Spitzschlammschnecke, Spitzhornschnecke – Steckbrief und Haltung
Inhaltsverzeichnis
Wer sich für wirbellose Tiere und deren Haltung interessiert, kommt an der Spitzschlammschnecke oder Spitzhornschnecke, wie sie auch genannt wird, nicht vorbei. Sie ist die ideale Schneckenart für Einsteiger, da sie relativ anspruchslos und pflegeleicht ist. Dazu passt, dass sie sich in einem Kaltwasseraquarium ebenso wohl fühlt wie draußen im Gartenteich. Und auch die Vermehrung ist schon beinahe ein Kinderspiel.
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Lymnaea stagnalis
- Umgangssprachliche Namen: Spitzschlammschnecke, Spitzhornschnecke
- Klasse: Gastropoda (Schnecken)
- Familie: Lymnaeidae (Schlammschnecken)
- Rang: Art
- Verbreitung: Holarktisch (gesamte nördliche Halbkugel)
- Natürlicher Lebensraum: Große Tümpel, Weiher, Seen, Fluss- und Bachläufe
- Größe: Gehäuselänge von 4,5 bis 7 cm
- Fortpflanzung: Zwitter, zur Fortpflanzung wird dennoch ein Partnertier benötigt
- Geschlechtsreife: Nach circa zehn Wochen
- Alter: Bis zu maximal vier Jahre
- Ernährung: Pflanzen (vor allem Algen), Fischfutter, Aas, Laich
- Aquarienhaltung: Problemlos möglich
Beschreibung
Die Spitzschlammschnecke zeichnet sich vor allem durch ihr Gehäuse aus. Es ist relativ dünn und turmförmig aufgebaut und rechtsgewunden. Das Gehäuse eines ausgewachsenen Tieres verfügt stets über 7,5 Windungen, die im unteren Bereich gleichmäßig, nach oben hin aber sehr schnell zunehmen. Charakteristisch ist eine ausgesprochen lange Spitze, die der Schnecke auch ihren umgangssprachlichen Namen verleiht. Der Weichkörper im Inneren des Gehäuses weist eine graue bis bräunliche Färbung auf. Die Fühler wiederum sind verhältnismäßig großen und dreieckig aufgebaut. Die Augen sitzen an der Basis der Fühler. Je nach Lebensraum können Spitzschlammschnecken unterschiedlich aussehen, da sie sich im Laufe der Zeit an die konkreten Lebensbedingungen angepasst haben.
Besonderheiten
Die Spitzschlammschnecke ist eine Wasserschnecke, kann aber nicht permanent unter Wasser leben. Von Zeit zu Zeit muss sie auftauchen, um Luft zu schnappen. Sie verfügt dafür über eine sogenannte Lungenhöhle, die sie an der Wasseroberfläche mit Luft füllt. Die Art gehört damit zur Unterordnung der Wasserlungenschnecken. Als solche ist sie gar die größte Wasserlungenschnecke in Mitteleuropa. Lymnaea stagnalis ist ein Zwitter. Zur Befruchtung braucht sie freilich zwingend mindestens ein weiteres Tier ihrer Art. Die Befruchtung erfolgt dabei allerdings nicht wie bei vielen anderen Schneckenarten wechselseitig, sondern immer nur einseitig.
Haltung
Die Haltung von Spitzschlammschnecken erfordert nur sehr wenig Aufwand. Sie kann sowohl in einem Aquarium als auch im Gartenteich stattfinden. Im Teich sind die Tiere hervorragende Restverwerter, die vor allem abgestorbene Pflanzenteile vertilgen. Allerdings wird man sie dort kaum beobachten können. Wer sich näher mit diesen stattlichen Schnecken auseinandersetzen möchte, kommt deshalb an der Aquarienhaltung nicht vorbei. Dabei sollte man sich allerdings im Klaren darüber sein, dass sie aller Wahrscheinlichkeit nach alle im Aquarium befindlichen Pflanzen anfressen werden. Für ein klassisches Schauaquarium eignen sie sich deshalb kaum. Sie vertragen sich freilich problemlos mit Fischen und anderen Wassertieren. Wichtig ist dabei, dass sie ausschließlich mit Fischen vergesellschaftet werden, die eher ruhig und vor allem friedliebend sind. Ansonsten gilt es bei der Haltung von Spitzschlammschnecken im Aquarium folgendes zu beachten:
- Haltung nur im Kaltwasseraquarium möglich
- Beckengröße: mindestens zwölf Liter, besser mehr
- Wassertemperatur: ideal ist Zimmertemperatur bis allerhöchstens 25 Grad Celsius
- Wasserhärte: toleriert werden pH-Werte von 6,5 bis 9
- Bodengrund ist nicht zwingend erforderlich, sollte aber nicht aus Sand bestehen, da sich die Schnecke darauf nicht fortbewegen kann
Futter
Spitzschlammschnecken sind im Prinzip Allesfresser, denen pflanzliche Nahrung ebenso schmeckt wie tierische. In der freien Natur ernähren sie sich hauptsächlich von Algen und abgestorbenen Pflanzenteilen. Eine Fütterung im Teich ist deshalb meist nicht erforderlich. Bei der Haltung im Aquarium kommt man daran allerdings nicht vorbei. Empfehlenswert ist hier die Fütterung mit Fischtrockenfutter, Salatblättern und anderem Grünfutter. Futterreste sollten regelmäßig aus dem Wasser entfernt werden, um Fäulnisprozesse zu vermeiden.
Vermehrung
Spitzschlammschnecken lassen sich im Aquarium geradezu kinderleicht vermehren. Es braucht dafür lediglich mindestens zwei Tiere. Nach erfolgter Befruchtung werden pro Tier bis zu 300 Eier in gallertartigen, bis zu vier Zentimeter langen Schnüren unter Wasser abgelegt. Die Tiere heften diese Schnüre bevorzugt an die Blätter von Wasserpflanzen, an flache Steine oder eventuell sogar an die Glasscheiben des Aquariums an. Aus dem Laich entwickeln sich schließlich die jungen Schnecken. Je nach Wassertemperatur dauert es ungefähr zwei Wochen bis sie schlüpfen. Bei einer möglichen Überpopulation werden die erwachsenen Schnecken den Laich allerdings zuvor fressen. Die Tiere vermehren sich im Übrigen ganzjährig, um nicht zu sagen ständig. Jungtiere sind nach circa zehn Wochen bereits geschlechtsreif und beginnen sich zu vermehren.
Teichhaltung
Wer Spitzschlammschnecken in einem Gartenteich halten möchte, tut das meist, um das Gewässer zuverlässig von abgestorbenen Pflanzenresten zu befreien. Zu sehen bekommt man die Tiere dabei kaum. Allenfalls kann man ein paar Blicke erhaschen, wenn sie an die Wasseroberfläche kommen, um Luft zu tanken. Da es sich um Wasserschnecken handelt, werden sie den Teich auch nicht verlassen. Man muss sich also keine Sorgen um den Salat im Beet machen. Ist der Teich jedoch bepflanzt, besteht die Gefahr, dass sich die Tiere über diese Pflanzen hermachen. Häufig wird der Laich der Spitzschlammschnecke von Vögeln in den Teich eingeschleppt.
Krankheiten und Schädlinge
Spitzschlammschnecken sind ausgesprochen robuste und widerstandsfähige Tiere. Im Aquarium werden sie praktisch nicht von Krankheiten befallen. Zur Gefahr können ihnen in der Regel nur Tiere werden, die auch Schnecken fressen. Das kann bei bestimmten Fischen oder Krebsarten durchaus der Fall sein. Die Haltung in Kombination mit Garnelen stellt hingegen kein Problem dar. Man sollte stets im Hinterkopf behalten, dass sich Spitzschlammschnecken nicht so weit in ihr Gehäuse zurückziehen können wie andere Schneckenarten. Es bietet ihnen daher nur einen bedingten Schutz. Der sogenannte Fuß wird stets für eventuelle Fressfeinde erreichbar sein. Verletzungen am Fuß können unter Umständen zum Tod der Schnecke führen.