Orchideen-Standort über der Heizung – ist Heizungsluft schädlich?
Inhaltsverzeichnis
- Darf man Orchideen über einer Heizung kultivieren?
- Welche Orchideen-Arten sich für eine Haltung auf der Fensterbank eignen
- Diese Orchideen fühlen sich in einer Vitrine am wohlsten
- Weshalb Orchideen Zentralheizungen lieber mögen als Kamine
- Wie Sie erkennen, dass Ihre Orchidee sich über der Heizung unwohl fühlt
- Hohe Luftfeuchtigkeit – aber nur mäßig gießen!
- So fühlen sich Ihre Orchideen auch über der Heizung wohl
- So basteln Sie Fensterbankschalen für Ihre Orchideen
Weltweit sind rund 30.000 verschiedene Orchideen-Arten bekannt, die natürlich nicht alle in Zimmerkultur gehalten werden. Allerdings ist die Auswahl zwischen den kultivierten Arten ebenfalls unerschöpflich, wobei die Ansprüche in puncto Pflege und Haltung sich stark unterscheiden. Viele Orchideen können Sie problemlos auf der Fensterbank kultivieren, andere fühlen sich nur in speziellen Gewächshäusern mit genau eingestellter Temperatur, Helligkeit und Luftfeuchtigkeit wohl.
Darf man Orchideen über einer Heizung kultivieren?
In den meisten Wohnungen befinden sich die Heizkörper direkt unter den Fenstern. Das hat praktische Gründe, denn die verbliebenen Wände benötigt man für die Möbel. Die moderne Heizungsinstallation stellt so manchen Pflanzenfreund zumindest im Winter vor Probleme: Damit die Orchideen genug Licht bekommen, müssen sie direkt vorm Fenster stehen – und damit über der Heizung.
Da viele Orchideen eine hohe Luftfeuchtigkeit benötigen und eine eingeschaltete Heizung zu trockener Raumluft führt (die, nebenbei bemerkt, nicht nur schädlich für die Pflanzen ist, sondern auch die Ursache für die häufigeren Erkältungskrankheiten im Winter), ist dieser Standort wenig optimal.
Dennoch können Sie einige Orchideen-Arten hier problemlos kultivieren, sofern Sie für eine entsprechend hohe Luftfeuchtigkeit sorgen. Anspruchsvollere Orchideen jedoch sollten auf keinen Fall über der Heizung gehalten werden: Sie gehören in eine spezielle Vitrine.
Welche Orchideen-Arten sich für eine Haltung auf der Fensterbank eignen
Zu den bekanntesten – und wahrscheinlich auch beliebtesten – Zimmerorchideen gehört die Phalaenopsis. Sie wird auch als Schmetterlings- bzw. Nachtfalterorchidee bezeichnet und ist in zahlreichen vielfarbigen Sorten erhältlich. Die Phalaenopsis gilt als ausgesprochen pflegeleicht und kann problemlos im Winter über der Heizung kultiviert werden – vorausgesetzt, Sie sorgen für ausreichend Luftfeuchtigkeit. Weitere beliebte und pflegeleichte Orchideen-Arten, denen bei entsprechender Pflege Heizungsluft nichts ausmacht, sind beispielsweise diese:
- Odontoglossum (optimale Temperatur zwischen 18 und 24 °C)
- Cattleya (optimale Temperatur bis 30 °C)
- Paphiopedilum (Frauen- oder auch Venusschuh, optimale Temperatur zwischen 15 bis 25 °C)
- Oncidium (optimale Temperatur zwischen 18 bis 22 °C)
- Miltonia oder Miltoniopsis („Stiefmütterchen-Orchidee“, optimale Temperatur bei ca. 20 °C)
- Cambria (pflegeleichte Kreuzungen verschiedener Arten, nicht über 25 °C)
- Cymbidium (für die Fensterbank sind nur die kleineren Sorten geeignet, benötigen über 60 % Luftfeuchtigkeit)
Diese Orchideen fühlen sich in einer Vitrine am wohlsten
Daneben gibt es jedoch eine ganze Reihe von Orchideen, die sich auf der Fensterbank überhaupt nicht wohl fühlen und bestenfalls eine genau temperierte und beleuchtete Umgebung brauchen. Diese Exemplare fühlen sich geschützt in einem (nach oben offenen) Terrarium bzw. einer Pflanzenvitrine am wohlsten. Ein bekanntes (und beliebtes) Beispiel für solch anspruchsvollere Exemplare sind die Vanda-Orchideen („Ascocentrum“), die bestenfalls ohne Substrat in einer Glasvase gepflegt wird.
Weshalb Orchideen Zentralheizungen lieber mögen als Kamine
Bis vor etwa 40 Jahren hatten viele Haushalte noch keine Zentralheizung. Stattdessen befand sich in jedem Zimmer ein Kachelofen, der meist in einer Ecke abseits des Fensters stand. Diese Öfen sind heutzutage kaum noch zu finden – stattdessen feiern seit einigen Jahren dank steigender Heizungskosten mit Holz zu beheizende Kamine ein Revival. Wird ein Raum vornehmlich durch einen Ofen oder Kamin beheizt, sollten Sie in diesem keine Orchideen kultivieren.
Die Temperaturen in kaminbeheizten Räumen schwanken sehr stark und lassen sich zudem kaum kontrollieren – Bedingungen, mit denen Orchideen überhaupt nicht zurechtkommen. Sie brauchen stattdessen eine mehr oder weniger gleichbleibend temperierte Umgebung mit etwas niedrigeren Temperaturen in der Nacht. Aus diesem Grund empfiehlt sich für die Orchideenkultur grundsätzlich eine leichter zu kontrollierende Zentralheizung.
Wie Sie erkennen, dass Ihre Orchidee sich über der Heizung unwohl fühlt
Mit einer artgerechten Pflege und einer ausreichend hohen Luftfeuchtigkeit lassen sich viele Orchideen über der Heizung kultivieren. Sollten Sie jedoch eines der folgenden Anzeichen bemerken, behagt Ihrem Exemplar der gewählte Standort nicht:
- Orchidee blüht nicht
- bereits ausgebildete Knospen werden abgeworfen
- Orchidee ist mit Woll- bzw. Schmierläusen befallen
Insbesondere ein Befall mit Wollläusen sowie der Knospenverlust (nicht verwechseln mit dem Abwerfen bereits verblühter Blüten!) sind ein deutlicher Hinweis auf eine zu trockene Raumluft. Beide Probleme lassen sich in den Griff bekommen, wenn Sie die Luftfeuchtigkeit deutlich erhöhen. Bildet die Pflanze jedoch nicht einmal mehr Knospen aus – d. h. sie blüht nicht – so ist in der Regel der fehlende Tag- und Nacht-Wechsel bzw. bei manchen Arten auch die fehlende Winterruhe die Ursache. Die sehr häufig kultivierte Phalaenopsis etwa braucht nachts etwas kühlere Temperaturen als tagsüber – nur dann bildet sie neue Blüten aus.
Hohe Luftfeuchtigkeit – aber nur mäßig gießen!
Viele Pflanzenfreunde mit kränkelnden Orchideen begehen den Fehler und verwechseln die Forderung nach einer höheren Luftfeuchtigkeit mit einem häufigeren Gießintervall. Dabei ist das genaue Gegenteil der Fall! Während viele Orchideen-Arten während der Sommermonate etwa einmal wöchentlich gegossen werden müssen, benötigen sie im Winter wesentlich weniger Wasser – Sie brauchen zwischen Oktober und März nur alle zehn bis 14 Tage, bei kühl überwinternden Orchideen sogar noch seltener – zur Gießkanne greifen. Als Faustregel gilt: Je dunkler und kühler die Orchidee steht, desto weniger Wasser benötigt sie. Der Grund hierfür liegt im heruntergefahrenen Stoffwechsel der Pflanze: Die Wurzeln nehmen wesentlich weniger Wasser auf, zudem verdunstet weniger Wasser über die Blätter.
So fühlen sich Ihre Orchideen auch über der Heizung wohl
Trotzdem Sie die Orchideen im Winter weniger gießen müssen, brauchen sie doch eine Luftfeuchtigkeit von mindestens 60 °C – manche Arten sogar noch mehr. Erfahrungsgemäß trocknet eine laufende Heizung die Umgebungsluft jedoch stark aus – in beheizten Räumen mit Temperaturen zwischen 20 und 22 °C liegt die Luftfeuchtigkeit selten bei mehr als 40 °C. Sollten Sie Ihre Orchideenzimmer noch wärmer heizen, so ist die Luftfeuchtigkeit noch geringer. Das wiederum behagt den Pflanzen nicht und sie fangen an zu kränkeln – wenn sie auch nicht gleich absterben. Damit die Orchideen gesund bleiben, müssen Sie also die Luftfeuchtigkeit künstlich heraufsetzen. Hierfür gibt es verschiedene Möglichkeiten:
- Sie trocknen Ihre Wäsche in der Wohnung (nicht zu empfehlen, fördert Schimmelbefall in der Wohnung)
- Installation eines Luftbefeuchters (elektrisch oder ein an der Heizung befestigtes Gefäß mit Wasser)
- Verdunstungsschalen auf der Fensterbank
- Fensterbankschalen, auf die die Orchideen direkt gestellt werden
- regelmäßiges Besprühen der Orchideen mit zimmerwarmem Wasser (mehrmals täglich)
So basteln Sie Fensterbankschalen für Ihre Orchideen
Zur Erhöhung der Luftfeuchtigkeit für auf der Fensterbank kultivierten Orchideen haben sich Fensterbankschalen als besonders effektiv erwiesen. Hier wird die Luftfeuchtigkeit lediglich lokal auf das erwünschte Maß erhöht, so dass die Pflanze direkt davon profitiert. Sie können entsprechendes Equipment im Handel kaufen (Kosten je nach Größe und Material: ab 15 bis 20 EUR), aber auch relativ einfach nachbauen. Sie benötigen lediglich eine flache Schale sowie ein Gitter, welches Sie in die Schale hineinlegen. In die Schale gießen Sie Wasser hinein, so dass das Gitter bedeckt ist. Darauf stellen Sie die Orchidee samt Übertopf (wichtig, denn die Pflanze darf keine nassen Füße bekommen!).
Durch die warme Heizungsluft verdunstet das Wasser allmählich und die Luftfeuchtigkeit erhöht sich auf das benötigte Maß direkt an der Orchidee. Je nach Raumtemperatur und Größe der Fensterbankschale müssen Sie diese alle paar Tage, spätestens jedoch alle zwei bis drei Wochen nachfüllen. Statt eines Gitters können Sie übrigens auch Blähton-Kügelchen (wie für eine Hydrokultur) verwenden sowie statt einer flachen Schale einen weiteren, zwei bis drei Nummern größeren Übertopf (dessen Boden Sie einige Zentimeter dick mit dem Blähton befüllen). Dieses System eignet sich besonders für Orchideen, die etwas kühler stehen sollten – das verdunstende Wasser kühlt zugleich die Wurzeln.