Sind Schneeglöckchen giftig? Das sollten Sie wissen!
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Die regelmäßige Berichterstattung in den Medien über Giftpflanzen sensibilisiert Hobbygärtner für die eigenen Zier- und Nutzpflanzen. Das gilt umso mehr, wenn sich Kinder und Haustiere im Garten, auf dem Balkon oder im Haus tummeln. Wer beim geringsten Verdacht auf die Kultivierung einer Pflanzenart verzichtet, lässt sich so manchen Blütenzauber entgehen. In Anbetracht deutlicher Unterschiede hinsichtlich des Giftgehaltes, kann die adäquate Handhabung eine mögliche Gefährdung reduzieren oder gänzlich ausschließen. Fragen Sie sich nicht länger: Sind Schneeglöckchen giftig? Das sollten Sie wissen!
Leicht giftig durch Alkaloide
Als Pflanzengattung zählen Schneeglöckchen zur Familie der Amaryllisgewächse. Dieser Umstand impliziert, dass sich im Pflanzensaft verschiedene Alkaloide befinden. Bei Alkaloiden handelt es sich um mehr als 10.000 natürlich vorkommende organische Verbindungen. Die breit gefasste Definition umfasst dabei auch bekannte Stoffe, wie Coffein in Kaffeepflanzen, Capsaicin in Paprikapflanzen, Morphin in Schlafmohngewächsen oder das Herbstzeitlosen-Alkaloid Colchicin. Daraus folgt, dass die alleinige Anwesenheit eines Alkaloids noch keine lebensbedrohliche Toxizität bedeuten muss. Allerdings ist die überwiegende Mehrheit dieser Verbindungen in mehr oder weniger ausgeprägtem Umfang giftig. In Bezug auf den Giftgehalt von Schneeglöckchen stellt sich der Zusammenhang so dar:
- In den Blumenzwiebeln befindet sich leicht giftiges Amaryllidaceen-Alkaloid
- In Blättern und Blüten sind vorwiegend Lycorin, Tazettin und Galantamin enthalten
Die höchste Konzentration an Alkaloiden befindet sich in den Zwiebeln, während sie in den oberirdischen Pflanzenteilen kaum nachweisbar ist.
Menschen und Tiere betroffen
Toxische Auswirkungen haben Schneeglöckchen erst nach einem Verzehr. Einfach einmal daran zu schnuppern, zieht somit keine negativen Folgen nach sich. Das gilt sowohl für Menschen als auch für Tiere, insbesondere kleine Haustiere, wie Hunde, Katzen und Nager. So äußern sich die Symptome einer Vergiftung:
- Vermehrter Speichelfluss
- Übelkeit und Erbrechen
- Bauchschmerzen
- Durchfall
- Schweißausbrüche
- Schwindelgefühle
Eine kritische Dosis wurde von Wissenschaftlern bislang noch nicht ermittelt. Die Erfahrung hat gezeigt, dass ein Verzehr von mehr als 3 Schneeglöckchen-Zwiebeln die genannten Beschwerden auslösen kann. Wird eine deutlich größere Menge an Schneeglöckchen-Pflanzenteilen verspeist, kann es im schlimmsten Fall zu Lähmungserscheinungen kommen.
Erste-Hilfe-Maßnahmen
Nach einem absichtlichen oder unabsichtlichen Verzehr von bis zu 3 Blumenzwiebeln, empfiehlt die Giftzentrale Bonn eine ausreichende Verabreichung von Flüssigkeit, wie kohlensäurefreies Wasser oder Tee. Kam es zur Einnahme einer darüber hinausgehenden Menge an Blättern und Blüten, sollte der Hausarzt konsultiert werden. Dieser entscheidet, ob die Gabe eines Kohlepräparates genügt oder ob eine Entgiftung in der Klinik erforderlich ist.
Handelt es sich um ein betroffenes Kleinkind, ist die Konsultation des zuständigen Kinderarztes auf jeden Fall zu empfehlen, insbesondere wenn die verzehrte Menge nicht präzise nachzuvollziehen ist.
Zeigen sich Symptome einer Schneeglöckchen-Vergiftung am Haustier im ausgeprägten Umfang, sollte zumindest eine telefonische Kontaktaufnahme mit dem Tierarzt erfolgen, um das weitere Vorgehen zu beraten.
Standort und Verbreitung
Beheimatet sind Schneeglöckchen in ganz Europa, in Kleinasien bis zum Kaspischen Meer. Da sie zum Verwildern neigen, besiedeln sie außerhalb der Gärten große und kleine Lichtungen in Laubwäldern, gedeihen entlang der Böschungen am Wegesrand oder auf Waldwiesen. Im Beet werden die Frühblüher vorzugsweise in halbschattigen Lagen unter hohen Gehölzen gepflanzt.
Erscheinen Schneeglöckchen in Ihrem Garten, ohne dass Sie diese wissentlich auspflanzten, zeichnen emsige Ameisen für den Blütenflor verantwortlich. Die Insekten sind ganz wild auf die Samen, denn daran haftet ein schmackhafter Nährkörper. Auf dem Weg zum Nest vertilgen die Ameisen bereits einen Teil der Nährkörper, lassen die Samen achtlos liegen und im Handumdrehen gedeiht daraus ein junges Schneeglöckchen.
Erscheinungsbild
Um ein Schneeglöckchen zweifelsfrei zu identifizieren, sind die folgenden Attribute von Bedeutung:
- Zwei bis drei grundständige, lineale Laubblätter bilden die Basis
- Am 2 bis 30 Zentimeter hohen Blütenstengel erscheint eine Blüte
- Es entfalten sich 3 weiße Blütenhüllblätter außen und 3 kleinere, grün-weiße Blütenblätter innen
- Die kugelige, 1 bis 2 Zentimeter dicke Zwiebel dient als Überdauerungsorgan
Die Blütezeit erstreckt sich von Februar bis April. Einige seltene Arten blühen bis in den Mai hinein. Daher kann die Blütezeit kollidieren mit den giftigeren Maiglöckchen.
Tipps für die Handhabung
Halten sich im Garten oder auf dem Balkon keine Kinder oder Haustiere auf, geht von Schneeglöckchen trotz ihres leichten Giftgehaltes keine Gefahr aus. In allen anderen Fällen muss nicht zwingend auf die hübschen Frühjahrsblumen verzichtet werden, wenn die folgenden Vorkehrungen getroffen werden:
Zwiebeln setzen im Drahtkorb
Blumenzwiebeln im Drahtkorb zu setzen, schützt nicht nur vor Verbiss durch Schädlinge, wie Wühlmäuse. Diese Maßnahme bewahrt neugierig buddelnde Hunde oder Katzen davor, sich an den Knöllchen zu vergiften. So machen Sie es richtig:
- Zur Pflanzzeit im September kleine Pflanzlöcher graben mit 15 Zentimetern Tiefe
- In jeder Grube einen Drahtkorb mit geöffnetem Deckel positionieren
- An der Sohle eine Sandschicht ausbreiten von 2-3 Zentimetern
- Den Aushub einfüllen und die Schneeglöckchen-Zwiebeln 7-8 Zentimeter tief pflanzen
- Den Maschendraht-Deckel fest verschließen und mit Erde bedecken
Dient ein Drahtkorb ausschließlich dem Schutz vor Wühlmäusen, kann auf eine Abdeckung verzichtet werden, da sich die Schädlinge nicht an die Oberfläche wagen. Fungiert das Geflecht zugleich als Schutz vor buddelnden Haustieren, gewinnt der engmaschige Deckel an Relevanz. Zumindest an die Blumenzwiebel mit dem konzentrierten Giftgehalt kommt Ihr Vierbeiner nicht heran. Wissensdurstige Kinder auf Expedition durch den Garten werden durch diese Vorkehrung indes nur bedingt von einem Verzehr abgehalten.
Schnittgut in den Hausmüll
Nach der Blüte zieht die Zwiebel alle oberirdischen Pflanzenteile ein, um deren Nährstoffe zu assimilieren. Wen die verwelkten Blätter und Blüten von Schneeglöckchen stören, schneidet sie ab. Von einer Entsorgung auf dem Kompost sollte Abstand genommen werden, sofern Haustiere, Weidevieh oder Pferde daran gelangen könnten. In diesem Fall wandert das Schnittgut in den Hausmüll. Auf diese Weise sollte ebenfalls verfahren werden, wenn unerwünschte Exemplare mitsamt der Zwiebel aus dem Boden gezogen wurden.
Gleiches gilt für Schneeglöckchen, die in der Vase, als Gesteck oder im Pflanzgefäß das Heim schmückten und nun verwelkt sind. Da die Blütenstengel Giftstoffe an das Blumenwasser abgeben, sollten Vasen unerreichbar für Kinder und Haustiere platziert werden.
Vielversprechende Heilkräfte
Die positive Seite der Medaille sollte in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben. Das in Schneeglöckchen dominierende Alkaloid Galantamin erfordert im Garten zwar die dargestellten Vorsichtsmaßnahmen, birgt indes die hoffnungsvolle Heilkraft gegen eine Geißel der Menschheit. Schon seit Mitte der 1950er Jahre ist Forschern die hemmende Wirkung auf Alzheimer bekannt. So verzögert das Alkaloid zumindest das Fortschreiten von Demenz, indem es einen Mangel der Neutrotransmitter aufhebt. Das Kleine Schneeglöckchen und das Kaukasische Schneeglöckchen liefern in erster Linie Galantamin in der erwünschten Zusammensetzung. Die Forschung mit Schneeglöckchen ist in dieser Hinsicht längst noch nicht abgeschlossen und gibt Anlass zur Hoffnung auf weitere Fortschritte.
Darüber hinaus erfreuen sich die Inhaltsstoffe von Schneeglöckchen in der Bachblüten-Therapie einer großen Anhängerschaft. So wird ihrer Blütenessenz zugeschrieben, die Hoffnung auf einen Neuanfang zu stärken und die Vergänglichkeit leichter zu akzeptieren.
Fazit
Die Frage: ‚Sind Schneeglöckchen giftig?‘ hat durchaus ihre Berechtigung. Die im Pflanzensaft enthaltenen Alkaloide machen indes erst einen Verzehr von mehr als 3 Blumenzwiebeln bedenklich. Folglich sollten die hier beschriebenen Vorkehrungen getroffen werden, wenn sich kleine Kinder oder Haustiere in der Nähe von Schneeglöckchen aufhalten könnten, ohne dass sie unter Aufsicht stehen. Darüber hinaus hat das Schnittgut auf dem Kompost nichts verloren, wenn Weidevieh oder Pferde bis dorthin gelangen. Ansonsten spricht nichts dagegen, die bezaubernden Frühblüher im Garten und auf dem Balkon anzusiedeln, damit sie mit ihrem weißen Blütenflor vom nahenden Frühling künden.