nährstoffen geführt, was dem eigentlichen Ziel eines verbesserten Pflanzenwachstums zuwiderläuft. Neben den verhängnisvollen Folgen für Umwelt und Gesundheit, verursacht die Überdüngung des Bodens paradoxerweise zugleich ein vermindertes Wachstum und andere, typische Mangelerscheinungen. Kurzerhand jegliche Gabe von Dünger einzustellen, ist somit keine Lösung. Vielmehr sollten aus den erkennbaren Symptomen Rückschlüsse gezogen werden auf die ideale Zusammensetzung der Nährstoffversorgung im Hobbygarten. Die hier aufgeführten Anzeichen mögen Ihnen als Orientierung dienen, die negativen Folgen für Ihre Pflanzen zu minimieren und mithilfe unserer Tipps ins Gegenteil umzukehren.