Anleitung: Olivenbaum richtig schneiden
Inhaltsverzeichnis
Ob der Olivenbaum im Kübel steht oder frei in den Garten gepflanzt wurde, das richtige Schneiden ist wichtig. Und dabei kann so einiges schief gehen. Die folgende Anleitung verrät, wie es recht einfach gelingen kann.
Ist ein Schnitt überhaupt notwendig?
In seiner Heimat gedeiht der Olivenbaum ohne Schnitt oder wird nur bei Bedarf und zur Gesunderhaltung gelichtet. Dadurch erhält er eine besonders urige und ursprüngliche Form, die ihn zum Blickfang werden lässt. Im Grunde ist es also nicht notwendig, dem Olivenbaum mit einer Schere zu Leibe zu rücken. Wer sich gegen einen Verschnitt entscheidet, benötigt aber reichlich Platz. Denn in dieser Form ist ein Pflanzabstand von mindestens sieben Metern erforderlich. Die Kultur im Kübel ist daher nicht lange möglich und selbst der Garten muss viel freie Fläche bieten. Ein Schneiden des Olivenbaums hat also nicht nur eine optische Auswirkung, sondern ist zudem praktisch, da es das Gewächs auf einer verträglichen Größe hält.
Die Gesundheit des Baums
Sind Zweige oder Triebe abgebrochen, welken oder zeigen Anzeichen einer Krankheit, müssen sie umgehend entfernt werden. Im hiesigen Klima ist die Olive ohnehin anfälliger für Krankheiten, kommen dazu noch unsaubere Wunden oder bereits begonnene Befälle, ist ein schnelles Eingreifen ratsam. Aus diesem Grund ist eine derartige Pflege unabdingbar, ebenso wie regelmäßige Kontrollen.
Wer dem Baum nach der Entfernung beschädigter oder kranker Teile zusätzlich etwas Gutes tun möchte, verwendet einen speziellen Wundverschluss. Dieser verhindert wirksam, dass sich Erreger oder Parasiten an den anfälligeren Schnittstellen Zugang verschaffen. Diese Art des Verschnitts kann und sollte ganzjährig erfolgen.
Auslichten
Gerade nach dem Austrieb im Frühjahr kann es vorkommen, dass ein Auslichten des Olivenbaums notwendig ist. Das ist immer dann der Fall, wenn:
- sich Äste oder Zweige überkreuzen
- Äste nach innen wachsen
- sich sehr lange, dünne und schwache Triebe zeigen
- es zu starken Verdichtungen innerhalb der Krone kommt
In der Regel sollten dann immer die schwächeren und noch grünen Triebe entfernt werden, während die älteren und dickeren Äste stehen bleiben. Denn der Olivenbaum benötigt viel Kraft, um junge Triebe zu verholzen. Sind davon zu viele am Baum vorhanden, kann ihn das schnell erschöpfen. Das führt wiederum zu einem allzu dünnen und mickrigen Wachstum.
Wann darf der Olivenbaum verschnitten werden?
Die Entfernung von kranken Pflanzenteilen kann und sollte, wie oben bereits angeführt, ganzjährig immer bei Bedarf erfolgen. Anderenfalls erhalten Krankheitskeime und Schädlinge zu lange Gelegenheit, um sich von den Schadstellen ausgehend im Olivenbaum auszubreiten. Selbst schonende Verschnitte zum Auslichten sollten hingegen ausschließlich im Frühjahr durchgeführt werden. Das ist wichtig und sinnvoll, da hiesige Winter dem Olivenbaum bereits einige Kraft abverlangen. Selbst dann, wenn sie geschützt im Wintergarten oder einem anderen frostfreien Raum stehen. Denn die natürlichen und ursprünglichen Bedingungen lassen sich schlicht nicht perfekt nachstellen. Wird der Baum nun im Herbst verschnitten, kommt zur Belastung des Winters auch noch ein Kräfteverlust durch das Verschneiden hinzu. Das schwächt das mediterrane Gewächs unnötig und kann unter Umständen zu Schäden oder sogar zum Eingehen führen. Daher sollten alle größeren Schnitt-Maßnahmen, den folgenden Formschnitt eingeschlossen, ausschließlich nach dem letzten Frost im Frühling erfolgen. Auf diese Weise hat der Olivenbaum ausreichend Zeit, um die Wunden zu verschließen und sich von der Behandlung zu erholen.
Der richtige Formschnitt
Wer sich dazu entscheidet, den Olivenbaum in Form zu schneiden, sollte dabei einiges beachten.
- Als Zeitpunkt den letzten Spätfrost und das erste Austreiben abwarten. Bei Olivenbäumen in Kübelkultur erst dann einen Formschnitt durchführen, wenn die Pflanze bereits wieder nach draußen gestellt werden kann.
- Haupttrieb des Baumes ausmachen. Dieser muss stehen bleiben und darf nur geringfügig gekürzt werden. Er sollte zu jeder Zeit länger sein, als die davon ausgehenden Hauptäste.
- Hauptäste finden und diese gleichmäßig auf eine Länge bringen. Hierbei hilft es, beispielsweise eine Baumschutzscheibe oder ein aus Faden gelegten Kreis auf dem Boden als Orientierung zu benutzen.
- Von den Hauptästen ausgehend, frische, junge Triebe einkürzen und auslichten.
- Große Schnittwunden mit einem speziellen Wundverschluss versehen. Alternativ können sie mit Wasser abgerieben werden.
Ziel ist es der Krone ein möglichst lichtes Aussehen und eine luftige aber dennoch runde Form zu verleihen. Das kann einige Versuche erfordern und benötigt sowohl Übung als auch Geduld. Daher sollte anfangs eher zaghaft als direkt radikal geschnitten werden. Der Olivenbaum erholt sich selbst von einem starken Rückschnitt zwar in der Regel, Fehler lassen sich aufgrund des recht langsamen Wachstums aber nur allmählich ausgleichen. Ein Nachschnitt ist hingegen immer möglich.
Häufigkeit
Der Olivenbaum wächst verhältnismäßig langsam. Der geringe Zuwachs verleitet geradezu zu einem eher seltenen Verschnitt. Gerade das kann sich jedoch als ungünstig erweisen. Denn je länger der Baum unverschnitten bleibt, desto eher werden sich Verdichtungen und Problembereiche einschleichen. Dieser erfordern dann wiederum radikale Eingriffe. Deutlich besser ist es, den Olivenbaum jährlich in Form zu bringen. Beginnend bei sehr jungen Pflanzen. So wird jeweils nur ein leichtes Kürzen und Lichten erforderlich, was deutlich schonender ist. Und auch wenn es nicht so erscheinen mag, selbst der Aufwand reduziert sich hiermit auf wenige Schnitte. Jährliches Kürzen hat den zusätzlichen Vorteil, dass die Äste insgesamt üppiger bewachsen.
Die Pflege nach dem Verschnitt
Das Ausbilden neuer Triebe und das Verholzen dieser erfordert einige Kraft und damit eine größere Menge Nährstoffe und Wasser. Gleiches gilt für den Verlust beim Schneiden des Olivenbaums. Direkt im Anschluss sollte er daher mit reichlich Wasser und einem stark verdünnten Düngemittel bedacht werden. Geeignet sind phosphatreiche Dünger in flüssiger Form, die dem Gießwasser direkt beigemischt werden.
Wissenswertes in Kürze
Einen Olivenbaum zu verschneiden, ist mit ein wenig Übung und dem Befolgen einiger Tipps selbst für Laien in der Gartenpflege problemlos möglich. Wer den Schnitt regelmäßig und schonend durchführt, kann sich schon bald an einem stattlichen und wohlgeformten mediterranen Baum erfreuen.
Verschiedene Schnittweisen
- Nach der Anpflanzung wird beschnitten, um die Form der Baumkrone zu ändern.
- Zudem gibt es die Beschneidung zur Erneuerung, den Regenerationsschnitt.
- Alte Bäume werden bis zum Stumpf weggesägt. Einige kräftige Triebe aus dem Stumpf werden ausgewählt und stehen gelassen.
- Der Schnitt für die optimale Ölgewinnung erfolgt unmittelbar nach der Frostperiode, da der Frost das Verheilen der Narben im Holz erschweren würde.
Beim Schnitt wird der innere Bereich von kleinen Ästchen frei geschnitten. Im Grunde wird alles, was nach innen wächst, weggeschnitten. Nachwachsende Triebe an Wurzelbereich und Gabelungen sollte man ganzjährig, regelmäßig entfernen. Diese Triebe rauben dem Olivenbäumchen sonst seine Kraft.
- Wer einen Fruchtertrag haben möchte, sollte seinen Olivenbaum nur einmal im Jahr und zwar nach der Ernte beschneiden.
- Um einen schönen Stamm zu erhalten, müssen alle Triebe und Äste unterhalb des gewünschten Verzweigungspunktes entfernt werden.
- Beim Zurückschneiden sollte man darauf achten, dass das letzte Auge immer nach außen zeigt.
Zeitpunkt des Rückschnitts
Es ist war richtig, dass ein Olivenbaum das ganze Jahr über beschnitten werden können, aber Sie müssten dabei schon bedenken, dass Ihr Olivenbaum in Deutschland nicht die Wärme bekommt, die er aus seiner Heimat gewohnt ist. Er ändert damit nicht sein grundsätzliches Wuchsverhalten, Sie können die Schere also zur Not nach wie vor während der ganzen Saison in die Hand nehmen, er wächst bei uns aber meist deutlich weniger. Deshalb sollten Sie sich beim Schnitt ebenfalls deutlich zurückhalten:
- Ein Olivenbaum im Kübel muss nach Festlegung der Grundform nur noch einmal im Jahr beschnitten werden, und das auch nur gerade so viel, dass er seine Form behält.
- In Deutschland erfolgt der Grundschnitt am besten im Frühjahr.
Die Empfehlung dieses Zeitpunkts hat auch einen Grund: Der Olivenbaum überwintert bei uns nicht so, wie er es gerne haben möchte, er bekommt auch im hellsten Raum zu wenig Licht und zu wenig Wärme sowieso. Das bedeutet, er hat im Winter kräftig Stress, und den sollten Sie nicht noch vergrößern, indem Sie ihm im Herbst seinen Hauptschnitt verpassen. Er darf vielmehr in voller Pracht in sein Winterquartier umziehen, in dem er auch bleibt, bis er so viel Frühlingssonne und Frühlingswärme genossen hat, dass er mit dem Austrieb beginnt. Dann wird er wunsch- und zweckgemäß beschnitten.
Tipps für Schnellleser
Das kommt ganz darauf an, welchen Zweck Sie verfolgen:
- Wenn die Olive möglichst viele Blüten entwickeln soll, müssen Sie rundum zurückschneiden – nur an den neuen Trieben werden sich Blüten zeigen.
- Ansonsten soll der Schnitt die Entwicklung einer möglichst stattlichen Krone fördern, Sie schneiden also rundum alle störenden Zweige weg und folgen dabei der natürlichen Kronenform.
- Dabei müssten Sie darauf achten, die Haupttriebe nicht anzuschneiden, die das eigentliche „Gerüst“ der Baumkrone bilden.
- Die Haupttriebe sollten auch insgesamt länger als die Seitentriebe bleiben, ein vorwitziger Seitentrieb sollte also zurückgeschnitten werden.
- Verschwinden sollten alle frischen grünen Äste, die zu dicht neben anderen, überkreuzt, nach innen oder sonst irgendwie komisch (z. B. zu dünn) wachsen.
- Weggeschnitten werden auch alle abgestorbenen oder sonst kränklich aussehenden Triebe.
Nach dem Rückschnitt des Olivenbaums sollten Sie ihm einige Tage Ruhe an einem beschatteten Standort gönnen, er ist ja nun gerade wieder ins Freie umgezogen und braucht ein wenig Zeit, um sich an das Licht zu gewöhnen. Anschließend darf er in die Sonne umziehen, wenn der Olivenbaum dann nach dem Schnitt wieder neue Triebe zeigt, wird er stärker bewässert und auch wieder regelmäßig gedüngt. Die Triebe, die aus dem Wurzelbereich herauswachsen, sollten Sie über das ganze Jahr hinweg entfernen, sie kosten den Baum nur Kraft.