Säulenapfelbaum-Pflege – Schneiden und Liste der Säulenapfel-Sorten
Inhaltsverzeichnis
Der Säulenapfelbaum (seltener: Columnarapfel) nimmt nur wenig Platz in Anspruch, legt sich aber für den Nachwuchs, also seine Äpfel, mächtig ins Zeug. Er ist eher ein Kandidat für den kleinen, feinen Garten. Auch auf Balkon und Terrasse macht er eine gute (säulenförmige) Figur. Trotzdem verlangt er mindestens so viel Aufmerksamkeit wie seine urwüchsigen Verwandten. Je nach Sorte wird er zwischen zwei und vier Meter hoch, bei einer Breite von nur 50 Zentimetern, das erklärt die Bezeichnung Säulenapfelbaum für diese Art Formobst.
Standort & Boden
Freiland
Meistens werden die Säulenäpfel ins Feiland gesetzt. Dabei ist die richtige Wahl des Standortes bereits entscheidend für einen möglichst hohen Ernteertrag. Ein halbschattiger bis sonniger Standort ist ideal. Besonders für die Ausbildung der Früchte ist ausreichend Sonneneinstrahlung wichtig. Je weniger Sonne, desto weniger Blüten und Früchte. Der Säulenapfelbaum macht sich zwar gut als Solitärpflanze, doch sollte man bedenken, dass er, wie auch die normalen Apfelbäume in der Regel kein Selbstbefruchter ist. Er benötigt irgendwo in der Nachbarschaft einen weiteren Apfelbaum.
Optisch macht er in Gesellschaft einen prächtigen Eindruck, zum Beispiel als Hecke oder kleiner Sichtschutz für eine Sitzecke gepflanzt. Ein exklusiver und schmackhafter Blickfang, auch für Bienen und zahlreiche fliegende Nektarsammler mehr.
Substrat
Die Ansprüche an den Boden sind mittelhoch. Sie unterscheiden sich nicht viel von denen vieler anderer Nutz- und Zierpflanzen im Garten. So ist tiefgründig lockere und wasserdurchlässige Gartenerde ist am besten geeignet. Ungeeignet hingegen ist ein verdichteter, überwiegend lehmhaltiger Boden. Vor dem Einsetzen ist eine großzügige Durchmischung der Gartenerde mit reichhaltigem Kompost ideal.
Kübel
Auch im Kübel fühlt sich der Säulenapfelbaum wohl. Mehr noch, berücksichtigt man einige Pflegetipps, trägt er sogar auch Früchte und ist somit ein Zier- und Nutzbaum zugleich.
Wer hat schon einen Apfelbaum auf dem Balkon?
Schon beim Einkauf kann man auf schwachwüchsige, kleinere Sorten, die gut für Pflanzgefäße geeignet sind zurückgreifen. Der Säulenapfel benötigt ein großes Gefäß, mindestens 30 Liter. Der Topf sollte nicht direkt auf dem Boden stehen, sondern auf kleinen Terrakottafüßchen oder Vergleichbares. So kann das Wasser besser ablaufen. Beim Eintopfen folgendes beachten:
- gute Dränage
- Substrat: locker, leicht sauer
- geeignet: Kübelpflanzenerde, Sand, Urgesteinsmehl
- ca. alle fünf Jahre umtopfen
- fehlende Erde auffüllen
- Staunässe vermeiden
- im Winter schützen: mit Vlies, Mulch
Gießen
Beim Gießen ist ein wenig Fingerspitzengefühl verlangt. Je besser die Dränage angeleget ist, je lockerer und durchlässiger der Boden, desto eher werden Fehler verziehen. Zumindest, was ein Zuviel an Wasser betrifft. Staunässe gilt es ebenso zu vermeiden wie ein Austrocknen des Pflanzenballens.
Grundsätzlich benötigt der Säulenapfel viel Feuchtigkeit, besonders während der Fruchtreife. In dieser Zeit kann es auch notwendig sein, die Blätter zu befeuchten, wenn die Witterung längere Zeit sehr trocken ist. Besonders an trockenen Tagen oder wenn viel Wind die Blätter und den Boden austrocknet, schätzt er es, mit einem Wasserzerstäuber oder Schlauch benebelt zu werden. Im Winter kann der Säulenapfelbaum an trockenen, frostfreien Tagen mäßig gegossen werden.
Düngen
Der Säulennapfelbaum liefert im besten Fall reiche Ernte auf kleinstem Raum. Durch seine Wuchsform, fast ohne Seitenäste und einer entsprechend geringen Blattmasse, muss er sich viel Kraft aus der Erde holen. Mit anderen Worten, der Nährstoffbedarf ist groß und düngen ist Pflicht für eine reiche Ernte.
Einmal im Jahr ein wenig Kompost unterheben, reicht nicht aus. Die allgemeine Empfehlung lautet daher, im Frühjahr zusätzlich, wenn der Austrieb beginnt, einen stickstoffbetonten Langzeitdünger für Obst einarbeiten. Im August sorgt ein kaliumbetonter Dünger für mehr Widerstandskraft gegen den Frost. Er fördert die Verholzung.
Im Kübel ist es noch wichtiger, den Säulenapfel mit Nährstoffen zu versorgen. Am einfachsten wird man dem gerecht, wenn er alle zwei Wochen mit einem Flüssigdünger im Gießwasser versorgt wird. Im Frühjahr und Herbst kann eine Beimischung von Hornspänen oder Kompost das Substrat aufwerten.
Schneiden
Wer die charakteristische Form des Säulenapfels bewahren möchte und im Herbst auf eine möglichst reiche Ernte hofft, der sollte auch Sorgfalt auf den richtigen Schnitt legen. Radikalschnitte sind ebenso ein No-Go, wie die Devise „einfach mal wachsen lassen“.
In der Regel wächst der Säulenapfelbaum eintriebig in die Höhe. Die Krone läuft nach oben hin recht schmal aus. Wer sie ein wenig voller haben möchte, kann auf zwei oder mehr Mitteltriebe gehen, sollte aber wissen, dass dies einen negativen Einfluss auf die Apfelernte hat, und zwar qualitativ und quantitativ.
Wer dennoch eine Verzweigung nach oben hin wünscht oder wenn der Mitteltrieb zu hoch gewachsen ist (frühestens nach 8 Jahren), führt diesen Schnitt (Ableiten) am besten im August durch, dann ist der Neuaustrieb nicht so stark. Der Schnitt wird oberhalb eines Auges, das gerade zur Seite hin zeigt, gekappt.
Die beste Zeit für den normalen Schnitt ist im Februar und März, bevor das Bäumchen neu austreibt. Mit scharfem, sauberem Schnittwerkzeug geht es an die Arbeit:
- abgestorbene Äste entfernen
- verholzte, kranke Äste entfernen
- lange, gerade Wassertriebe entfernen
- nach oben wachsende Seitentriebe entfernen
- Seitentriebe, die länger als 20 cm sind entfernen
- querwachsende Äste entfernen
- zu lange Seitenäste einkürzen
Um möglichst viele gesunde Äpfel zu erhalten, muss auch während der beginnenden Fruchtbildung noch einmal ausgedünnt werden. Dadurch werden die Früchte quasi vereinzelt und die verbleibenden Früchte haben eine bessere Chance zu einer schmackhaften, gesunden Frucht heranzureifen.
Ernte
Unter professionellen Gesichtspunkten betrachtet, reicht die Apfelernte, was den Ertrag, den Geschmack und die Lagerfähigkeit betrifft, nicht an die Ernte der herkömmlichen Apfelbäume heran. Für die Ansprüche in der Familie lassen die Früchte der Säulenapfelbäume jedoch kaum Wünsche offen. Der Zeitpunkt der Ernte, bei den meisten Sorten im September, sollte daher möglichst optimal abgepasst werden. Ein zügiger Verzehr oder die Verarbeitung zu Mus, Gelee oder Saft ist in den meisten Fällen günstiger, als der Versuch, sie nachreifen zu lassen oder länger zu lagern.
Krankheiten & Schädlinge
Leider machen Krankheiten und Schädlinge auch vor dem Säulenapfelbaum nicht Halt. Deshalb sind ein guter Standort und sorgfältige Pflege sehr wichtig. Niemand möchte in seinem Garten mit Chemie arbeiten, schon gar nicht wenn es um Nutzpflanzen geht.
Apfelschorf
Einen Befall erkennt man an samtigen, grauen oder braunen Flecken auf den Früchten. Die Flecken trocknen schorfig ab und reißen auf. Es kommt zu deformierten Früchten. Blätter und Triebe sterben ab. Als Vorsorge ist es wichtig, dass das Wasser auf den Blättern nach einem Regen oder nach der Befeuchtung gut abziehen kann. Das heißt, ein luftiger Standort ist gefragt. Bei einer Gruppen- beziehungsweise Reihenbepflanzung dürfen die Bäumchen nicht zu eng beieinander stehen. Pflanzabstand ca. 50 Zentimeter.
Mehltau
Der echte Mehltau ist eine weitere Gefahr für die Gesundheit des Säulenapfels. Eine regelmäßige Inspektion der Blätter und Triebe ist die beste Maßnahme dagegen. Er zeigt sich als weißlich grauer Überzug auf den Blättern. Befallene Blätter, Triebe und Ästchen müssen sofort großzügig abgeschnitten und vernichtet werden. Regelmäßig mit einem Sud aus Knoblauch oder Brennnessel besprühen, stärkt die Pflanze gegen Pilzkrankheiten.
Apfelblütenstecher
Der Apfelblütenstecher ist ein Käfer, der es auf die Blüten abgesehen hat. Einen Befall erkennt man an vorzeitig vertrocknete Blütenknospen. Ohne Chemie bleibt nur, den Bestand dieser Rüsselkäfer durch Absammeln weitestgehend einzudämmen.
Apfelwickler
Der Apfelwickler ist eine Made, die es auf die fertigen Früchte abgesehen hat. Hier gibt es einige Tricks den Bestand einzudämmen:
- Absammeln der sichtbaren Tiere
- Aufstellen von Pheromonfallen
- mit Wermutsud oder Brennnesseljauche regelmäßig abspritzen
- einen Obstmaden-Fanggürtel anbringen
Blattläuse
Die allgegenwärtigen Blattläuse fallen auch über Obstbäume her. Man kann sie sehr gut an den jungen Stielen und Trieben ausmachen. Einmal Blattläuse gesichtet, heißt es sofort tätig werden und die betroffenen Pflanzenteile entfernen. Ansonsten helfen die üblichen sanften Maßnahmen gegen Blattläuse: Brennnesselsud, Seifenlauge und der Einsatz natürlicher Fressfeinde.
Sorten
Die heutigen Sorten des Säulenapfelbaumes gehen alle auf eine Mutation der alten Kultursorte McIntosh zurück. Hinzu kam das Geschick der damaligen Gärtner. Sie entdeckten unter anderem die Säulenform als eine besondere und formschöne Variante des normalen Apfelbaumes und experimentierten mit weiteren Züchtungen.
Die Form sitzt in den Genen der Säulenapfelbäume. Daher muss heute nicht all zuviel Mühe darauf verwendet werden, diese Form beizubehalten. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass der Säulenapfelbaum nicht nur in Richtung Zierbaum weiter gezüchtet wurde, sondern dass bei vielen Sorten auch auf eine reichhaltige und wohlschmeckende Ernte Wert gelegt wurde und wird.
Heute, beim Einkauf eines Säulenapfelbaumes, hat man die Qual der Wahl, was das Aussehen der Früchte und was den Geschmack betrifft. Es gibt Züchtungen mit dem Schwerpunkt auf einen schönen Wuchs, auf glänzende Blätter und kleine, hübsche, feste Früchte. Auch was die Robustheit betrifft, gibt es unterschiedlich empfindliche Sorten. Gerade bei nicht so optimalen Standortbedingungen und für Kübelpflanzen, lohnt es sich, die Auswahl auch unter diesen Aspekten zu treffen. Für eine Hecke oder Reihenpflanzung gibt es ebenfalls gut und weniger gut geeignete Sorten.
Ein Sortenüberblick mit den wichtigsten Eigenschaften:
‚Arbat‘ – mittelgroße, saftig-süße Äpfel; sehr schlanker Wuchs; robust
‚Baya Marisa‘ – rote, mittelgroße, sehr süße Äpfel; rotfleischige Frucht; frosthart
‚Black McIntosh‘ – dunkelrote, süße, saftige, mittelgroße Äpfel; geeignet für Anfänger
‚Cactus‘ – gelb-grüne, süß-säuerliche Äpfel; frosthart; 2. Generation von ‚Tuscan‘
‚Charlotte‘ – grün-rote, aromatische Äpfel; 1. Generation
‚Ginover‘ – säuerliche, rote Früchte; hoher Ertrag; gute Lagerfähigkeit; gut geeignet zum Backen
‚Goldcats‘ – gelbe, süßliche Äpfel; frosthart; 2. Generation von ‚Telamon‘
‚Golden Gate‘ – gelb-rot, süßliche Äpfel; sehr schlanker Wuchs; gut für Kübel geeignet;
‚Goldlane‘ – gelbe, saftig-süße Äpfel; hoher Ertrag; gute Lagerfähigkeit; schorfresistent;
‚Greencats‘ – grüne, süß-saure Äpfel; lagerfähig; sehr robust; 2. Generation von ‚Tuscan‘
‚Maypole‘ – Ziersorte; kleinwüchsig; pilzresistent; kleine Früchte; 1. Generation
‚Moonlight‘ – grüne, würzige, süßsaure Äpfel; robust; frühe Sorte; 2. Generation von ‚Tuscan‘
‚Pomfit‘ – knallrote, mittelgroße, feinsäuerliche Äpfel; hoher, regelmäßiger Ertrag; 2. Generation von ‚Maypole‘
‚Pomfital‘ – dunkelrote, kleine Äpfel mit rotem Fruchtfleisch; pilzresistent; 2. Generation von ‚Maypole‘
‚Pomforyou‘ (‚Lancelot‘)‘ – rot-gelbe, säurebetonte Äpfel; hoher Ertrag; robust; 2. Generation von ‚Maypole‘
‚Pomgold‘ – grüne, saftig-süße Äpfel; hoher Ertrag; nicht schorfresistent; 2. Generation von ‚Telamon‘
‚Pompink'(‚Ginover‘) – rot-grüne, aromatische Äpfel; hoher Ertrag; schöne reiche Blüte; 2. Generation von ‚Obelisk‘ gekreuzt mit dem Apfel ‚Topaz‘
‚Pomredrobust‘ – rot-gelber, säuerliche Äpfel; sehr robust; 2. Generation von ‚Telamon‘
‚Primo‘ (Campanula-Serie) – rot-gelbe, feinaromatische, mittelgroße Äpfel; sehr robust
‚Red Lane‘ – rot blühend, rotlaubig; Ziersorte; kleiner Wuchs; kleine Früchte mit rötlichem Fruchtfleisch; 2. Generation von ‚Maypole‘
‚Red River‘ – rot-gelbe, große ,würzige Äpfel; wenig Seitenäste, daher einfacher Schnitt; hoher Wuchs; robust
‚Redcats‘ – rot-gelbe, süß-säuerliche Äpfel; robust; frosthart; 2. Generation von ‚Telamon‘
‚Rhapsodie‘ – rot-gelbe, aromatische Äpfel; schwacher, kompakter Wuchs; 2. Generation von ‚Tuscan‘
‚Rondo‘ – süß-säuerliche, rote, große Äpfel; hoher Ertrag; gute Lagerfähigkeit; resistent gegen Schorf und Mehltau; 2. Generation von ‚Tuscan‘
‚Rotbäckchen‘ – dunkelrote, leicht säuerliche Äpfel; sehr gut für Kübel geeignet; prächtig gelbes Herbstlaub
‚Silver Pearl‘ – Ziersorte; kleine, orange-rote, süßsäuerliche Äpfel; dekorative Blüte; robust
‚Sonate‘ – grün-gelbe, mittelgroße, saftige Äpfel; schwacher, schmaler Wuchs, gut für Kübel geeignet; 2. Generation von ‚Tuscan‘
‚Starcats‘ – rote, feste, süß-säuerliche Äpfel; besonders robust gegen Krankheiten und Blattläuse; 2. Generation von ‚Tuscan‘
‚Suncats‘ – rote, mild-saure Äpfel; robust; frosthart; 2. Generation von ‚Telamon‘
‚Sunlight‘ – rote, mittelgroße, aromatische Äpfel; schorfresistent; 2. Generation von ‚Telamon‘
Die Sorten der 1. Generation, auch Ballerinas genannt, tragen tänzerische Namen, wie ‚Bolero‘, ‚Flamenco‘, ‚Polka‘ und ‚Waltz‘. Was den Geschmack ihrer Früchte betrifft, die Robustheit und Resistenz gegenüber Krankheiten, können sie mit den nachfolgenden Generationen nicht mehr konkurrieren.
Fazit
An der Sortenvielfalt lässt sich schon erkennen, dass es unter Fachleuten und Hobbygärtnern eine eingeschworene Fangemeinde für das Säulenobst geben muss. Noch sind sie gar nicht so häufig in den Gärten oder auf Balkonen zu sehen. Mit ihrer außergewöhnlichen Wuchsform sind sie daher, speziell im Frühjahr und Herbst, ein ganz besonderer Blickfang. Auch die Früchte der kleineren Ziersorten, die besonders gut für Pflanzgefäße geeignet sind, schmecken recht gut.