Obstbaumschutz – Schutz gegen Wildverbiss an Obstbäumen
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Eigentlich ist es schön, wenn man aus dem Fenster schaut, und Wild beobachten kann. Weniger schön, wenn man zusehen muss, wie sie sich genüsslich an den Obstbäumen zu schaffen machen. Auf Dauer hält das kein Baum aus. Gerade die Rinde junger Bäume scheint besonders begehrt zu sein. Nicht immer ist es möglich, dass gesamte Grundstück mit einen Zaun abzusichern.
Wer frisst?
Im Winter kommen Rehe gern in den Garten, und knabbern unter anderem auch gern an der Rinde junger Bäume. Auch Wildkaninchen mögen die zarte Rinde der Jungbäume. So können die Bäumchen bereits nach einem Tag schutzlos und ohne Rinde dastehen. Im Frühjahr kommen dann oft noch die Rehböcke hinzu. Sie schaben ihr Geweih an den Bäumen, um das fertige Geweih von der abgestorbenen Haut zu befreien. Dieser Vorgang, der meistens im März stattfindet, wird als „fegen“ bezeichnet. Wildschweine können durch ihre Wühlerei im Garten zwar lästig werden, doch fressen sie keine Bäume. Sie schubbern lediglich ihre Matschschicht vom Körper an Bäumen oder Baustümpfen ab.
Mauer, Zaun, Hecke
Am effektivsten wird ein Grundstück natürlich durch eine entsprechend hohe Barriere geschützt. Das kann ein hoher Drahtzaun sein, eine hohe Mauer oder eine dichte Dornenhecke. Doch ist so ein Rundumschutz nicht jedermanns Sache. Um kleine Grundstücke wirkt ein solcher Schutzwall schnell erdrückend. Bei großen Grundstücken ist es sehr kostspielig und gerade Drahtzäune müssen laufend instand gehalten werden.
Hohe Zäune sind ohne Frage der beste Schutz. Allerdings müssen die Zäune wirklich hoch sein, das heißt, mindestens zwei Meter hoch. Die Zäune müssen so gebaut sein, dass das Wild sie weder niederdrücken kann, noch dass Hasen darunter hindurch schlüpfen können. Je nach Größe des Grundstückes kann dies sehr teuer werden. Einen freien Rundumblick werden sie in jedem Falle stören.
Für eine ansprechendere Optik lassen sich die Zäune mit Gräben und auch mit wuchernden Klettergewächsen oder dornigen Hecken ergänzen. Gut geeignet für eine dichte Dornenhecke sind zum Beispiel die Berberitze oder der Weißdorn. Das sind attraktive heimische Gewächse, über die sich auch viele Vögel und Insekten freuen werden. Wenn die Hecke irgendwann dicht genug ist, wird der Zaun überflüssig.
Nicht zuletzt kann man sein Grundstück auch mit einem Elektrozaun umgeben. Ein komplettes System gibt es ab ca. 150 Euro für 50 Meter zu kaufen. Ein spezieller Weidezaun zur Abwehr gegen Rehe besteht aus fünf Drähten und ist bis 1,40 Meter hoch. Für die Anbringung elektronischer Zäune müssen diverse Schutzmaßnahmen ergriffen werden. Auch kann es für andere Tiere und für Menschen zu eher unliebsamen Begegnungen mit dem elektronischen Zaun kommen.
Mechanischer Schutz
Eine preiswertere Alternative, die zudem optisch nicht so stark aufträgt, ist ein mechanischer Schutz, der lediglich um die Bäumchen herum angebracht wird. Bereits bei der Pflanzung kann man die jungen Obstbäumchen mit einer Drahthose oder Manschette versehen. Eine weitere Möglichkeit ist eine kleine Umzäunung. Dafür werden ebenfalls gleich bei der Pflanzung drei Pfähle mit eingesetzt. Daran lässt sich dann rundherum ein Drahtgitter anbringen.
Im Handel gibt es folgende Modelle für den mechanischen Schutz gegen Fege- und Verbissschäden:
- Schutzhose aus engem Drahtgeflecht
- Verbissschutz-Manschetten aus Kunststoff
- Wildschutzspirale aus Tannenreisig
- Kunststoffgitter als Meterwahre
- flexible Fegeschutzspirale
- Langzeitschutzzaun aus stabilem Draht
- großflächige Netze (jeden Abend über die Bäume ausbreiten)
Elektrischer Schutz
Für elektrisch affine Gärtner gibt es einige weitere Möglichkeiten (außer Elektrozäune) unliebsame Gäste von den Bäumen fern zu halten. All diesen Systemen liegt in der Regel ein Bewegungsmelder zugrunde. Diese funktionieren entweder batteriebetrieben, auf Solarbasis oder auch mit einem Stromanschluss. Professionelle Geräte decken eine Reichweite von über 100 Quadratmetern ab.
Sie geben dann entweder optische Warnreize ab, in Form von Lichtblitzen oder aber sie vertreiben das Wild durch Ultraschalltöne, die für das menschliche Ohr nicht zu hören sind. Auch Wasserstrahlen können mit Bewegungsmeldern in Gang gesetzt werden.
Duftabwehr
Chemisch und biologisch wird auch gern mit Duftreizen gegen das unliebsame Wild angekämpft. Als sogenannte Repellents sind solche Schutzmittel im Handel zu kaufen. Sie werden auf die Stämmchen aufgetragen oder aufgesprüht. Diese Mittel müssen von Zeit zu Zeit erneut aufgetragen werden. Im Winter halten sie jedoch recht gut. Auch Duftsäulen gibt es zu kaufen, die dann neben die Bäume ins Erdreich gesteckt werden. Bekannte Wildverbiss-Schutzmittel, die mit Gerüchen abwehren, nachfolgend einmal vorgestellt.
Blutmehl
Certosan und Wildstopp sind gängige biologische Schutzmittel auf einer Basis aus tierischen Proteinen (Blutmehl). Sie sind zum Auftragen und Einsprühen erhältlich und halten je nach Witterung 6 Wochen bis mehrere Monate. Es soll sowohl das Wild, wie auch Hasen, Kaninchen und Wildschweine fernhalten. Menschen riechen es nicht und auch nützliche Insekten stören sich nicht daran.
Blutmehl gehört zu den Tiermehlen. Es besteht aus getrocknetem, gemahlenem Tierblut, dass beim Schlachten anfällt. Damit im Garten zu hantieren ist vielleicht nicht für jeden eine wahre Freude. Fluchttiere wie Hasen und Rehe wittern dadurch Gefahr und meiden diese Stellen. Blutmehl ist aufgrund seines hohen Gehalts an Stickstoff auch Zusatz in einigen organischen Düngersorten.
Hausmittel
Viele Hausmittel zielen ebenfalls, als sogenannte Vergrämungsmittel, meistens auf die feinen Nasen von Wild und Co, ab. Hier ist es, wie mit vielen anderen Hausmitteln auch, es ist jeweils die individuelle Erfahrung, die zählt. So vertreibt der Eine das Wild erfolgreich mit Schafwolle, ein Anderer berichtet hingegen von der vollkommenen Nutzlosigkeit dieser Maßnahme. Da es meistens keinen großen Aufwand bedeutet, lässt sich das ein oder andere einfach mal ausprobieren.
Chili
Mit ihren feinen Nasen wittert das Wild den scharfen Chiligeruch schon von weitem und wird einen großen Bogen drum herum machen. Dafür rührt man eine zähflüssige Chilipaste aus Chilipulver und Öl an. Diese wird dann alle zwei Meter auf Stämme oder Zaunpfähle gestrichen.
Holunderjauche
Holunder hält sich mit seinen Glykosiden die Fraßfeinde vom Hals. Zur Wildabwehr eine Jauche ansetzen, aus Rinde oder Holz des Holunders und Wasser (1kg zu 10l). Die Jauche kann dann über die Pflanzen und aufs Erdreich gegossen werden. Angenehmer Begleiteffekt, sie vertreibt so auch Wühlmäuse.
Hundehaare
Der natürliche Feind des Rehes ist der Wolf. Kein Wunder also, dass auch die Witterung von Hundehaaren die Rehe in die Flucht treiben kann. Dafür hängt man alle zwei Meter, längs der Grundstücksgrenze, kleine, dünne Säckchen mit Hundehaaren aus.
Hornmehl, Hornspäne
Wer seinen Garten mit Hornmehl oder Hornspänen düngt, sorgt ebenfalls für eine gewisse Abschreckung. Das funktioniert besonders gut bei den Kaninchen, doch auch Rehe mögen das nicht besonders. Für den direkten Schutz eines Bäumchens streut man davon einen ungefähr zehn Zentimeter dicken Kreis um den Stamm herum aus.
Buttersäure, Wollsäure
Die einen sagen, es hilft, die anderen belächeln diese traditionellen Maßnahmen milde: Das Auslegen von alter verschwitzter Kleidung oder alten Socken sowie natürlicher, ungewaschener Schafwolle gegen Wild. Auch diese Gerüche sollen Wildtiere fernhalten.
Baumanstrich
Ebenfalls durch unangenehme Gerüche sollen diese beiden Baumanstriche die Rehe in die Flucht schlagen:
- Baumanstrich mit einer Mischung aus Kalkmilch, Lehm und Tierblut
- Baumanstrich mit Tierdung oder Tierurin (nicht so appetitlich, hält nicht lange an)
Optische Abwehr
Oft kann man sie an manchen Schonungen am Waldrand sehen: CDs die in den Bäumen hängen. Im Handel gibt es dafür Aluminiumstreifen, die an den Bäumen befestigt werden. Die Bewegungen und Lichtreflexe sollen das Wild fernhalten. Leider helfen Vergrämungsmittel auf Basis optischer Reize nicht besonders lange, denn das Wild gewöhnt sich schnell daran und irgendwann überwiegt der Hunger.
Das Beste zum Schluss
Alle Hundebesitzerinnen und -besitzer sind fein raus. In einem Garten in dem die Vierbeiner das Sagen haben und frei herumlaufen dürfen, werden sich gewiss weder Hase noch Reh gute Nacht sagen. Eine weitere Schutzmaßnahme gegen Wildverbiss im Garten, besonders im ländlichen Raum: Die Flucht nach vorn. Die Rehe bekommen einen eigenen Futterplatz mit Köstlichkeiten wie Blätter, Triebe, Gräser und Kräuter, die ihnen besser schmecken als die Rinde junger Obstbäume. Dies ist allerdings nur für große Grundstücke geeignet, wo es möglich ist, ein abgelegenes Plätzchen für die Wildtierfütterung anzulegen.