Rhododendron vermehren & schneiden | Tipps damit es gelingt
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Den illustren Kreis Ihrer schönsten Rhododendren können Sie um blühfleißige Nachkommen erweitern, ohne dafür tief in die Tasche zu greifen. Für die Vermehrung stehen fünf erprobte Methoden zur Wahl. Schnell und einfach gelingt es durch Ableger oder Stecklinge. Abmoosen verlangt reichlich Fingerspitzengefühl, wohingegen die Aussaat Ihre Geduld auf die Probe stellt. Die Option der Veredelung beschert Ihnen junge Alpenrosen in Premium-Qualität. Dieser Leitfaden beleuchtet bewährte Vermehrungsmethoden praxisnah und detailliert.
Vermehren durch Ableger
Kommt Ihr schönster Rhododendron in die Jahre, ist es höchste Zeit für die Vermehrung. Identische Nachkommen züchten Sie mit Ablegern heran. Diese Form der vegetativen Nachzucht hat den Vorteil, dass die Abkömmlinge während der heiklen Anfangsphase mit der Mutterpflanze verbunden bleiben. Erst wenn eine Jungpflanze ihr eigenes Wurzelsystem entwickelt hat, erfolgt die Trennung. Das Resultat ist eine prächtige Alpenrose mit allen wunderbaren Attributen ihrer Mutterpflanze. Die folgende Anleitung erläutert jeden Schritt einer Vermehrung mit Ablegern:
Zeitpunkt und Vorbereitung
- Bester Zeitpunkt: unmittelbar nach der Blütezeit
- Langen, biegsamen Zweig mit wenigen Seitentrieben in Bodennähe als Ableger auswählen
- Mit Schere oder Messer sämtliche Seitentriebe abschneiden
- Auf der Unterseite ein 2 cm langes Rindenstück abschälen als Verwundungsschnitt
Führen Sie den Verwundungsschnitt bitte so tief aus, dass das unter der Rinde befindliche Teilungsgewebe (Kambium) sichtbar ist. Auf Verletzungen reagiert das Kambium mit der Bildung von Wundholz (Kallus). Auf diesen Prozess zielt die Vermehrungsmethode ab, denn aus Kallus sprießen im weiteren Verlauf neue Wurzeln.
Ablegen
Im Anschluss an die Vorbereitungsarbeiten erfolgt das eigentliche Ablegen des Rhododendron-Zweiges. So machen Sie es richtig:
- Den Ableger zu Boden ziehen und die Berührungsstelle markieren
- Am vorgesehenen Standort die Erde anreichern mit gesiebtem Laub- oder Rindenkompost (saurer pH-Wert)
- Den Trieb an der Verwundungsstelle eingraben in eine flache Mulde
- Mit einem Zelthering oder Drahthaken im Erdreich fixieren
- Das Substrat mit den Händen andrücken für einen guten Bodenschluss
- Angießen mit Regenwasser oder abgestandenem Leitungswasser
Das beblätterte Triebende wird nicht mit Erde bedeckt. Damit eine junge Alpenrose von Beginn an gerade und straff aufrecht wächst, binden Sie die Ablegerspitze an einen Bambusstab. Verwenden Sie bitte flexibles, weiches Bindematerial, das nicht in die Rinde einschneidet.
Pflege und Trennung
Gießen Sie den Ableger regelmäßig mit weichem Wasser, damit Trockenheit die Verwurzelung nicht beeinträchtigt. Die Mutterpflanze versorgt den Nachkommen weiterhin mit wichtigen Nährstoffen. Bis zum Beginn des Winters hat sich am Trieb ein dichtes Wurzelsystem entwickelt. Unter einer schützenden Laubschicht überdauern Mutterpflanze und Ableger die kalte Jahreszeit. Im April kommt die Zeit der Trennung. So gehen Sie fachmännisch vor:
- Mit einem scharfen Spaten den Ableger von der Mutterpflanze abtrennen
- Den Jung-Rhododendron ausgraben und am neuen Standort in die humose, saure Erde einpflanzen
- Reichlich angießen mit Regenwasser und mulchen mit Laubkompost
Damit Ihr neuer Rhododendron von der Basis her dicht verzweigt, entfernen Sie im ersten Jahr bitte alle Blütenknospen. Kürzen Sie die Triebspitze um einige Zentimeter ein, um die weitere Verzweigung zu unterstützen.
Stecklingsmethode
Für die Vermehrung durch Stecklinge entscheiden sich Hausgärtner, die eine größere Anzahl neuer Rhododendron-Sträucher züchten möchten. Während die Ableger-Methode aus Platzgründen die Anzucht von maximal 2 bis 3 Jungpflanzen ermöglicht, dürfen Sie mit Stecklingen auf eine deutlich größere Ausbeute hoffen. Hier liegt freilich die Betonung auf der Hoffnung, denn lediglich von alten, nicht veredelten Rhododendron-Arten und Sorten geschnittene Stecklinge bilden eigene Wurzeln. Entscheidend für eine erfolgreiche Stecklingsvermehrung sind fernerhin die richtigen Licht- und Temperaturverhältnisse sowie die Verwendung von Bewurzelungspulver. Die folgende Vorgehensweise hat sich in der Praxis gut bewährt:
Zeitpunkt und Stecklingsschnitt
- Bester Zeitpunkt: zwischen Frühling und Spätsommer (April bis September) in den Morgenstunden
- Einjährige, gesunde, nicht blühende Triebe als Stecklinge wählen
- Triebspitze abschneiden mit einer Länge von 15 bis 20 cm
- Schnitt ansetzen in kurzem Abstand zu einem Blatt oder schlafendem Auge
Die oberen 4 bis 6 Blätter werden halbiert, um den Grad der Verdunstung zu reduzieren. Alle anderen Blätter ziehen Sie vom Steckling ab. Das untere Triebende schneiden Sie mit einem scharfen, sauberen Messer etwa 2 cm an. Daraufhin tunken Sie den Steckling in Bewurzelungspulver, wie Agrosil Wurzel-Turbo von Compo oder Neudofix Wurzel-Aktivator von Neudorff.
Einpflanzen und pflegen
Die vorbereiteten Stecklinge legen Sie beiseite. Als Pflanzgefäß ist ein Anzuchtkasten mit transparentem Deckel perfekt geeignet, weil sich darin das erforderliche feucht-warme Mikroklima am einfachsten erzeugen lässt. Als Substrat verwenden Sie bitte handelsübliche Anzuchterde oder einen Mix aus kalkfreiem Quarzsand und Torf mit Lavagranulat oder Perlite. So pflanzen und pflegen Sie Rhododendron-Stecklinge richtig:
- Das Anzuchtgefäß mit Substrat füllen und mit weichem Wasser besprühen
- Stecklinge im Abstand von 5 bis 8 cm bis auf halbe Höhe in die Erde stecken
- Einen Deckel aufsetzen oder mit transparenter Folie und Abstandshaltern überziehen
- Kontakt zwischen Haube und Stecklingen vermeiden
- Am halbschattigen Standort bei 16 bis 18 Grad Celsius aufstellen
Kontrollieren Sie bitte wöchentlich, ob das Substrat angetrocknet ist. Besprühen Sie bei Trockenheit die Erde mit weichem, zimmerwarmem Wasser und setzen die Haube wieder auf. Innerhalb von 6 bis 8 Wochen signalisiert ein erster Austrieb, dass die Vermehrung erfolgreich verläuft. Fügen Sie ab diesem Zeitpunkt dem Gießwasser alle 4 Wochen etwas Flüssigdünger hinzu. Die Abdeckung hat nunmehr ihre Aufgabe erfüllt und kann entfernt werden. Setzen Sie die Pflege fort bis zum nächsten Frühjahr. Wenn ab April und Mai keine Bodenfröste mehr zu befürchten sind, pflanzen Sie Ihre jungen Alpenrosen im Garten aus.
Abmoosen
Rhododendron-Stecklinge tun sich in der Regel schwer mit der Bewurzelung. Dieses Problem können Sie umgehen, indem Sie Ihre schönste Alpenrose durch Abmoosen vermehren. Ziel dieser Technik ist eine Bewurzelung in den oberen Zweigregionen, während Mutterpflanze und Nachkömmling verbunden bleiben. Neben einem scharfen, desinfizierten Messer benötigen als Material einen kleinen Holzkeil sowie feuchtes Sphagnum-Moos. So funktioniert es:
- Bester Zeitpunkt: während der Vegetationsperiode
- Zum Abmoosen geeignet: einjähriger, straff aufrechter Zweig ohne Knospen oder Blüten
- Den Trieb auf eine Länge von mehreren Zentimetern einschneiden, ohne dass er bricht
- Mit dem Holzkeil den Einschnitt spreizen
- Darin feuchtes Sphagnum einklemmen und faustdick umwickeln
- Das Moos mit einer Kunststoff-Manschette fixieren, die an beiden Enden mit Draht am Ast befestigt wird
In den kommenden ein bis zwei Jahren halten Sie das Moos bitte konstant leicht feucht. Das gelingt, indem Sie weiches Wasser am Zweig entlang laufen lassen. Wenn die Wurzeln den Moosballen durchstoßen, können Sie den Zweig von der Mutterpflanze abschneiden. Topfen Sie den Wurzelballen für etwa 12 Monate in Rhododendronerde und pflegen die Jungpflanze am halbschattigen Fensterplatz. In der Regel ist ein durch Abmoosen vermehrter Rhododendron im dritten Jahr soweit ausgereift, dass er im Beet oder Kübel ausgepflanzt werden kann.
Aussaat von Samen
Für die Vermehrung durch Aussaat entscheiden sich Hobbygärtner mit einem Faible für neue Rhododendron-Sorten. Die generative Form der Nachzucht offenbart erst mit Beginn der ersten Blütezeit das erzielte Ergebnis. Bis dahin können 5 Jahre und länger vergehen. Die folgende Anleitung erläutert den Weg dorthin.
Samenernte
Im September/Oktober färben sich die Samenkapseln braun. Brechen Sie die geschlossenen Kapseln ab, bevor sie aufspringen und das wertvolle Saatgut im Winde verweht. Zerreiben Sie die Früchte zwischen den Handflächen über einem Teller. Anschließend trennen Sie mit einem Sieb Samen und Kapselschalen. Sofern Sie über ein beheizbares Zimmergewächshaus mit Tageslicht-Lampe verfügen, können Sie mit der Aussaat sogleich beginnen. Andernfalls bewahren Sie das Saatgut dunkel und trocken auf. Ab Februar/März ermöglichen die verbesserten Lichtverhältnisse die Aussaat auf der warmen Fensterbank.
Aussaat und Pflege
Als Substrat für die Aussaat eignen sich handelsübliche Saaterde oder ein Mix aus kalkfreiem Quarzsand und Rhododendronerde im Verhältnis 1 : 2. Die Größe des Zimmergewächshauses gibt die Form des Saatgefäßes vor. So säen Sie Rhododendron-Samen richtig aus:
- Saatschale oder Anzuchttöpfe füllen mit einer 5 bis 6 cm hohen Substratschicht
- Samen auf dem Substrat ausstreuen
- Saatgefäße kennzeichnen mit den Sortennamen der Elternpflanzen
- Die Lichtkeimer lediglich mit einem Holzbrettchen oder Löffel andrücken
- Saatgut befeuchten mit feiner Brause und im Mini-Treibhaus aufstellen
Wählen Sie für das Zimmergewächshaus einen halbschattigen Standort, der vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt ist. Das ideale Temperaturniveau bewegt sich zwischen 20 und 25 Grad Celsius. Lichtmangel während der Winterzeit gleichen Sie mit einer Tageslichtlampe aus. Halten Sie das Substrat kontinuierlich leicht feucht mit weichem, zimmerwarmem Wasser. Unter Idealbedingungen setzt innerhalb von 2 bis 3 Wochen die Keimung ein. Nach 6 bis 12 Monaten haben sich die kräftigsten Sämlinge 2 bis 3 Blattpaare erkämpft und können in Einzeltöpfe pikiert werden. Mit dieser Entwicklungsstufe setzt die Nährstoffzufuhr ein. Fügen Sie dem Gießwasser in Intervallen von 4 Wochen flüssigen Rhododendron-Dünger hinzu. Zwischen Aussaat und Blüten-Premiere vergehen erfahrungsgemäß 3 bis 5 Jahre.
Veredelung
Baumschulen und Gärtnereien favorisieren die Veredelung als Methode für die Vermehrung von Rhododendron. Bei diesem Verfahren, in der Fachsprache als Kopulation bezeichnet, wird der Steckling einer Edel-Sorte (Edel-Reis) mit einer robusten Unterlage verbunden. Wachstum und Blühfreudigkeit der daraus entstehenden Alpenrose profitieren von einer kraftvollen und Standort-toleranten Verwurzelung. Als empfehlenswerte Unterlagen für den Hausgarten haben sich die Rhododendron-Sorten ‚Roseum Elegans‘ und ‚Cunninghams White‘ herauskristallisiert. Mit ein wenig Fingerspitzengefühl und der folgenden Anleitung meistern Sie die gärtnerische Herausforderung:
- Bester Zeitpunkt: vom Frühling bis zum Spätsommer
- Von der Edel-Sorte einen 10 bis 15 cm langen, einjährigen Steckling abschneiden
- Von der Unterlagen-Sorte ebenfalls einen 10 bis 15 cm langen Trieb schneiden
- Wichtig: beide Stecklinge sind gleich dick
- Beide Zweige entlauben bis auf 2 oder 4 Blätter an der Spitze
- An jedem Steckling ein 2 bis 3 cm langes Rindenstück abschneiden
- Schnittflächen gegeneinander pressen und mit Gummiband umwickeln
- Den Reis der Unterlage am Ende etwa 2 cm lang anschneiden bis auf das Holz und in Bewurzelungspulver tunken
Die weitere Prozedere unterscheidet sich nicht von dem Einsetzen und der Pflege normaler Stecklinge. Wichtig für eine erfolgreiche Bewurzelung ist die richtige Pflanztiefe. Setzen Sie die kopulierten Triebe so tief in feuchte Anzuchterde, dass die umwickelten Schnittflächen über dem Substrat stehen. Erfahrungsgemäß setzt die Bewurzelung an der Unterlage innerhalb von 12 Wochen ein, woraufhin das Bindematerial entfernt werden kann. Nach einem Jahr am halbschattigen Standort mit regelmäßigem Gießen und Düngen, verfügen Ihre veredelten Rhododendron-Zöglinge über kompakte Wurzelballen und sind gewappnet für die Auspflanzung in Beet und Kübel.