Startseite » Gartenpflege » Pflanzenschnitt » Sommerflieder richtig schneiden – darf man verblühte Blüten abschneiden?

Sommerflieder richtig schneiden – darf man verblühte Blüten abschneiden?

Für Ihren Sommerflieder ist die Schere der Taktstock für die Sinfonie aus verschwenderischer Blütenpracht und verführerischem Duft. Ohne einen fachgerechten Schnitt ist der majestätische Blütenstrauch in kurzer Zeit nur noch ein Schatten seiner selbst. Mit dieser Anleitung erhalten Sie das gärtnerische Know-how, um Ihren Buddleja davidii zum perfekten Zeitpunkt richtig zu schneiden. Lesen Sie hier, wie Sie mit dem gekonnten Schnitt die Blütezeit verlängern, Frostschäden beheben und eine invasive Ausbreitung unterbinden. Ob man verblühte Blüten einfach abschneiden darf, verrät dieser Ratgeber überdies.

Video-Tipp

Der beste Zeitpunkt

Für die Wahl des richtigen Termins für den Rückschnitt sind mehrere Aspekte relevant. Ein Sommerflieder blüht ausschließlich an den diesjährigen Zweigen. Diese entsprießen zu Beginn der Vegetationsphase aus den schlafenden Augen und bilden ihre Knospen und Blüten am Trieb-Ende sowie an den kurzen Seitenzweigen. Folglich sollten die abgeblühten Äste des Vorjahres dem frischen Austrieb nicht im Wege stehen. Der perfekte Zeitpunkt für Schnittmaßnahmen ist somit der Spätwinter, während der Monate Januar und Februar.
Bis Ende Februar sollte der Rückschnitt aus zwei Gründen erfolgt sein.

Der Sommerflieder benötigt ausreichend Zeit für das Wachstum seiner frischen Äste. Je später der Schnitt, desto später beginnt die Blütezeit. Fernerhin untersagt das Bundesnaturschutzgesetz zwischen dem 1. März und 30. September radikale Rückschnitte an allen Sträuchern und Hecken. In den Monaten vorher und nachher darf nicht geschnitten werden, wenn sich im Gehölz Lebensstätten wilder Tiere befinden.

Tipp:

Ein Sommerflieder im Kübel kann bereits im Herbst vor dem Einräumen zurückgeschnitten werden, wenn im Winterquartier nicht genügend Platz für seinen raumgreifenden Habitus zur Verfügung steht.

Tipps zum Schneidwerkzeug

Eine Gartenschere genügt in der Regel, um einen Sommerflieder zu schneiden. Dicke Äste, wie sie bei anderen Blütensträuchern gang und gäbe sind, entwickelt ein Buddleja davidii nur selten. Die Investition in eine Astschere oder Säge erübrigt sich daher. Da Sie es am Schmetterlingsflieder mit einem harten, spröden Holz zu tun haben, sollte der Qualität des Schneidwerkzeugs besondere Beachtung geschenkt werden.

Der Fachhandel hält zwei Kategorien an Gartenscheren für den Gehölzschnitt bereit. Eine Bypass-Schere verfügt über eine gebogene Klinge, die beim Zusammendrücken der Griffe an der gegenüberliegenden Schneide vorbeigleitet. Eine Amboss-Schere zerschneidet das Holz, indem der Zweig auf eine gerade Schnittfläche gepresst wird. Bypass-Scheren punkten mit exakter Schnittführung, wobei allerdings hartes Holz häufig eingeklemmt wird zwischen den Klingen, sodass zerfranste Schnittwunden entstehen. Das kann bei der Amboss-Schere nicht passieren, da der Amboss die scharfe Klinge beidseitig überragt. Für den Schnitt am hartholzigen Sommerflieder ist daher die Amboss-Schere vorteilhafter.

Schnittführung für große Blüten

Sommerflieder Buddleja

In puncto Pflege gibt sich der Sommerflieder zurückhaltend und bescheiden. Im Gegensatz dazu hält der Blütenstrauch nicht viel von minimalistischer Zurückhaltung in Sachen Wachstumsgeschwindigkeit. Diesen Umstand wissen kundige Gartenfreunde zu nutzen, um ihm mit einer gezielten Schnittführung eine Vielzahl großer Blütenkerzen zu entlocken. Aus diesem Grunde übertrumpfen Garten-Schmetterlingsflieder ihre ungeschnittenen Artgenossen in freier Natur mit opulenter Blütenfülle. So schneiden Sie richtig:

  • Zum hier empfohlenen Zeitpunkt den Strauch gründlich auf darin angesiedelte Vögel und Kleintiere untersuchen
  • Sind keine Nester zu entdecken, alle Blütentriebe aus dem Vorjahr um bis zu zwei Drittel zurückschneiden
  • Lediglich ein kleines Reststück mit 2 schlafenden Augen stehen lassen
  • Die Schere einen Daumen-breit über einem Blattknoten ansetzen

Bitte beachten Sie, dass sich diese Schnittführung auf die vorjährigen Zweige konzentriert. Das darunter befindliche alte Holz, von dem aus die Triebe verzweigen, bleibt unberührt. So gewinnt der Sommerflieder im Laufe der Jahre trotz des radikalen Rückschnitts zusehends an Höhe und Volumen.

Tipp:

Damit ein Sommerflieder seine jugendliche Vitalität bewahrt, wird ab dem fünften Standjahr der Rückschnitt um folgende Maßnahme erweitert: In jedem zweiten Jahr entfernen Sie die beiden ältesten Leitäste bodennah, um Platz zu schaffen für junge Bodentriebe.

Schnittführung für eine formschöne Strauchkrone

Während die radikale Schnittführung das Ziel möglichst großer Blütenkerzen verfolgt, darf ein Nachteil nicht unterschätzt werden. Derart vehement zum Austrieb angespornt, treibt der Sommerflieder rasant in alle Richtungen aus, was zulasten einer harmonischen Silhouette verläuft. Zugleich entwickeln sich im Laufe der Jahre dichte Astquirle, die sich gegenseitig behindern und beschatten, was zu einer Verkahlung führen kann. Diesen beiden Problemen gehen Sie aus dem Weg mit einer variablen Schnitthöhe. So gelingt es:

  • Zuerst den Strauch auf tierische Bewohner untersuchen
  • Günstig stehende abgeblühte Zweige der Vorsaison lediglich um ein Drittel verschneiden
  • Für die Formgebung weniger vorteilhafte Triebe um die Hälfte bis zwei Drittel einkürzen
  • Jeden Schnitt im Abstand von 1 cm oberhalb eines Blattknotens durchführen
  • Ergänzend dazu den gesamten Strauch gründlich auslichten

Treten Sie zwischendurch einige Schritte zurück, um die nächsten Schnittpunkte zu planen. Diese Vorgehensweise nimmt zwar etwas mehr Zeit in Anspruch, wird hingegen mit einem eleganten, dichten und kompakten Schmetterlingsflieder belohnt.

Verblühte Blüten abschneiden – doppelt sinnvoll

Viele Gartenfreunde fragen sich, ob sie die verwelkten Blüten am Sommerflieder abschneiden dürfen. Diese Maßnahme ist aus zwei Gründen sehr zu empfehlen, die wir im Folgenden näher erläutern:

Lange Blütezeit

Sommerflieder Blühten Buddleja

Wenngleich sich die Blütezeit eines Buddleja davidii von Juli bis Oktober erstreckt, hält eine einzelne Blüte über diesen langen Zeitraum nicht durch. Somit entwickeln sich im Verlauf des Sommers regelmäßig verwelkte Blüten, die das dekorative Erscheinungsbild beeinträchtigen. Indem Sie diese ausputzen, gelangt das Sonnenlicht an darunter befindliche Knospen, die das Blütenfestival fortsetzen. Statt einzelne verblühte Blüten herauszuschneiden, können Sie ebenfalls abwarten, bis das gesamte Blütenkleid verwelkt ist. Schneiden Sie dann in einem Durchgang alles Verwelkte heraus, bestehen gute Aussichten auf eine Nachblüte im Herbst.

Invasive Ausbreitung verhindern

Einem Sommerflieder eilt der Ruf voraus, er strebe nach einer invasiven Ausbreitung im Garten. Zu diesem Zweck bringt der Zierstrauch Myriaden von Samen hervor, nachdem die Blüten verwelkt sind. Indem Sie rechtzeitig vor dem Wachstum der Kapselfrüchte zur Schere greifen, schieben Sie diesem Streben einen Riegel vor. Daraus resultiert, dass Sie im Herbst nochmals alle verblühten Blüten ausputzen, obschon jetzt keine Aussichten mehr auf frische Knospen bestehen. Ansonsten verteilt der Sommerflieder seine unzähligen Samen im Beet. Diese sind vollkommen frostfest und keimen frech im folgenden Jahr an allen sonnigen Standorten im Garten.

Frostschäden mit der Schere beheben – so geht es

Sommerflieder wird der Winterhärtezone Z6 b zugeordnet. Somit sollte der Blütenstrauch frostfest sein bis – 20,4 Grad Celsius. Unter dem Einfluss ungünstiger Witterungsbedingungen, wie anhaltende Nässe und kalter Wind, kann es gleichwohl zu Frostschäden an den Zweigen kommen. In einem harten Winter frieren die Triebe schlimmstenfalls sehr weit zurück. Ein fachmännischer Rückschnitt bis ins gesunde Holz schafft das Problem im zeitigen Frühjahr aus der Welt. Mit folgendem Vitalitätstest stellen Sie fest, bis zu welcher Stelle am Trieb zu schneiden ist:

  • Ein scharfes Messer oder ein Skalpell desinfizieren
  • Am betroffenen Zweig die Rinde oberflächlich abkratzen
  • Braunes Gewebe ist abgestorben, grünes Gewebe ist vital

Schneiden Sie den Trieb nunmehr dort ab, wo ausschließlich grünes Gewebe vorhanden und die Rinde nicht verletzt ist. Sofern sich unterhalb der Schnittstelle mindestens ein schlafendes Auge befindet, treibt der Sommerflieder hier wieder aus.

Sonderfall: Wechselblättriger Sommerflieder

Die Familie der Sommerflieder ist nicht beschränkt auf den Favoriten Buddleja davidii, der sich mit imposanten Blütenkerzen ab Juli in Szene setzt. Der Wechselblättrige Sommerflieder begeistert mit eleganten, überhängenden Zweigen, auf denen sich dichte Blütenbüschel präsentieren.

Der Buddleja alternifolia unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von seinem Artgenossen. So erblüht er bereits Ende Mai/Anfang Juni an den Trieben des Vorjahres. Dieses spezifische Verhalten erfordert einen abweichenden Zeitpunkt für den Schnitt sowie eine modifizierte Schnittführung. So schneiden Sie einen Wechselblättrigen Sommerflieder fachgerecht in Form:

  • Im Spätwinter den Strauch sorgfältig auslichten
  • Zuvor bitte auf tierische Wintergäste untersuchen
  • Ab dem vierten oder fünften Standjahr einige der ältesten Bodentriebe am Ansatz abschneiden
  • Unmittelbar nach der Blüte zu lange Zweige bei Bedarf um bis zu einem Drittel einkürzen

Der moderate Schnitt nach der Blüte geht mit den Vorgaben des Bundesnaturschutzgesetzes konform, wonach zwischen dem 1. März und 30. September leichte Pflegeschnitte erlaubt sind, unter der Voraussetzung, dass keine Vögel im Geäst brüten.

Sommerflieder schneiden -  Buddleja

Einen radikalen Rückschnitt wie Buddleja davidii erhält diese Sommerflieder-Art nicht, da auf diesem Weg ein Großteil der vorhandenen Knospen der Schere zum Opfer fiele. Abgeblühte und vertrocknete Blütenrispen können hingegen im Frühsommer entfernt werden. Wichtiger als der Formschnitt ist demgegenüber regelmäßiges Auslichten im Januar/Februar, da auf diese Weise Platz geschaffen wird für junge Zweige, die innerhalb von 2 Jahren in Bausch und Bogen erblühen.

Kleine Schnittwunden nicht versiegeln

Wundverschluss ist in der Gehölzpflege in die Kritik geraten. Wie sich in umfangreichen Forschungsprojekten herausstellte, verfügen Sträucher und Bäume über effektive Selbstheilungskräfte, die durch eine Versiegelung der Schnittflächen behindert werden. Alle kleinen Schnittwunden, die kleiner sind als eine Zwei-Euro-Münze, bleiben daher unbehandelt.

Entstehen im Spätwinter größere Schnittwunden, bestreichen Sie lediglich die Wundränder dünn mit Baumwachs oder Lehm. Auf diese Weise schützen Sie das dort befindliche, teilungsfähige Zellgewebe vor Frost und Trockenheit. Pünktlich zum Beginn der warmen Jahreszeit wird das Kambium die Schnittwunde überwallen und auf diesem Weg so abkapseln, dass das gesunde Wachstum nicht beeinträchtigt wird.

Richtig pflegen nach dem Schnitt

Im Anschluss an den Rückschnitt muss ein Schmetterlingsflieder aus seinen schlafenden Augen austreiben. Das bedeutet einen Kraftakt für den Strauch, den Sie mit dem folgenden Pflegeprogramm unterstützen können:

  • Auf der Wurzelscheibe eine 3 cm hohe Schicht aus Kompost mit Hornspänen verteilen
  • Mit der Harke nur leicht in die Erde einarbeiten und mit Wasser oder Brennnesseljauche überbrausen
  • Im Kübel einen Flüssigdünger für Blütensträucher verabreichen und nachgießen
  • Während der Blütezeit regelmäßig gießen mit normalem Leitungswasser

Im Juli wird ein Sommerflieder zum letzten Mal gedüngt, damit er vor dem Beginn der Winterzeit ausreift. Indem Sie jetzt einen Kalium-betonten Dünger verabreichen, stärken Sie die Winterhärte. Unter den organischen Düngern erfüllt Beinwelljauche diese Aufgabe hervorragend, dank eines hohen Gehaltes an natürlichem Kalium. Alternativ kommen Patentkali, Dolomitkali oder Thomaskali in geringer Konzentration infrage.

Fazit

Ein buschiger, blühfleißiger Sommerflieder ist auf einen alljährlichen Rückschnitt angewiesen. Die beste Zeit ist während der Monate Januar bis Ende Februar. Um große Blüten zu erzielen, werden alle Triebe des Vorjahres radikal bis auf kurze Reststücke mit 1 bis 2 Augen verschnitten. Für eine harmonische Wuchsform schneiden Gartenfreunde die abgeblühten Zweige der vorhergehenden Saison in variablen Höhen zurück. Kontinuierliches Ausputzen verwelkter Blüten erzeugt eine extra lange Blütezeit und unterbindet die unerwünschte Aussamung. Erhält der Schmetterlingsflieder nach dem Rückschnitt Kompost mit Hornspänen oder einen mineralisch-organischen Flüssigdünger, steht dem sommerlichen Blütenmärchen nichts mehr im Wege.

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

Erfahre mehr über Pflanzenschnitt

Zum Thema Pflanzenschnitt

Scroll Up