Startseite » Gartenlexikon » S wie Spitzblume » Stachelbeere – Sorten, Pflanzen und Schneiden

Stachelbeere – Sorten, Pflanzen und Schneiden

Stachelbeeren wachsen nicht mehr nur als einfache Sträucher. Neue Züchtungen und veredelte Exemplare schmücken nun als Hochstamm Terrasse und Garten. Auch auf dem Balkon hat die Stachelbeere seit Kurzem Einzug gehalten: Filigrane Säulenformen, die wenig Platz benötigen, erfreuen auch Stadtbewohner, die keinen eigenen Garten haben. Sie sind in unterschiedlichen Farben und Größen erhältlich und eignen sich je nach Sorte eher für die Verwertung als Marmelade. Andere sind saftig süß und verleiten durch ihr kräftiges Aroma zum Naschen zwischendurch.

Video-Tipp

Steckbrief

  • botanischer Name: Ribes uva-crispa (Synonym: Ribes grossularia)
  • gehört zur Gattung Ribes aus der Familie der Stachelbeergewächse
  • Obstgehölz, sommergrüner Strauch
  • Blüte: unscheinbar am alten Holz
  • Blütezeit: April bis Mai
  • Frucht: kugelig, je nach Sorte grün, gelb oder rot, manche Sorten stark behaart (Juli)
  • Blätter: büschelig angeordnet, leicht behaart, handförmig
  • Wuchshöhe: bis 100, selten bis 150 Zentimeter
  • Äste meist mit dreiteiligen Dornen besetzt

Arten

Stachelbeeren werden vorzugsweise als Busch oder auch als Hochstamm kultiviert. Aus den unzähligen Sorten die richtige Auswahl zu treffen, ist nicht einfach. Entscheidungskriterien können die geplante Verwendung und die Resistenz gegenüber der Blattfallkrankheit und Mehltau sein.

  • Captivator: mittelgroße, rote Beere mit hohen Erträgen, buschige Wuchsform, geringe Anfälligkeit gegenüber Mehltau, Triebe dornenlos
  • Early Green Haire (Grüne Deutsche): kleinere grüne, behaarte Frucht, gelegentlich anfällig für Mehltau, alte, bewährte Sorte
  • Hinnonmäki: mittelgroße, bläulich-rote Beeren, gering behaart mit leicht säuerlichem, aromatischem Geschmack, gute Krankheitstoleranz
  • Invicta: hellgrüne, große, behaarte Frucht mit aromatischem Geschmack, sehr robust, ertragreich, als Heckenpflanze geeignet
  • Reverta: sehr süße, gelbe, behaarte Frucht mit wenig Säure, hohe Erträge, resistent gegen die Blattfallkrankheit, ältere Sorte
  • Remarka: rote, unbehaarte Frucht mit säuerlichem Geschmack, resistent gegen Mehltau
  • Rokula: dunkelrote, mittelgroße Frucht mit gutem Geschmack, wenig anfällig für Mehltau, eignet sich für den Heckenanbau
  • Rolonda: dunkelrote, mittelgroße Frucht (reift erst spät) mit angenehm säuerlichem Geschmack, resistent gegen Mehltau
  • Rote Triumph (Whinham’s Industry): rotschalige, gering behaarte Beeren mit leicht säuerlichem, aromatischen Geschmack, mittelhoch anfällig für Mehltau
Tipp:

Die Josta- oder Jochelbeere ist eine Kreuzung aus der Stachelbeere und der Schwarzen Johannisbeere, die erstmals 1922 gezüchtet wurde.

Pflanzen und Pflege

Stachelbeeren stellen keine übermäßig hohen Ansprüche an ihren Standort und gedeihen nahezu überall. Die besten Erträge können auf nährstoffreichen, mittelschweren Böden in sonnigen bis halbschattigen Lagen erzielt werden. Sehr karge oder trockene Böden mag die Stachelbeere nicht, denn die Beeren benötigen zur Reife recht viel Wasser. Beim Anpflanzen erfolgt zunächst eine Auflockerung des Bodens. Neigt der Gartenboden zu Staunässe, so ist eine dicke Drainageschicht eine gute Voraussetzung für das Wachstum des Strauches. Damit die Stachelbeere ausreichend Nährstoffe erhält, wird am besten reifer Kompost unter den Boden gemengt. Stachelbeeren sollten niemals mit trockenem Ballen eingepflanzt werden. Sie benötigen einige Zeit, um eine Verbindung zum neuen Standort einzugehen und nehmen in der ersten Zeit nur sehr schwer Wasser aus der Umgebung auf. Deshalb sollte der Ballen für etwa 10-15 Minuten in einen Eimer mit Wasser getaucht werden, bis keine Luftblasen mehr aufsteigen.

  • Pflanzzeit: Frühjahr oder Herbst
  • Pflanzloch: doppelte Ballentiefe und -breite
  • Pflanzabstand bei Hecken: 70-80 Zentimeter, sonst etwa 1-1,5 Meter
  • gegebenenfalls Drainage anlegen und Sand sowie Kompost unter die Erde mengen
  • Ballen einsetzen
  • mit Erde auffüllen und leicht antreten
  • gut wässern
Tipp:

Günstig sind windgeschützte Lagen und eine gleichmäßige Bodenfeuchte. Die Pflanzen haben einen relativ hohen Feuchtigkeitsbedarf, vertragen jedoch keine Staunässe.

Pflanzschnitt

Frisch eingepflanzt benötigen die Wurzeln nun einige Zeit, um zu wachsen und Wasser aus der Umgebung zu beziehen. Daher kann es bei warmem Wetter passieren, dass die Pflanze mehr Wasser über die Blätter verdunstet, als ihr durch die Wurzeln zur Verfügung steht. Viele beim Kauf gesunde und kräftige Pflanzen überleben deshalb die erste Woche nicht, weil sie schlichtweg vertrocknen. Es hilft nicht, mehr zu gießen. Die Verdunstung muss eingedämmt werden. Dazu schneidet man alle überirdischen Triebe um etwa ein Drittel zurück.

Langsamer Aufbau des Stachelbeerstrauches

Beim Kauf haben die meisten Stachelbeerpflanzen lediglich einen oder zwei Haupttriebe. Für eine üppige Ernte wird das noch nicht reichen. Damit ein Stachelbeerstrauch im Laufe der Jahre viele Früchte trägt, muss er zunächst einmal ein gutes Grundgerüst aus Trieben aufbauen. Überlässt man einen Stachelbeerstrauch jedoch sich selbst, wird er zwar schön buschig wachsen, jedoch nach ein paar Jahren kaum noch Früchte tragen. Das liegt daran, dass Stachelbeeren nur am einjährigen Holz Blüten bilden. Das Gehölz muss dafür systematisch aufgebaut werden. Eine Stachelbeere baut aus der Basis heraus (wenige Zentimeter über dem Boden) neue Triebe auf. Diese werden dazu genutzt, die Stachelbeere langsam und gezielt aufzuziehen.

  • jedes Jahr zwei bis drei der kräftigsten neuen Haupttriebe wachsen lassen
  • alle übrigen neuen Basistriebe bodennah entfernen
  • (die Haupttriebe aus dem Vorjahr müssen natürlich stehen bleiben)

Insgesamt ist eine Anzahl von acht bis zwölf Haupttrieben anzustreben. Mehr sollten es nicht werden, da sich die Triebe sonst gegenseitig das Licht streitig machen.

Tipp:

Für Rückschnitte eignen sich warme, leicht bewölkte aber regenfreie Tage. Die entstandenen Wunden trocknen und heilen dann besser, sodass keine Krankheitserreger eindringen können.  

Erhaltungsschnitt

Um bis ins hohe Alter gesund und ertragreich zu bleiben, benötigen Stachelbeeren mindestens einen Schnitt im Jahr. Dieser kann auch in zwei einzelne Schnitte unterteilt werden. Im Frühjahr – nach der Blüte – führt ein leichtes Auslichten der Stachelbeere dazu, dass die Energie der Pflanze in die verbleibenden Früchte gesteckt wird. Diese fallen dann ganz besonders groß und schmackhaft aus. Ein zweiter Schnitt nach der Ernte dient gleichzeitig dem Erhalt und der Verjüngung der Stachelbeere. Ist das Grundgerüst mit etwa zehn Haupttrieben geschaffen, so werden nun jedes Jahr ein paar der alten Triebe (die bereits Früchte getragen haben) bodennah geschnitten und durch junge Triebe ersetzt.

  • zwei bis drei alte Haupttriebe schneiden
  • dafür zwei bis drei neue Triebe stehen lassen
  • alle übrigen Neutriebe entfernen
  • auf möglichst gleichmäßige Verteilung achten
Tipp:

Damit Sie später noch wissen, welche Haupttriebe wie alt sind, können Sie diese am besten mit einem farbigen Band oder Ähnlichem markieren.

Auslichten

Nach dem Grundschnitt können nun auch die einjährigen Triebe im oberen Bereich ein wenig Pflege vertragen. Dazu werden diese auf wenige Knospen eingekürzt. Die Seitentriebe müssen zurückgeschnitten werden, damit immer genügend Licht in alle Bereiche des Strauches fällt. Übrig bleibt ein ausgedünnter Strauch mit kurzem Seitenholz.

Krankheiten

Häufig werden Stachelbeeren von Mehltau (weißer abwischbarer Belag) befallen. Hier gibt es eine Reihe chemischer Mittel diesen Pilz loszuwerden, jedoch sind die meisten nicht für nahrungtragende Pflanzen zugelassen. Gerne wird hier Netzschwefel genommen. Die Landesanstalt für Wein- und Gartenbau in Veitshöchheim empfiehlt nun ein Hausmittel: Drei Packungen Backpulver werden mit 50ml Rapsöl in 5l lauwarmes Wasser gemischt. Ab Mai sollte das Laub dann alle 10-14 Tage mit dem Gemisch besprüht werden, wobei 5-8 Anwendungen in der Regel ausreichten dem Mehltau den Garaus zu machen. Wer gleich mehltauresistente Sorten pflanzt hat im Nachhinein weniger Ärger. Hier empfehlen sich z.B. `Invicta oder `Rokula.

Verwendung

Küche

Einfrieren: Stachelbeeren (gilt für alle Beeren) nebeneinander auf ein Blech, einen Teller oder eine Schale legen und in das Eisfach stellen. Nur anfrieren lassen und danach in einen Tiefkühlbeutel oder eine gefriertaugliche Schale legen. So kleben sie gefroren weniger aneinander so dass man sie einzeln entnehmen kann und sie weniger Druckstellen bekommen. Im Eisfach halten sie sich maximal 12 Monate.

Schönheit

Stachelbeeren schmecken nicht nur lecker sondern stecken voll Silizium, welches Haare und Nägel kräftigt.

Fazit

Stachelbeeren sind sehr anspruchslose Pflanzen, die auf jedem normalen Gartenboden wachsen, insofern dieser gleichmäßig feucht gehalten wird. Die Sträucher entwickeln sich auch ganz von alleine zu stattlichen Büschen. Wer allerdings immer eine reichhaltige Ernte erwartet, muss mindestens einmal im Jahr gezielt schneiden. Stachelbeeren tragen ihre Blüten (und damit Früchte) nur am einjährigen Holz. Deshalb dürfen die Triebe nicht zu jung und auch nicht zu alt sein.

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

Erfahre mehr über S wie Spitzblume

Zum Thema S wie Spitzblume

Scroll Up