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Im Oktober/November noch Rasen säen – das gilt es zu beachten

Auch wenn wir bei frischen grünen Saaten automatisch an Frühling denken, ist der Herbst eine hervorragende Zeit für die Neuanlage oder Nachsaat von Rasenflächen. Denn die vielen kleinen Graspflanzen stellen so ihre ganz eigenen Anforderungen an die Bedingungen zum „glücklichen Anwachsen“, die im Herbst gewöhnlich leichter zu erfüllen sind als in jeder anderen Jahreszeit:

Video-Tipp

Nur gutes Saatgut bringt gute Erfolge

Saatgut von hoher Qualität ist der erste Punkt in der „Prozesskette“, der entscheidenden Einfluss auf das Gelingen Ihres Aussaatprojektes hat.

Damit die richtige Mischung von Graspflanzen in der Saatgut-Packung ist, stellt die Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V. bereits seit 1978/1979 „Regel-Saatgut-Mischungen Rasen“ (RSM Rasen) für verschiedenste Anwendungsbereiche und Standortverhältnisse zusammen, deren Verwendung bei fachgerechter Aussaat und Pflege des Rasens einen anhaltenden Begrünungserfolg garantieren.

Diese RSM Rasen werden meist in schlichten Tüten verkauft, unterscheiden sich aber in der Qualität wesentlich von manchen im Handel befindlichen Rasenmischungen, die zwar klangvolle Namen, aber nur sehr kurz schönen grünen Rasen bieten. Außerdem finden Sie bei diesen Rasenmischungen genau den Rasen, den Sie brauchen: Zierrasen und Gebrauchsrasen (für Trockenlagen, als Spielrasen oder Kräuterrasen), Sportrasen und Landschaftsrasen in verschiedensten Varianten und noch viele weitere Mischungen, falls Sie auf Ihrem Grundstück eine besondere Nutzung im Sinn haben. Hier: www.fll.de/shop/produktion-gutebestimmungen/regel-saatgut-mischungen-rasen-2017.html gibt es Infos und das neueste Regelwerk, zu kaufen gibt es die Regel-Saatgut-Mischungen Rasen in jeder gut sortierten Samenhandlung.

Die Samen der mehrjährigen Graspflanzen werden bei Qualitäts-Saatgut nach der Ernte so eingestellt, dass sie unter Keimung auslösenden Bedingungen ganzjährig keimen können und keimen werden; ein erheblicher Aufwand:

  • Die Samen werden im optimalen Reife-Zustand geerntet
  • Um vorzeitige Keimung zu verhindern, werden sie auf einen optimalen Feuchtigkeitsgrad getrocknet
  • Für Samen von Graspflanzen liegt der bei 14 % Feuchtigkeitsgehalt, Standard für lagerfähige Samen
  • Weiter ist im Saatgutverkehrsgesetz Mindestkeimfähigkeit geregelt (je nach Art 75 bis 80 %)
  • Gelagert wird das Saatgut in klimatisierten Räumen, 10-15°C, Luftfeuchtigkeit 30 %
  • Die Lagerbedingungen werden laufend genauestens kontrolliert
  • Vor Auslieferung werden die einzelnen Chargen einem Keimfähigkeitstest unterzogen

So kommt das Saatgut in den Handel und von dort aus in hoffentlich unverändertem Zustand zu Ihnen – womit wir beim nächsten Punkt sind: Heutzutage scheitert der schöne grüne Rasen nicht selten alleine daran, dass die Rasensamenmischung irgendwo gekauft wird. Eine Packung Samen ist so furchtbar unspektakulär, dass es annähernd verrückt erscheint, sich „um das Wohlergehen dieses Samens“ während des Versands z. B. Gedanken zu machen. Und doch ist ein einzelnes Samenkorn eine richtige kleine „Keimfabrik“, mit komplizierter „Einrichtung“: Samenschale, Embryo und Nährgewebe, alles aus vielen Einzelteilen aufgebaut, alles klein bis winzig und empfindlich. Eine gute Gärtnerei erkennen Sie unter anderem daran, dass Saatgut einen Platz im Verkaufsregal bekommt, wo es garantiert nie in der Sonne grillt oder sonst ungünstig beeinflusst wird.

Rasen Saat

Saatgut aus der richtigen Bezugsquelle ist nach dem Kauf mindestens zwei und höchstens vier Jahre (garantiert, oft länger) keimfähig. Wenn Sie das Saatgut nicht sofort nach dem Kauf einsetzen, muss es nun von Ihnen so gelagert werden, dass es im optimalen Zustand bleibt. Sie brauchen kein teures Industrielager, sollten aber auch bei kurzfristiger Lagerung darauf achten, dass die Keimfähigkeit bis zur Aussaat nicht nachlässt (oder vernichtet wird, was bei diesen lebenden Mini-Teilchen doch schneller geht, als man denkt):

  • Saatgut immer trocken lagern
  • In einem Raum mit möglichst niedriger Luftfeuchtigkeit
  • So verpackt, dass es auf keinen Fall mit Wasser in Berührung kommt
  • Schon kleine Spritzer können das Saatgut quellen lassen
  • Mehr Wasser kann zur Keimung, Fäulnis und Schimmelpilzbildung führen
  • Die Temperatur ist eher unwichtig, ein wenig Frost z. B. kein Problem, nur Heißdampfgeräte/Öfen sollten fern bleiben
  • Bei längerer Lagerung Plastiktüten direkt am Saatgut und damit ev. Kondenswasserbildung vermeiden
  • Besser in Papier- oder Stoffbeuteln an der Decke eines Nebenraumes aufhängen
  • Dorthin kommen Schädlinge kaum, die Appetit auf nahrhafte Samen haben
Tipp:

Auch bei bester Lagerung ist das biologische Pflanzenmaterial nicht unbegrenzt haltbar; überlagerte (oder feucht gewordene oder besonnte) Grassamen sollten höchstens noch bei einer Nachsaat ausprobiert werden. Wenn Sie große Lücken schließen wollen, sollten Sie aber auch hier das prekäre Saatgut mit frischem mischen; große Ausfälle sind auf kleinen Rasenflächen vor Eigenheimen zu gut zu sehen. Gerade bei Aussaat in Nähe der Minimaltemperaturen können Sie aber altes, sonst intaktes Saatgut sehr gut verbrauchen, weil sich mit dem Alter des Saatguts die Ansprüche an die Keimtemperatur verringern (frei nach dem Motto: „Entweder jetzt oder nie“).

Optimale Keimbedingungen für Graspflanzen

Damit Samen nach der Aussaat keimt, muss er auf dem richtigen Boden mit der richtigen Temperatur und dem richtigen Maß an Feuchtigkeit in Berührung kommen.

Die nicht sonderlich anspruchsvollen Gräser keimen auf jedem normalen bis leichten, lockeren Gartenboden mit mittlerem Humus- und Nährstoffgehalt. Ein Gartenboden, der diese Bezeichnung verdient, muss aber auch tatsächlich vorhanden sein. Würden Sie direkt auf einem durch Baufahrzeuge verdichteten Neubaugrundstück Rasen ansäen, würden sich viele schöne Kräuter durchsetzen, die Spezialisten für Keimung auf solchen Ruderalböden sind (und auch Unkräuter genannt werden, eine dichte grüne Decke gibt das nicht).Deshalb wird auf den Baustellenboden zunächst eine Schicht Mutterboden aufgetragen, im Idealfall wurde sogar der eigene ortsangepasste Boden vor dem Bau abgetragen, hinten auf dem Grundstück gelagert und während der Bauzeit gepflegt (sollte nach den einschlägigen Vorschriften immer geschehen, bleibt aber wohl häufig Theorie). Von diesem Mutterboden brauchen Sie keine allzu dicke Schicht, weil die meisten Süßgräser Flachwurzler sind und weder Haupt- noch Pfahlwurzeln bilden.

Die richtige Temperatur für die Keimung beginnt bei den Gräsern bereits bei ungemütlichen + 5° C. Bei dieser Minimaltemperatur keimt vielleicht nicht jedes Samenkorn, aber bestimmt so viele, dass ein (dünner) grüner Rasen entsteht. Allerdings entsteht der bei 5 °C „irgendwann“, weil die Keimdauer entscheidend von der Temperatur abhängt. Bei Minimaltemperaturen dauert es eben, wenn es wärmer ist, geht es schneller, bei etwa 16 bis 23 °C keimen Rispengräser am schnellsten. Da die + 5° C im Herbst eher in Richtung kälter tendieren, laufen Sie bei der Aussaat bei solchen Temperaturen immer Gefahr, dass a) die Samen einfrieren, statt zu keimen (was nach milden Wintern aber wenigstens im Frühling Grün bringen könnte) oder schlimmer b) der Frost die „gerade aus dem Ei gekrochenen“ Junghalme erwischt, was deren sicheres Ableben verursacht.

Neben ein wenig Wärme braucht der Grassamen Wasser zum Keimen, bzw. vor dem Keimen, erst einmal quillt der Samen nämlich durch Wasseraufnahme auf. Dadurch vergrößert er nicht nur sein Volumen und schafft nebenbei gleich ein wenig Platz für das erste zarte frisch produzierte Wurzelgewebe, sondern aktiviert auch die Enzyme, die für den Keimprozess wichtig sind. Sehr wichtig, die schönste Keimung schlägt fehl, wenn der Keimling sofort verhungert, weshalb ihm von „Mutter Graspflanze“ z. B. das Enzym Diastase mitgegeben wird, das die im Nährgewebe gespeicherte Starke in nahrhaften, leckeren? Zucker umwandelt.

Rasen gesät

Gleichzeitig haben die Enzyme die keimhemmenden Reservestoffe abgebaut, sodass der Samen mit der Keimung startet; wenn er weiter mit ausreichend Feuchtigkeit versorgt wird, reißt als nächstes die Samenschale, um die Keimwurzel hindurchwachsen zu lassen. Im oberen Teil haben sich im Gegenzug die Keimblätter entwickelt, und die Blätter danach (für uns immer noch lupenkleine Nadeln) sind dann schon die ersten „richtigen Blätter“, mit denen die junge Graspflanze beginnt, Photosynthese zu betreiben.

Das Klima im Herbst

Das Herbst-Klima in Deutschland war schon immer etwas freundlicher, als die nördliche Position unseres Landes vermuten ließe; kühlgemäßigte Zone, aber maßgeblich durch die Position im Übergang zwischen westeuropäischem Maritim-Klima und östlichem Kontinentalklima bestimmt. Im Nordwesten führt der Westwind häufig durch den warmen Golfstrom aufgewärmte Meeresluft vom Atlantik zu, wobei dieser „warme Nordwesten“ von der Küste bis etwa in die Kölner Bucht reicht. Der Herbst war in diesem großen Gebiet schon immer gut zur Rasenaussaat geeignet: Über der Erde warm genug, die Bodentemperaturen noch angenehmer, weil die Sommerwärme noch im Boden steckt.

Im Frühling braucht der Boden noch ziemlich lange Zeit zum Aufwärmen, wenn die Lufttemperaturen bereits die Aussaat ermöglichen würden. Außerdem kennt jeder Spätfrost im Frühjahr (im kälteren Südosten wird im Frühjahr traditionell erst nach den Eisheiligen Mitte Mai ausgesät), aber kaum jemand kann sich an „Frühfrost im Herbst“ erinnern.

Die Klimaerwärmung liefert noch mehr Argumente für die Herbstaussaat: Aus dem unbeständigen Aprilwetter ist seit den neunziger Jahren ein warmes, sonniges und sehr trockenes Frühsommerwetter geworden; während Herbstboden von den nassen Sommermonaten (im Sommer fällt der meiste Regen) gut durchfeuchtet ist und durch viele Schauer plus Nebel feucht gehalten wird.

Mit dem Anstieg der Jahresmitteltemperatur (1961–1990: 8,2 °C, 1981-2010: 8,9 °C) nähert sich nun auch der kalte Südosten Deutschlands einem Klima, in dem der Herbst perfekt für die Rasenaussaat geeignet ist.

Herbst und Rasensaat: Passt!

Damit steht fest: Solange die Bodentemperatur ausreicht und während der Keimdauer ausreichend bleiben wird, können Sie im Herbst sehr gut noch Rasen säen – auch im Oktober und November.

Wenn es um komplette Neuanlage eines Rasens geht, sollten Sie allerdings vor Aussaat die Bodentemperatur ermitteln und versuchen abzuschätzen, wie sich diese Bodentemperatur während der Keimdauer der Gräser entwickeln wird. Dazu brauchen Sie zunächst Daten über die Keimdauer, es folgt ein Überblick über die durchschnittliche Keimdauer der wichtigsten Gräserarten in normalen Zier- und Gebrauchsrasen-Mischungen:

  • Ausdauerndes Weidelgras, Lolium perenne: 7 – 15 Tage
  • Kammgras, Cynosurus cristatus: 9 – 18 Tage
  • Lieschgras, Phleum pratense / bertolonii: 8 -17 Tage
  • Rispengräser, Poa ssp.:  14 – 24 Tage
  • Rotschwingel, Festuca rubra: 10 -18 Tage
  • Schafschwingel, Festuca ovina: 11 – 19 Tage
  • Straußgräser, Agrostis ssp.:  12 – 20 Tage

Diese Angaben gehen von optimalen Keimbedingungen bei 16-23 °C aus; liegt die Bodentemperatur tiefer, braucht die Keimung entsprechend länger.

Die aktuell vorliegende Bodentemperatur können Sie beim Deutschen Wetterdienst unter www.dwd.de/DE/leistungen/bodentemperatur/bodentemperatur.html abrufen, eine Prognose über das Wetter der nächsten 14 Tage gibt es unter www.proplanta.de; bei beiden wählen Sie selbst die Region aus, für die Werte angezeigt werden sollen.

Rasen wächst

Je später Sie starten möchten, desto kritischer wird natürlich die Aussaat: Wenn Sie bei einer Bodentemperatur von 8-10 °C starten, müssen Sie damit rechnen, dass der größte Teil der Gräser um einen Monat zum Keimen braucht. Für die nächsten 14 Tage bekommen Sie heraus, dass kein wesentlicher Temperaturrückgang angesagt ist. Aber über 14 Tage hinaus lassen sich kaum realistische Wetterprognosen erstellen, und wenn das Wetter in Ihrer Region zu „Zickereien“ neigt, sollten Sie wahrscheinlich eher bei ca. 15 °C Bodentemperatur starten, mit etwas Sicherheitspuffer sozusagen.

Tipp:

In vielen Artikeln zur Rasenaussaat wird darauf hingewiesen, dass Grassamen Lichtkeimer sind, die nur oberflächlich aufgestreut werden dürfen. Stimmt schon, Licht ist notwendig, und der Keimling hat es auch schwerer, wenn sich das erste zarte Grün einen Weg durch große Steinbrocken (Erdkörner) bahnen muss. Andererseits sind Rasensamen für Vögel Delikatessen, und in mancher ‚konventionell‘ (mit exotischen Zierpflanzen) bepflanzten Eigenheimsiedlung hungern die Vögel im Oktober bereits, weil das „Fremdgrün“ sie nicht ernährt. Und das Licht muss zwar da sein, übt aber keinen direkten Reiz aus; heißt zusammengenommen, dass Sie die Samen bei Aussaat im Oktober/November zwar nicht „vergraben“ sollten, aber schon gut einharken können. Guter Bodenkontakt hilft sogar, Wasser an die Samen zu bringen; die Keimung wird also eher beschleunigt, wenn Sie die Samen ein paar Millimeter in die Erde einarbeiten.

Wasser von oben kommt zu dieser Zeit mit etwas Glück passgerecht aus den Wolken. Aber Sie dürfen nicht blind auf das Herbstwetter vertrauen, Grassamen müssen während der Keimung immer Feuchtigkeit um sich herum haben. Wenn der Herbst einen Tag zu lange trockenes goldenes Herbstwetter schickt, kann der Keimling absterben, wenn Sie nicht mit Wasser aus dem Gartenschlauch einspringen. Auch auf das Gegenteil sollten Sie achten: Wenn ein frisch aufgelockerter Boden von ausgiebigem Regen überflutet wird, müssen ggf. mit dem Spaten Ablaufrinnen „gestanzt“ werden, damit die Keimlinge ausreichend mit Sauerstoff versorgt bleiben.

Nachsaat und Pflege: In der Regel unproblematisch

Wenn Sie gleich Anfang Oktober eine Nachsaat durchzuführen, dürften sich keine Probleme ergeben; eher können Sie damit rechnen, dass sich ganz ohne weitere Arbeit optimale Ergebnisse einstellen.

Bei späterer Nachsaat können sich eigentlich auch kaum Probleme ergeben, im schlimmsten Fall müssen Sie eben im Frühjahr noch einmal nachsäen.

Rasen

Die Pflege der gerade aufgegangenen Saat muss bei Aussaat im Herbst ein wenig mit Blick auf drohende Kälteeinbrüche erfolgen: Wenn die Halme einige Zentimeter hoch sind, wird das erste Mal gemäht und dann normalerweise möglichst oft wieder, wobei jeweils nur wenig weggeschnitten wird. So können Sie verfahren, solange die Temperaturen einigermaßen freundlich (um 10 °C) bleiben. Wenn abzusehen ist, dass es demnächst kälter wird, sollten Sie den Rasen möglichst ein paar Tage länger wachsen lassen, um dann kurz vor dem prophezeiten Frostwetter den letzten Schnitt des Jahres vorzunehmen (genau auf die Höhe der vorherigen Schnitte, für Neu- und Nachsaat wird eine Höhe von mindestens 5 cm empfohlen).

Autor Heim-Redaktion

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