Raubmilben einsetzen und selbst züchten
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Raubmilben (Gamasina) sind eine große Gruppe und nur wenige Arten sind bisher detailliert untersucht worden. Ihre Kleinlebensräume sind sehr vielfältig. Viele Arten leben epigäisch, d. h. auf der Bodenoberfläche, einige endogäisch (in den oberen Bodenschichten), wiederum andere jagen in der Vegetation, beispielsweise auf Blättern von Bäumen nach Nahrung. Sie sind meist sehr flink und können durchaus auch Beutetiere erlegen, die um einiges größer sind als sie selbst.
Wichtige Arten
Zu den bekanntesten Raubmilben gehören Arten der Gattungen Phytoseiulus, Amblyseius, Hypoaspis und Typhlodromus. Die genaue Bestimmung der Arten erfolgt mikroskopisch. Neben den genannten Gattungen gibt es inzwischen noch weitere Arten in Zucht, die sich gezielt gegen Schädlinge einsetzen lassen.
- Phytoseiulus persimilis und Typhlodromus pyri sind Blattbewohner und werden gegen Spinnmilben, vorzugsweise im Gewächshaus, eingesetzt
- die meisten Amblyseius-Arten sind gut geeignet zur Bekämpfung von Thripsen und Weißen Fliegen. Amblyseius barkeri wird auch gegen Weichhautmilben verwendet
- Hypoaspis miles und Hypoaspis aculeifer sind epigäisch lebende Arten, die sich zur Bekämpfung von Mücken eignen, deren Eier und Larven sich im Boden entwickeln, wie z. B. Trauermücken
Erwerb und Einsatz
Die oben genannten Arten und einige weitere kann man inzwischen sehr einfach im Internet bestellen. Die Lieferung erfolgt per Post, in speziellen Verpackungen oder in Substrat. Im Normalfall genügt eine Lupe mit guter Vergrößerung, um den Gesundheitszustand der Tiere zu überprüfen.
Je nach Anwendungsgebiet werden die Tiere dann mit dem Pinsel auf das entsprechende Substrat übertragen. Genauere Anweisungen sind für gewöhnlich der Lieferung beigefügt.
Haltung und Zucht am Beispiel Typhlodromus pyri
Einige Arten wie beispielsweise Typhlodromus pyri lassen sich relativ leicht bei Zimmertemperatur züchten. Zur Fütterung benötigt man lediglich Pollen. Besonders Birkenpollen ist geeignet, da er sich leicht in größeren Mengen ernten lässt. Optional kann man auch für kleines Geld Pollen beim Futtertierbedarf bestellen. Da dessen Zusammensetzung jedoch unbekannt ist, lässt sich schwer vorhersagen, ob und wie gut die Tiere ihn annehmen.
Gehalten werden die Tiere in 0,25l-Behältern, die man als Fleischsalatdöschen kennt. Diese werden zu etwa einem Drittel mit Gips ausgegossen, der mit Aktivkohle versetzt ist. Der Bodengrund sollte ausreichend Zeit zum Trocknen haben, dann können bereits die Tiere aufgesetzt und etwas Futter mit einem feinen Pinsel zugesetzt werden. Der Deckel muss ausreichend gelocht sein, eine gewisse Luftfeuchtigkeit sollte jedoch immer erhalten bleiben. Wenn die Schwarzfärbung der Aktivkohle verblasst (was meist nach spätestens ein paar Tagen der Fall ist), ist es Zeit, nachzubefeuchten, was am besten mit einer Pipette an den Becherrand geschieht. Gefüttert wird nach Bedarf, ein- bis zweimal die Woche. T. pyri kann auch mit Lebendfutter versorgt werden. Gute Ergebnisse liefert die Fütterung mit Blattgallmilben oder Kräuselmilben.
Nach einer gewissen Zeit (ca. 1 Monat) muss der Behälter gewechselt werden. Die Tiere werden wieder durch Abpinseln übertragen. Zur Zucht wird ein kleines Plexiglas-Dach in den Behälter gestellt. Darunter legen die Weibchen ihre Eier ab, welche man nach 1-2 Tagen abpinselt oder mitsamt des Dachs in eine neue Schale überträgt. Die Jungtiere schlüpfen je nach Temperatur bereits nach 2-4 Tagen und aind binnen etwa zwei bis drei Wochen geschlechtsreif.
Natürlich kann hier keine erschöpfende Beschreibung der Haltung und Zucht verschiedener Raubmilben gegeben werden. Am besten ist es immer, sich die Praxis bei einem erfahrenen Züchter anzusehen.
Auswirkungen von Raubmilben
Ist die Apfelsorte bereits durch die Rote Spine vergiftet, wird der Zuckergehalt sehr zurückgeschraubt. Die Blütenbildung im darauffolgenden Jahr wird reduziert. Natürlich kann man mit Pflanzenschutzmittel zu Werke ziehen. Allerdings greifen die Mittel dann auch das gesunde Obst an.
Ökologisch sinnvoll wäre das Einsetzen von Raubmilben. Diese Tierchen ernähren sich von roten Spinnen. Raubmilben bekommen sie in Gartenfachhandel oder im Internet. Die Raubmilben werden auf Bohnenblättern angeliefert. Die Blätter enthalten die Weibchen sowie Eier. Je Lieferung befinden sich ca. 1.000 Tierchen. Die Eier werden direkt an der Pflanze ausgesetzt. Darauf ist zu achten, dass es beim Aussetzen nicht zu warm ist. Daher ist es sinnvoll am Abend oder am Morgen oder aber bei trübem Wetter die Eier an die Pflanzen zu setzen.
Raubmilben fressen pro Tag 5 Spinnmilben oder ca. 20 Spinnmilbenlarven. Erst wenn alle Schädlinge beseitigt sind, wandert die Raubmilbe weiter zu anderen Pflanzen wo sich auch Spinnmilben befinden. Raubmilben sind auf jeden Fall gefahrloser als Chemie. Die Tierchen sind weder schädlich für die Menschen oder aber bei anderen Tieren wie z.B.Haustieren. Befinden sich keinerlei Spinnenmilben mehr auf den Pflanzen, fressen sich die Raubmilben selber. Oder aber sie verhungern nach einigen Tagen.