Rosenpflege im Winter – alles über Schnitt und Winterschutz
Inhaltsverzeichnis
Eine Rose hört zum Winter hin nicht auf zu arbeiten, sondern verändert in Vorbereitung auf eine neue Lebensphase ihren Stoffwechsel. Sie braucht im Herbst Hilfe, um gut vorbereitet in den Winter zu gehen, und in Ausnahmefällen sowohl Schnitt als auch Winterschutz. Nachfolgend erfahren Sie, was wann wo vonnöten bzw. angebracht ist, mit Begründung für die jeweilige Empfehlung:
Steckbrief: Rosen im Winter
- Der Winter ist für Rosen ein wichtiger Lebensabschnitt
- In dem der Pflanzenstoffwechsel wie in der Sommersaison seine Aufgaben zu bewältigen hat
- Bloß eben andere Aufgaben, die Produktion der Sommersaison muss im Winter zur Reife gebracht werden
- Der Pflanzenstoffwechsel kann die Reife-Vorgänge am besten durchführen, wenn die Rose optimal vorbereitet in den Winter geht
- Dabei können Sie ihr helfen, mit einer ganzen Reihe von Maßnahmen
- Dazu gehört Versorgung mit den richtigen Nährstoffen
- Sommerdünger wird durch kaliumbetonten Herbstdünger ersetzt
- Gut versorgten Rosen am richtigen Platz im richtigen Klima reicht diese Wintervorbereitung
- Alle anderen Rose brauchen und bekommen Winterschutz
- Im Artikel erfahren Sie, wo, warum und wie viel
Der Winter: Eine wichtige Wachstumsphase
Wenn die letzten Rosenblüten verblüht sind, sind für uns die Rosen bis zur nächsten Sommersaison kein Thema mehr. Die Rosen können aber leider nicht wie das Tourenrad einfach über den Winter eingelagert werden, sondern brauchen immer noch ein wenig Aufmerksamkeit. Denn für die Rose ist der Winter alles andere als eine Pause, ihr Stoffwechsel läuft weiter, durch Nahrung wird weiter Energie aufgenommen und verarbeitet.
Der Pflanzenstoffwechsel läuft in der speziellen Form weiter, die sich in der Entwicklungsgeschichte für das Durchleben kalter Jahreszeiten herausgebildet hat. Damit sind noch nicht die Tricks gemeint, die Pflanzen zur Erhöhung der Frosthärte entwickelt haben (um die geht es unten bei „Winterschutz“), hier geht es darum, was im Stoffwechsel der Pflanze passiert, wenn und während sie den Winter überlebt. Und es passiert einiges:
Die Rose hat eine Saison hinter sich, in der eine anstrengende Aktion nach der anderen in zeitlich determiniertem Ablauf durchzuführen war. Sie hat neue Triebe wachsen lassen, diese rechtzeitig zur Hauptflugzeit der Insekten zur Sicherung der Bestäubung mit Blüten dekoriert und hat die aus diesem „Geschlechtsakt“ erwachsenden Früchte „ausgetragen“ (oder auch nicht, das hieße Samenproduktion, meist wird die Blüte vorher weggeschnitten).
Auf jeden Fall eine Menge Stoff, alles in einer einzigen warmen Saison, die viel zu schnell in die kalte Jahreszeit übergeht – auch für eine Rosenpflanze hätte der Sommertag vermutlich besser 25 Stunden. Nach dem Kraftakt der Akkordarbeit steht jetzt eine ruhigere Gangart an, in der es vor allem darum geht, die in der Sommersaison hervorgebrachten Ergebnisse zu vollenden und zu sichern. Dazu läuft der Pflanzenstoffwechsel weiter; wegen geringerer Umgebungstemperatur allerdings langsamer und nicht mehr auf „Neuproduktion“, sondern auf Erreichung anderer Ziele gerichtet.
Vorbereitung auf die Winterzeit
Wenn der Winter für die Rose nicht einfach „Auszeit“ ist, sondern eine wichtige Regenerationsphase mit einem verlangsamten, aber doch immer noch aktiven Pflanzenstoffwechsel, sollte die Rose in einem Zustand in den Winter gehen, in dem sie den meisten Nutzen aus der Winterzeit ziehen kann:
- Sobald die letzte Blüte verblüht ist, bekommt die Rose keinen Sommerdünger mehr
- Diese Düngermischung enthält Nährstoffe, die Wachstum und Blütenansatz fördern und jetzt nicht mehr gebraucht werden
- Im Gegenteil: Die im Sommer produzierten Triebe sollen jetzt keine neuen Zellen mehr ausbilden (nicht weiter wachsen)
- Die gerade produzierten, noch sehr zarten Zellen müssen jetzt reifen
- Dieses Reifen ist auch eine Art von Wachstum, es geht bloß nicht um „länger, größer“, sondern um „stärker“ werden
- Bis zum Winter möglichst so stark, dass die Rose die Winterkälte gut übersteht
- Dazu nutzen Pflanzen die verschiedensten Strategien (s. u. Winterschutz), u. a. werden verschiedene Elemente in den Zellen einlagert
- Dabei hilft das Mineral Kalium bzw. ein spezieller Herbst-Winter-Dünger mit besonders viel Kalium
- Stickstoff (zuständig für Wachstumsanregung und Triebbildung) sollte dagegen kaum enthalten sein
- Kalium setzt weiter den Gefrierpunkt der Zellflüssigkeit herab, wenn er sich in den Zellspeichern anreichert, die Rose verträgt dann mehr Kälte
Brauchen Rosen unbedingt Winterschutz?
Rosen leben „wechselwarm“, sie können ihren Stoffwechsel ebensowenig an unfreundliche Temperaturen anpassen wie es ein wechselwarmer Frosch. Ihr Stoffwechsel muss aber dennoch Minustemperaturen aushalten können, wie der Stoffwechsel jeder Pflanze, die in Regionen mit teilweise frostigen Temperaturen wächst.
Ein Überleben bei Frost widerspricht eigentlich den physikalischen Naturgesetzen, weil frierendes Wasser sich nun einmal ausdehnt. Wenn sich dieses frierende Wasser in einer Pflanzenzelle befindet, sprengt es diese; viele gesprengte Zellen würden die Pflanze töten.
Also haben Pflanze in winterkalten Regionen Strategien entwickelt, ein solches „Sprengen der Zellen“ zu verhindern: Das dergestalt schon erwähnte Kalium, Zucker (Stärke), Lignin und weitere Stoffe werden als „Frostschutzmittel“ in den Zellen gespeichert, dem Laub wird vor dem Frost das Wasser entzogen (was unter Windeinwirkung zum Laubfall der gemäßigten Zonen führt); im Zweifel entzieht sich die Pflanze der zu kalten Umgebung, indem sie oberirdisch abstirbt und nur die Wurzel unter einer kuschlig warmen Schneedecke überleben lässt (was wir dann sehr passend „Einziehen“ nennen – nicht von „Entziehen“, sondern die im Sommer gesammelte Energie wird in die Wurzeln eingezogen, bevor es über der Erdoberfläche Ernst wird).
Eine Rose beherrscht alle drei Strategien, welche davon sie anwenden kann und muss und ob zusätzlicher Winterschutz gebraucht wird, hängt davon ab, in welchem Zustand sie in den Winter geht. Die Blätter der Rose sterben ab, bleiben aber normalerweise als zusätzlicher Winterschutz an den Zweigen hängen, weil so tief unten wenig Wind weht (und halten die Wurzel warm, wenn sie doch irgendwann abfallen). Wenn Stoffe zum Einlagern zur Verfügung stehen, werden diese in den Trieben eingelagert; bei zu großer Kälte werden auch sie in die Wurzel eingezogen, bevor sich der Rosenstock oben verabschiedet, um im Frühjahr neu auszutreiben. Je schlechter Nährstoffzusammensetzung und Bodenstruktur und je kälter das Klima, desto größer die Chance, dass auch die Wurzel komplett durchfriert und diese Rose „Geschichte wird“.
Man kann deshalb nicht pauschal behaupten, dass Rosen Winterschutz brauchen, im Gegenteil. Eine Rosen, die in einem normalen Zustand (nicht beschnitten oder gar entblättert) und gut versorgt in den Winter geht und in keiner kälteren Winterhärtezone gepflanzt wurde, als in der Verkaufsbeschreibung angegeben, kommt sehr gut ohne Hilfe über den Winter. Im „rosigen Teil“ eines Bauerngartens nahm sich früher kein Mensch die Zeit, die Rosen vor dem Winter irgendwie kompliziert einzupacken.
Ausnahmen betreffen alle Rose, auf die der Mensch in einer Art eingewirkt hat, dass sie nicht in einem normalen Zustand und gut versorgt in den Winter gehen. Hier geht es um folgende typische Fälle (Schnitt wird gesondert behandelt):
- Rosen, die so spät im Herbst gepflanzt wurden, dass noch keinerlei belastungsfähige Wurzeln gebildet werden konnten
- Sie brauchen eine gut isolierende Winterschutz-Verpackung, feine Feinwurzeln sind noch ziemlich empfindlich
- Rosen, die in einem so ordentlichen Garten wachsen, dass sie von nackter Erde umgeben sind
- Von der Natur so nicht vorgesehen, schon gar nicht im Winter
- Eine dicke Schicht Mulche aus verrottendem Pflanzenmaterial wärmt diese Rosen
- Rosen, die im späten Herbst noch oder im frühen Frühjahr schon austreiben und von einem Temperatursturz überrascht werden
- Diese Rosen bekommen einen Kronenschutz, er sollte kalten Wind abhalten, der die Triebe zu sehr abkühlt
- Und die Wintersonne nicht direkt aufkommen lassen, damit Verdunstung und Austrocknung aufgehalten werden
- Und bei Bodenfrost zusätzlich Wurzelschutz, damit aus den tiefen Bodenschichten Wasser zur Versorgung der neuen Triebe gezogen werden kann
- Ebenso sollte bei Kahlfrost verfahren werden, wenn die Lufttemperaturen über Null liegen
- Rosen, die falsch an einem so windigen Standort stehen, dass die Blätter verfrüht abgeweht werden
- Sie brauchen im Zweifel Frostschutz, weil sie der Kälte ungeschützt ausgesetzt werden
- Und Sonnenschutz im oberen Bereich, weil auch kahle Äste noch etwas Feuchtigkeit verdunsten
- Veredelte Rosen sind häufig besonders kälteempfindlich, weil diese Art der Zucht nicht gerade die Widerstandsfähigkeit fördert
- • Oben brauchen sie im Zweifel Sonnenschutz, unten über dem Angehäufelten gerne noch eine Extraschicht (Jute, Kokos, Luftpolsterfolie, Stroh)
- Wichtig ist hier, dass die Isolierschicht die Veredelungsstelle mit abdeckt
- Rosenstämmchen wurden durch Zucht und Aufzucht in eine nicht wirklich kälteverträgliche Form gebracht
- Sie brauchen deshalb immer Winterschutz, wenn sie frei im Garten wachsen
- Im Wurzelbereich reicht die übliche Abdeckung mit Mulche und/oder Reisig, Stroh
- Außerdem sollte der Stamm geschützt werden, mitsamt der meist sehr ungünstig gleich unter der Krone liegenden Veredlungsstelle
- Er wird mit den üblichen Winterschutz-Materialien einfach komplett eingewickelt
- Die Krone sollte in kalten Regionen umhüllt werden, mit einem dickwandigen Sack oder einer speziell dafür gedachten Folie
Wenn eine Rose den Winter mit Winterschutz oder Sonnenschutz durchlebt, sollte der so lange auf den Rosen bleiben, bis mit Sicherheit keine strengen Fröste mehr auf die Pflanze einwirken werden.
Schnitt im oder nahe dem Winter?
An einer Rose werden während eines Jahres mehrere Pflanzenteile beschnitten. Diese Schnitte sollten jedoch nur in absoluten Ausnahmefällen im Winter oder kurz vor der Winterzeit vorgenommen werden:
Blütenschnitt
Wenn Sie z. B. wie die meisten Gärtner verblühte Blüten wegschneiden (damit die Rose schön ordentlich aussieht und/oder um eine Nachblüte anzuregen), können Sie das nach Herzenslust tun, sollten aber die letzten Blüten der Saison möglichst an der Rose ausreifen lassen, damit sie innerhalb der Veränderungen der Stoffwechselabläufe zum Jahreswechsel ihre ganz normale Rolle einnehmen können.
Herbstlicher Pflegeschnitt
Häufig ist noch zu lesen, dass Strauchrosen im Herbst ihrem gewöhnlichen Pflegeschnitt unterzogen werden sollten. Das hält man heute für falsch, weil der während der Reifezeit langsamer arbeitende Pflanzenstoffwechsel große Mühe hat, die beim Schnitt zugefügten Wunden zu verschließen (und weil es klüger ist, dem Frost im Zweifel Triebspitzen zu opfern, die ohnehin beim Frühjahrsschnitt fallen, als erhaltenswerte Triebe eines frisch beschnittenen Grundgerüsts).
Beschnitten wird deshalb immer in der Wachstumssaison, der normale Pflegeschnitt meist zu deren Beginn, krankheitsbedingte Pflegearbeiten auch später. In folgenden Ausnahmefällen sollten Sie zum Winter hin (nochmals) zur Schere greifen:
• Krankeitsgeschuldete Schnittarbeiten z.B. zur Eindämmung eines Pilzbefalls müssen noch fortgesetzt werden
• Sie wollen nur „artfremd wachsende Einzeltriebe“ entfernen
• Aus den Triebspitzen sollen/müssen Schädlingsnester herausgeschnitten werden
Schnitt vor Standortkorrektur
Junge Rosen am offensichtlich falschen Platz können im Herbst umgepflanzt werden, wenn ein besserer Standort bereit steht.
Dazu wird die Rose im oberen Teil gewöhnlich komplett heruntergeschnitten, damit sie den Winter über am neuen Standort eifrig Wurzeln bilden und im Frühjahr sofort mit ganz frischem Austrieb starten kann.