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Säulenkirsche – leckere Sorten, Pflanzen & Anleitung zum Schneiden

Die Süßkirsche (Prunus avium) gehört zur Familie der Rosengewächse und ist eng mit anderen Steinobstarten wie Pflaume (Prunus domestica), Pfirsich (Prunus persica), Aprikose (Prunus armeniaca) und natürlich Sauerkirsche (Prunus cerasus) verwandt. Sie ist eine Kulturform der kleinfrüchtigen Vogelkirsche, die seit alters her in Europa, Vorderasien und im Kaukasus wild wächst. Alte Sorten der Süßkirsche können bis zu 20 Meter hoch werden und zudem sehr breite Kronen entwickeln – kein Wunder also, dass sie mittlerweile lieber auf schwachwüchsige Unterlagen veredelt werden. Das gilt allerdings nicht für die Säulenkirsche, denn hierbei handelt es sich um eine besonders schlanke, niedrig bleibende Züchtung.

Video-Tipp

Was ist überhaupt eine Säulenkirsche?

Die schlanke Säulenkirsche ist keineswegs eine Erfindung moderner und geschäftstüchtiger Baumschulen. Stattdessen hat Säulenobst bereits eine Jahrhunderte alte Tradition. Findige Züchter haben von Natur aus schmale Bäume mit einer ausgeprägten Mittelachse und wenigen Seitentrieben immer wieder gekreuzt und die daraus entstehenden Nachkommen auf die gewünschten Eigenschaften selektiert, so dass schließlich verschiedene Sorten sehr schlanker und eher niedrig bleibender Süßkirschen entstanden sind. Typisch für diese Wuchsform ist außerdem die Tatsache, dass Blüten und Früchte direkt am Stamm entwickelt werden. Auch wenn das Aussehen einer Säulenkirsche zunächst etwas ungewohnt erscheint, handelt es sich dennoch um eine ganz normale Prunus avium – die lediglich durch züchterische Selektion diese spezielle Wuchsform erhalten hat. Echte Säulenkirschen werden etwa zwei bis maximal drei Meter hoch und lassen sich in der Regel sehr gut in Kübeln kultivieren.

Vorteile einer Säulenkirsche

Die Vorteile der vergleichsweise niedrig bleibenden und schmalen Säulenkirsche liegen auf der Hand: Diese Kirschbäume wachsen auch in sehr kleinen Gärten, ja sogar im Vorgarten oder in einem ausreichend großen Topf auf dem Balkon oder der Terrasse. So kommen auch Nicht-Gartenbesitzer bzw. solche, die nur über ein kleines Gärtchen verfügen, in den Genuss süßer Kirschen aus eigener Ernte. Dabei müssen echte Säulenkirschen nicht einmal besonders stark zurückgeschnitten werden, um sie künstlich niedrig und schmal zu halten: Da die Bäume von Natur aus so wachsen, sind lediglich korrigierende Schnittmaßnahmen nötig.

Vorsicht – Nicht immer steckt tatsächlich eine Säulenkirsche drin, wo „Säulenkirsche“ draufsteht!

Doch seien Sie beim Kauf vorsichtig, denn oft werden „Säulenkirschen“ verkauft, obwohl es sich um ganz normal wachsende Süßkirschen handelt. Das Erwachen kann im schlimmsten Fall böse sein, wenn der vermeintlich niedrig und schmal bleibende Baum plötzlich in die Höhe sowie in die Breite drängt – und nur durch starke Rückschnitte am Wachstum gehindert werden kann. Nun haben allerdings derartige Schnittmaßnahmen meist genau die gegenteilige Wirkung: Beschnittene Bäume neigen nämlich dazu, umso stärker wieder auszutreiben. Die Folge ist, dass Sie Ihre angebliche „Säulenkirsche“ von Jahr zu Jahr immer öfter und immer radikaler schneiden müssen. Um dies zu verhindern, werfen Sie vor dem Kauf lieber einen genaueren Blick aufs Sortenetikett und wählen eine echte Säulenkirsche.

Arten und Sorten

Es gibt zahlreiche Arten und Sorten von Säulenkirschen, die meist in fruchttragend bzw. nicht-fruchttragend unterschieden werden.

Fruchttragende und nicht-fruchttragende Säulenkirschen

Sauerkirsche - Blüte

Zu den fruchttragenden Kirschen gehören die beiden Arten Süßkirsche (Prunus avium) und Sauerkirsche (Prunus cerasus). Während die Süßkirsche ein zahmer Abkömmling der wild wachsenden Vogelkirsche ist, entstand die Sauerkirsche vermutlich durch mehrfache Kreuzungen zwischen der Süßkirsche und der strauchig wachsenden Steppenkirsche (Prunus fructicosa). Im Allgemeinen sind Sauerkirschen robuster und kleinwüchsiger als Süßkirschen. Manchmal finden Sie im Handel auch als Säulenkirsche gezogene Zuchtformen der Japanischen Blütenkirsche (Prunus serrulata), die allerdings keine Früchte trägt und daher eine reine Zierkirsche ist.

Auch Selbstfruchter bevorzugen Fremdbestäubung

Die meisten Säulenkirschen gelten als selbstfruchtend bzw. selbstbefruchtend, d. h. diese Sorten befruchten ihre Blüten im Notfall auch mit eigenen Pollen und bringen so Nachkommen (ergo Früchte) hervor. Dieses Verhalten entspricht allerdings nicht dem natürlichen Trieb zur Arterhaltung, denn alle Lebewesen – und damit auch Kirschen – sind bestrebt, ihre Gene möglichst breit zu verstreuen. Die Fremdbestäubung durch einen anderen Kirschbaum garantiert gesunde Nachkommen – bekanntlich führt Inzucht nicht nur beim Obst zu fragwürdigen Eigenschaften. Daher wird auch Ihre selbstfruchtende Säulenkirsche immer bemüht sein, eine Eigenbefruchtung zu vermeiden – was im Zweifelsfall durchaus auch mal dazu führen kann, dass gar keine Früchte angesetzt werden.

Als selbstfruchtend gelten diese Säulenkirschen-Sorten

  • ‚Campanilo‘ (als Süß- und auch als Sauerkirsche)
  • ‚Claudia‘
  • ‚Sara‘
  • ‚Jachim‘ (Sortenzulassung erst seit 2013)
  • ‚Stella‘
  • ‚Victoria‘
Tipp:

Auch selbstfruchtende Sorten benötigen natürlich Hilfe bei der Bestäubung. Diesen Job übernehmen für gewöhnlich Bienen und Hummeln. Doch wenn diese beispielsweise auf Ihrem Balkon im 10. Stock eines Hochhauses eher selten zu finden sind, können Sie auch zu diesem Trick greifen: Nehmen Sie einen feinen Pinsel und übertragen Sie händisch die Pollen von einer Blüte zur anderen.

Nicht selbstfruchtend sind dagegen die folgenden beliebten Säulenkirschen

  • ‚Fruttini Garden Bing‘
  • ‚Helene‘, Befruchtersorte ‚Sylvia‘
  • ‚Siberia‘, Befruchtersorte ‚Helene‘
  • ‚Sylvia‘, viele Befruchtersorten
Tipp:

Viele Kirschsorten befruchten sich auch gegenseitig mit Sauerkirschen, sofern diese gleichzeitig blühen. Achten Sie beim Kauf auf die Angabe der Blütezeit, die oft in „Kirschwochen“ angegeben wird. Mit diesem Begriff wird auch die Reifezeit angegeben, die sich in den meisten Regionen zwischen dem 24. Mai und dem 20. August erstreckt.

Sauerkirschbaum

Dieser ganze Zeitraum wird in sieben Kirschwochen unterteilt, wobei eine Kirschwoche jeweils 11 bis 14 Tage dauert. Allerdings haben manche Baumschulen eine leicht abweichende Zählweise, die am ersten Mai beginnt und bei der jede Kirschwoche zwei kalendarischen Wochen entspricht.

Die beliebtesten Säulen-Süßkirschen

In den letzten Jahren wurde eine große Zahl interessanter neuer Sorten der Säulenkirsche gezüchtet. Hier haben wir die beliebtesten für Sie zusammengestellt:

‚Campanilo‘

  • als Süß- und auch als Sauerkirsche
  • Reifezeit in der ersten Julihälfte
  • sehr große, dunkelrot-schwarz gefärbte Früchte
  • Wuchshöhe maximal 250 Zentimeter

‚Claudia‘

  • mittelgroße, rot-braune Früchte mit tiefrotem Fruchtfleisch
  • Reifezeit dritte bis vierte Kirschwoche (Anfang bis Mitte Juli)
  • Erster Ertrag ab dem dritten Jahr
  • Wuchshöhe maximal 250 Zentimeter

‚Sara‘

  • große, dunkelrote Früchte
  • Reifezeit vierte bis fünfte Kirschwoche (Mitte Juli)
  • Erster Ertrag oft schon ab dem zweiten Jahr
  • Wuchshöhe maximal 250 Zentimeter, Breite bis 80 Zentimeter

‚Stella‘

  • dunkelrote, sehr süße Früchte
  • Reifezeit von Ende Juli bis Anfang August
  • Wuchshöhe maximal 250 Zentimeter

‚Victoria‘

  • mittelgroße, süß-aromatische Früchte
  • Reifezeit zwischen Anfang und Mitte Juli
  • Wuchshöhe 220 bis 300 Zentimeter, Breite bis 50 Zentimeter

‚Helene‘

  • große, kräftig rote und süße Früchte
  • Reifezeit ab Anfang Juli
  • Maximale Wuchshöhe zwischen 200 bis 350 Zentimeter
Süßkirsche - Prunus avium

‚Sylvia‘

  • große, leuchtend rote und sehr süße Früchte
  • Reifezeit ab Juli
  • Maximale Wuchshöhe zwischen 300 und 350 Zentimeter
  • Die beliebtesten Säulen-Sauerkirschen

‚Jachim‘

  • Sortenzulassung erst seit 2013
  • große, dunkelrote Früchte
  • Reifezeit zwischen Mitte und Ende Juli
  • Maximale Wuchshöhe zwischen 200 und 350 Zentimeter

‚Rubina‘

  • große, dunkelrote bis schwärzliche Früchte
  • erfrischend süß-säuerlicher Geschmack
  • Erntezeit Mitte bis Ende Juli
  • selbstfruchtend
  • Maximale Wuchshöhe etwa 250 Zentimeter

‚Boas‘

  • große, dunkelrote und platzfeste Früchte
  • Erntezeit ab Mitte Juli
  • Wuchshöhe 250 bis 350 Zentimeter
  • sehr robust gegenüber Krankheiten
  • selbstfruchtend

So pflanzen Sie die Säulenkirsche richtig

Wie alle Süßkirschen brauchen auch Säulenkirschen einen tiefgründigen, durchlässigen und humosen Boden, der idealerweise sowohl sandig als auch lehmig sowie leicht kalkhaltig ist. Schwere, staunasse Böden eignen sich hingegen nicht für die Kirschkultur. Im Gegensatz zu herkömmlichen Obstgehölzen ist ein Pflanzschnitt nicht notwendig. Allerdings ist es sinnvoll, die Pflanze vor dem Einpflanzen für mindestens eine Stunde in einen Wassereimer zu stellen, damit sich die Wurzeln vollsaugen können – dies erleichtert der Kirsche später das Anwachsen am neuen Standort. Ansonsten gehen Sie beim Pflanzen der Säulenkirsche wie folgt vor:

  • optimale Größe des Pflanzlochs ist doppelt so tief und breit wie der Wurzeldurchmesser
  • armen Boden mit reichlich Humus / Kompost aufwerten
  • Säulenkirsche mit Stützpfahl vor Windschiefe und -bruch schützen
  • dieser wird ca. 30 Zentimeter tief ins ausgehobene Pflanzloch eingeschlagen
  • Pflanzloch gleichmäßig auffüllen und antreten
  • Säulenkirsche genau so tief pflanzen, wie sie zuvor im Topf gestanden hat
  • Stelle ist am der dunklen Verfärbung des Wurzelhalses zu erkennen
  • Veredelungsstellen sollten immer eine Handbreit über dem Boden liegen
  • Gießmulde formen und diese mehrmals mit Wasser einschlämmen
  • Stamm mit Kokostrick, Jutestreifen oder Kunststoffbändern am Stützpfahl befestigen
  • Abstandhalter aus Befestigungsmaterial formen
  • Strick drei Mal um Stamm und Pfahl schlingen und dann vom Stamm beginnend umwickeln

Pflanzen Sie eine Säulensüßkirsche an einen mindestens hellen halbschattigen Standort, besser ist ein vollsonniger Platz. Vor allem frühe Sorten brauchen außerdem einen geschützten, wenig spätfrostgefährdeten Ort. Säulensauerkirschen gedeihen dagegen auch im Halbschatten sowie auf etwas ärmeren Böden meist noch sehr gut.

Säulenkirsche in einem Kübel pflanzen – Darauf sollten Sie achten

Sauerkirschen - Prunus cerasus

Aufgrund der natürlichen schlanken Wuchsform sowie der eher niedrigen Höhe lassen sich Säulenkirschen auch sehr gut in ausreichend großen Kübeln kultivieren. Hierbei sollten Sie darauf achten, dass der ausgewählte Pflanzkübel weder zu groß noch zu klein ausfällt. Ein zu kleiner Topf führt zu Wachstumsstörungen, ein zu großer dazu, dass der Baum erst einmal seine Energie in das Wurzelwachstum steckt. Ideal ist es, wenn der Pflanzkübel etwa doppelt so tief und breit ist wie der Wurzelballen. Außerdem hat das ideale Pflanzgefäß Abflusslöcher am Topfboden, durch die überschüssiges Gießwasser austreten kann. Stellen Sie den Topf möglichst nicht in einen Übertopf, sondern auf Holzklötzchen o. ä. – so bekommt die diesbezüglich empfindliche Säulenkirsche keine „nassen Füße“. Legen Sie über die Abflusslöcher ein paar größere Tonscherben, um ein Verschlämmen und damit Abdichten zu verhindern, darüber kommen einige Zentimeter Blähton oder kleine Kieselsteine als Drainage. Erst dann füllen Sie ein humusreiches Substrat ein, in welches schließlich der Kirschbaum gepflanzt wird. Eine Stütze – beispielsweise durch einen Stützpfahl oder auch ein Anbinden an einem Zaun o. ä. – ist sinnvoll.

Die richtige Pflege der Säulenkirsche

Damit die Säulenkirsche gesund bleibt und kräftig Ertrag liefert, braucht sie eine artgerechte Pflege. In den Garten ausgepflanzte Exemplare sollten

  • in Trockenzeiten regelmäßig gegossen werden
  • im Frühjahr mit Kompost oder einem Kalidünger versorgt werden
  • ab ca. Mitte Juli nicht mehr mit Stickstoff gedüngt
  • überhaupt nur wenig Stickstoff düngen
  • und ab zwei Monaten vor Winterbeginn überhaupt nicht mehr gedüngt werden
  • damit wird das Ausreifen der jungen Triebe vor dem Winter gefördert
  • Baumscheibe durch Mulchen frei halten
  • denn Kirschbäume ohne freie Baumscheibe leiden an Wasser-, Nährstoff- und Luftmangel
  • daher Säulenkirschen nicht direkt in den Rasen pflanzen
  • Säulenkirschen nach der Ernte schneiden
  • Schnitt erhält Form und Baumgesundheit

Eine Säulenkirsche im Kübel richtig pflegen

Naturgemäß müssen in Kübeln kultivierte Säulenkirschen regelmäßig gewässert und auch gedüngt werden – diese Bäume können sich schließlich nicht selbst versorgen. Vermeiden Sie sowohl ein Austrocknen des Substrates als auch zu viel Nässe, gedüngt wird ab dem ersten Austrieb bis etwa Anfang / Mitte August. Schützen Sie den Baum während der kalten Wintermonate mit einem Vlies oder einem anderen geeigneten Material vor Frost: Die Wurzeln von Kübelpflanzen sind aufgrund der geringen Erdmenge stark frostgefährdet. Stellen Sie den Topf aus diesem Grund auch auf ein Stück Styropor oder Holz und rücken Sie ihn an eine wärmende Hauswand. Topfen Sie die Säulenkirsche etwa alle zwei bis drei Jahre um bzw. füllen Sie zumindest im Frühjahr die verbrauchte Erde nach.

Schneiden

Kirschbaum - Süßkirsche

Süßkirschen gelten im Allgemeinen als starkwüchsig und austriebsfreudig. Säulenkirschen sind auch in dieser Hinsicht keine Ausnahme. Aus diesem Grund sollte immer direkt nach der Ernte ein pflegender Rückschnitt erfolgen, der die Gesundheit des Baumes erhält und zudem ein Verkahlen von unten her verhindert.

  • alle Seitentriebe bis auf zwei bis drei Augen zurückschneiden
  • alle kranken und schwachen Triebe entfernen
  • ältere und stark verholzte Triebe entfernen
  • auch zu dicht stehende bzw. sich überkreuzende Triebe auslichten
  • Leittrieb ab einer Höhe von 100 Zentimetern kappen
  • so wird ein stärkeres Seitenwachstum angeregt
  • und einer Verkahlung entgegen gewirkt
Tipp:

Kontrollieren Sie das Obstgehölz regelmäßig auf Krankheitsanzeichen bzw. einen Schädlingsbefall. Achten Sie beispielsweise auf das Auftreten von harzigem Ausfluss, dem so genannten Gummifluss. In diesem Fall muss schnell gehandelt und krankes Gehölz rasch entfernt werden.

Fazit

Wer nur einen kleinen Garten oder gar nur einen Balkon hat, muss trotzdem nicht auf frische Kirschen vom eigenen Baum verzichten. Schlankwüchsige Säulenkirschen finden selbst auf kleinstem Raum noch genug Platz, sofern sie genug Sonne und einen durchlässigen, humosen Boden vorfinden. Die Pflege gestaltet sich recht unkompliziert: Während trockener Monate sollte der Baum gegossen, während der Vegetationsperiode artgerecht gedüngt – möglichst stickstoffarm und möglichst mit organischen Materialien – und außerdem sofort nach der Ernte zurückgeschnitten werden. Viele Säulenkirschen sind von Natur aus selbstfruchtend, d. h. sie benötigen keinen zweiten Befruchterbaum.

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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