Stechpalme, Ilex: Pflege von A bis Z
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Die auch als Europäische Stechpalme bekannte Ilex aquifolium ist das einzige in unseren Breiten beheimatete Gewächs aus der Gattung der Stechpalmen. Aufgrund ihrer Pflegeleichtheit und ihren in sattem rot leuchtenden Beeren erfreut sich die Stechpalme einer großen Popularität in der Landschaftsgärtnerei.
Standort und Boden
Wie nahezu alle Stechpalmen besitzt auch die hier heimische Europäische Stechpalme eine Vorliebe für schattige oder halbschattige Plätzchen. Das doch recht anspruchslose Gehölz gibt sich jedoch auch mit einem sonnigen Standort zufrieden, insofern die Luftfeuchtigkeit hoch und der Boden dementsprechend feucht ist. Dies gilt auch im Umkehrschluss. Je trockener der Standort, desto schattiger darf es sein. Als echte Waldbäume sollten die Standortbedingungen entsprechend sein. Ein optimaler Boden weist ein leicht saures Milieu auf und besteht zu einem Großteil aus nährstoffhaltigem Humus. Ein frischer und durchlässiger Boden ist eine Grundbedingung für ein gutes Wachstum. Dichte Lehmböden mit hohem Kalkanteil hingegen bekommen ihr nicht.
Pflanzen
Wie auch die sommergrüne Ilex Verticillata eignet sich das Frühjahr zur Pflanzung oder Aussaat. In jedem Fall gilt es, bis zum Abklingen der Fröste abzuwarten. So hat die Hecke genug Zeit, um über eine Saison im Erdreich einzuwachsen und eine Basis gegen den harten Winter zu bilden. Besonders lehmhaltige Böden sind vor der Pflanzung durch das großflächige Ausbringen von Laubhumus und Sand abzumagern. Ein dichter oder bindiger Boden ist ungern gesehen. Beim Pflanzen als Hecke ist unbedingt auf den benötigten Abstand zwischen den Pflanzen zu achten. Auf einen Meter kommen so abhängig vom Exemplar zwischen zwei und sechs Pflanzen. So lässt sich ein Ilex-Gewächs erfolgreich pflanzen:
- Pflanzung erfolgt im Frühjahr nach dem letzten Frost
- Wurzelballen ausgiebig im Eimer bewässern
- Pflanzenloch ausheben (Knapp eineinhalbmal so breit wie der Wurzelballen)
- Langzeitdünger oder Aushub Kompost einmischen
- Zu kalkhaltigen oder lehmhaltigen Boden mit Drittel Pflanzenerde und Drittel Sand mischen
- Verdichtete Wurzeln mit Spaten anreißen, um Wurzelbildung anzuregen
- Einsetzen der Pflanze bis zum Wurzelhals
- Auffüllen des Pflanzenlochs
- Erde antreten
- Ausgiebig angießen
Verwendung
Optimal eignet sich die Pflanze als Hecke oder Formgehölz. Besonders robuste Sorten aus der Ilex-Familie gedeihen auch an exponierten Plätzen. Auch bei frostigen Temperaturen und knallender Wintersonne halten sich Blattschäden oder Frosttrocknis im Zaum. Bevorzugt passen die Gewächse in asiatisch angehauchten Gärten in Kombination mit anderen ebenfalls immergrünen Pflanzen. Kompaktere Sorten eignen sich ebenfalls als Solitärgehölze in einer Kübelkultur. Vor allem die hier heimische Sorte, der Ilex aquifolium, dient als wertvolles Vogelbrutgehölz. Über die Sommermonate versorgt er Bienen und Hummeln mit Nektar und fungiert zugleich als Insektenhotel, während Vögel über die Wintermonate von seiner Beerenpracht als Nahrungsquelle profitieren.
Wichtige Arten
Neben der heimischen Ilex aquifolium sind vor allem der Berg-Ilex, der Ilex verticillata von großer gärtnerischer Bedeutung. Der aus Japan stammende Ilex crenata erreicht eine Höhe von bis zu 150 Zentimetern und gehört dementsprechend zu den kompakteren Gewächsen der Pflanzenart. Wildarten erreichen eine Wuchshöhe von bis zu drei Metern. Seine dornenlosen Blätter sind oval geformt. Zu seinen Eigenschaften zählen eine gute Schnittverträglichkeit und Formbarkeit. Seine Früchte und Blüten sind nicht sehr ausgeprägt.
Die aus Nordamerika stammende Ilex verticillata ist auch als Rote Winterbeere bekannt und findet sich nur in wenigen Gärten. Der laubwerfende Strauch erreicht eine Höhe von etwa drei Metern und trägt rot leuchtende, jedoch Beeren bis tief in den Winter hinein. Er überzeugt durch seine schöne Herbstfärbung in den Farben gelb bis orange.
Neben den gängigen in unseren Breiten kultivierten Arten gibt es zahlreiche weitere Stechpalmen. Die Gattung Ilex umfasst grob geschätzt rund 600 verschiedene Arten, welche wiederum in drei Untergattungen eingeteilt sind. So gibt es etwa die Ilex cyrtura, die Ilex denticulata, die Ilex fargesii oder die Ilex ficoidea.
Vermehrung
Vermehren lassen sich größere Exemplare einfach durch Absenker, da sich größere Triebe im Bereich der Krone häufig auf Bodenhöhe befinden. In Baumschulen erfolgt die Vermehrung der Ilex-Gewächse lediglich durch Stecklinge. Eine Bewurzelung dieser ist langwieriger und komplexer Prozess, da eine gewisse Bodenwärme erforderlich ist. So ist das Vermehren durch Stecklinge meist nur mithilfe spezieller Anzuchtstationen realisierbar. Auch das Vermehren durch eine Aussaat erweist sich als recht komplex, da die Samen nur schwer keimen und vorerst eine Stratifizierung vonnöten ist.
Folgende Arten der Vermehrung sind möglich:
- Vermehrung durch Absenker (empfohlen)
- Vermehrung durch Stecklinge (nicht empfohlen)
- Vermehrung durch Aussaat (nicht empfohlen)
Die Beseitigung der Keimhemmung, auch Stratifizierung genannt, ist ein spezielles Verfahren, bei welchem die Keimfähigkeit diverser Samen potenziert werden soll. Eine solche Keimhemmung tritt häufig bei Stauden oder Gehölzen der gemäßigten Breiten auf. Der Grund liegt auf der Hand: Keimen die Samen im Herbst, würde der Winterfrost die jungen Sämlinge dahinraffen. Damit die Samen keimen können, müssen sie über einen längeren Zeitraum sehr niedrigen Temperaturen ausgesetzt sein.
Gießen
Beim Pflanzen ist die Palme ausgiebig anzugießen. Ist die Pflanze im Erdreich verwurzelt, zieht die Pflanze die Feuchtigkeit direkt aus der Erde. Normalerweise ist ein zusätzliches Gießen nicht notwendig. Kübelkulturen hingegen benötigen einer regelmäßigen Gabe von Wasser. Bei extremer Trockenheit kann auch das Gießen von Freilandkulturen notwendig sein. Staunässt ist zwingend zu vermeiden, da dauerfeuchte Wurzeln aufgrund der einsetzenden Wurzelfäule zum Absterben der Pflanze führen kann. Ein kalkarmes Gießwasser ist zu bevorzugen.
Düngen
Sämtliche Arten der Stechpalme bevorzugen einen eher sauren Boden, weswegen ein kalkhaltiger Dünger nicht empfehlenswert ist. Ein hoher Stickstoffanteil im Dünger sorgt für ein prächtiges Wachstum. Es reicht aus, die Palme ein Mal im Jahr zu düngen. Der beste Zeitpunkt für eine Düngung ergibt sich vor der Wachstumsperiode im Frühjahr. Gedüngt wird mit einem Langzeitdünger, etwa mit Pferdemist, Hornspänen oder Universaldünger.
Schneiden
Es ist kein regelmäßiger Rückschnitt notwendig. Grundsätzlich sind sämtliche Arten der Ilex-Gewächse sehr robust, ein Rückschnitt im Sommer oder Frühjahr bereitet in der Regel keine Probleme. Notwendig ist ein Rückschnitt etwa zur Formgebung oder zur Ausdünnung. Beim Schneiden ist ein zu radikaler Rückschnitt zu vermeiden, da das Wachstum sehr langsam vonstatten geht. Beim Schneiden sind folgende Dinge zu beachten:
- Rückschnitt im Frühjahr oder Sommer
- Formschnitt oder Ausdünnung
- Kein radikaler Rückschnitt da langsames Wachstum
- Generell schnittverträglich
Nicht nur in Form eines Strauchs, auch als Hochstamm lässt sich der Ilex aquifolium kultivieren. Als Hochstamm besitzt er eine breit ovale oder pyramidenförmige Krone. Als Hochstamm erreicht er eine Höhe von bis zu 10 Metern.
Überwintern
Das Überwintern von Stechpalmen ist auch für Hobbygärtner ein Leichtes. Die allermeisten Arten sind von Natur aus winterhart und bedürfen keines besonderen Schutzes im Winter. Lediglich Sämlinge, Keimlinge oder Jungpflanzen sind noch nicht ausgehärtet, um den Frösten im Winter zu widerstehen. Hier eignet sich ein Winterschutz, etwa ein Vlies oder Tannenzweige zur Dämmung und zum Schutz vor eisigen Winden. Kübelkulturen sollten an einem frostfreien und hellen Ort überwintern. Dies kann etwa ein heller Hausflur oder ein nicht beheizter Wintergarten sein.
Krankheiten und Schädlinge
Ein häufiger doch ungern gesehener Gast ist die Ilex-Minierfliege. Die unter ihrem Fachnamen Phytomyza ilicis bekannte Blattminenfliege hinterlässt meist ein charakteristisches Schadbild an befallenen Pflanzen. Ihre Larven befallen das Blattgewebe und hinterlassen unschöne Grabgänge im Laubkleid der Stechpalme. Auch die Verpuppung der Insekten findet hier statt. Befallene Pflanzenteile sind zeitig im Frühjahr zu entfernen und zu entsorgen, bevor neue Generationen schlüpfen können. Nicht zuletzt verirren sich gerne Dickmaulrüssler oder auch Otiorhynchus in heimische Gärten, wo sie sich an den fleischigen Blättern der Stechpalmen laben. Der charakteristische Buchtenfraß deutet auf einen Befall hin. Er lässt sich leicht durch den Einsatz von Nematoden bekämpfen.