Passionsblume schneiden: Anleitung | Rückschnitt vom Überwintern
Inhaltsverzeichnis
Seit Jahren nimmt die Beliebtheit der Passionsblume zu. Sie zählt zu den pflegeleichteren Pflanzen, die dekorativ Gärten, Terrassen und Balkone zieren. Doch ein wichtiger Aspekt spielt eine entscheidende Rolle, der über die Entwicklung bestimmt: das Schneiden. Hier machen viele Hobbygärtner Fehler und wundern sich, warum ihre Passiflora nicht wie gewünscht gedeiht. Wie Sie es richtig machen, erklärt der Pflanzen-Experte.
Rückschnitt-Gründe
Anregung der Blütenbildung
Kaum eine Pflanze reagiert mit einer deutlich verbesserten Blütenbildung, wie das Passionsblumengewächs. Blüten wachsen ausschließlich an jungen Trieben. Mit den Jahren verholzen diese und nehmen Neutrieben die Chance zum Wachstum. Durch einen richtig durchgeführten Rückschnitt zum idealen Zeitpunkt können Verzweigungen neuer Triebe gefördert werden. Je weitflächiger die Neutriebe austreiben, desto umfangreicher können sich Blütenknospen verteilen.
Zudem kann die Passiflora zügig eine Höhe von bis zu zehn Metern erreichen. Das erfordert eine hohe Nährstoffversorgung, die in vielen Fällen zu einer Einschränkung der Blütenbildung führt.
Mehr Früchte
Haben sich viele Blüten entwickelt, macht sich dies natürlich auch bei der Fruchtbildung bemerkbar. Die meisten in hiesigen Regionen erhältlichen Passionsblumen besitzen zwar Früchte, die nicht essbar sind, aber zumindest optisch versprühen sie ein einzigartiges mediterranes Flair und sind deshalb durchaus in großer Menge erwünscht.
Dichtes Wachstum
Passionsblumen besitzen mehrere starke Leittriebe, die bereits ab dem zweiten Lebensjahr verholzen. Sie bilden die Basis. Je länger sie werden, desto schwächer werden sie, wenn sie nicht regelmäßig durch ein Kürzen gestärkt werden. In der Folge nehmen das Blattwachstum und insbesondere die Neutriebbildung ab. Die Pflanze wird immer lichter, Blüten bleiben aus und sie wird zunehmend unansehnlicher. Ein Schneiden der Passiflora verhindert dies und sorgt dafür, dass ein dichtes Wachstum folgt.
Längeres, gesundes Leben
Die Bildung der Blüten, Früchte und Samen bedeutet für das Passionsblumengewächs eine immens starke Belastung. Während dieser Vegetationsphase steigt der Nährstoffbedarf in die Höhe, die Pflanze verliert an Stärke und Widerstandskraft. Dem können Sie mit einem Schneiden vorbeugen und die Pflanze dabei unterstützen, diese Zeit deutlich besser zu überstehen. Danken wird sie es Ihnen mit einem gesunden Aussehen und einer langen Lebensdauer.
Schneiden zur Überwinterung
Die Passifloraceae wächst bei idealen Haltungs- und Pflegebedingungen verhältnismäßig schnell in die Höhe. Als Rankenpflanze klettert sie in alle Richtungen. Eine Höhe von zehn Metern ist keine Seltenheit, sofern dies so gewollt ist. Das macht es vielfach zu einem Problem, wenn die überwiegend kälteempfindliche Pflanze zur Überwinterung umquartiert werden muss. Ein Rückschnitt ist dementsprechend die Lösung, wobei es hier vor allem darauf ankommt, wann und wie Sie schneiden.
Zudem können Sie mit einem Rückschnitt vor der Überwinterung beste Voraussetzungen für den Wachstumsbeginn im Folgejahr schaffen, indem Sie ihr eine entspannte Winterruhe ermöglichen – denn es gilt: je weniger Pflanzenteile im Winter zu versorgen sind, desto besser kommt die Maracuja-Pflanze durch den Winter.
Im Krankheitsfall
Ist die Passionsblume erkrankt oder beispielsweise Parasiten haben sie heimgesucht und extrem geschwächt, kann sie das im schlimmsten Fall das Leben kosten. Um sie bestmöglich bei der Genesung zu unterstützen und/oder ihr wieder zu Kräften zu verhelfen, kann ein spezieller Rückschnitt oftmals Wunder bewirken und ein völliges Absterben verhindern. Einzig auf die richtige Schnitttechnik kommt es an!
Formschnitt und Höhen-/Breitenkorrektur
Haben Sie nur bedingt Platz für Ihre Passionsblume vorhanden oder wächst sie ungleichmäßig, sorgen der Formschnitt oder die Höhen- und Breitenkorrektur für gewünschte Abmessungen und Linien.
Bester Zeitpunkt zum Schneiden
Grundsätzlich kann die Passionsblume im frühen Herbst oder im Frühjahr nach dem letzten Frost geschnitten werden. In erster Linie kommt es aber darauf an, aus welchem Grund Sie schneiden möchten.
Herbstschnitt
Um die Blüte und ein dichtes Wachstum anzuregen, eignen sich beide Zeitpunkte. Wichtig dabei ist, dass der Rückschnitt nach der Blütenwelke oder der Fruchternte und vor dem ersten Kälteeinbruch vorgenommen wird. Anfang Oktober ist meist der ideale Moment für den Rückschnitt gekommen.
Frühjahresschnitt
Im Frühjahr sollte der Beginn der Wachstumsperiode kurz bevorstehen und noch keine Knospen vorhanden sein, die sich in der Regel je nach Witterungsbedingungen bereits ab Mitte Mai bilden können. Dementsprechend gilt hier direkt nach den Eisheiligen der perfekte Zeitpunkt zum Rückschnitt. In Ausnahmefällen kann auch nach Vegetationsbeginn und Blütenbildung geschnitten werden.
Wann im Herbst schneiden?
Im Herbst kann/sollte ein Rückschnitt aus folgenden Gründen erfolgen:
- Im Krankheitsfall und geschwächtem Zustand, um schadenfrei durch die Winterruhe zu kommen
- Zur Größenregulierung für den Umzug in ein Winterquartier
- Lichtes Blattkleid und/oder Wachstumsstörungen
- Förderung der Blütenbildung
- Die Pflanze soll geschont werden, indem auf die Fruchtbildung verzichtet wird (Schnitt direkt nach der Blüte Ende August/Anfang September)
Wann im Frühjahr schneiden?
Im Frühjahr empfiehlt sich ein Rückschnitt insbesondere dann, wenn folgende Punkte zutreffen:
- Im Herbst wurde nicht geschnitten
- Das Gewächs hat Schäden während der Überwinterung davongetragen
- Es bilden sich zu dünne Triebe
- Es zeigen sich nur wenige bis gar keine Knospen (Schnitt nach Vegetationsbeginn)
- Formschnitt
- Im Krankheitsfall (Schnittzeitpunkt bei Bedarf während der gesamten Gartensaison)
Anleitung zum Schneiden
Dichteres Wachstum und Anregung der Knospenbildung
Um ein dichteres Wachstum zu erreichen, sind die Seitentriebe zu kürzen. Daraus entwickeln sich Verzweigungen neuer Triebe, die entsprechend mehr Platz für Blattwerk und die Blüten bieten. Je mehr Verzweigungen und damit neue Triebe entstehen können, desto dichter und blütenreicher wird die Passionsblume.
Beim Schneiden gehen Sie wie folgt vor:
- Kürzen Sie im Herbst alle Triebe, die sich in dem Jahr gebildet haben
- Schneiden Sie diese bis auf drei bis fünf Augen zurück
- Ältere, verholzte Triebe sollten um einige Zentimeter gekürzt werden, um ihnen zu mehr Kraft zu verhelfen
- Kürzen Sie vertrocknete und lichte Triebe radikal am Austriebspunkt
- Sich kreuzende Triebe dort abschneiden, sodass sie nicht mehr überlappen
- Im Idealfall schneiden Sie im Frühherbst die Triebe mit verwelkten Blüten ab, da sie viel Energie rauben
Rückschnitt vorm Überwintern
Zwingend notwendig ist ein Rückschnitt für eine optimale Überwinterung nicht. Im Gegensatz zu vielen anderen Pflanzen verträgt die Passiflora selbst einen radikalen Rückschnitt, obwohl dies in der Regel eine große Belastung darstellt. So können Sie die Pflanze auf jede beliebige Höhe und Breite stutzen, damit sie beispielsweise den Winter auf der Fensterbank in einem unbeheizten Schlafzimmer oder auf kleinstem Raum im Wintergarten verbringen kann.
Ein Radikalschnitt ist vor allem dann zu empfehlen, wenn Sie zusätzlich zur Verkleinerung die Blüten- und Fruchtbildung begünstigen möchten und/oder ein dichteres Wachstum in der nächsten Gartensaison wünschen. Beim Radikalschnitt schneiden Sie alles inklusive der Leitäste bis auf rund 15 bis 20 Zentimeter zurück. Aufgrund des schnellen Wachstums wird Ihr Exemplar im Frühjahr zügig und vor allem kräftig wieder austreiben.
Radikalschnitt im Frühjahr
Von einem Radikalschnitt, wie Sie ihn zur Überwinterung vornehmen können, sollten Sie im Frühjahr absehen – Ausnahme: Ihre Pflanze ist krank und ein Radikalschnitt fördert die Genesung. Ein zu tiefes Zurückschneiden im Frühjahr würde die Blütenbildung verzögern und den natürlichen Rhythmus beeinflussen. Das bedeutet, sie könnte zu weit in den Herbst hinein blühen und sich damit zu spät auf die Winterruhe einstellen. Hier laufen Sie Gefahr, dass sie nicht ausreichend Reserven für die kalte Jahreszeit sammeln konnte und entsprechend schwächer durch den Winter kommt.
Radikalschnitt im Krankheitsfall
Wenn durch eine Erkrankung oder einen Schädlingsbefall das Passionsblumengewächs stark geschwächt ist, ist ein Radikalschnitt die optimale Unterstützung für eine schnelle Genesung. Dies beruht darauf, dass eine kurz geschnittene Pflanze weniger Energie und Nährstoffe benötigt, um die Versorgung aller Pflanzenteile sicherzustellen. Nach einem Radikalschnitt kann sich die Pflanze besser erholen und neu gewonnene Energie gleichmäßig und wohl dosiert in die Bildung neuer Triebe investieren. Das hat zur Folge, dass sie wieder gesund und kräftig heranwächst. Im Krankheitsfall beziehungsweise deutlicher Schwäche ist ein Radikalschnitt zu jedem Zeitpunkt zwischen Frühjahr und Einzug in das Winterquartier möglich.
Formschnitt und Größenkorrektur
Passionsblumen wachsen im Jahr durchschnittlich zwei Meter. Je nachdem, wie gleichmäßig das Sonnenlicht auf sie fällt, kann sie unterschiedliche Wachstumsgeschwindigkeiten in alle Richtungen aufweisen. Um sie wieder in Form zu bringen und vor allem gleichmäßig an einer Rankenhilfe emporsteigen zu lassen, sollten im Frühjahr der Form- und der Höhen-/Breitenschnitt erfolgen. Hierbei schneiden Sie alle herausragenden Triebe auf gleiche Höhe ab. Während des Sommers können weitere Formkorrekturen vorgenommen werden, solange sich diese auf nur einige Zentimeter beschränken und keine Blüten davon betroffen werden.
Das richtige Schneidewerkzeug
Wichtig ist beim Rückschnitt einer Passionsblume, dass Sie sich ausschließlich eines scharfen und sauberen Schneidewerkzeugs bedienen. Mit stumpfen Messern und Scheren verursachen Sie Quetschungen an den verbleibenden Trieben, an denen die Schnittwunde schlechter abheilt. Das wiederum erhöht das Infektionsrisiko von Pilzbefällen. Auch durch infiziertes Schneidewerkzeug können Bakterien, Viren sowie Schädlinge auf die Passiflora übertragen werden. Vor allem beim Herbstschnitt kann dies fatale Folgen mit sich bringen und die Rankenpflanze über den Winter schlimmstenfalls absterben lassen. Desinfizieren Sie deshalb das Schneidewerkzeug vor der Anwendung. Dazu stehen Ihnen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung:
- Klingen mit eine Desinfektionsspray für den Haushalt von allen Seiten einsprühen (beispielsweise mit Sagrotan)
- Kochen Sie das Schneidewerkzeug mindestens zehn Minuten in einem Topf mit Wasser ab
- Benässen Sie die Klingen mit Spiritus und halten sie diese rund zwei Minuten in die Flamme eines Bunsenbrenners