Orchideensubstrat – was ist drin? Anleitung zum selber machen
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Die Orchidee gehört wohl zu den bekanntesten und beliebtesten Blumen, die sich in den deutschen Wohnräumen und Gärten finden lassen. Über 1.000 Gattungen finden sich weltweit und von diesen stellen die Epidendroideae, hauptsächlich in den Tropen vorkommend, die größte Familie der Orchidaceae dar. Aufgrund der fünf primären Unterfamilien und der drei Wuchsformen werden unterschiedliche Substrate für die Aufzucht und den Standort im Beet oder Topf benötigt. Natürlich finden sich im Handel eine Vielzahl von Substraten, doch können Sie ohne große Schwierigkeiten das geeignete Substrat selbst mischen und Ihre Orchideen damit versorgen. Dafür reicht lediglich zu wissen, welche Stoffe als Substrat für die Orchideen geeignet sind und in welchem Verhältnis diese vermischt werden.
Warum wird ein Substrat benötigt?
Aufgrund der vielen Orchideenarten gibt es kein einheitliches Substrat, das sich für die Aufzucht aller Orchidaceae eignet. Zum Beispiel benötigen tropische Arten ein luftiges Substrat, das schnell trocknet, damit die Wurzeln nicht faulen und absterben. Viele europäische oder arktische Orchideen dagegen vertragen sehr gut durchlässige Erde, wie sie in herkömmlichen Gärten vorkommt. Bei der Orchideenhaltung kommt es darauf an, den ursprünglichen Standort der Art nachzuahmen und das geschieht durch das Substrat. Da die Wurzeln vor allem bei den tropischen Arten nicht unter der Erde liegen, sind sie viel frischer Luft ausgesetzt und nehmen nur so viel Wasser aus dem Regen auf, wie sie benötigen. Jede Art bestimmt ihre Wuchsform und daher ist es wichtig, sich genau auf die Bedürfnisse der Pflanze einzustellen. Folgende Wuchsformen finden sich bei Orchideen:
- auf Pflanzen (epiphytisch)
- auf Steinen oder Felsen (lithophytisch)
- auf oder in der Erde (terrestrisch)
Bestandteile der Substrate
Die Kombination organischer und anorganischer Inhaltsstoffe für die Substrate ist häufig im Bereich der käuflichen Produkte zu finden. Doch werden ebenso Substrate rein aus anorganischen Stoffen, manchmal sogar chemisch hergestellt, ebenso angeboten, die sich nur in den wenigsten Fällen als vorteilhaft für den Wuchs der Orchideen anbieten. Eine schonende Alternative zu den anorganischen Varianten sind Substrate, die ausschließlich oder hauptsächlich aus organischen Substanzen bestehen und mit anorganischen Stoffen angereichert werden. Diese reichen von klassischer Rinde über Holzkohle bis hin zu Ton. Jedes Substrat hat seine Vor- und Nachteile und sollte deshalb genau abgestimmt sein, damit die Wasseraufnahme und Abgabe an die Pflanzen effektiv funktioniert. Die folgenden Bestandteile werden für die Substrate genutzt.
Rinde
Die Rinde verschiedener Bäume wird schon seit Jahrzehnten für den Anbau und die Haltung von Orchideen benutzt. Das liegt vor allem daran, dass der Großteil der Orchideen im Handel tropische und subtropische Arten sind, die auf Bäumen wachsen und daher liegt der Gedanke nahe, dass sich Rinde sehr gut für die Pflanzen eignet. Die Rinde wird in verschiedenen Körnungen angeboten und ist vor allem als Standard-Substrat für Orchideen der Gattung Phalaenopsis, den Nachtfalterorchideen, bekannt. Für die Rinde wird meist Pinie benutzt und es kommt in Körnungen von unter zehn Millimeter bis über 30 Millimeter vor. Hier gilt der Grundsatz: je feiner die Wurzel der Orchidee ist, desto feiner sollte die Körnung des Rindensubstrats sein. Weitere Vorteile der Rindensubstrate sind:
- zersetzt sich sehr langsam
- gibt viele Nährstoffe an die Orchidee ab
- erhöhte Wasserdurchlässigkeit
- geeignet für epiphytisch wachsende Orchideen
Naturfasern
Zu den Naturfasern gehören die folgenden Bestandteile:
- Holz
- Buchenlaub
- Kokos
- Kork
- Nussschalen
- Weißtorf
- Moose
Diese Stoffe eignen sich alle als Zusatz zum Substrat für epiphytische Arten und unterstützen die Aufnahme, die Verteilung und das Speichern von Feuchtigkeit. Alle dieser Komponenten bis auf den Weisstorf zersetzen sich im Laufe der Zeit und geben Nährstoffe an die Pflanze ab. Kokos-Fasern sorgen vor allem bei jungen Exemplaren für eine gute Durchlüftung, ebenso wie Nussschalen, die eine nährstoffreiche Alternative zu Holz und Kokos sind. Die einzelnen Bestandteile können sehr einfach gemischt und auf die einzelne Orchideenart abgestimmt werden, was sie so effektiv in der Nutzung macht. Weisstorf sollte maximal zu 30 Prozent in das Substrat gegeben werden, da es sonst die Wurzeln erstickt. Weisstorf senkt den pH-Wert des Substrats und ist sehr strukturstabil, ebenso wie Buchenlaub, Kork und Hölzer.
Sphagnum
Sphagnum-Moos ist ein einzigartiges Moos, das sich für Arten nutzen lässt, die besonders anspruchsvoll sind, sehr feine Wurzeln haben und viel Wasser benötigen. Da dieses Moos unter Naturschutz steht, gehört es zu den teuersten Substraten und ist vorteilhaft für die Gattungen Phragmipedium, Disa oder Dracula.
Minerale
Zu den Mineralen im Substrat gehören Sand und Kalk, die die Orchideen mit ihren Eigenschaften unterstützen. Sand ist ein Mittel, um das Substrat von Erdorchideen zu trocknen, falls dieses zu nass geworden ist. Kalk dagegen wird als wichtiges Spurenelement benutzt und sorgt für eine effektive Wasseraufnahme. Trotzdem sollte für die Orchideen niemals kalkhaltiges Wasser genutzt werden. Tipp: Kalk können Sie auch aus Eierschalen, Muscheln oder anderen kalkhaltigen Schalen, Steinen oder Lebensmitteln gewinnen. Es muss nicht immer ein Zusatzstoff aus dem Handel sein.
Erde und Kompost
Klassische Gartenerde ist für eine kleine Zahl von Erdorchideen zu empfehlen. Zum Beispiel profitieren Bletilla-Arten von der nährstoffreichen Erde. Bei der Auswahl der Erde sollte auf eine gute Qualität mit hoher Durchlässigkeit geachtet werden, denn auch hier darf sich nicht zu viel Staunässe entwickeln. Zudem sind Humus, Kompost und Nadelhumus für die Substrate zu empfehlen. Sie ermöglichen eine höhere Nährstoffaufnahme für Arten wie Pleione und besonders der Nadelhumus glänzt als Bestandteil des Substrats. Er ist sauer und belastet die Orchidee nicht mit Salzen. Dafür kann es bei Humus und Kompost zu Befall durch Schädlinge kommen, daher muss beim Einsatz dieser Stoffe darauf verstärkt geachtet werden.
Vulkangestein
Reines Vulkangestein wird als Substrat für die kleinste Gruppe der Orchideen, der Lithophyten, genutzt. Diese Arten wachsen auf Steinen und benötigen daher das Vulkangestein, um die notwendigen Nährstoffe zu wählen. Andere Steine können dafür ebenfalls gewählt werden, doch eignet sich grobes Vulkangestein besser. Ein bekanntes Substrat aus Vulkangestein ist Perlite, das durch das Aufschäumen des Steins für eine effektive Drainage von epiphytischen Arten sorgt. Aufgrund der Verarbeitung ist Perlite aber ein anorganischer Stoff, der für Jungpflanzen mit empfindlichen Wurzeln geeignet ist.
Holzkohle
Holzkohle ist ein effektiver Stoff, um gegen Bakterien im Substrat vorzugehen. Sie sollte in fast allen Substraten genutzt werden, da sie desinfizierend, auflockernd und gegen giftige Stoffe wirkt. Sie erhält die Vitalität der Orchidee, ist aber aufgrund ihrer dunklen Farbe etwas unästhetischer als andere Beigaben.
Anorganische Substrate
Die anorganischen Substrate umfassen eine große Gruppe von Stoffen, die mit Bedacht eingesetzt werden sollten. So bieten sich Styropor, Schaumstoff oder aufgeschäumtes Plastik nur bedingt an, da sie häufig zu viel Wasser speichern oder kein Wasser an die Pflanze abgeben. Blähton, Lavalit (für Lithophyten), Lehm (für Erdorchideen), Seramis, Steinwolle (Odontoglossum) und Zeolith (wirkt gegen Ammonium) dagegen sind spezialisiert auf bestimmte Bedürfnisse bei der Haltung von Orchideen und eignen sich dementsprechend gut. Sie haben fast keine negativen Eigenschaften, außer der Blähton kann manchmal etwas versalzen. Vor dem Beimischen in das Substrat sollten beachtet werden, für welche Arten sie sich lohnen. Sie sorgen für eine gute Drainage und helfen bei der Aufnahme des Wassers, ohne der Orchidee die Luft zu rauben.
Vorteile selbst angemischter Substrate
Substrate für Orchidaceae aus dem Handel gibt es wie Sand am Meer und viele dieser Rezepturen eignen sich nur bedingt für die Pflanzen. Ein typischer Fehler dieser Substrate ist der übermäßige Einsatz von Torf, der jedoch die Pflanze abwürgen kann und die Wurzeln verfaulen lässt. Ebenso kann es zu einem Befall durch Schädlinge kommen, da die fertigen Substrate häufig der perfekte Nährboden für Insekten ist. Ein Beispiel sind Trauermücken, die sich sehr gerne an den Pflanzen vergreifen und diese erheblich schädigen können. Aus diesem Grund empfiehlt sich ein Substrat aus der eigenen „Herstellung“, das vom Mengenverhältnis schonender und effektiver für die Blumen ist.
Substrat selber machen – eine Anleitung
- Sobald Sie sich für die Bestandteile Ihres Substrats entschieden haben, kann das Substrat angemischt werden. Dafür benötigen Sie lediglich die Bestandteile und den Blumentopf oder den abgesteckten Bereich des Gartens oder Gartenhauses, wenn Sie Erdorchideen pflanzen.
- Betrachten Sie den Topf oder den Standort, denn Sie für die Orchidee gewählt haben. Die Ausmaße und das Volumen entscheiden, wie viel von dem Substrat benötigt wird. Hier gilt: bei kleinen Töpfen und jungen Pflanzen sollte ein feineres Substrat gewählt werden, damit die Wurzeln sich besser entfalten können. Zudem passt eine feinere Körnung besser in Blumentöpfe mit weniger Volumen und erleichtert das Wechseln zu einem größeren Blumentopf, falls die Orchidee solch einen während des Wachstums benötigt.
- Rinde sollte vor der Zugabe in das Substrat desinfiziert werden. Dafür können Sie die Rinde entweder 30 Minuten über Wasserdampf halten, für einige Minuten in die Mikrowelle oder mehrere Stunden in den Backofen stecken. Dieser Vorgang hilft dabei, Mikroorganismen und Bakterien zu entfernen, die negativ auf das Wachstum der Orchideen einwirken könnten.
- Je nach Art der Orchidee sollte ein anderes Mischverhältnis gewählt werden. Jedoch wird für den Großteil der epiphytischen Arten Pinienrinde als Hauptbestandteil gewählt und mit anderen Bestandteilen verfeinert. Epiphyten profitieren von Mischungen, die zu etwa 50 bis 70 Prozent oder fünf bis sieben Teilen aus Rinde bestehen. Die anderen Teile können theoretisch frei gewählt werden. Zu jeder Orchideenart finden sich einzelne Rezepte, die Sie ausprobieren können.
- Geben Sie zuerst die Rinde in den Blumentopf und orientieren Sie sich dabei an der Menge, die der Blumentopf aufnehmen kann. Danach geben Sie die einzelnen Teile der anderen Bestandteile hinzu und mischen das Substrat mit der Hand gut durch. Tipp: Entnehmen Sie die einzelnen Bestandteile per Hand aus den Tüten. So gelangt kein Staub in das Substrat, der vor allem bei Rinde und Holzfasern durch den Transport und die Lagerung entsteht und zudem können Sie den Großteil der Stücke auf faulige Stellen oder Schädlingsbefall überprüfen.
- Holzkohle wird entweder direkt in das Substrat als Basis in den Blumentopf gegeben.
- Kalk wird nach Bedarf in das Substrat geben.
- Nun folgt das Einsetzen der Orchidee in das Substrat, ebenso wie das Düngen und Wässern, falls erforderlich.
Erdorchideen und lithophytische Arten
Das Substrat für Erdorchideen besteht zum größten Teil aus Erde, Humus oder Kompost, der mit anderen Bestandteilen wie Seramis angereichert wird. Wie bei anderen Blumen wird die Orchidee einfach in die Erde gesetzt. Eine einzigartige Form des Substrats findet sich bei lithophytischen Arten. Hier wird gerne auch ein ganzer Brocken Vulkangestein genutzt, auf den die Orchidee mit den offenen Wurzeln über Schnüre befestigt wird. Sie kann sich in den Stein verwurzeln und wird mit dessen Nährstoffen versorgt. Diese Form des Substrats wird immer beliebter, da sie ein einzigartiger Blickfang ist und dem natürlichen Lebensraum der Pflanze entspricht.