Sauerkirsche schneiden: 21 Tipps für den richtigen Schnitt
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Wer im Sommer viele Sauerkirschen ernten möchte, muss sich gut um seinen Sauerkirschbaum kümmern. Dazu gehört gekonntes Beschneiden nach der Ernte. Wann welche Triebe die Schere sehen müssen, hängt davon ab, ob es eine Süßweichsel ist oder eine Schattenmorelle.
Erziehungsschnitt
In den ersten Jahren nach der Pflanzung wird ein Gerüst aus einer Mitte und etwa vier Trieben aufgebaut. Gerüsttriebverlängerungen werden in den ersten fünf Jahren um die Hälfte eingekürzt. Wildtriebe werden im Sommer komplett entfernt. Die Sauerkirsche kann auch als Strauch erzogen werden. Als Spalierbaum eignet sich Sauerkirschen dagegen weniger.
Zeitpunkt und Häufigkeit
Sauerkirschen setzen ihre Blütenknospen generell im Vorjahr an. Daher ist allen Sorten gemein, dass das Verschneiden unmittelbar nach der Ernte erfolgen sollte. Dadurch wird die diesjährige Knospenbildung gefördert. Der Schnitttag sollte wolkenverhangen aber trocken sein. Die Abstände zwischen zwei Schnittmaßnahmen und welche Triebe wie eingekürzt bzw. entfernt werden müssen hängt hingegen davon ab, welcher Sauerkirschgruppe die Sorte angehört.
Es wird zwischen Süßweichseln und Schattenmorellen unterschieden.
Schattenmorelle
Schattenmorellen wie die Sorten ‚Gerema‘ oder ‚Morellenfeuer‘ fruchten nur am einjährigen Holz. Das sind Triebe, die im Vorjahr ausgetrieben sind. Nach der Ernte verkahlen diese Langtriebe und bilden nur kurzen Neuaustrieb an den Enden. Diese neuen Triebe zeichnet im Folgejahr nur ein geringer Knospenbesatz. Außerdem neigen sie dazu, stark herabzuhängen. Damit es so nicht kommt, braucht jeder Baum jährlich einen starken Rückschnitt, um neues Fruchtholz zu bilden.
Süßweichsel
Süßweichseln wie die Sorten ‚Koröser Weichsel‘ oder ‚Heimanns Rubinenweichsel‘ tragen Früchte an einjährigen aber auch an zwei- und dreijährigen Trieben. Sie vergreisen nicht so schnell wie bei der Schattenmorelle. Süßweichsel werden daher nur alle zwei bis drei Jahre ausgelichtet.
Tipps für Schattenmorellen
Das Umsetzen folgender Tipps wird dazu beitragen, ein Optimum aus jedem Schnitt rauszuholen. Beim Sauerkirschbaum bedeutet es im Klartext: eine noch reichere Ernte!
1. Möglichst früh verschneiden
Nach der Ernte haben Sie theoretisch einen Spielraum von einigen Wochen, notwendige Schnittmaßnahmen auszuführen. Doch zögern Sie den Schnitt nicht zu lange hinaus. Je früher Sie zur Schere greifen, desto kräftiger werden die nachwachsenden Triebe. Das verspricht eine üppigere Kirschernte.
2. Kräftig auslichten
Schneiden Sie die meisten abgeernteten Langtriebe, sogenannte Peitschentriebe. Von ihnen sollte nur noch ein Viertel der ursprünglichen Länge übrigbleiben.
3. Auf Neuaustrieb umleiten
Leiten Sie beim Einkürzen jeden Langtrieb, sofern es möglich ist, auf einen frisch ausgetriebenen Seitenzweig um. Setzen Sie dafür die Schere knapp überm Neuaustrieb. Den Neuaustrieb selbst sollten Sie auf keinen Fall beschneiden.
4. Überzählige Triebe auslichten
Achten Sie darauf, dass pro 10 cm Leitastlänge nicht mehr als drei 20-25 cm lange einjährige Triebe stehen bleiben. Überzählige Triebe sollten sie komplett entfernen. Wählen Sie dafür die am schwächsten oder ungünstigsten wachsenden Triebe aus.
5. Steile Triebe korrigieren
Triebe mit senkrechter Wuchsrichtung sind blühfaul. Sie mit der Schere zu entfernen, ist nicht die einzige Lösung. Gerade wenn sehr viele solcher Triebe am Sauerkirschbaum sind, würde nach dem Zurückschneiden kaum was von ihm übrigbleiben.
- Winkel zum Leitast vergrößern
- Spreizhölzer, Gewichte oder Schnüre einsetzten
- 60 ° Winkel ist ideal
- frühzeitig handeln
- je jünger der Ast, desto biegsamer ist er
6. Ernte und Rückschnitt verbinden
Da bei der Schattenmorelle ohnehin fast jeder Fruchttrieb des aktuellen Jahres eingekürzt werden muss, können Sie das Beschneiden gleich mit der Ernte verbinden. Trennen Sie nach Bedarf ganze fruchtbehangene Zweige ab, statt Sauerkirsche für Sauerkirsche abzupflücken. So bleibt nach dem Ende der Erntezeit nur noch wenig zu tun.
7. Leitäste heranziehen
Möchten Sie verhindern, dass die Zweige stark herabhängen und die Krone Ihrer Sauerkirsche einer Trauerweide gleicht? Dann ziehen Sie aus einigen Langtrieben Leitäste heran. Statt drei Viertel der Länge zu entfernen, schneiden Sie an der Stelle, an der neue Verzweigungen willkommen sind.
8. Für gute Belichtung sorgen
Mit der Zeit kann die Krone der Sauerkirsche so dicht sein, dass sich einzelne Zweige gegenseitig beschatten. Dann sollten Sie nicht nur abgeerntete Triebe einkürzen, sondern auch mehrjährige Äste beschneiden. Dadurch wird die Krone zudem laufend verjüngt.
- nicht jedes Jahr, nur bei Bedarf auslichten
- einzelne dickere Äste einkürzen
- die Schnittstelle gezielt auswählen
- stets überm Ansatz eines jüngeren Triebes
- wenn nicht möglich, auf Astring schneiden
Um genau die richtigen Äste auszuwählen, sollten Sie zwischendurch den Sauerkirschbaum von allen Seiten betrachten. So stellen Sie sicher, dass ein harmonischer Kronenaufbau erhalten bleibt.
Süßweichsel
Bei den Weichselkirschen werden Sie das Problem mit verkahlten Peitschentrieben nicht erleben. Doch ihr Fruchtholz wird nach drei bis vier Jahren erschöpft sein und keine Früchte mehr tragen. Deswegen muss auch bei ihnen für regelmäßigen Neuaustrieb gesorgt werden, während ausgedientes Fruchtholz vom Baum verschwinden muss.
1. Störende Triebe auslichten
Entfernen Sie zuerst alle abgestorbenen und schwachen Triebe. Danach müssen alle Zweige ab, die ungünstig nach innen wachsen.
2. Zu lange Triebe einkürzen
Noch brauchbare aber sehr lange Fruchttriebe sollten Sie einkürzen. Dadurch wird noch mehr neues Fruchtholz in Form von vielen Kurztrieben gefördert.
3. Nur älteres Fruchtholz verschneiden
Da bei dieser Gruppe alle Triebe bis zu drei Jahre viele Früchte tragen können, sollen sie auch die Chance dazu bekommen. Für Sie bedeutet es weniger Schnittaufwand, da Sie hauptsächlich die drei Jahre alten Zweige beschneiden müssen.
4. Auf jüngeren Trieb umleiten
Entfernen Sie vergreistes Fruchtholz nicht komplett. Leiten Sie es stattdessen um. Dabei muss es sich nicht wie bei der Schattenmorelle um einen Neuaustrieb handeln.
- auf einen jüngeren Trieb im hinteren Bereich umleiten
- das kann ein ein- oder zweijähriger Trieb sein
- alten Ast genau darüber abschneiden
5. Steiltriebe auf Zapfen zurückschneiden
Steiltriebe sind störend und tragen keine Früchte. Bei der Weichsel schneiden Sie sie am besten auf Zapfen zurück. Das gilt auch für störende Konkurrenztriebe.
Verjüngungsschnitt
Sowohl Schattenmorellen als auch Süßweichseln können stark vergreisen, wenn die Erhaltungsschnitte über längere Zeit ausbleiben. Ein solcher Sauerkirschbaum ist dann sehr stark verzweigt. Durch das entstandene Astgeflecht dringt nur wenig Licht in das Innere der Krone, sie verkahlt. Köstlich schmeckende Sauerkirschen werden Mangelware. Da die Sauerkirsche schnittverträglich ist, muss ein solcher Baum nicht aufgegeben werden. Ein starker Rückschnitt muss in der Zeit vom Oktober bis Ende Februar erfolgen. Ist der Baum sehr vergreist, müssen die Schnittmaßnahmen ggf. auf 2-3 Jahre verteilt werden.
- totes Holz auf Astring schneiden bzw. sägen
- stark verzweigte, herabhängende Äste ableiten
- ideal ist ein junger Seitentrieb an der Basis
Kranken Sauerkirschbaum schneiden
Regelmäßige Rückschnitte sind auch dazu da, Krankheiten wie die gefürchtete Monilia-Spitzendürre vorzubeugen. Hat sie den Sauerkirschbaum trotzdem erobert, müssen alle befallenen Zweige entfernt und als Restmüll entsorgt werden. Diese Schnittmaßnahmen dulden keinen Aufschub, bis die Ernte vorüber ist.