Olivenbaum – häufige Krankheiten & Schädlinge erkennen + bekämpfen
Inhaltsverzeichnis
Fernab der sonnendurchfluteten, milden Regionen des Mittelmeeres, bringt das mitteleuropäische Klima einen Olivenbaum mitunter in Bedrängnis. Nass-kalte Winter und verregnete Sommer schwächen seine Widerstandsfähigkeit, sodass er sich aus eigener Kraft gegen Attacken von pathogenen Erregern nicht mehr wehren kann. Wer sich als Oliven-Gärtner mit den potentiellen Gefahren auskennt, kann seinem edlen Gehölz rechtzeitig zur Seite stehen. Machen Sie sich daher vertraut mit häufigen Krankheiten und Schädlingen. Wie Sie die Symptome erkennen und wirksam bekämpfen, lesen Sie hier.
Zusammenfassender Überblick
An einem Olivenbaum werden Sie mit Krankheiten und Schädlingen verschiedener Herkunft konfrontiert. Der folgende Überblick zeigt auf, mit welchen Schadeinwirkungen sich dieser Leitfaden im Detail beschäftigt:
Häufige Krankheiten
- Augenfleckenkrankheit (Spilocaea oleagina)
- Olivenkrebs (Pseudomonas syringae)
- Feuerbakterium (Xylella fastidiosa)
- Blattvergilbungen (Chlorose)
Häufige Schädlinge
- Schildläuse (Coccoidea)
- Dickmaulrüssler (Otiorhynchus)
- Wiesenschaumzikade (Philaenus spumarius)
Damit Sie später unbeschwert Oliven aus eigener Ernte genießen können, konzentrieren sich die empfohlenen Bekämpfungsmaßnahmen auf umwelt- und gesundheitsverträgliche Methoden. Erst wenn eine ökologische Vorgehensweise erwiesenermaßen keinen Erfolg nach sich zieht, rücken Mittel auf chemischer Basis in den Fokus.
Augenfleckenkrankheit (Spilocaea oleagina)
Die Augenfleckenkrankheit ist gefürchtet, da diese Pilzinfektion weit verbreitet auftritt und auch die großen Olivenplantagen am Mittelmeer heimsuchen kann. An diesen Symptomen erkennen Sie die Krankheit:
- Auf infizierten Blättern erscheinen dunkel-braune Flecken mit einer hellen Umrandung
- Im fortgeschrittenen Stadium vergilbt ein Blatt vollständig und stirbt ab
- Feuchtes Sommerwetter verstärkt den Befallsdruck
Im ersten Schritt der Bekämpfung entfernen Sie alle befallenen Blätter, um diese in der Mülltonne zu entsorgen. Da sich die Pilzsporen gezielt den Weg suchen von lebendem Blatt zu lebendem Blatt, dämmen Sie die Infektion auf diese Weise ein. Aus Gründen der Vorsicht sollte das abgefallene Laub ebenfalls beseitigt werden. Da sich die Infektion nur sehr langsam ausbreitet, kann ein konsequentes Handeln weitere Bekämpfungsmaßnahmen erübrigen. Sofern die Augenfleckenkrankheit bereits die gesamte Krone infiziert hat, gehen Sie mit einem Fungizid dagegen vor. In der Praxis gut bewährt haben sich die beiden Präparate Fungisan Rosen- und Gemüse-Pilzfrei sowie Atempo Pilz-frei von Neudorff.
Olivenkrebs (Pseudomonas syringae)
In Europa bis nach Südafrika und Nordamerika macht ein Bakterium gewerblichen und privaten Olivengärtnern das Leben schwer. Das stäbchenförmige Pseudomonas syringae verschont weder krautige noch verholzende Pflanzen und hat auch Ihren Olivenbaum im Visier. Jede kleinste Wunde nutzt der Erreger als Eingangspforte, um sich tief im Gewebe einzunisten. Daraufhin bilden sich krebsartige Wucherungen. Erste Symptome treten schon vorher auf:
- Braune Verfärbungen auf der Ast-Rinde, die der Länge nach aufreißen
- Dünne Zweige sterben ab, stärkere Äste stellen das Dickenwachstum ein
- Am Stamm bilden sich schwarze oder dunkelrote Läsionen, die sukzessive einsinken
- Im fortgeschrittenen Stadium wuchern die Zellen des Kambiums nach außen
Unmittelbar wirksame Bekämpfungsmittel stehen nicht zur Verfügung, weder in ökologischer noch in chemischer Form. Befallene Pflanzenteile sollten herausgeschnitten und verbrannt werden. Da die Infektion häufig über unsaubere Scheren und Messer erfolgt, sollten diese stets desinfiziert werden. Ein regengeschützter Standort sowie die Vermeidung einer Überkopf-Beregnung tragen ebenfalls dazu bei, dass die Erreger von Olivenkrebs keine Angriffsfläche vorfinden. Fernerhin wählen Sie für Schnittmaßnahmen einen Termin im Frühling, wenn die Wunden rasch verheilen. Treten im Winter Frostschäden in Form von Rissen auf, verwehren Sie mit einem Wundverschlussmittel den Bakterien an dieser Stelle zu Zugriff auf Ihren Olivenbaum.
Feuerbakterium (Xylella fastidiosa)
Das Feuerbakterium richtete in den Anbaugebieten der Olivenbäume bereits mehrfach so verheerende Schäden an, dass sich die Europäische Kommission einschaltete. Seit 2015 sind gewerbliche Olivengärtner aller Europäischen Mitgliedsstaaten verpflichtet, in einem Radius von 100 Metern um eine mit Xylella fastidiosa infizierte Pflanze sämtliche Olivenbäume zu entsorgen, unabhängig vom jeweiligen Gesundheitszustand. Zu dieser drastischen Maßnahme sahen sich die Experten gezwungen, da es keine Bekämpfungsmittel gegen diese zerstörerische Krankheit gibt. In 2016 wurde das Feuerbakterium auch in Deutschland nachgewiesen. Die Symptome sind einfach zu diagnostizieren:
- Das Bakterium setzt sich im Xylem des Olivenbaumes fest
- Die hier verlaufenden Leitungsbahnen werden verstopft
- Die Versorgung mit Wasser und Nährstoffen wird unterbunden
- Blätter, Triebe und Blüten vergilben, trocknen aus und sterben ab
Ein betroffener Olivenbaum weist auf den ersten Blick somit alle Anzeichen für Trockenstress auf. Fatalerweise treten die ersten Symptome erst Wochen und Monate nach der Infektion zutage. Als Hauptüberträger gelten Wiesenschaumzikaden und andere Insekten. Das Feuerbakterium ist nicht auf Olivenbäume beschränkt. Unter den mehr als 200 Wirtspflanzen befinden sich Mandel-, Pfirsich- und Zitronenbäume sowie Oleander und weitere mediterrane Pflanzen. Bereits bei einem Verdacht auf diese Krankheit sollte der Olivenbaum vollständig gerodet und verbrannt werden.
Blattvergilbungen (Chlorose)
Der Olivenbaum zählt zu den wenigen Kalk-toleranten Pflanzen im mediterranen Garten. Nimmt hingegen der Kalkgehalt im Boden oder Kübelsubstrat überhand, vergilben die Blätter. Ursache hierfür ist keine Pflanzenkrankheit, sondern ein Mangel an Eisen und Magnesium. Diese Mikronährstoffe sind zwar in ausreichender Menge in der Erde vorhanden. Ein zu hoher Kalkgehalt im alkalischen Bereich größer 8 blockiert die Aufnahme der Spurenelemente. Die Anzeichen für Blattchlorose sind unverwechselbar:
- Die Blattflächen färben sich von den Spitzen und Rändern her gelb
- Die Blattadern behalten ihre grüne Farbe, sodass ein Mosaikmuster entsteht
- Im weiteren Verlauf wird das Laub braun und fällt ab
Um den Mangel kurzfristig auszugleichen, empfehlen wir die Blattdüngung mit einem Eisen-Chelate-Dünger für den Olivenbaum, wie Ferramin von Neudorff oder Fetrilon von Compo. Um auf Dauer das Nährstoff-Defizit zu beheben, topfen Sie einen Olivenbaum im Kübel um in frisches Substrat mit einem pH-Wert zwischen 7 und 8. An einem ausgepflanzten Olea europaea lockern Sie das Erdreich auf und arbeiten Torf, Moorbeeterde oder Laubkompost ein.
Schildläuse (Coccoidea)
Ein Olivenbaum in dauerhafter Zimmerkultur bietet Schildläusen mit einen immergrünen Blättern ein beliebtes Ziel. Das gilt für Deckel-, Napf- und Schmierläuse gleichermaßen. Mit ihren ausgeprägten Mundwerkzeugen stechen die Schädlinge das Blattgewebe an, um an den begehrten Pflanzensaft zu gelangen. Wird diesem Treiben kein Riegel vorgeschoben, stirbt der Baum unter dem wachsenden Befallsdruck langsam ab. Die Anwesenheit von Schildläusen ist an diesen Indizien zu erkennen:
- Kleine grüne oder braune Höcker auf den Ober- und Unterseiten der Blätter
- Schmierläuse weben weiße Gespinste auf dem Laub und in den Blattachseln
- Wollläuse verstecken sich unter weißen Wattebäuschen auf dem Laub
- Blätter und Blüten verkrüppeln
- Triebe und Zweige verkrusten und verformen sich
Indem Sie Ihren Olivenbaum bis zum ersten Frost im Freien aufstellen, gehen Sie dieser Plage ohne weitere Maßnahmen aus dem Weg. Haben die Schildläuse das Gehölz bereits für sich entdeckt, reiben Sie die besiedelten Blätter mit einem Alkohol-getränkten, weichen Tuch ab. Schwer erreichbare Befallsstellen tupfen Sie mit Wattestäbchen wiederholt aus, die Sie zuvor in Spiritus getaucht haben. Fernerhin bereitet die klassische Seifenlösung zumindest den Läusen ohne Schild und Deckel den Garaus. Die mit einem Panzer ausgestatteten Schildläuse werden auf natürliche Weise effektiv bekämpft mit Kieselgur, einem Pulver aus Sedimentgestein.
Dickmaulrüssler (Otiorhynchus)
Sie sind schwarz, 10 mm lang und rücken in der Dämmerung aus, um sich im Garten nach Nahrung umzusehen. Einen Olivenbaum mit seinem dichten, immergrünen Blätterkleid lassen die Dickmaulrüssler dabei nicht links liegen. So erkennen Sie einen Befall mit Dickmaulrüsslern:
- Adulte Käfer hinterlassen auf den Blättern den charakteristischen Buchten-Fraß
- Weibchen legen an den Wurzeln bis zu 800 Eier ab, die als Larven an den Wurzeln nagen
- Unter hohem Befallsdruck treten am Olivenbaum Mangelerscheinungen auf, wie hängende Blätter und Triebe
Für die Bekämpfung steht Ihnen ein ganzes Arsenal an umweltverträglichen Mitteln zur Verfügung. Die gefräßigen Larven werden zuverlässig vernichtet mit Nematoden. Diese Fadenwürmer werden ausgebracht mit der Gießkanne oder einer Pflanzenschutz-Spritze und parasitieren die Larven. Für einen optimalen Erfolg ist eine wiederholte Anwendung erforderlich. Gegen adulte Dickmaulrüssler können Köderfallen ausgelegt werden, deren Nuten mit einem Gel aus Nematoden gefüllt sind.
Wer die Käfer nicht zum Tode verurteilen möchte, hängt im Garten mit Holzwolle gefüllte Kübel kopfüber auf. Dem einladenden Rückzugsort können die Rüsselkäfer nicht widerstehen, kriechen hinein und können bei Tag an einen unbedenklichen Standort umgesiedelt werden.
Wem die Bekämpfung mit Nematoden zu aufwändig ist, arbeitet Neempresskuchen im Substrat ein. Das darin befindliche Neemöl wird über die Wurzeln vom Olivenbaum aufgenommen und bewirkt einen Fraßstop bei Larven und Käfern. Wichtig zu beachten ist, dass Nematoden und Neem nicht zeitgleich angewendet werden dürfen, da Niemöl für die Nützlinge giftig ist.
Wiesenschaumzikade (Philaenus spumarius)
Bis vor wenigen Jahren spielte die Wiesenschaumzikade im Ranking häufiger Schädlinge am Olivenbaum keine nennenswerte Rolle. Einzig wenn die Larven in Massen auftraten und an den Blättern saugten, wurden sie mit einem scharfen Wasserstrahl abgespült. Seit die Insekten als Hauptüberträger des Feuerbakteriums identifiziert wurden, rückt eine konsequente Bekämpfung in den Fokus. So erkennen Sie einen Befall:
- Im Mai und Juni hüllen sich die grünen Larven in einen weißen Schaum
- Die Saugtätigkeit verursacht an Blättern, Trieben und Zweigen in Reihen angeordnete Pusteln
- Adulte Insekten sind länglich-breit geformt und hellbraun bis dunkelbraun gefärbt mit hellen Flecken
Indem Sie gleich nach dem Auswintern in den Olivenbaum Klebefallen aufhängen, werden die Weibchen an einer Eiablage gehindert. Da die Larven zum Beuteschema von Ameisen zählen, können Sie die Nützlinge mit Zuckerwasser auf den Baum aufmerksam machen. Wo sich der weiße Schaum bildet, wird er mit Wasser abgebraust. Mit einem umweltverträglichen Insektizid auf Neemöl-Basis können Sie die Wiesenschaumzikaden und deren Larven wirksam bekämpfen.
Resistente Oliven-Sorten
Da Olivenbäume seit Jahrhunderten kultiviert werden, steht heute ein breit gefächertes Spektrum bewährter Sorten zur Verfügung. Naturgemäß liegt im deutschen Ziergarten der Fokus auf einer zuverlässigen Winterhärte. Dem steht nicht entgegen, dass einige etablierte Züchtungen sich zugleich als weitgehend resistent gegenüber Krankheiten erwiesen haben. Die folgende Selektion stellt Ihnen empfehlenswerte Olivensorten näher vor:
Leccino
Eine der führenden Olivensorten kommt aus der Toskana und erfreut sich weltweiter Popularität. Die herausragenden Attribute sind eine gute Winterhärte bis – 11,9 Grad Celsius, eine vitale Wuchskraft, schmackhafte Früchte und eine zuverlässige Resistenz gegenüber Krankheiten.
Hojiblanca
Die in Spanien großflächig angebaute Olivensorte ist auch in mitteleuropäischen Gärten immer häufiger anzutreffen. Vertrauen in ihre Winterhärte bis – 9,9 Grad Celsius gab eine wissenschaftliche Untersuchung der Universität Cordoba. Richtig gepflegt am vollsonnigen Standort, erwirbt sich die Premium-Züchtung aus Andalusien genügend Abwehrkräfte gegen Krankheiten und Schädlinge.
Aglandaou
Die Liebhabersorte ist in Frankreich beheimatet. Aglandou ist der ideale Olivenbaum für einen ausgeprägt alkalischen Boden mit einem pH-Wert von 8 bis 8,5. Das stark verzweigte Wurzelsystem trägt maßgeblich zu einer zuverlässigen Frostverträglichkeit bei. Das gesunde Laub weiß sich Krankheiten und Schädlingen zu erwehren, solange es keinem Dauerregen ausgesetzt wird. Der französische Züchter Olivier d’Auge sendet Jungpflanzen aus eigener Züchtung auf Anfrage per Paketversand nach Deutschland.
Arbequina
Diese Olivensorte aus Katalonien erträgt nachweislich Temperaturen bis – 11,8 Grad Celsius. Ihre kleinen Früchte sind für den Frischverzehr bestens geeignet und ergeben ein Öl in Premium-Qualität. Unverwechselbar ist ihr Korkenzieher-artig gewundener Stamm, der alle Blicke auf sich zieht. Arbequina zählt zu den ausgesuchten Sorten, die im deutschen Fachhandel zu entdecken sind, da ihr Krankheiten und Schädlinge nur selten zu schaffen machen.
Fazit
Die gekonnte Überwinterung ist nicht die einzige Herausforderung in der Kultivierung von Olivenbäumen. Wird ein Olea europaea durch Versäumnisse in der Pflege oder Frostschäden geschwächt, nutzen Krankheiten und Schädlinge die Gunst der Stunde. Ein Übermaß an Feuchtigkeit ruft die Augenfleckenkrankheit oder Olivenkrebs auf den Plan. Ganz neu auf der Liste häufiger Krankheiten hat sich das Feuerbakterium eingefunden, gegen das bislang alle Bekämpfungsstrategien ins Leere laufen. Immerhin können Blattchlorosen mit einfachen Mitteln, wie einer Blattdüngung mit Eisen, behoben werden. Mit Schädlingen, wie Schildläusen, werden Olivengärtner nur selten konfrontiert, solange das Gehölz zumindest für einige Zeit Temperaturen um den Gefrierpunkt erfährt. Im Sommer darf freilich der Appetit des Dickmaulrüsslers nicht unterschätzt werden. Zeitgleich mit dem Feuerbakterium ist die bislang als harmlos eingestufte Wiesenschaumzikade in den Fokus gerückt, da sie als Überträger des Erregers gilt.