Rattenbekämpfung durch Ultraschall – Hilft Ultraschall gegen Schädlinge?
Inhaltsverzeichnis
Ratten lassen sich am effektivsten mit Rattengift bekämpfen. Wer die Tiere allerdings nicht gleich töten möchte, ist auf Alternativen angewiesen. Eine dieser Alternativen sind Ultraschallgeräte, die angeblich Ratten, Mäuse und andere Nager dauerhaft vertreiben können. Dummerweise lässt sich keine pauschale Aussage dazu treffen, ob diese Methode auch tatsächlich funktioniert. Grund genug also, sich die Rattenbekämpfung mittels Ultraschall etwas näher anzusehen.
Ultraschallwellen
Geräusche oder Töne sind physikalisch betrachtet nichts anderes als mechanische Schwingungen, die sich in Wellen verbreiten. Nicht alle dieser Schallwellen, die uns täglich umgeben, können wir Menschen dabei hören bzw. wahrnehmen. Es kommt stark auf die jeweilige Frequenz oder den Frequenzbereich an. Die sogenannten Ultraschallwellen bewegen sich oberhalb des menschlichen Hörfrequenzbereichs. Sie sind für uns nicht wahrnehmbar. Ganz anders jedoch verhält es sich mit bestimmten Tieren. Sie sind in diesem Bereich ab etwa 16 Kilohertz (kHz) sehr wohl in der Lage, Töne zu hören. Man denke dabei etwa nur an Hunde und die berühmte Hundepfeife. Ganz ähnlich verhält es sich auch mit Ratten, Mäusen und anderen Nagetieren wie beispielsweise Marder. Sie hören diese Töne und empfinden sie je nach Lautstärke und Dauer der Beschallung als unangenehm, wenn nicht gar schmerzhaft.
Prinzip
Die Theorie lautet nun, dass Nagetiere einen Ort, der mit Ultraschall beschallt wird meiden oder schnellstmöglich verlassen – eben weil sie die Töne als äußerst unbehaglich und gefährlich empfinden. Zur Rattenbekämpfung oder zur Verbrämung anderer unerwünschter Nager muss also lediglich ein Gerät aufgestellt werden, das entweder permanent oder in bestimmten Abständen Ultraschalltöne erzeugt. Tatsächlich hat sich mittlerweile ein recht großer Markt mit diesen speziellen Ratten- und Mäusevertreibern etabliert. Zum Einsatz kommen die Geräte nicht zuletzt auch, um Marder von parkenden Fahrzeugen fernzuhalten. Die Tiere selbst kommen dabei nicht zu Schaden. Auch ihr Gehör wird dadurch nicht dauerhaft beeinträchtigt. Ziel ist es lediglich eine Atmosphäre bzw. eine Geräuschkulisse zu schaffen, in der sich die Nager definitiv nicht wohlfühlen und aufhalten wollen.
Geräte
Typischerweise erzeugen diese Geräte Töne in einem Frequenzbereich von 40 bis 42 kHz. Die Lautstärke bewegt sich dabei um die 120 Dezibel herum. Zum Vergleich: Die üblichen Geräusche in der Wohnung pendeln um die 45 Dezibel, Verkehrslärm bringt es im Schnitt auf 75 Dezibel und ein Presslufthammer in unmittelbarer Nähe auf bis zu 120 Dezibel. Bei Menschen treten ab einer Dauerbeschallung von 80 Dezibel nachweislich gesundheitliche Probleme auf. Bei den meist gehörsensibleren Tieren dürfte schon ein geringerer Wert zu erheblichen Problem führen und sie vertreiben. Die Rattenvertreiber senden meistens allerdings keinen Dauerton, sondern einzelnen Tönen in festen oder unterschiedlichen Intervallen. Bei guten Geräten lassen sich Frequenz und Lautstärke individuell einstellen. Betrieben werden sie meist mit Akkus oder handelsüblichen Batterien. Wichtig auch: Sie können jeweils nur eine bestimmte Fläche beschallen. Je nach Ausführung liegt die häufig im Bereich von 250 Quadratmetern.
Einsatz
Ein sogenannter Rattenvertreiber kann sowohl innerhalb eines Gebäudes als auch im Freien eingesetzt werden. Man stellt ihn am besten in dem Bereich auf, in dem Spuren von Ratten entdeckt worden sind. Bei diesen Spuren kann es sich entweder um hinterlassenen Kot oder um angenagte Verkleidungen und Nahrungsreste handeln. In der Regel kommen die Geräte vor allem auf Dachböden, in Kellern und in Schuppen zum Einsatz. Wichtig ist dabei zu wissen, dass Ultraschallwellen keine Mauern oder andere Absperrungen durchdringen können. Im Zweifelsfall müssten deshalb auch mehrere Geräte angeschafft werden. Beim Einsatz im Freien ist zudem darauf zu achten, dass sie wetterfest und insbesondere zuverlässig vor Feuchtigkeit geschützt sind.
Wirkung
Was in der Theorie logisch und recht überzeugend klingt, erweist sich in der Praxis häufig als sehr problematisch. Wer sich etwa die Kundenbewertungen von Rattenvertreibern im Internet ansieht, merkt schnell, dass die Extreme dominieren. Ein Teil der Bewertungen ist geradezu euphorisch und berichtet von sensationellen Erfolgen. Der andere große Teil hingegen hat meist den Tenor, dass die Wirkung gleich null ist. Wissenschaftlich erwiesen werden konnte bislang lediglich, dass Nagetiere Ultraschallwellen wahrnehmen und je nach Lautstärke auch als unangenehm empfinden. Der wissenschaftliche Nachweis, dass Ratten- und Mäusevertreiber funktionieren, fehlt hingegen. Experten zweifeln die Wirkung vielmehr stark an und verweisen auf Faktoren, die ebenfalls eine Rolle spielen.
Gewöhnung
Insbesondere bei Ratten kann es relativ schnell passieren, dass sie sich an die Geräuschbelästigung gewöhnen. Vor allem wenn den schlauen Tieren klar geworden ist, dass die Töne zwar unangenehm sind, aber keine wirkliche Gefahr von ihnen ausgeht, gibt es häufig kein Halten mehr. Außerdem haben sich vor allem in den größeren Städten Ratten längst an eine beängstigende Geräuschkulisse gewöhnt, so dass sie unter Umständen auch der Ultraschall nicht mehr schreckt.
Hunger
Ein weiterer Punkt könnte sein, dass die Tiere derart ausgehungert sind, dass sie die Geräusche einfach ignorieren, wenn ein Leckerbissen bzw. überhaupt Nahrung winkt. Sie gehen damit also ganz bewusst ein gewisses Risiko ein, um überleben zu können.
Problematik
Schließlich gibt es auch noch ein weiteres Problem mit den Geräten. Hunde und Katzen können Ultraschall nämlich auch über eine große Distanz hinweg wahrnehmen. Hält man also Haustiere, können die Geräte für diese sehr schnell zu einer unerträglichen Qual werden und zu massiven Verhaltensauffälligkeiten führen. Selbst wenn die Rattenbekämpfung mit den Vertreibern gelingen sollte, zahlt man unter Umständen also einen hohen Preis.
Alternativen
Wer bei der Rattenbekämpfung auf Gift verzichten möchte, kann auf einige bewährte Hausmittel zurückgreifen. Zunächst einmal ist wichtig, alle möglichen Nahrungsmittel für die Tiere zu beseitigen bzw. gut zu verschließen – das betrifft insbesondere auch Gartenabfälle. Hat man bereits Ratten im Garten oder im Haus, kann ein Gemisch aus Chlorkalk und Essig, das man in Schüsseln verteilt, helfen. Ratten können den Geruch erwiesenermaßen nicht ab. Ganz ähnlich verhält es sich mit Terpentin. Und auch ein Kalkanstrich, dem Eisenvitriol beigemischt wurde, wirkt alles andere als einladend auf die Tiere. Einen hundertprozentigen Schutz bieten diese Maßnahmen jedoch auch nicht.