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Schermäuse im Garten richtig bekämpfen

Schermaus

Schermäuse und andere Wühlmäuse können Pflanzen schädigen. Mit dem richtigen Mäuse-Management übersteht der Garten das aber ziemlich schadlos, und der Gärtner gerät nicht in Stress, sondern bleibt ruhig und unbeeindruckt – ein Gartenleben in friedlicher Koexistenz mit der Natur macht Bekämpfung nur in Ausnahmefällen erforderlich und setzt davor auf viele andere Ideen. Erfahren Sie, warum, wann und wie welche Reaktionen welche Erfolge versprechen:

Video-Tipp

Schermäuse und Co. richtig bekämpfen

Wenn sich ein paar Wühlmäuse in Ihrem Garten umtun, egal ob Schermäuse oder Feldmäuse, ist es dringend empfehlenswert, im Hausgarten auf eine friedliche Koexistenz mit den Kleintieren hinzuarbeiten. Warum das so ist, warum es sich meist nicht um Schermäuse handelt und was Sie bei einer Massenvermehrung tun, wird auch noch behandelt; hier geht es erst einmal um die Bekämpfung.

Friedliche Koexistenz bedeutet nämlich nicht, „sich von den Mäusen auf der Nase herumtanzen zu lassen“, Sie können einiges dafür tun, dass sich die Wühlmäuse in Ihrem Garten „anständig benehmen“:

Wenn Sie Ihren Garten möglichst naturnah bewirtschaften, werden sich natürliche Feinde der Wühlmäuse einfinden, sobald Wühlmäuse da sind. Zu denen gehören dWieselarten, vor allem das Mauswiesel, Füchse, Iltisse, Marder, Katzen, Eulen und Greifvögel. Wenn die Wühlmäuse schon da sind, der Garten aber noch nicht attraktiv genug für Wühlmaus-Feinde ist, können Sie diese etwas unterstützen: Für Greifvögel Sitzstangen als Ansitz aufstellen, Wieseln und Co. Steinhaufen als Unterschlupf anbieten, in geeigneten Nebengebäuden (Feldscheunen etc.) Einfluglöcher für Eulen schaffen.

Wenn aktuell Wühlmäuse in Ihrem Garten unterwegs sind und Sie gerade wertvolle Kulturen neu anpflanzen wollen, können Sie die dafür vorgesehenen Böden im Spätherbst durch gründliche Bodenbearbeitung wühlmausfrei machen und die Wühlmäuse durch ein paar „Futterpflanzen“ hinten im Garten auf unkritische Gartenbereiche konzentrieren. Das kann z. B. eine Kräuterwiese mit winterharten Kräutern sein, von der Sie sich versorgen, die die Wühlmäuse aber auch verspeisen/unterwühlen können.

Unter diesen Umständen sollten Sie auch das Frühjahr als Pflanztermin wählen (anstatt den Wühlmäusen im Herbst „leckere Junggehölze“ vor die Nase zu setzen); im Frühjahr können die Gehölze in einem Korb aus Maschendraht (Maschenweite um 1,5 cm) gesetzt werden, der sicheren Schutz bietet. Solche Drahtkörbe gibt es in verschiedenen Größen vorgefertigt im Handel. Der Draht muss an den Faltnähten sorgfältig verhakt werden, nach Einfüllen der Erde wird er ohne Befestigung gegen den Stamm gebogen und mit einer rund 5 cm dicken Erdschicht abgedeckt. Ähnlich können Sie auch Zwiebeln und Knollen schützen, für die gibt es im Fachhandel auch fertige Gittertöpfe oder -körbe zu kaufen.

Hausmittel mit Sinn

Hausmittel gegen Schermäuse und andere Wühlmäuse können Sinn machen, wenn sie mit Sinn eingesetzt werden. Innerhalb eines Garten-Managements, das einen Garten als Stück Natur begreift, von einem Gärtner, der sich dafür interessiert, was er warum tut. Dann können viele Ideen dabei helfen, stressfrei „mit der Natur im Garten zu leben“, zum Beispiel:

1. Anti-Wühlmaus-Pflanzen

Um schützenswerte Gartenbereiche können Sie Pflanzen wie Knoblauch, Kaiserkronen oder Wolfsmilch (Holunder, Katzenminze, Narzissen, Thuja, Wacholder, Zwiebeln ..) anbauen. Macht aber nur Sinn, wenn den Wühlmäusen ein Lebensraum in einem anderen Gartenbereich oder hinter dem Gartenzaun bleibt.

Wobei mit Lebensraum hinter dem Gartenzaun nicht der Garten des Nachbarn gemeint ist – Sie können natürlich Ihr Leben damit verbringen, sich mit dem Nachbarn gegenseitig die Wühlmäuse zuzutreiben, die meisten Menschen sehen einen solchen Lebenszweck jedoch als nicht sehr sinnvoll an.

Außerdem leben Wühlmäuse nicht in Ihrem Gemüsebeet, um Sie zu ärgern, sondern um zu überleben. Wenn Knoblauch oder ähnliches sie von einer erstrebenswerten Versorgungsquelle vertreiben soll, wird das nur klappen, wenn ein Ausweichen in nahegelegene Bereiche möglich ist, in denen ebenfalls gute Versorgungsquellen warten (gilt für alle Versuche des Vertreibens oder Aussperrens). Denn welchen Duftstoff Sie auch ausprobieren –  „unerträglich“ für die Tiere, wie mitunter behauptet, sind die Düfte nicht, „es ist noch keiner erstunken, aber schon viele erfroren (verhungert)“ gilt auch für Wühlmäuse.

2. Aussperren

Aussperren ist auf kleineren Flächen (z. B. einem Gemüsebeet) durch Installation von Barrierezäunen denkbar, die die Mäuse nicht untergraben können. Sie brauchen Maschendraht mit etwa 1 cm Maschenweite und 1 m Höhe, von denen 50 cm eingegraben werden und 50 cm aus der Erde ragen. Die oberen 10 cm des Maschendrahts müssen nach außen abgewinkelt werden, schon können die Schermäuse und andere Wühler nicht mehr über den Zaun klettern.

Bringt aber nur was, wenn die Fläche vor dem Einzäunen sicher mäusefrei ist, sonst sperren Sie die Mäuse mit der gedeckten Tafel ein.

3. Glasscherben als Wühlmaus-Mauer

Auch ein beliebter Vorschlag: Zu schützende Bereiche mit einem auf dem Boden verstreuten Streifen von Glasscherben umgeben. Ob die Kanten dieser Glasscherben überhaupt fein genug sind, um so einer kleinen Pfote: www.abload.de/img/009jke69.jpg etwas zu tun, ist jedoch fraglich – außerdem können Wühlmäuse die Glasscherben elegant von unten unterwandern.

4. Hochbeet

Macht als Wühlmaus-Schutz unbedingt Sinn und verhilft auch noch zu früherer Ernte, weil die Erde im Hochbeet besser durchgewärmt wird. Hilft aber nur in Verbindung mit 2., nämlich Maschendrahtzaun unter dem Hochbeet, sonst versuchen sich Wühlmäuse gerne als Extrem-Kletterer.

5. Ultraschallgeräte

Ultraschallgeräte können vielleicht auch einer Wühlmaus Beine machen, wenn sie Frequenzen aussenden, die im Hörbereich der Tiere liegen. Schon das wird nicht ganz einfach zu ergründen sein: Nager sollen zwischen 20.000 und 60.000 Hz hören, ob das auch genau für die in Ihrem Garten tätige Wühlmaus-Art gilt, ist ungewiss; welche Frequenz ein Ultraschallgerät genau aussendet, ist oft nicht zu erfahren.

Schermaus

Außerdem: Die Ultraschallgeräte senden mit einem Schalldruck von bis zu 140 Dezibel, das ist weit mehr als der Krachs eines startenden Düsenjägers, der genau neben Ihrem Ohr startet. Versuche mit Mardern haben gezeigt, dass die Ultraschallgeräte ganz schnell nicht mehr wirken, weil die Marder durch die Geräte Hörschäden bekamen, und die Ultraschallgeräte geraten auch immer mehr in Verdacht, auch für menschliche Hörschäden/Tinnitus in Massen verantwortlich zu sein. Der menschliche Hörbereich geht bis etwa 20.000 Hz, wie der menschliche Körper laute Töne in den Bereichen darüber verarbeitet, ist noch nicht abschließend erforscht.

6. Unruhestifter

Klappermühlen, Windräder, singende Flaschen … haben sich alle als wirkungslos erwiesen, im Leben einer „Wühlmaus von heute“ gibt es wirklich Aufregenderes als bunte oder klappernde Windräder (schon gegen die meisten Rasenmäher sind die vergleichsweise leise).

7. Vertreiben durch Gestank

Sie werden von allen möglichen stark riechenden Substanzen lesen, die Sie in die Gänge gießen oder stopfen können, von Haaren aller möglichen Tiere über Fischlake bis hin zu Buttersäure, Knoblauchsud und Molke.

Diese Methode hat einige logische Mängel

  1. Tierhaare könnten abstoßend wirken, wenn sie von einem Wühlmaus-Feind stammen. Aber: Abstoßend an zwei, drei Eingängen reicht nicht, Sie müssen das ganze Bausystem „beduften“ (und darauf vertrauen, dass bei Ihnen doofe Wühlmäuse wohnen, die sich nicht einfach neue Eingänge buddeln).
  2. Was bis auf die Haare von Feinden zur Geruchsabwehr empfohlen wird, stinkt vielleicht menschlichen Nasen, ob es auch Wühlmaus-Nasen stinkt, ist nicht sicher.
  3. Die Konzepte der Geruchsabwehr gehen in typisch menschlicher Überheblichkeit davon aus, dass Wühlmäuse keine Geruchsvorlieben entwickeln, also alle vor den gleichen Gerüchen flüchten. Bei einem Tier, das mindestens ähnlich geruchsbegabt ist wie der Hund (40 x mehr Riechschleimhaut als der Mensch, 10 x so viele Riechzellen) eher unwahrscheinlich .
  4. Buttersäure nimmt auch die vergleichsweise unterentwickelte menschliche Nase recht gut wahr. Die einfachste Fettsäure, aber für uns einer der ekligsten Gerüche der Welt, zwischen Erbrochenem und ranziger Butter – die nächste Gartenparty sollte erst Wochen nach den Wühlmaus-Vertreibungsversuchen geplant werden.

Bei der Arbeitsgruppe Wirbeltierforschung des Julius Kühn-Instituts Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen, www.jki.bund.de/no_cache/de/startseite/institute/pflanzenschutz-gartenbau-und-forst/arbeitsgruppen/wirbeltierforschung.html , können Sie erkunden, welche Gerüche die meisten Wühlmäuse ablehnen, dort läuft seit 2009 ein Forschungsprojekt zum Thema.

8. Vertreiben durch Lärm

Aufgeschlagene Flaschen, Klopfschallvibratoren, lärmende Kinder: Lärm scheint Wühlmäuse weniger zu stören (wie gesagt, mancher Rasenmäher ist lauter), aber mit den Kindern könnten Sie Glück haben: Wenn sie herumlaufen, könnte das ähnliche Vibrationen erzeugen wie der Tritt von Weidevieh, und der soll vergrämende Wirkung auf Wühlmäuse haben.

Die oben bei 7. erwähnte Arbeitsgruppe Wirbeltierforschung forscht dazu, und auch an bioakustischen Methoden, die Schermäuse durch Laute der eigenen Art (so eine Art „Hau ab“ auf mäusisch) vertreiben.

Schermäuse: Statistisch eine eher seltene Bedrohung

Schermäuse, Arvicola terrestris, sind Wühlmäuse und leben bei uns in einer Land- und einer Wasser-Variante (die Wasser-Variante wird umgangssprachlich „Wasserratte“ genannt, die gibt es also wirklich als Tier und nicht nur im Freibad). Die Chance eines Hausgärtners, dass er es mit Schermäusen zu tun bekommt, ist nicht riesig: Wenn überhaupt, haben Sie es im Garten mit der Landform der Schermaus zu tun, auch wenn Sie einen Teich haben, die Wasserratten leben an größeren Gewässern.

Schermäuse leben unter der Erde und graben röhrenförmige Bausysteme, die von territorial lebenden Kleingruppenfamilien bewohnt werden. Die Jungtiere (3-5 Würfe mit 3-6 Jungen pro Jahr) bleiben nur wenige Wochen im Nest und müssen sich dann ihr eigenes Territorium suchen. Das sich nicht mit den Territorien anderer Wühlmäuse überschneidet, Schermäuse besiedeln ihren Lebensraum in einer sehr viel geringeren Individuendichte als Erd- und Feldmäuse (maximal um 100 ggü. 2000 Individuen pro Hektar). Zum Problem (bzw. bemerkt) werden Wühlmäuse ohnehin immer erst, wenn ihr Gradationszyklus gerade eine Spitze erreicht. Diese Gradation (Massenvermehrung -> Überpopulation -> Zusammenbruch der Population) passiert bei Feldmäusen alle paar Jahre (Mäusejahr), die Schermaus hat sehr viel längere Gradationszyklen, Bevölkerungszunahme führt gewöhnlich dazu, dass überzählige Schermäuse in benachbarte Flächen abwandern.

Deshalb ist auch nicht jede abgenagte Wurzel ein Zeichen für Schermausbefall, auch nicht in Zeiten, in denen die Schermaus „gerade einmal eine Runde durch Medien absolviert“. Schermäuse fressen Wurzeln auch nur von unten an, wenn Sie Fraßspuren bemerken, waren wohl andere Wühlmausarten am Werk. Es ist also eher unwahrscheinlich, dass es sich ausgerechnet um Schermäuse handelt, wenn in Ihrem Garten „jemand wühlt“ (um Bekämpfung der seltenen Massenaufkommen geht es weiter unten). Aber es gibt genug andere Wühlmäuse, und die Fakten und Gedanken zu Schaden, Nutzen, Vorbeugung einer Massenvermehrung etc. betreffen die gesamte Unterfamilie der Wühler:

Wühlmäuse: Einordnung nach Schaden und Nutzen

Nicht alle Wühlmäuse sind in Bezug auf Vermehrung und „evolutionärem Talent“ zur Erschaffung hoher Populationsdichten so zurückhaltend wie die Schermaus. Von den über 200 Arten der Unterfamilie Wühlmaus aus der Familie Wühler, die Asien, Europa und Nordamerika erobert haben, sind einige bei uns unterwegs. Mehr Ärger als Schermäuse machen vor allem folgende Arten:

1. Feldmäuse

Feldmäuse, Microtus arvalis, werfen nach einer Tragzeit von knapp 3 Wochen bis zu 12 Junge, die 2 Wochen später die nächste Generation hervorbringen, theoretisch kann ein Pärchen Feldmäuse in einer Vegetationsperiode 2000 Nachkommen in die Welt setzen.

2. Erdmäuse

Die zweite bei uns präsente Art der Gattung Feldmaus ist die Erdmaus Microtus agrestis, ihre Würfe haben jedoch maximal 8 Junge, und es findet (im Gegensatz zu den Feldmäusen) keine Fortsetzung der Reproduktion über den Winter hinweg statt.

3. Bisamratten

Bisamratten, Ondatra zibethica, sind die größten Wühlmäuse. Sie wurden im vorigen Jahrhundert als Pelztiere aus Nordamerika bei uns eingeführt, sind inzwischen bei uns verwildert und dehnen sich in Europa weiter aus. Die wasserliebenden Tiere fallen vor allem durch Unterhöhlung von Dämmen und Flussböschungen unangenehm auf, können sich aber auch schon einmal rund um einen Gartenteich zu schaffen machen.

Alle anderen bei uns lebenden Wühlmäuse werden Sie nur in Ausnahmefällen einmal zu Gesicht bekommen. Rötelmäuse treffen Sie eher im Wald, anmutige Kleinnager, die wenig Schaden anrichten, weil ihre Mahlzeiten nur sehr feine Nagespuren und größere intakte Wurzelstümpfe hinterlassen. Die heimische Kleinwühlmaus Pitymys subterraneus besiedelt am liebsten feuchte Wiesen und macht sich mit 2-3 Jungen pro Wurf fast schon rar, die zu den gewaltigsten Massenvermehrungen fähige Wühlmausgruppe der Lemminge startet die durch Überpopulation ausgelösten Wanderzüge sehr viel weiter nördlich von uns.

Auch Wühlmäuse in normalen Populationsstärken können die Wurzeln von Ziergehölzen und Gemüsekulturen benagen, vor allem im Winter, wenn ein hyperordentlicher Garten ihnen keinerlei andere Nahrung bietet. Sie können auch einmal die Hälfte der frisch eingegrabenen Blumenzwiebeln zu sich nehmen und den Rasen von unten etwas zu gründlich auflockern …

Aber: Wühlmäuse sind wichtig in einem intakten Ökosystem, aus mehreren Gründen:

  • Nahrungsgrundlage für zahlreiche Tierarten
  • Grabende Arten belüften den Boden
  • Sammelaktivität sorgt für Verteilung von Sämereien
  • Verteilung sorgt für Vielfalt und gesundes Pflanzenwachstum im Habitat
  • Verzehr von Insekten und Insektenlarven hält Insektenpopulationen in Schach
  • Pflanzenreste und Fallobst werden durch Verzehr „aufgeräumt“ und in Erde verwandelt

Wer so viele wichtige Aufgaben hat, gehört zu den Schlüsselarten unserer Ökosysteme und hat genau deswegen eine recht hohe Reproduktionsrate entwickelt. Die sich den Bedürfnissen der Umgebung angepasst hat, bis der  Mensch dazwischengefunkt hat:

Unökologische Wühlmaus-Bekämpfung vergrößert den Schaden

Friedliche Koexistenz in Kombination mit sanftem Mäusemanagement bringt Ihnen als Gärtner nicht nur den meisten Nutzen, sie empfiehlt sich auch, damit Sie den Schaden nicht selbst größer machen. Dies ebenfalls aus mehreren Gründen:

Der ganze Ärger mit den Wühlmäusen begann nicht im Haus- und Kleingarten, wo man mit seinen Mäusen (und ein paar „Gemeinschaftskatzen gegen diese Mäuse) immer zu leben wusste. Sondern der Grund für ausufernde Wühlmaus-Populationen liegt in der modernen Intensiv-Landwirtschaft, die den berufenen Feinden der Wühlmäuse – Füchse, Mauswiesel, Eulen, Greifvögel – kaum mehr Lebensräume belässt, den Schädlingen aber mit ihren Monokulturen geradezu paradiesische Verhältnisse bietet, beides zusammen kann (auch außerhalb der Spitzen der Gradationszyklen) zu Massenvermehrungen in ungeheurem Ausmaß führen.

Nun schnell Gift drauf, der gerade gesichert geglaubte Fortbestand der Art wird durch diese „Katastrophe“ wieder so unsicher, dass die überlebenden weiblichen Wühlmäuse ihre bereits hormonell gebremste Gebärfähigkeit blitzartig bis zum Anschlag hochfahren – ganz viele Wühlmäuse, in ganz kurzen Abständen. Im landwirtschaftlichen Bereich hat man bereits bemerkt und erforscht, dass das Problem durch „einfache chemische Keulen“ eher vergrößert wird, heute versuchen Arbeits- und Forschungsgemeinschaften sich in „Mäuse-Management“, es werden komplizierte Bekämpfungspläne entwickelt, mit denen explodierende Wühlmaus-Populationen in Schach gehalten werden sollen.

Diese Anpassung der Gebärfähigkeit zeigen Wühlmaus-Weibchen natürlich auch, wenn sie in Ihrem Garten leben, bei Überbevölkerung im wühlmausbewohnten Teil des Gartens hören die Wühlmäuse auf zu werfen, es kommt zu radikalen Einbrüchen in der Individuendichte; erst nach einiger Zeit leben die Populationen wieder auf.

Wegen dieser hormonellen Selbstregulation der Populationsdichte können Sie es schaffen, die Wühlmäusen in ihrem Garten durch Natur und ökologisch sinnvolle Maßnahmen in vernünftigen Ausmaßen zu halten. So können Sie (bis auf ein paar mäusebedingte Verluste) chemisch unbelastetes Obst und Gemüse ernten und tragen außerdem dazu bei, die durch die Intensiv-Landwirtschaft verursachten Gleichgewichtsstörungen in unserer Umwelt zu korrigieren.

Wenn Sie es dagegen der Landwirtschaft gleichtun, Monokulturen auf weitgehend totem Gartenboden und Gift gegen Wühlmäuse, sorgen Sie selbst für noch mehr Ärger mit nun verzweifelt werfenden Wühlmaus-Weibchen … die gelegentlich in Artikeln auftauchende Krankheit Tularämie,  für die die bösen Wühlmäuse verantwortlich sein sollen, betrifft in Deutschland jährlich zwischen 3 und 15 Menschen und endet in 5 % der behandelten Fälle tödlich. Wühlmäuse zerstören durch ihre Wühltätigkeit auch nicht die Grasnarbe, sondern pflegen sie langfristig durch die Bodenauflockerung, und die Fehlstellen verunkrauten auch nur dann, wenn Sie nicht nachsähen und/oder der Rasen aus einer nicht für den Standort geeigneten Grasmischung besteht.

Die Schermaus-Invasion

Wenn, macht nur gemeinsame Bekämpfung Sinn

Alle gerade aufgeführten Vorschläge eignen sich zum Umgang mit den paar Wühlmäusen, die Gärten im Normalfall bevölkern. Aber, wie gesagt, Wühlmäuse „betreiben Gradation“, Feldmäuse alle 2 – 5 Jahre, Schermäuse alle 5 – 8 Jahre. Dann wird die Mäusepopulation eine Saison lang ziemlich mächtig, was sich normalerweise v. a. durch vermehrtes Auftreten von Fressfeinden von selbst wieder gibt – auf Gradation folgt üblicherweise eine Phase der Retrogradation, die Massenvermehrung bricht zusammen und die Populationsdichte sinkt unter den regionalen Durchschnittswert der Art.

Wenn Ihr Garten von einer Wühlmäusen-Population auf der Spitze des Gradationszyklusses heimgesucht wird und derart innerhalb eines rundum befestigten Gebiets (z. B. einer Siedlung oder Kleingartenkolonie) liegt, dass überzählige Wühlmäuse keine Chance zum Abwandern haben, wäre die entspannteste Reaktion, einfach die Retrogradation abzuwarten.

Wenn das nicht geht, weil eher naturferne Gemeinschaftsmitglieder auf schnelle Reaktion dringen, ist eine möglicherweise noch ein wenig schnellere Rückdrängung der Population durch Bekämpfung möglich, die macht aber nur als Gemeinschaftsprojekt aller Betroffenen Sinn. Dann sollte die Bekämpfung mit dem Gemeinschaftsorgan der Siedlung oder dem Kleingarten-Vorstand koordiniert werden, es muss ein Bekämpfungsplan aufgestellt werden, für Feldmäuse ein anderer als für Schermäuse.

Die Bekämpfung einer ausufernden Schermaus-Population ist alles andere als unkompliziert, wenn sie richtig (im Sinne von legal und erfolgreich) durchgeführt werden soll. Hier ein Überblick über die Einzelmaßnahmen, die im Rahmen einer Schermaus-Bekämpfung anfallen:

  • Bekämpfungs-Zeitraum festlegen (nur während der Vegetationsruhe vom Frühherbst bis März)
  • Früherkennung vor Schadenseintritt prüfen
  • Schermäuse identifizieren
  • Abgrenzung zum geschützten Maulwurf
  • Abgrenzung zum Feldmaus-Befall
  • Ggf. (zuerst) Bekämpfung der Feldmaus
  • Verwühlprobe (Schermausbau befahren oder nicht)
  • Wenn Schaden eingetreten, Prüfung der Schäden
  • Bekämpfung ist mit Köderstationen möglich
  • Festlegung Anzahl Köderplätze, zu behandelnde Fläche
  • Platzierung und Einbau der Köderstationen
  • Installation eines nicht begifteten Kontroll-Köders
  • Beköderung mit nach Pflanzenschutzmittelverzeichnis zugelassenen Rodentizid-Ködern
  • Markierung der Köderstationen über benachbarte Kulturpflanzen
  • Wöchentliche Kontrolle der Plätze
  • Ggf. Nachbeköderung, solange, bis Köder nicht mehr angenommen werden
  • Auf Flächen neben weiteren Schermauspopulationen weitere Kontrolle und ggf. Nachbeköderung
  • Protokollführung
  • Nach Bekämpfung Wirkungskontrolle durch Ziehprobe im Frühjahr

Weiter ist die Schermaus-Bekämpfung mit Fallen und durch Begasung der Baue möglich, beide Verfahren sind mindestens ähnlich aufwendig, zeitintensiv und kostenintensiv wie die Bekämpfung mit Köderstationen. Bei den gesamten Bekämpfungs-Maßnahmen sind zahlreiche Sicherheitshinweise zu beachten, weil Rodentizide und Begasungsmittel hochwirksame Gifte und Fallen nicht ungefährlich sind. Das geht vom Sachkundenachweis bzw. Begaserschein für die ausbringenden Personen über Regeln zur Handhabung und zur Schutzkleidung bis zur Kennzeichnung der Behälter für Lagerung und Transport.

Einen guten Überblick über planmäßiges und sinnvolles Vorgehen bei der Schermaus-Bekämpfung können Sie in der langen und detaillierten Veröffentlichung „Praxis-Information Schermaus“ des Niedersächsischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz verschaffen. Es geht zwar um Vor Acker- und Wiesenaufforstungen, auf denen die Schermaus wirklich gelegentlich unangenehm auffällt (im Hausgarten ist das eher eine seltene Ausnahme), aber die Bekämpfung richtet sich im Grunde nach den gleichen Rahmenbedingungen und Vorschriften: Download unter www.ml.niedersachsen.de/download/3433/Praxis-Info_Schermaus_Erkennen_Bekaempfen_Vermeiden_22.10.2007_.pdf

Was als Ordnungswidrigkeit bzw. Straftat gefährlich bzw. teuer werden könnte, können Sie in einer Veröffentlichung des Niedersächsischen Landesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit nachlesen, download unter www.laves.niedersachsen.de/download/42421/Unsachgemaesses_Toeten_von_Maeusen_und_Ratten.pdf
Um Pflanzenschutzmittel allgemein und die Probleme, die die (auch für Pflanzenschutzmittel inklusive mäusetötende Rodentizide zuständige) Pharmaindustrie verursacht, geht es auf dieser Seite des Bundesumweltamtes: www.umweltbundesamt.de/daten/chemikalien-in-der-umwelt/zahlen-fakten-zu-chemikalien-zur-chemischen
und in der aktuellen ARD-Dokumentation „Die Macht der Pharmaindustrie“, presse.wdr.de/plounge/tv/das_erste/2016/04/20160411_akte_d.html

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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