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Sickerschacht richtig berechnen & selber bauen – So wird es gemacht

Zunehmende Verdichtungen auf Grundoberflächen, vermehrte schwere Regengüsse und geschlossene Erdflächen durch beispielsweise Asphalt und Steinwege erschweren das Abfließen von Regenwasser und fördern Überschwemmungen. Immer mehr Grundstückseigentümer entscheiden sich für eine Sickergrube, in die das Wasser geleitet und ablaufen kann. Wie Sie einen Sickerschacht selbst bauen können und auf was Sie zu achten haben, wird in folgender Anleitung detailliert erklärt.

Video-Tipp

Genehmigung

Der Bau von Sickergruben unterliegt in den meisten Regionen einer Genehmigung. Diese ist über die zuständige Wasserbehörde einzuholen. Dort erhalten Sie zusätzliche Informationen über Regelungen, an die Sie beim Sickergrubenbau halten müssen, um nicht gegen gesetzliche Bestimmungen zu verstoßen.

Genehmigungsvoraussetzungen

Behördliche Bestimmungen beziehen sich unter anderem auf die örtlichen Gegebenheiten des zukünftigen Standorts von Sickergruben. Unzulässig sind sie generell in Wasser- und Quellenschutzgebieten sowie auf Grundstücken, auf denen Altlasten nachzuweisen sind. Genaue Angaben zu jedem Einzelfall können über die zuständige Behörde eingeholt werden.

Zudem setzt eine Genehmigung voraus, dass eine Mindest-Versickerungsleistung des Bodens vorzuliegen hat. Dies bezieht sich in der Regel auf die vorliegenden Bodenverhältnisse. Schwerer Lehmboden lässt Wasser zum Beispiel nur langsam versickern. Lockere, kieshaltige Erde ist hingegen gut wasserdurchlässig. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Sie den Ort für Ihren Sickerschacht gut auswählen, bevor Sie einen Antrag auf Genehmigung stellen, wobei auch Ihnen durch eine gute Ablaufmöglichkeit geholfen ist.

Versickerungsleistung messen

Die Versickerungsleistung können Sie leicht selbst ermitteln. Gehen Sie dafür wie folgt vor:

  • Loch mit einer Größe von 20×20 Zentimeter Höhe und Breite -sowie 40 Zentimeter Tiefe ausheben
  • Lochboden ebnen und mit grobem Sand oder Kies circa zwei bis vier Zentimeter auslegen
  • Grubenloch kontinuierlich eine Stunde lang vorbewässern – sie darf nicht trocken stehen
  • Zollstock an einem Stock befestigen und in die Grube stecken
  • Einmalig die Grube bis circa zur Hälfte der Grubentiefe mit Wasser füllen
  • Wasserstand unverzüglich messen und notieren
  • Wasserstandsmessung nach 10 Minuten, 30 Minuten und nach 60 Minuten erneut vornehmen
Rechenbeispiel:

Sind innerhalb von zehn Minuten zwei Zentimeter Wasser versickert, sind dies auf eine Stunde gerechnet, 12 Zentimeter. Daraus ergibt sich eine Versickerungsleistung von 120 Liter pro Quadratmeter für das genannte Beispiel.

Sickerschacht-Berechnung

Drainageröhren Sickerschacht

Welche Abmessungen Sickergruben aufweisen sollen/müssen, damit sie ihren Zweck zufriedenstellend erfüllen und/oder es keine Probleme mit der Behörde gibt, ergibt sich aus verschiedenen Faktoren.

Grundwasserspiegel

Bei der Berechnung spielt der Grundwasserspiegel eine wesentliche Rolle. In der Regel sehen die Gemeinde- oder Stadtverordnungen vor, dass ein Abstand vom Schachtboden zum Grundwasserspiegel von mindestens einem Meter bestehen muss. Den aktuell vorliegenden Grundwasserspiegel in der Region des Grundstücks können Sie zum Beispiel vielfach bei Brunnenbauern aus der Umgebung in Erfahrung bringen. Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz, kurz LANUV, aktualisieren Grundwasserspiegeldaten regelmäßig und können Ihnen die Daten ebenfalls mitteilen.

Regenmenge

Die Versickerungsleistung ergibt sich unter anderem aus der Menge von Regenwasser, das in den Sickerschacht fließen oder geleitet werden soll. Hier sind vor allem die statistisch erfassten Jahresregendurchschnittswerte in Verbindung mit der Regenwasserfläche von Bedeutung. Diese Werte sind von Region zu Region unterschiedlich.

Berechnungsbeispiel

2017 betrug der Durchschnittswert zum Beispiel im Saarland 990 Liter, in Sachsen-Anhalt „nur“ 650 Liter pro Quadratmeter. Dies entspricht einem Durchschnitt von 82,5 Liter/54.2 Liter im Monat pro Quadratmeter. Auf ein 100 Quadratmeter großes Dach umgerechnet, ergibt dies eine Niederschlagsmenge von 8.250/5.420 Liter pro Monat. Mit etwa einem Fünftel davon ist in der Regel die Rinnungsmenge an den stärksten Niederschlägen ermittelbar. Das bedeutet, bei diesem Beispiel ergäbe sich eine Sickergruben-Mindestgröße von 1.65 Kubikmeter beziehungsweise rund 1.1 Kubikmeter. Zur Vereinfachung der Berechnung kann zwischen 10 bis 20 Prozent der beregneten Flächengröße zur Größenbestimmung von Sickergruben ausgegangen werden.

Bodenbeschaffenheit

Die Regenmenge, die in Sickergruben zeitgleich/zeitnah abgeleitet wird, hängt nicht zuletzt von der Bodenbeschaffenheit ab. Ist dieser schwer wasserdurchlässig, sammelt sich mehr Regenwasser im Schacht, wie das zum Beispiel bei lehmhaltigen Boden der Fall ist. Besitzt der Boden keinen Lehmanteil, sickert das Regenwasser schneller ab und der Schacht leert sich über den Tag verteilt vermehrt, sodass Raum für weitere Wasserzufuhr geschaffen wird. In der Konsequenz heißt das, dass mit einer geringeren Versickerungsleistung das Schachtvolumen kleiner ausfallen kann.

Sickergrubenbau – Anleitung

  • Benötigtes Material
  • Schachtring in zuvor berechneter Größe
  • Gegebenenfalls Schachtdeckel
  • Kies
  • Rohre mit Gefälle
  • Wurzelvlies
  • Filteranlage oder Sand

Vorbereitung

An dem für den Schacht vorgesehenen Platz wird der benötigten Fläche entsprechend die Erde ausgehoben. Zu beachten ist hier der maximale Abstand zum Grundwasserspiegel von einem Meter. Der Durchmesser sollte mindestens 20 Zentimeter größer sein, als die Schachtringe, die später eingesetzt werden. Zu berücksichtigen ist zudem eine eventuelle Zulaufvorrichtung, die seitlich angebracht ist und den Durchmesser des Schachtes vergrößert. Zeit und vor allem Mühe sparen Sie sich, wenn Sie einen Minibagger verwenden.

Diesen können Sie sich mieten. Anbieter sind schnell über das Internet herauszufinden. Die ausgehobene Erde sollte in unmittelbarer Nähe des Schachts verbleiben, denn ein Teil davon wird wieder zum Auffüllen benötigt.

Vlies

Die Bodenfläche ist zu ebnen. Darauf wird ein Vlies ausgelegt. Dieses dient der Verhinderung, dass Wurzeln in den Schacht gelangen und dort vor allem die Funktion der Drainage stören.

Drainage

Damit nicht Wassermassen auf die Erdschicht drücken und es zu einer Verdichtung kommt, die eine Versickerung erschwert, muss eine Drainage aus Kies auf das Vlies gelegt werden. Diese sollte mindestens zwei bis drei Zentimeter, besser um die fünf bis sechs Zentimeter hoch und über die gesamte Bodenfläche verteilt werden, sodass die Drainage über die Schachtringwände hinausragt.

Schachtring(e)

Als Schachtringe werden in der Regel Fertigelemente benutzt, die im Baufachhandel erhältlich sind. Diese bestehen aus wasserundurchlässigem Material. Beton und Kunststoff sind ebenfalls gängige Materialien. Experten sprechen hier von einem monolithischen Schacht. Das bedeutet so viel wie „in einem Stück/Guss“ gefertigt.
Es gibt auch Ausführungen, die seitlich über Lochungen verfügen, sodass auch hier das Wasser in das Schacht umgebende Erdreich abgegeben werden kann.
In das Erdloch und auf den Kies wird im Anschluss der Schachtring gesetzt.

Filter

Um die Haltbarkeit vor allem bei Kunststoff-Schachtringen sowie die Entstehung von unreinem Wasser mit unangenehmen Gerüchen zu verhindern, ist die Verwendung eines Filters angeraten. Diese sind im Fachhandel erhältlich. Alternativ, aber weniger effektiv, ist eine Schicht aus Sand in den Schachtring zu geben. Diese Schicht sollte mindestens 50 Zentimeter hoch sein, damit eine ausreichende Filterfunktion zustande kommt.

Zulaufrohr

Soll Wasser von einer bestimmten Stelle in die Sickergrube geleitet werden, wie zum Beispiel von Dachregenrinnen aus, ist die Installation von einem Zulaufrohr erforderlich. Je nach Ausführung des Schachts, wird das Zulaufrohr von oben durch den Schachtverschluss eingeführt oder seitlich an eine dafür vorgesehene Schraubvorrichtung angeschlossen.

Drainagerohr mit Kokosmantel

Das Zulaufrohr kann sowohl unterirdisch, als auch oberhalb der Erdoberfläche verlaufen. Bei der unterirdischen Verlegung ist ein entsprechender Kanal zum Ausgangspunkt bis zum Schacht zu legen, in dem das Zulaufrohr seinen Platz findet. Wichtig ist im jedem Fall, dass die Rohrzuleitung über ein Gefälle in Richtung Schacht verfügt, damit das Wasser fließt und nicht stehenbleibt oder zurückdrückt. Mehrere Zuläufe können durch sogenannte Verbindungsstücke miteinander an das zum Schacht führende Rohe angeschlossen werden.

Schacht verschließen

Um einen Schachtring mit Seitenlochung und/oder seitlichem Wasserzulauf sollte der äußere Hohlraum mindestens bis zur Hälfte des Schachtrings und maximal bis zum Zulaufrohr mit Kies aufgefüllt werden. Darauf erfolgt die Zuschüttung mit der zuvor ausgehobenen Erde. Bei anderen Ausführungen kann der gesamte Hohlraum mit Erde geschlossen werden.

Werden offene Schachtringe verwendet, wie das meist bei Betonringen der Fall ist, können Deckel hinzugekauft werden, um die Schachtanlage zu verschließen und bei Bedarf vollständig mit Erde zu bedecken, um beispielsweise darauf Rasen zu säen und die Sickergrube unsichtbar werden zu lassen.

Tipp:

Bei der Bepflanzung oberhalb einer Schachtanlage ist unbedingt auf Flach- und Tiefwurzler zu achten. Tief in die Erde ragende Wurzeln können Zulaufrohre und schlimmstenfalls auch den Kunststoffschachtring und/oder die Kiesdrainage beschädigen.

Autor Heim-Redaktion

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