Pflege der Kletterhortensie im Kübel und Topf – Anleitung
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Triste Fassaden, nüchterne Fallrohre, Gitter und Zäune überzieht die Kletterhortensie mit einem prachtvollen Laubkleid und filigraner, weißer Blütenfülle. Die gewandte Kletterkünstlerin vollbringt ihr dekoratives Werk auch dort, wo kein Mutterboden als Untergrund für die Pflanzung zur Verfügung steht, weil die Fläche gepflastert oder asphaltiert ist. Clevere Hobbygärtner topfen die Hydrangea petiolaris kurzerhand ein und platzieren das Gefäß am gewünschten Ausgangspunkt der floralen Klimmzüge. Diese Anleitung beleuchtet detailliert, wie Sie eine Kletterhortensie im Kübel und Topf gekonnt pflegen.
Der richtige Topf
Kletterpflanzen für die Begrünung von Fassaden, Zäunen und Spalieren in Töpfen zu kultivieren, ist eine praktikable Alternative zur klassischen Erdpflanzung. Obschon diese Variante zumeist für die Ansiedlung einjähriger Rankpflanzen genutzt wird, spricht nichts gegen die Pflege einer mehrjährigen Kletterhortensie im Pflanzgefäß. Sie verschaffen einer jungen Hydrangea petiolaris die besten Startbedingungen für ein vitales Wachstum, wenn der Topf so beschaffen ist:
- Ein Mindestvolumen von 10 bis 30 Litern
- Im Boden eine oder mehrere Öffnungen als Wasserablauf
- Stabiles, kippsicheres Material, wie Keramik, Beton oder Terrakotta
Stellen Sie den Topf bitte nicht in einen Untersetzer, da in diesem Fall nach jedem Regenguss die Gefahr von Staunässe besteht. Besser ist, der Kübel verfügt über Füße oder Sie schieben einige Klötzchen unter. Wählen Sie zudem eine helle Farbe, die gegebenenfalls die Sonnenstrahlen reflektiert, damit sich der Wurzelballen nicht aufheizt.
Substrat
Beheimatet in den Wäldern von Korea und Japan, favorisiert die Kletterhortensie eine lockere, humose und nahrhafte Erde. Fernerhin ist ein leicht saurer pH-Wert von 5,5 bis 6,5 von Vorteil, da die Pflanze wenig Kalk-tolerant ausgelegt ist. Eine erstklassige Wasserspeicherfähigkeit ist ebenso unverzichtbar, wie eine zuverlässige Durchlässigkeit, damit sich infolge von Verdichtung keine Staunässe entwickelt. Mit standardisierten Kultursubstraten, wie Einheitserde, werden die Anforderungen nicht zufriedenstellend erfüllt. Wahlweise werten Sie handelsübliche Pflanzenerde mit Zuschlagstoffen auf oder Sie mischen das Substrat für Ihre Kletter-Hortensie selbst. Die folgenden Rezepturen haben sich in der Praxis bewährt:
- Rhododendron- oder Moorbeeterde, angereichert mit 20 Prozent Blähton, feinem Splitt oder Quarzsand
- Ein Mix aus je 2 Teilen Laubkompost, Weißtorf und Gartenerde, 1 Teil Lavagranulat und 1 Handvoll Hornspäne
- Alternativ eine Mischung aus Lehm, Lauberde, Kokosfasersubstrat, Rindenhumus sowie Perlite und Hornspäne
Da bei selbst hergestellten Substratmischungen der pH-Wert schwer einzuschätzen ist, führen Sie am Ende bitte einen Test durch. Preisgünstige Teststreifen hält jeder Bau- und Gartenmarkt bereit. Sofern sich das Ergebnis unterhalb von 5,5 befindet, heben Sie den Wert mithilfe von Algen- oder Gartenkalk. Ein pH-Wert größer 6,5 wird reduziert mithilfe von Torf oder Alaun (Kaliumaluminiumsulfat).
Eintopfen
Stellen Sie den noch im Container eingetopften Wurzelballen in einen Eimer mit abgestandenem Leitungswasser oder Regenwasser, während Sie den Kübel für die Pflanzung vorbereiten. Sofern es sich um Terrakotta handelt, sollte der Topf in den vorhergehenden 24 Stunden in Wasser stehen, damit das poröse Material einer jungen, frisch eingesetzen Kletterhortensie nicht alle Feuchtigkeit entzieht. Auf dem Topfboden legen Sie als Drainage eine Schicht aus Tonscherben, Splitt oder Blähtonkugeln aus. Damit sich später das Substrat nicht zwischen dem anorganischen Material festsetzt, legen Sie über die wasserführende Schicht ein atmungsaktives Vlies. Im Anschluss an diese Vorbereitung topfen Sie die Hortensie so ein:
- Über Drainage und Vlies den Kübel zu einem Drittel füllen mit Substrat
- Den Wasser-getränkten Wurzelballen austopfen und mittig auf der Erde positionieren
- Das Substrat rundherum portionsweise einfüllen und zwischendurch leicht andrücken
- Pflanzenerde maximal bis zum unteren Blattpaar einfüllen
- Einen Gießrand frei halten von 3 bis 5 cm
Zum guten Schluss gießen Sie die eingetopfte Kletterhortensie so lange mit kalkfreiem Wasser an, bis ein Rinnsal aus der Bodenöffnung läuft. Sofern Sie sich für einen Topf mit integrierter Kletterhilfe entschieden haben, binden Sie die unteren Ranken an den Streben fest, ohne dass das Bindematerial ins Gewebe einschneidet.
Standort
Platzieren Sie den Kübel mit der eingetopften Hortensie an einem halbschattigen bis schattigen Standort. An der Nordwand des Hauses, im lichtarmen Straßenraum oder auf dem schattig gelegenen Balkon erfüllt die Kletter-Hortensie alle Erwartungen. Von Vorteil ist eine windgeschützte Lage, damit eine kräftige Böe die Ranken nicht von der Fassade oder Kletterhilfe abreißt.
Ein sonniger Platz mit West- oder Ostausrichtung kommt ebenfalls in Betracht, sofern während der warmen Jahreszeit genügend Wasser zur Verfügung steht. Je heller die Lage, desto farbenprächtiger setzt sich die Herbstfärbung der Blätter in Szene.
Gießen
Alle Hortensien sind geprägt von einem Wasserbedarf auf hohem Niveau. In dieser Hinsicht macht die Kletterhortensie keine Ausnahme. Im gleichen Zug verlangt ihre geringe Kalkverträglichkeit nach einer besonderen Wasserqualität. So gießen Sie die klimmende Blatt- und Blütenschmuckpflanze fachgerecht:
- Bei angetrockneter Substratoberfläche zeitnah gießen
- Vorzugsweise Regenwasser oder entkalktes Leitungswasser verwenden
- Das Gießwasser langsam auf die Wurzelscheibe laufen lassen
- Die Pflanze nach Möglichkeit nicht überkopf beregnen
Der Gießvorgang ist beendet, wenn das Wasser durch die Bodenöffnung abfließt. Je sonniger der Standort, desto kürzer sind die Intervalle zwischen den Wassergaben. Steht die Kletterhortensie im Sommer in ihrem dichten Laub- und Blütenkleid, erfordert der hohe Verdunstungsgrad mitunter nach täglichem Gießen. Eine kurze Fingerprobe gibt Aufschluss über den tatsächlichen Bedarf. Solange Sie innerhalb oder oberen 1 bis 2 cm noch Feuchtigkeit ertasten, sollte nicht gegossen werden, damit sich keine Staunässe bildet.
Düngen
Die Kletterhortensie gedeiht als Herzwurzler mit senkrechten Hauptwurzeln, von denen ein dichtes Geflecht aus Feinwurzeln knapp unterhalb der Erdoberfläche seitlich verzweigt. Feststoff-Dünger sind somit wenig empfehlenswert, da diese in den Boden eingeharkt werden müssen, wobei die Gefahr besteht, die Feinwurzeln zu beschädigen. Flüssigdünger werden demgegenüber dem Gießwasser hinzugefügt und können problemlos verabreicht werden. Um dem speziellen Nährstoffbedarf der asiatischen Waldpflanzen nachzukommen, bietet der Fachhandel Hortensien-Flüssigdünger an. Diese enthalten neben Stickstoff, Phosphor und Kalium weitere Spurennährstoffe, wie Eisen, Mangan und Kupfer in wasserlöslicher Form. Die Verabreichung ist denkbar einfach:
- Von März bis September alle 4 Wochen düngen
- Den Hortensien-Flüssigdünger nach Anleitung es Herstellers dem Gießwasser hinzugeben
- Zuvor und im Anschluss mit klarem Wasser gießen
Um die Winterhärte einer Kletterhortensie zu unterstützen, wechseln Sie im September auf einen Kalium-betonten Dünger in flüssiger Form. Zu den zahlreichen Vorzügen des Hauptnährstoffes zählt, dass Kalium den Zellsaftdruck im Gewebe erhöht. Als Resultat daraus, ist die Pflanze im Winter dem ständigen Wechsel zwischen Tau- und Frostwetter besser gewappnet. Zugleich senkt Kalium den Gefrierpunkt im Zellwasser, was zusätzlich die Frosthärte optimiert. Ausgezeichnet geeignet ist Beinwell-Jauche, die reich an natürlichem Kalium ist. Alternativ stehen im Handel flüssige Kalium-Dünger zur Verfügung.
Schneiden
Bis zur ersten Blüte nimmt sich eine Kletterhortensie zwischen 5 und 8 Jahren Zeit. Bis dahin fördern Sie ein buschiges Wachstum, indem Sie die Ranken im Spätwinter um ein Drittel bis zum nächsten Blattknoten zurückschneiden. Ältere Exemplare legen bereits im Vorjahr die Knospen für die nächste Blütezeit an, sodass sich Zeitpunkt und Schnittführung gegenüber jungen Pflanzen unterscheiden. So gehen Sie beim Rückschnitt sachgerecht vor:
- Adulte Kletterhortensien unmittelbar nach der Blütezeit in Form schneiden
- Zu lange Ranken einkürzen bis knapp über einem schlafenden Auge
- Verwelkte Blüten ausputzen, um das kraftraubende Wachstum von Samenständen zu unterbinden
Erst in der laublosen Winterzeit wird eine Kletterhortensie ausgelichtet. Wenn im Januar/Februar keine Blätter den Blick auf den Verlauf der Ranken versperren, können Sie gezielter schneiden und auslichten. Abgestorbene und schwache Triebe schneiden Sie an der Basis ab. Ansonsten bleiben die Zweige unberührt, um die sommerliche Blütenpracht nicht schon im Vorfeld zu reduzieren.
Sinnvolle Absturzsicherung
In der Aufbauphase benötigt die selbstklimmende Hortensie keine Kletterhilfe, da sie über stabile Haftwurzeln verfügt. Um die Kletterhortensie schon zu Beginn an einer Fassade in die gewünschte Richtung zu leiten, ist nicht einzig eine im Topf integrierte Rankhilfe sinnvoll. Alternativ legen Sie als Starthilfe auf dem Untergrund mehrere Fixierpunkte an, beispielsweise aus Bienenwachs-Knete. Von hier aus erklimmt die Pflanze selbst glatte Flächen exakt in der Ausrichtung, in der eine Begrünung angestrebt wird.
Fernerhin ist eine Absturzsicherung empfehlenswert, da die Haftorgane lediglich an den jungen Trieben angelegt werden. Infolge des Dickenwachstums im Laufe der Jahre, reißen diese Haftorgane ab. Das führt dazu, dass sich die majestätische Kletterhortensie einzig noch mit ihren jungen Ranken an einer Fassade festhält. Dieses Verhalten erhöht die Gefahr, dass heftiger Wind und Sturm die Pflanze in ganzen Matten vom Untergrund ablöst. Indem Sie rechtzeitig ein einfaches Seilsystem installieren, gehen Sie diesem Risiko aus dem Weg.
Überwintern
Fest verwurzelt im Boden ist eine Hortensie am adäquaten Standort zuverlässig winterhart, sodass keine besonderen Vorkehrungen zu treffen sind. Das gilt nicht für eine Kletter-Hortensie im Kübel. Aufgrund der exponierten Lage des Wurzelballens, drohen in erster Linie Schäden durch scharfen Wind und klirrenden Frost. Eine Pflanze im Topf mit mobiler Kletterhilfe räumen Sie daher bitte ein in ein frostfreies Winterquartier. Da die Blätter abgeworfen werden, darf es hier auch dunkel sein. Fungierte ein Kübel hingegen aus Ausgangspunkt, um eine Fassade, Pergola oder Laube zu begrünen, garantieren die folgenden Maßnahmen eine gesunde Überwinterung:
- Vor dem ersten Frost den Topf ummanteln mit dämmenden Materialien
- Gut geeignet sind Luftpolsterfolie, Jutebänder oder Gartenvlies
- Alternativ mit einem Maschendrahtzaun umgeben und diesen füllen mit Laub, Stroh oder Erde
- Während des Winters ab und zu gießen, damit die Topferde nicht austrocknet
In den ersten 3 bis 5 Jahren stülpen Sie zusätzlich eine atmungsaktive Haube über die jungen Ranken, damit diese bei starkem Frost nicht zurückfrieren. Hilfreich sind zudem Schilfmatten, die Sie vor die Kletterhortensie stellen, zum Schutz vor kaltem Wind und intensiver Wintersonne.
Vermehren
Die Hydrangea petiolaris verdankt ihren Status als hochkarätige Kletterpflanze nicht zuletzt einer einfachen Vermehrungsstrategie. Die Absenker-Methode funktioniert ohne umfangreichen Aufwand und bringt Jungpflanzen hervor, die über die gleichen vorteilhaften Vorzüge ihrer Mutterpflanze verfügen. So gehen Sie dabei sachkundig vor:
- Im Frühling einen 10-Liter-Topf füllen mit Pikiererde, Kokosfasersubstrat oder Torf-Sand
- Diesen Anzuchttopf neben dem Kübel mit der Mutterpflanze aufstellen
- Einen halb verholzten, gesunden, nicht blühenden Trieb auf das Substrat herunter ziehen
- Den Kontaktbereich mit der Erde 8 bis 10 cm tief eingraben und mit einem Stein beschweren
Für das Triebende stecken Sie einen Holzstab in die Erde und binden die Spitze daran fest. Gießen Sie den Absenker moderat an mit weichem Wasser. In den kommenden Wochen und Monaten bleibt der Ableger mit der Mutterpflanze verbunden, sodass seine Versorgung mit Nährstoffen sichergestellt ist. Gießen Sie die Erde immer dann, wenn die Oberfläche angetrocknet ist. Ein frischer Austrieb signalisiert, dass sich am eingegrabenen Zweig ein eigenes Wurzelsystem gebildet hat. Spüren Sie zudem auf leichten Zug einen deutlichen Widerstand, kann der Absenker von der Mutterpflanze abgeschnitten werden. Umgetopft in nährstoffreiches, saures Substrat gilt ab nun das Pflegeprogramm gemäß dieser Anleitung.
Krankheiten: Blattchlorose
Eine nach dieser Anleitung gepflegte Kletterhortensie entwickelt eine robuste Resistenz gegenüber typischen Pflanzenkrankheiten. Dennoch kann es mitunter Grund zu Klage geben, weil sich die sattgrünen Schmuckblätter gelb verfärben. Was auf den ersten Blick wie eine Krankheit erscheint, ist tatsächlich das Resultat von Eisenmangel. Dieses Spurenelement ist zwar in jeder guten Pflanzenerde ausreichend vorhanden. Dennoch kann es zu Mangelerscheinungen kommen, weil Eisen nicht mehr von den Wurzeln aufgenommen und ins Pflanzeninnere transportiert wird.
Wird eine kalkempfindliche Kletterhortensie ausschließlich mit hartem Leitungswasser gegossen, kumuliert der Kalkgehalt in der Erde. Als Folge daraus werden Eisen, Magnesium und andere Mikroelemente festgelegt und stehen der Pflanze nicht mehr zur Verfügung. Diese Blockade führt zu Blattchlorose. Sichtbares Indiz sind gelbe Blätter mit grünen Blattadern. Im eng begrenzten Substratvolumen des Kübels ist die Kletterpflanze besonders anfällig. So lösen Sie das Problem:
- Bei den ersten Anzeichen die Wasserversorgung umstellen auf Regenwasser oder entkalktes Leitungswasser
- Den pH-Wert im Substrat überprüfen
- Bei einem Ergebnis von unter 5,5 die Kletterhortensie umtopfen ein hier empfohlenes, saures Substrat
Im fortgeschrittenen Stadium von Blattchlorose besteht dringender Handlungsbedarf, da es längere Zeit in Anspruch nimmt, bis die Wurzeln wieder Eisen aufnehmen. Indem Sie die Kletterhortensie einer Blattdüngung mit flüssigem Eisendünger unterziehen, gleichen Sie den Mangel dort aus, wo er sich akut auswirkt. Als Chelate-Dünger ist Eisen wasserlöslich und kann mithilfe einer Sprühflasche direkt auf die Blätter appliziert werden. Bitte beachten Sie die besonderen Sicherheitsvorschriften, da dieses Düngemittel giftiges Eisen-II-Sulfat enthält.
Fazit
Eingepflanzt im Kübel begrünt die Kletterhortensie Fassaden, Zäune, Fallrohre und Lauben auch dort, wo keine Erdpflanzung möglich ist. An halbschattigen bis schattigen Standorten erfüllt die Kletterkünstlerin die gestellte Aufgabe, ohne nach einem zeitaufwändigen Pflegeprogramm zu verlangen. Für ein gutes Gelingen garantieren ein ausreichend großer Topf mit 10 bis 30 Litern Volumen sowie ein nährstoffreiches, leicht saures Substrat. Eine auskömmliche Versorgung mit weichem Wasser und Düngen im 4-Wochen-Takt während des Sommers markieren die zentralen Punkte in der Pflege. Wächst Ihnen die Hydrangea petiolaris dann doch einmal über den Kopf, nimmt Sie Ihnen einen sommerlichen Rückschnitt nach der Blütezeit nicht übel. Das Gartenjahr findet seinen Abschluss, indem Sie den Kübel vor dem ersten Frost mit einem Wintermantel vor Erfrierungen bewahren.