Olivenstämmchen – Pflege & Überwintern des Olivenbaum-Hochstamms
Inhaltsverzeichnis
Ein Olivenstämmchen ist sehr robust und braucht nur wenig Pflege. Was Sie wissen und beachten sollten, erfahren Sie hier bei uns.
Steckbrief
Deutsche Namen: Olivenstämmchen, Olivenbaum-Hochstamm
Botanischer Name: Olea europea
Familie: Ölbaumgewächse (Oleaceae)
Herkunft: Mittelmeergebiet, Naher Osten, Südafrika
Wuchshöhe: nicht festgelegt, durchschnittlich etwa 100-200 cm
Blütenfarbe: verschieden (z.B. Weiß, Gelb, Rosa)
Blütezeit: April-Juni
Standort: vollsonnig, warm, wind- und regengeschützt
Boden: feucht, aber nicht nass
Sonstiges: nicht winterhart, potenziell mehrjährig, kalktolerant
Grundlegende Hinweise
Auch wenn das Olivenstämmchen botanisch als echte Olea europea (Olivenbaum) gilt: Praktisch gesehen hat der Olivenbaum-Hochstamm nur bedingt etwas mit seinem „großen Bruder“ zu tun. Da stellt sich manch einer natürlich die (berechtigte) Frage, weshalb man überhaupt Olivenstämmchen kaufen kann?!
Die Antwort
Olivenbäume sind im Trend, lassen sich in der „richtigen“ Version allerdings nur sehr langsam hochziehen. Anders verhält es sich beim Hochstamm der Pflanze: Er wächst äußerst rasch. Was zunächst nach einem Vorteil klingt, ist für das Stämmchen und den Besitzer – und auf diese Parteien kommt es uns logischerweise an – eher nachteilig.
Der Olivenbaum-Hochstamm gedeiht nämlich nicht auf natürliche Art und Weise.
Hier die (un)typischen Charakteristika im Überblick:
Ein Olivenstämmchen kann schnell hochgezogen werden.
Genau das wird getan: Man kappt den zügig wachsenden Anfangstrieb erst, wenn er eine stattliche Höhe erreicht hat.
Zum Vergleich
Normalerweise achtet man bei der Aufzucht eines Olivenbaums auf eine gute Verzweigung kräftiger Hauptäste.
Zum untypischen Aufbau tragen weiterhin die hoch sitzenden Äste bei, die zu einer dichten Krone geformt werden.
Vorsicht
Solch enge Kronen begünstigen unter anderem Pilzbefall. Zudem fühlen sich Pflanzenläuse im Dickicht pudelwohl.
Beim Schnellwuchs des Stämmchens bleibt die Qualität des Wurzelsystems meist auf der Strecke.
Freiwillig würde ein Olivenbaum niemals in einer solchen Form wachsen. Und es ist noch einmal festzuhalten, dass ihm der unnatürliche Aufbau tendenziell schadet.
Zur Problematik des Verkaufs von Olivenbaum-Hochstämmen kommen oft noch folgende Details hinzu:
- Das Olivenstämmchen ist in einen (zu) kleinen Topf gepflanzt.
- Der Topf enthält minderwertige sowie übermäßig gegossene oder komplett vertrocknete Erde.
- Die Pflanze „wohnt“ bis zum Verkauf in einem für Pflanzen ungeeigneten Lager.
Aus diesem Grund raten wir jedem, der sich für den Erwerb eines Olivenstämmchens entscheidet, die Pflanze nach dem Transport nach Hause erst einmal umzutopfen – in echte Gartenerde mit Sand. Dies ist die schonendste Lösung und gibt der Pflanze die Möglichkeit, sich von den ihr zugemuteten Strapazen zu erholen.
Viele Menschen kaufen sich einen Olivenbaum-Hochstamm mit dem Ziel, Oliven zu ernten. Und tatsächlich werden die Stämmchen häufig so veredelt, dass sie vergleichsweise schnell Früchte tragen. Ob die Oliven dann auch schmecken, hängt allerdings von zwei Bedingungen ab:
- Steht eine zweite Olive in der Nähe? Fremdbestäubung optimiert die Qualität der Früchte (auch bei einem Selbstbefruchter)!
- Ist eine Zusatzbeleuchtung vorhanden? Oliven können in unserem Klima nur bei gutem, intensivem Licht ausreifen!
Hinweis
Eine Garantie für die Ausbildung von Früchten gibt es hierzulande freilich nicht. Die Sommer in unseren Breitengraden sind meist nicht lang genug, um das Ausreifen der Oliven zu unterstützen. Deshalb wird das Olivenstämmchen ebenso wie der echte Olivenbaum häufig „nur“ als Zierpflanze kultiviert.
Wer sich für die Aufzucht eines Olivenstämmchens entscheidet, muss sich zwingend vor Augen halten, dass der Hochstamm AUSNAHMSLOS im Kübel kultiviert werden kann. Ein Auspflanzen in den Garten ist nicht möglich.
Die Pflege entspricht weitestgehend den Maßnahmen, die auch für den echten Olivenbaum gelten. Allerdings liegt der Fokus auf dem regelmäßigen Schnitt sowie einer generell sehr wach- und achtsamen Umsorgung der Pflanze. Im Folgenden beschreiben wir alle wichtigen Aufgaben zur Kultivierung des Olivenstämmchens.
Standort
Der Olivenbaum und damit auch das Stämmchen sind im Mittelmeerraum beheimatet, wo Sonne und Wärme an der Tagesordnung stehen. Es gilt also, dem Hochstamm diese oder zumindest ähnliche Bedingungen auch in seinem neuen Zuhause zu verschaffen. Stimmt der Standort nicht, kann sich die Pflanze nicht gut entwickeln.
Eigenschaften, die der Platz für den Kübel zwingend aufweisen muss:
- warm
- sonnig
- geschützt
Substrat
Qualitativ hochwertige Garten- beziehungsweise Blumenerde ist die beste Lösung. Sie muss nicht besonders nährstoffreich sein. Am wichtigsten ist, Nässe zu vermeiden. Deshalb baut man in den Topf eine Drainage ein. Sie ermöglicht, dass überschüssiges Wasser ablaufen kann.
Hier einige grundlegende Empfehlungen:
- Größe des Pflanzgefäßes an die Größe des Stämmchens anpassen
- weder Übertöpfe noch Untersetzer als Ergänzungen verwenden
- unterste Schicht unbedingt aus porösem Material zusammenstellen
- lehm-, sand- und kalkhaltiger Boden ist ideal für den Hochstamm
Gießen
In ihrer Heimat in den Gefilden rund um das Mittelmeer bekommen Olivenbäume nicht viel Wasser. Auch bei uns brauchen sie nicht allzu viel Feuchtigkeit. Exzessives Gießen ist also nicht erforderlich und ebenso wenig ratsam.
Faustregeln:
- Substrat dauerhaft mäßig feucht halten
- Gießen nach Gefühl oder Fingerprobe
Fingerprobe
Den ganzen Finger in die Erde stecken. Vor dem nächsten Gießen sollte das Substrat bis zu der Stelle, die der Finger erreicht, abgetrocknet sein.
- bei großer Hitze ruhig etwas mehr gießen
- Staunässe unter allen Umständen vermeiden
Düngen
Das Olivenstämmchen präsentiert sich äußerst genügsam, was die Nährstoffzufuhr betrifft. So ist Düngen anders als bei den meisten anderen Pflanzen nicht zwingend erforderlich. Allerdings schadet es auch nicht. Deshalb empfehlen wir, den Olivenbaum-Hochstamm einmal pro Jahr, nämlich im Frühling, mit Kübelpflanzenlangzeitdünger zu versehen.
Schneiden
Das Schneiden stellt so ziemlich die wichtigste Aufgabe bei der Pflege des Olivenstämmchens dar. Soll der Hochstamm ein Hochstamm bleiben, muss er regelmäßig geschnitten werden.
Zur Erinnerung: Das Olivenstämmchen wurde vor dem Verkauf in eine Form gebracht, die dem natürlichen Wachstum zuwider läuft. Damit es diese Form auch behält, muss man durch eifrigen Beschnitt dafür sorgen.
So geht’s:
- In jedem Frühjahr sämtliche Zweige entfernen, die aus der runden Krone herauswachsen (kugelige Form wiederherstellen).
- Das ganze Jahr über immer wieder alle Triebe am Stamm entfernen, die unterhalb der Krone wachsen.
- Krone stets auslichten, wenn sie zu dicht wird (ebenfalls das ganze Jahr über).
Hier noch ein paar grundlegende Tipps zur umfassenden Schnittpflege im Frühjahr:
- Nur nicht zimperlich sein. Der üppige Schnitt im Frühjahr hat keinen Einfluss auf die Blüte, tut ihr also keinen Abbruch.
- Das Stämmchen unten freischneiden, da die unteren Triebe viel Saft „einziehen“, was die Pflanze immens Kraft kostet.
- Alles herausschneiden, was nach innen wächst, ansonsten hat die Sonne keine Möglichkeit, einzudringen.
- Darauf achten, dass sich die Triebe nicht berühren – sie brauchen nicht nur Sonne, sondern auch Luft.
- Äste entfernen, die zu weit nach unten hängen.
- Nur dann nach außen hin schneiden, wenn das Stämmchen anderen Pflanzen zu nahe kommt.
- Niemals am Haupttrieb herumschneiden! Ihn sowie drei bis vier Hauptäste komplett stehen lassen.
- Immer erst die Triebe entfernen, die kränklich aussehen, quer wachsen und/oder anderweitig „aus der Reihe tanzen“.
Vermehren
Es gibt drei Möglichkeiten, den Olivenbaum zu vermehren: Aussaat, Stecklinge und Veredelung. Für den praktisch orientierten Hobbygärtner ist jedoch keine der Varianten wirklich zufriedenstellend.
Aussaat
Zwar gestaltet sich das Aussäen an und für sich sehr einfach. Allerdings dauert es extrem lange, bis aus den Samen ein Baum wächst – abgesehen davon, dass das Ergebnis meist alles andere als befriedigend ist: Nicht nur, dass die Ernten minimal ausfallen, vergehen auch noch viele Jahre, ehe man überhaupt dahinkommt. Wer es dennoch versuchen will:
- Man braucht eine reife und unbehandelte Olive.
- Von dieser Olive wird das Fruchtfleisch entfernt.
- Den Olivenkern steckt man 1 cm tief in Anzuchterde.
- Das Gefäß wird durch Glas oder eine durchsichtige Kunststofftüte abgedeckt.
- Man stellt das Ganze an einen warmen und sehr hellen Platz.
- Die Anzuchterde wird dauerhaft leicht feucht gehalten.
- Man lüftet das Gefäß regelmäßig (sonst Fäulnisgefahr durch Wassertropfen am Glas oder an der Plastiktüte).
Stecklinge
Auch die Stecklingsvermehrung ist selten von Erfolg gekrönt. Dies liegt daran, dass die Hölzer oft nicht gut wurzeln.
So funktioniert’s:
- Junge, möglichst kräftige Triebe abschneiden.
- Triebe in Anzuchterde stecken (nicht zu tief).
- Der Rest entspricht der Vorgehensweise bei der Aussaat.
Veredelung
Als buchstäblich ertragreichste Art der Vermehrung fungiert zweifelsohne die Veredelung.
Nachteil
Für Laien ist die Methode ungeeignet.
Der Vollständigkeit halber wollen wir Ihnen die beiden Hauptschritte dennoch kurz darlegen:
- Man schneidet einen halbverholzten Steckling. Die beste Zeit dafür ist im Sommer.
- Zur Bewurzelung werden Bewurzelungshormone verwendet.
Überwintern
Das Olivenstämmchen ist natürlich nicht winterhart. Insofern muss man es im Haus überwintern (erst so spät wie möglich einräumen!). Leider stellt das Auftreiben eines passenden Quartiers eine nicht zu unterschätzende Herausforderung dar. Doch ist erst einmal ein guter Platz gefunden, sind die weiteren Maßnahmen (auch hinsichtlich der Schädlingsabwehr) überschaubar.
- Für die Überwinterung des Olivenbaum-Hochstamms sind Temperaturen um die 10°C ideal.
- Da es sich um eine immergrüne Pflanze handelt, muss ausreichend Licht gewährleistet sein.
To do:
- wenig gießen (Faustregel: Je kühler die Temperaturen, desto weniger Wasser benötigt die Pflanze)
- Ballen aber auch nicht austrocknen lassen
- nicht düngen
- regelmäßig lüften (mehrmals am Tag)
Es empfiehlt sich, den Olivenbaum-Hochstamm so früh wie möglich wieder ins Freie zu bringen. Wenn die wärmeren Tage allmählich Überhand gewinnen, sollte das Stämmchen langsam an die Sonne gewöhnt werden, damit seine Blätter nicht verbrennen. Am besten stellt man es für die ersten ein bis zwei Wochen an einen schattigen Platz.
Krankheiten und Schädlinge
Eigentlich sind Olivenbäume und auch Olivenstämmchen recht unempfindlich. Sie verzeihen sogar kleine Pflegefehler, so lange sie nicht zu nass stehen. Und damit sind wir auch schon beim Hauptgrund für Krankheiten: Staunässe ist Gift für die Pflanze.
Hier die häufigsten Probleme und ihre Ursachen im Schnellüberblick:
Wurzelfäule
Ursache(n): fehlende Drainage und zu viel Gießwasser
Blattverlust
Ursache(n): zu dunkler Standort im Winterquartier
Braune Blätter
Ursache(n): gestörte Wasseraufnahme (häufig durch zu viel Wasser oder durch Frost)
Hängende Blätter
Ursache(n): Wassermangel (seltener) oder beginnende/fortschreitende Wurzelfäulnis (öfter)
Baumfäulnis
Ursache(n): Höhlen oder Löcher in der Pflanze sind über einen längeren Zeitraum mit Wasser gefüllt
Spinnmilben
Ursache(n): falsche Überwinterung (zu warmer Standort oder zu trockene Luft)
Nimmt man alle Probleme und Ursachen zusammen, zeigt sich, dass es im Prinzip nicht allzu schwierig ist, Krankheiten und Schädlingen wirksam vorzubeugen.
Besonderheit
Der Besitzer des Olivenstämmchens sollte sich darauf gefasst machen, dass die Pflanze zu Beginn erst einmal eine Wachstumspause einlegt. Dies ist jedoch kein Grund zum Verzweifeln, sondern vielmehr normal und sogar gut: Der vorübergehende Stopp deutet darauf hin, dass der Olivenbaum-Hochstamm versucht, eine anständige Wurzel auszubilden. Eine solche braucht das Bäumchen, um sich in der Folge gut versorgen und entwickeln zu können.
Fazit
Wer sich ein Olivenstämmchen zulegt, nimmt sich definitiv einer großen Herausforderung an. Durch den unnatürlichen Lebensstart des Olivenbaum-Hochstamms ergeben sich verschiedene Probleme, die man nur mit einer überlegten und intensiven Pflege auffangen kann. Allerdings lohnt sich der Aufwand, denn das Bäumchen ist eine Augenweide. Und vielleicht hat man sogar Glück und darf sich bald über die eine oder andere köstliche Olivenfrucht freuen!