Thuja-Hecke schneiden – der normale und der Radikalschnitt erklärt
Inhaltsverzeichnis
- Der erste Schnitt
- Die Hecke aus einzelnen Säulen-Lebensbäumen
- Die mächtige „Grüne Wand“
- Der laufende Schnitt
- Die Proventivknospen und die (nicht aus altem Holz treibenden?) Koniferen
- Der Radikalschnitt einer Thuja-Hecke
- Zu hoch, zu breit, zu kahl
- Eher zu breit als zu hoch
- Eher zu hoch als zu breit
- Eher insgesamt scheußlich
- Radikale Hecken-Renovierung Stück für Stück
Wenn Thuja-Hecken regelmäßig beschnitten werden, brauchen Sie sich lange Jahre oder Jahrzehnte nur um den normalen Schnitt zu kümmern, der nachfolgend beschrieben wird. Aber irgendwann ist jede Thuja-Hecke innen dermaßen kahl geworden, dass Sie sich entscheiden müssen: Radikalschnitt wagen oder neue Hecke setzen, der Artikel schildert Risiken und Möglichkeiten:
Der erste Schnitt
Der erste Schnitt der frisch gepflanzten Thuja-Hecke legt die Weichen, Sie sollten sich also schon vorher entscheiden, welche Wuchsform die Hecke bekommen soll:
Die Hecke aus einzelnen Säulen-Lebensbäumen
Die Reihe von eng nebeneinander gepflanzten, säulenförmigen Thujas ist der „Inbegriff ordentlicher Natur“, aber mit deutlich sichtbaren einzelnen Pflanzen. Deshalb überall dort beliebt, wo es nicht unbedingt die grüne Mauer sein muss, und im Grunde genauso einfach zu beschneiden wie die kastenförmige Thuja-Hecke. Nur im Detail wird der Schnitt etwas anders durchgeführt:
- Die Thujas bekommen ihren ersten Schnitt, nachdem sie richtig gut eingewachsen sind
- Nur stark herausstehende oder sonst eigene Wege wachsende Einzelzweige werden schon vorher auf den richtigen Weg gebracht
- Wenn im Frühjahr gepflanzt wurde, wird im Frühjahr darauf das erste Mal geschnitten
- Wenn im Herbst gepflanzt wurde, nicht unbedingt im Frühjahr darauf
- Denn im Winter funktioniert die Wurzelbildung nur im Schneckentempo, die Thuja braucht meist auch die Folgesaison zum Einwurzeln
- Geschnitten wird kurz vor dem Frühjahrs-Austrieb
- Und eventuell Ende September nochmal
- Gerade im ersten Schnittjahr kann das notwendig werden, weil die Jungpflanze nach dem Einwurzeln kräftig loslegt
- Zunächst gilt die Aufmerksamkeit der einzelnen Thuja-Pflanze
- Sie soll zur perfekten, gleichmäßigen Säule wachsen, wo sie „das nicht freiwillig tut“, greift der Schnitt ein
- Apropos „nicht freiwillig tut“: Bei Planung einer solchen Hecke ist Auswahl der richtigen Thuja-Sorte eine wichtige Voraussetzung
- Für perfekte Säulenform sollen die Sorten ‘Columna’, ‘Holmstrup’, ‘Rosenthalii’ und ‘Spiralis’ eine gute Wahl sein
- Nichtsdestotrotz entfaltet jede Thuja ein wenig Eigenleben
- Deshalb wird beim Schnitt zuerst jedes Zweiglein gestutzt, das „der Säulenform entfliehen möchte“
- Wenn die Pflanzen in sich perfekt aussehen, folgt der Blick aufs gesamte Arrangement
- Anfangs bleibt es meist beim Blick, weil nichts zu tun ist
- Später zeigt sich häufig, dass die gesamte Kolumne an einer Seite ein wenig breiter wächst
- Oder an der Oberkante einen kleinen Buckel bildet, usw.
- Das wird nun korrigiert, bis die Thujas wie eine Reihe gleichgroßer Elite-Soldaten nebeneinander stehen
Ob normaler Schnitt oder einzelne Korrektur: Wenn die Hecke durchgehend grün aussehen soll, sollten Sie es auf jeden Fall vermeiden, in die bereits verholzten, braunen Zweige hineinzuschneiden. Die meisten Thujas treiben entgegen aller Gerüchte auch aus dem alten Holz, aber diese Notmaßnahme gehört nicht zum Wachstum einer jungen Pflanze und geht längst nicht so schnell wie der normale Austrieb, mehr dazu unten bei „Radikalschnitt“.
Die mächtige „Grüne Wand“
Die mächtige „Grüne Wand“ fängt natürlich nicht mächtig an, sondern auch mit lauter einzelnen Thuja-Pflanzen. Die nun durch den Schnitt vereint werden sollen, was so funktioniert:
- Hier werden die nebeneinander wachsenden Thuja-Pflanzen von Anfang an mit „Blick aufs Ganze“ beschnitten
- Möglichst Sorten, die von vornherein darauf ausgelegt sind, geschlossene Reihen zu bilden
- In dieser Hinsicht sollen die Sorten ‘Brabant’, ‘Rheingold’ und ‘Smaragd’ die Favoriten sein
- Für die Schnittzeiten gilt das unter 1. Erklärte
- Auch hier werden aber „kreative Zweige“ schon vorher auf den richtigen Weg gebracht
- Ansonsten wird von Anfang an breitflächig geschnitten, als wenn die grüne Wand schon geschlossen wäre
- Wobei die Hecke ein wenig konisch zulaufend geschnitten werden sollte, also unten breiter als oben
- Eine gute Hilfe ist die Spannschnur an zwei Pfosten, die immer wieder zur Korrektur angelegt werden kann
- Starkwachsende Thujas sollten im Frühjahr und im Herbst beschnitten werden
- Bei schwach wachsenden Thujas reicht der Frühjahrsschnitt, im Herbst werden höchstens ein paar „Ausreißer“ korrigiert
- Auch die durchgehend grüne Hecke ist nicht schneller mit dem Neuaustrieb bei Schnitten ins alte Holz, also entsprechend vorsichtig schneiden
Der laufende Schnitt
folgt dem bisher Gesagten, wobei Kastenhecken mit älteren Thujas im Laufe der Zeit nach unten hin immer breiter werden, weil die inneren Zweige im unteren Bereich zuerst verholzen. Gerade im unteren Bereich ist wichtig, dass Sie jeweils bis auf wenige Zentimeter an den verholzten Teil heran schneiden. Und auf keinen Fall in den verholzten Teil – dass aus verholzten Teilen nie wieder was austreibt, stimmt so zwar nicht, aber bei der Anregung des frischen grünen Frühjahrsaustriebs sollten Sie dem alten Holz auf jeden Fall fern bleiben. Wenn Sie immer so nah an den verholzten Teil heran schneiden, dass die Hecke im unteren Bereich gerade noch einen grünen Schleier trägt, können Sie die Hecke (je nach Wuchskraft der Zuchtsorte) auch im unteren Bereich ein bis zwei Jahrzehnte bei erträglicher Breite grün erhalten.
Im oberen Bereich haben Sie mit dem Verkahlen weniger Probleme, der grüne Anteil nimmt in Richtung Oberkante der Hecke zu, ganz oben wachsen ein gutes Stück lang nur grüne Triebe. Das wird interessant, wenn die Hecke zu hoch zu werden droht – Ihr örtliches Nachbarschaftsrecht schreibt in der Regel eine Maximalhöhe für „grüne Zäune“ vor. Wird diese Maximalhöhe demnächst erreicht, können Sie oben kräftig stutzen, bis dahin, wo die ersten verholzten Zweige im Inneren gerade noch nicht angeschnitten werden.
Die Proventivknospen und die (nicht aus altem Holz treibenden?) Koniferen
In Baumärkten und Gartencentern werden nicht selten ausgerechnet die Thuja-Sorten günstig angeboten, die für Hausgärten nicht so gut geeignet sind – weil sie eben viel zu schnell wachsen. Eine solche Hecke kann Ihnen schnell „davonwachsen“ und nach ein paar Jahren zu breit und zu hoch werden. Wenn Sie konsequent immer bis nah ans alte Holz schneiden, dauert es, aber irgendwann besteht jede Thuja-Hecke aus mehr Holz als Grün. Das sieht nicht mehr richtig gut aus, außerdem bietet die verkahlte, unansehnliche Thuja-Hecke nur noch geringen Sichtschutz. Es stellt sich dann regelmäßig die Frage, ob die Thuja-Hecke gegen eine Hecke aus jungen Pflanzen ersetzt werden muss oder ob eine „Renovierung“ der außer Rand und Band gewachsenen Hecke möglich ist.
Diese Frage entscheidet sich daran, ob Koniferen sogenannte Proventivknospen bilden. Diese auch „schlafende Augen“ genannten Knospen sind eine Art Lebensversicherung für die Pflanze: Proventivknospen haben die alleinige Aufgabe, für die Wiederherstellung verlorener Pflanzenteile (Äste, Zweige, des kompletten Stammes) zu sorgen. Diese schlafenden Knospen werden in einem jungen Stadium der Triebe angelegt, sitzen kaum oder gar nicht erkennbar unter der Rinde und können Jahre und sogar Jahrzehnte lebensfähig bleiben. Wenn große Teile der Pflanzenmasse verletzt oder abgeschnitten werden, wird das Wachstum der Proventivknospen angeregt.
Wenn Sträucher oder Hecken auf den Stock gesetzt werden (also radikal bis zum Boden gekappt werden), erfolgt der Austrieb immer aus den schlafenden Augen. Bekannt ist, dass Eiben, Küstenmammutbäume und einige Tannen diese Regenerationsfähigkeit besitzen und dass die ca. 50 Bäume der Gattung Picea, die Fichten, mit zunehmendem Alter den Neuaustrieb vermehrt aus schlafenden Knospen generieren. Alles Koniferen, womit die Pauschalbehauptung, Koniferen würden nach einem Schnitt ins alte Holz nicht wieder austreiben, widerlegt ist.
Welche Thujas wie viele Proventivknospen bilden, wurde von Forschern noch nicht untersucht. Aber in alten Büchern und von erfahrenen Gärtnern wird berichtet, dass Thujas selbstverständlich wie alle Pflanzen schlafende Augen bilden. Die Thuja occidentalis ‚Holmstrup‘ wird sogar beworben damit, dass sie auch nach Schnitt ins ältere Holz wieder austreibt, die ursprüngliche Thuja occidentalis ist auch zu Austrieb aus Proventivknospen fähig; bei den weiteren Zuchtsorten kommt es wohl darauf an, inwieweit das ursprüngliche Genom ausgedünnt wurde.
Wenn eine Thuja-Hecke „so richtig gründlich in die Grütze gewachsen ist“, werden Sie sich allerdings um solche Feinheiten kaum mehr Gedanken machen: Entweder es steht wochenlanges Buddeln + Kauf neuer Heckenpflanzen an – wenn ohnehin geplant ist, die unökologische Thuja-Hecke durch „vernünftige Pflanzen“ zu ersetzen, gibt sich die Thuja-Hecke mit braunem Unterteil nun selbst zum Abschuss frei. Oder die Thuja-Hecke gehört nicht zu den Dingen, um die Sie sich aktuell gründlicher kümmern können – dann bleibt Ihnen ohnehin nichts anderes übrig, als eine Sichtschutzwand vor das Drama zu setzen oder Ihrer Thuja-Hecke einen Rettungsversuch mit ungewissem Ausgang zuzumuten:
Der Radikalschnitt einer Thuja-Hecke
Wenn die Thuja-Hecke abgesehen von den braunen Stellen fest auf ihren Wurzeln steht und einen vitalen, gesunden Eindruck macht, lohnt sich ein Rettungsversuch: Wie Sie gerade erfahren haben, ist die Hecke im Bereich mit den braunen Ästen höchstwahrscheinlich (hoffentlich) nicht so tot, wie es aussieht, sondern hat dort für Notfälle schlafende Augen angelegt. Um diese versteckten Knospen möglichst gut anzusprechen, sollte der Radikalschnitt in einer Zeit durchgeführt werden, in der die Thuja über viele eingelagerte Reservestoffe verfügt. Da diese Reservestoffe eigentlich für den Neuaustrieb im Frühling gespeichert werden, liegt die beste Zeit für den Radikalschnitt kurz vor dem Austrieb im zeitigen Frühjahr.
Da das „Aufwecken der schlafenden Augen“ eine Weile dauert, sieht die Hecke im betroffenen Bereich eine Zeitlang ärmlich aus. Je nachdem, welcher Bereich betroffen ist und wie die Hecke im Sichtfeld liegt, bietet sich eine der nachfolgend aufgezählten Renovierungs-Methoden bzw. Reihenfolgen des Vorgehens an:
Zu hoch, zu breit, zu kahl
Aber im oberen Bereich noch schön grün, und unten außen auch noch mit einem durchgehenden grünen Mantel versehen. Hier lohnt sich der Versuch, die ganze Hecke wieder zur Ausbildung eines vernünftigen grünen Mantels zu bewegen:
Schneiden Sie die Hecke in der Höhe herunter, nur ein ganz wenig in den verholzten Bereich hinein. Hier muss die Thuja nun einige schlafende Augen aktivieren, dieser Teil wird also erst einmal gebremst. Ab Mitte der Hecke wird seitlich nach innen geschnitten, möglichst so, dass Sie nur ganz nah an den verholzten Bereich herangehen. Dadurch bekommt der untere Teil der Hecke mehr Licht, der Austrieb hier wird gefördert.
Eher zu breit als zu hoch
Je nach dem gegebenen Verhältnis Breite, Höhe, am meisten verkahlte Teile können Sie auch erst im unteren Teil der Hecke ins alte Holz hineinschneiden und den oberen Teil eher in Ruhe lassen (d. h. nur bis ans Holz heranschneiden). Oft bietet es sich an, erst nur eine Seite der Hecke radikal zurückzuschneiden und nur dort auf den Austrieb der schlafenden Knospen zu warten, während der Rest der Hecke weitgehend normal weiterwachsen darf.
Allerdings müssen Sie damit rechnen, dass die Hecke nun oben besonders fröhlich wächst und die nächste Zeit dort zwei Mal im Jahr beschnitten werden muss. Dieses Naturgesetz wird Apikaldominanz genannt, gemeint ist, dass der nach oben wachsende Haupttrieb das Wachstum der Seitentriebe unterdrückt. Bekannt ist Ihnen dieses Phänomen von Waldbäumen, die steil dem Licht entgegen wachsen, wenn sie im Wald nebeneinander stehen (Schattenflucht betreiben, sagt der Biologe), während sie sich auf einem Standort im freien Feld ausladend in die Breite verzweigen. Die Apikaldominanz ist aber bei den Thuja weniger ausgeprägt als bei vielen anderen Gehölzen, weil die Thujas Schattengehölze sind.
Eher zu hoch als zu breit
Wenn zu hoch heißt, dass der zu hoch gewachsene Teil bereits kräftig verholzt ist, bleibt kaum eine andere Lösung als oben alles Grün und ein gutes Stück vom alten Holz wegzuschneiden.
Der Vorteil ist, dass der seitliche Blick auf die Hecke weiterhin auf grüne Pflanzenteile fällt und diese grünen Triebe die Hecke insgesamt gesund weiterwachsen lassen, weil sie ungehindert Photosynthese betreiben können. Außerdem hilft die auf Wachstum im oberen Bereich ausgelegte Tendenz der Gehölze, dass sich die Hecke „kräftig anstrengt“, um oben die Proventivknospen zu aktivieren – das verhindert ein übermäßiges Wachstum der nicht ins alte Holz beschnittenen Seitenbereiche.
Eher insgesamt scheußlich
Mehr braun als grün, bunt und scheckig über die Hecke verteilt. Dann bleibt Ihnen eigentlich nur ein Rettungsversuch vor Anpflanzung einer komplett neuen Hecke: Pflegen Sie die Hecke über die Saison besonders gut, mit Kaliumdünger im Spätsommer, damit sie möglichst viele Reservestoffe einlagert. Schneiden Sie dann die Hecke im Spätwinter in einem Stück komplett bis auf den inneren Aufbau herunter, der eigentlich bei regelmäßigen Beschnitt hätte entstehen sollen: Eine sich nach oben verjüngende Kastenform, sehr viel niedriger und sehr viel schmaler, als die Hecke in den nächsten Jahren werden soll.
Dabei sollten Sie nicht einfach von außen „drauflos säbeln“, sondern zuerst innen ältere Äste herausschneiden, sodass das Gerüst aus den jüngsten unter den dickeren Ästen besteht. Erst danach wird der „Kleinkram“ gleichmäßig von oben und den Seiten zurückgeschnitten. Danach sollten Sie sich eine Zeit lang den Blick auf die Hecke abgewöhnen, vielleicht zeigt sich schon in der folgenden Saison der erste zaghafte grüne Austrieb, möglicherweise braucht die Hecke bis zum Jahr danach, um sich zu neuen Trieben zu entschließen. Wenn sie es aber tut, haben Sie „in einem Rutsch“ eine rundum grüne, gepflegte Thuja-Hecke mit einem ziemlich vorbildlichen inneren Aufbau.
Radikale Hecken-Renovierung Stück für Stück
Im kleinen Garten kann die Ansicht einer Hecke, die sich gerade bemüht, ihre schlafenden Knospen zu aktivieren, schon sehr stören. Eventuell ist es in einem solchen Garten aber möglich, die Hecke in einzelnen Abschnitten in Ordnung zu bringen. Vor das Stück, das gerade in Arbeit ist, könnten dann über die Saison hohe einjährige Pflanzen gesetzt werden, die im Haus vorgezogen sehr schnell sichtversperrende Höhen erreichen. Dazu bieten sich z. B. an: Japanischer Ziermais (Zea mays japonica Tricolor), Sonnenblumen (Helianthus annuus, hohe Sorten wie ‚King Kong‘, ‚Santa Fe‘, ‚Sunrich‘), Zuckermais (Zea mays convar. saccharata), bringt ab August auch leckere Ernte), mit Stütze zum Klettern Feuerzunge (Sternwinde, Quamoclit lobata), Helm- o. Hyazinth-Bohne (Dolichos Iablab, ‚Ruby Moon‘ wird 2 m hoch und bringt essbare Bohnen), Kaiserwinde (Ipomoea tricolor), Kletterndes Löwenmaul (Asarina barclaiana), Schönranke (Eccremocarpus scaber), Schwarzäugige Susanne (Thunbergia alata).