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Pultdach-Infos: Aufbau, Neigung und Konstruktion | Vor- und Nachteile

Pultdach

Kaum ein anderes Dach mutet so simpel und einfach an, wie das Pultdach. Trotzdem, oder gerade deshalb, erweist es sich als extrem vielseitig in seiner Verwendung und zugleich anpassbar an aktuelle Anforderungen unterschiedlichster Art. Alles Wissenswerte rund um diese interessante Dachform erfahren Sie im Folgenden.

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Die Entstehung des Pultdaches

Wann und wo das Pultdach genau entstand, lässt sich nicht rekonstruieren. Auf Grund seiner Einfachheit muss aber angenommen werden, dass es bereits sehr lange existiert und vermutlich an zahlreichen Stellen zugleich unabhängig voneinander entstand. Betrachtet man Abbildungen aus Mittelalter und sogar Antike, finden sich immer wieder Gebäude, die zumindest vermuten lassen, dass sie mit einem Pultdach überdeckt sind.

Konstruktive Merkmale und statisches System

Führen wir uns die Konstruktion eines Pultdaches vor Augen, rückt seine konstruktive Schlichtheit schnell in den Fokus der Betrachtung. Im Allgemeinen wird das Traggerüst des Daches – wie es bei zahlreichen anderen Konstruktionen auch der Fall ist – von hölzernen Dachsparren gebildet. Diese werden auf die Außenwände des Gebäudes aufgelegt, wobei eine Fuß- und eine Firstschwelle das untere und obere Auflager bilden. Ab Spannweiten von ganz groß fünf Metern zwischen den Wänden lohnt die Unterstützung der Sparren an einem oder mehreren Punkten zwischen den äußeren Auflagern. Da alle Sparren in einer Ebene liegen, werden zur Reduzierung erforderlicher Stützen die zusätzlichen Auflagerpunkte meist durch einen Unterzug, also einen weiteren, rechtwinklig zu den Sparren darunterliegenden Balken, gebildet, oder in Form einer ohnehin dort erwünschten Wand mit aufliegender Schwelle umgesetzt.

HINWEIS:

Je zusätzlichem Auflagerpunkt wird einerseits die Spannweite der einzelnen Felder reduziert und der erforderliche Sparrenquerschnitt durch die Verkleinerung des Lastbereiches je Auflager verringert. Darüber hinaus ist ein so entstehender Mehrfeldträger aber auch ungleich tragfähiger, als ein Einfeldträger zwischen nur zwei Auflagern. Hintergrund dieser Tatsache ist der Fakt, dass sich die benachbarten Felder bei einem durchlaufenden Träger gegenseitig entlasten und die Durchbiegung sich damit verringert.

Sonderform Sandwichdach

Ein besonderes Augenmerk soll an dieser Stelle auf den Sonderfall gelegt werden, dass das Pultdach nicht in Form einer klassischen Sparrenkonstruktion errichtet wird, sondern unter Einsatz von Sandwichelementen erstellt wird. Ein Sandwichelement ist ein Kombinationsprodukt aus einer tragenden Ebene aus Blech, einer Dämmschicht aus geschäumten Kunststoffmaterialien und einer oberseitigen Dacheindeckung aus einem weiteren Blech. Da hier tragende, dämmende und abdichtende Funktionen in einem Bauteil kombiniert sind, entfällt die konstruktive Unterstützung durch Sparren. Stattdessen werden die Elemente direkt auf der erforderlichen Anzahl an Auflagern in Form von Wänden oder Trägern aufgelegt.

Der Dachaufbau mit Abdichtung und Dämmung

Der häufigste Fall beim Pultdach ist jedoch nach wie vor die klassische Sparrenkonstruktion. Daher soll nun exemplarisch ein typischer Aufbau eines Pultdaches unter Einsatz einer Sparrenlage erläutert werden. Von unten (innen) nach oben (außen) ergeben sich dabei folgende Schichtaufbauten für ein Dach mit zwischen den Sparren eingelegter Wärmedämmung:

  • Untere Bekleidung, z.B. Holz oder Gipskarton, auf Lattung
  • Dampfbremse als diffusionsdichte Schicht
  • Sparrenlage mit eingelegter Wärmedämmung, z.B. Mineralwolle oder Zellulosedämmung
  • OPTIONAL: zusätzliche Dämmschicht auf Sparrenlage, meist zugleich als wasserdichte Ebene wirksam
  • Wasserdichte Ebene, meist in Form einer Folie (sofern nicht über weitere Dämmschicht erbracht)
  • Dacheindeckung – zu den unterschiedlichen Deckungen siehe folgenden Abschnitt

Alternativer Aufbau bei Dämmschicht auf Sparrenlage (von unten nach oben):

  • Sparrenlage
  • Schalung aus Gipsfaserplatten, Holz etc.
  • Diffusionsdichte Schicht, z.B. als Folie
  • Dämmschicht, entweder druckfest als Kunststoffschaum, oder weich als Mineralwolle oder Zellulose; bei weicher Dämmung Lagerhölzer als Tragwerk Dachbelag erforderlich
  • Wasserdichte Ebene, meist als Folie
  • Dacheindeckung – siehe folgenden Abschnitt

Dachbeläge und Neigungen

Pultdach Konterlattung

Während der eigentliche Dachaufbau recht gleichförmig ausfällt, kann sich der eigentliche Dachbelag mitsamt seiner Unterkonstruktion von Dach zu Dach stark unterscheiden. Zahlreiche Varianten stehen beim Pultdach zur Verfügung:

Ziegel und Betondachsteine

Ziegel und Betondachsteine sind ihrer Verwendung und Funktion nach identisch, unterscheiden sich dagegen im verwendeten Material Ton oder Beton. Aufgebracht werden sie in aller Regel auf einer zweilagigen Unterkonstruktion aus von unten nach oben verlaufenden Konterlatten und den eigentlichen Traglatten quer zur Steigrichtung es Daches. In die Lattung werden die Ziegel oder Dachsteine simpel mit einer rückseitigen Nase eingehängt und bei Bedarf anteilig über die Dachfläche gegen starken Windsog per zusätzlicher Sicherung fixiert.

  • Geeignete Neigung minimal: in der Regel 15 Grad, einzelne Ziegeltypen auch bis 10 Grad
  • Geeignete Neigung maximal: je nach Ziegeltyp und Sicherung problemlos 45 Grad und mehr umsetzbar, dann aber meist kein Pultdach mehr sinnvoll
INFO:

Die Konterlattung muss immer entlang der Neigung des Daches verlaufen, damit eventuell unter die Ziegel geblasenes Regenwasser ablaufen kann. Eine Querlattung auf der wasserdichten Schicht würde dagegen eine Bremse für das Wasser darstellen.

Folie oder bituminöse Abdichtungen

Eine homogene, flächige Dacheindeckung ist die Ausführung über Dachbahnen auf Folienbasis, oder als bitumenhaltige Dachbahn. Beide unterscheiden sich in der Art der Materialien, der Verklebung und der Optik. Ansonsten können sie jedoch als identisch angesehen werden.

1. Mit Hinterlüftung:

Als Dachbelag mit Hinterlüftung wird auf die wasserdichte Ebene eine Lattung aufgebracht, die eine Luftzirkulation zur Abfuhr eventueller Feuchtigkeit ermöglicht. Darauf folgt eine tragende Platte aus Holz, auf die nun das Folien- oder Bitumendach aufgebracht wird.

2. Ohne Hinterlüftung:

Bitumenbahnen oder Folie werden direkt auf die Dämmschicht aufgebracht. Eine wasserdichte Ebene darunter entfällt.

  • Neigung: Beide Werkstoffe beliebig ab null Grad einsetzbar

Begrünt / bekiest

Pultdach: begrünt und bekiest

Weder Kiesdach noch Gründach sind eigene Belagsformen. Beiden Belägen liegt ein Folien- oder Bitumendach zu Grunde. Häufig werden diese aber mit Kies oder einer Begrünung versehen, da beides eine gute Auflast gegen Windsog, sowie einen guten Schutz gegen UV-Strahlung und mechanische Beschädigungen darstellt.

HINWEIS:

Ein Gründach kann außerdem durch die Wasserspeicherfähigkeit und die Möglichkeit, dieses Regenwasser auch wieder zu verdunsten, zur sommerlichen Kühlung eines Hauses beitragen.

Blech

Zuletzt findet sich vor allem auf flachen Pultdächern häufig Blech als Dachbelag. Das Blechdach bedarf der selben Unterkonstruktion wie das Foliendach, wird aber normalerweise nur in hinterlüfteter Form ausgeführt.

  • Geeignete Neigung minimal: 5 Grad
  • Geeignete Neigung maximal: unbegrenzt

Dachauf- und Einbauten

Klassische Dachaufbauten, wie Dachgauben oder Dacheinschnittbalkone existieren beim Pultdach nicht. Bei stark geneigten Pultdächern können mitunter Dachflächenfenster eingesetzt werden, üblicher sind aber bei der überwiegend recht flachen Neigung Oberlichter. Vielfach wird auf solche zusätzlichen Belichtungen und Belüftungen aber vollständig verzichtet, da das Pultdach die Unterbringung normaler Fassadenfenster in den senkrechten Wänden begünstigt.

Kosten

Obwohl die realen Kosten natürlich nur mit konkretem Objektbezug zu ermitteln sind, kann auch ohne Einzelfallbetrachtung gesagt werden, dass ein Pultdach eine sehr günstige Dachform ist. Da das Dach aus lediglich einer Fläche besteht, werden teure Konstruktionsdetails auf ein Minimum reduziert und Sonderpunkte, wie First, Grate, Kehlen etc. komplett vermieden. Zwar werden für einen gleichwertigen Dachraum unter deinem Pultdach mehr Außenwandflächen erforderlich, als es bei einem Satteldach beispielsweise der Fall wäre. Allerdings steht dem auch eine bessere Nutzbarkeit durch senkrechte Wände und wenige Dachschrägen gegenüber. Tendenziell lässt sich ohne Schwierigkeiten festhalten, dass das Pultdach allen anderen Dachformen aus ökonomischer Sicht ganz klar den Rang abläuft.

Vor- und Nachteile

Zahlreiche vorteilhafte Aspekte des Pultdaches stehen natürlich auch einige Nachteile gegenüber:

Vorteile

  • Gute Nutzbarkeit der darunter liegenden Räume durch wenig Dachschrägen und fehlende Giebel
  • Einfache Konstruktion
  • Somit: geringe Schadensanfälligkeit durch wenige, einfache Detailpunkte
  • Somit: geringe Kosten durch Fehlen aufwändiger Komponenten
  • Vielseitig in der Neigung
  • Vielfältige optische Gestaltungsmöglichkeiten
  • Große Dachfläche ohne Neigungs- oder Lageveränderungen gut für Solarthermie oder Photovoltaik geeignet

Nachteile

  • Bei steiler Neigung nicht nutzbarer Raum im oberen Dachraumbereich
  • Einfache Optik, verspielte Gestaltung damit meist schwierig
  • Auf Firstseite sehr hohe Wandhöhe
Autor Heim-Redaktion

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