Oleander aus Samen ziehen und selbst vermehren – Oleanderbaum züchten
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Im Hausgarten ist es üblich, einen Oleander durch Stecklinge zu vermehren. Streben Sie die Nachzucht einer größeren Anzahl junger Rosenlorbeer-Sträucher als Hecke an, liefert eine solitäre Mutterpflanze nicht genügend Ableger. Um Ihren schönsten Oleander für die Gewinnung von scharen weise Stecklingen keinem Kahlschlag zu unterziehen, rückt daher die Aussaat in den Fokus. Ein adulter, gut verwurzelter Zierstrauch beschert Ihnen nach seiner sommerlichen Blütezeit unzählige Kapselfrüchte mit Saatgut. Diese Anleitung erläutert von der Samenernte bis zum Pikieren detailliert, wie Sie Oleander aus Samen ziehen.
Ohne Schmetterlinge und Wärme keine Samen
Der Oleander zählt zu den zwittrigen Blütengehölzen, sodass jede Pflanze sowohl über weibliche als auch männliche Blüten verfügt. Aufgrund dessen genügt bereits ein einzelnes Exemplar für die Befruchtung der Blüten. Für die Übertragung der Pollen von einer Blüte auf die andere sind Insekten zuständig. Der hochkomplizierte Aufbau einer Oleanderblüte mit verdrillen Anhängen und einer langen, engen Blütenröhre ermöglicht hingegen nur wenigen Insekten den Zugang zu Pollen und Nektar. Einzig Schmetterlinge und Nachtfalter sind dank ihrer langen Zunge in der Lage, ins Blüteninnere vorzudringen. Als erste Prämisse ist somit ein Standort unter freiem Himmel erforderlich, denn hinter Glas hat Ihr Oleander keine Aussichten auf eine Bestäubung.
Als zweite Prämisse für das Wachstum von reich gefüllten Kapselfrüchten sind viele Stunden Sonnenschein bei hochsommerlichen Temperaturen erforderlich. Nach einer erfolgreichen Befruchtung entwickeln sich aus den beiden Fruchtblättern zwar die erhofften Schoten. Darin reifen hingegen nur dann tatsächlich die geflügelten Samen während eines langen, sonnigen Sommers. Seit uns die Klimaveränderung mediterrane Verhältnisse beschert, dürfen somit auch hiesige Oleander-Gärtner auf eine eigene Samenernte hoffen.
Kapselfrüchte ernten und Samen separieren
Erfahrungsgemäß sind die braunen, langgezogenen Kapselfrüchte erst ausgereift, wenn sich der Oleander bereits im Winterquartier befindet. Reife Samenschoten erkennen Sie daran, dass sie braun verfärbt und trocken sind. Warten Sie ab, bis diese sich der Länge nach öffnen. Jetzt treten die geflügelten Samen zutage, die natürlich nicht davonsegeln sollten. Schneiden Sie die Kapsel ab und zupfen die Samen heraus. Die feinen Härchen fungieren in freier Natur wie ein kleiner Fallschirm, um das Saatgut zu transportieren. Schneiden Sie diese Härchen bitte nicht ab, um den Samenkern nicht zu verletzen.
Bitte bedenken Sie bei der Samenernte den hohen Giftgehalt von Oleander. Um nicht in Kontakt zu kommen mit dem toxischen Pflanzensaft, ist das Tragen von Handschuhen und langärmeliger Kleidung dringend angeraten. Schnittgut entsorgen Sie idealerweise im Hausmüll und nicht auf dem Kompost.
Anleitung für die Aussaat
Da Oleandersamen im Verlauf einer längeren Lagerung ihre Keimfreudigkeit verlieren, empfehlen wir die Aussaat im unmittelbaren Anschluss an die winterliche Samenernte. Säen Sie möglichst viele der geflügelten Samen aus, da selbst unter Idealbedingungen mit einer Ausfallquote von mehr als 60 Prozent zu rechnen ist. Sehr gut geeignet für die Aussaat sind Multitopf-Platten, die mit einem transparenten Deckel versehen sind. Die Erfolgsaussichten werden optimiert, wenn ein beheizbares Zimmergewächshaus bereit steht. Als Anzuchtsubstrat empfehlen wir Kokoshum, Perlite oder eine handelsübliche Saaterde. So gehen Sie fachgerecht vor:
- Die Parzellen der Multitopfplatte oder eine Saatschale füllen mit Anzuchterde
- Die Samen auf das Substrat legen und leicht andrücken
- Die Lichtkeimer nicht oder nur sehr dünn mit Sand übersieben
- Mit feiner Brause befeuchten
- Das Anzuchtgefäß bedecken mit einer durchsichtigen Haube oder in ein Zimmergewächshaus stellen
Für die Keimung ist ein konstantes Temperaturniveau von 25 bis 30 Grad Celsius erforderlich. Der prallen Sonne darf das Saatgut nicht ausgesetzt werden, sodass ein halbschattiger Standort am West- oder Ostfenster ratsam ist. Steht kein beheizbares Mini-Gewächshaus zur Verfügung, stellen Sie das Saatgefäß auf eine Heizmatte oder eine Fensterbank über einem aktiven Heizkörper. Die transparente Abdeckung sorgt dafür, dass die aufsteigende, trockene Heizungsluft die Sämlinge nicht austrocknet.
Pflege während der Keimphase
Halbschattige Lichtverhältnisse und Wärme alleine genügen nicht, um die Samen zur Keimung zu motivieren. Halten Sie zugleich das Substrat leicht feucht, ohne dass sich stauende Nässe bilden kann. Obschon ein adulter Oleander gerne mit kalkhaltigem Wasser gegossen wird, empfehlen wir während dieser heiklen Keimphase die Verwendung von weichem, zimmerwarmem Wasser. Andernfalls besteht die Gefahr, dass sich ein Kalkbelag bildet, der die Keimung behindert. Dünger wird während dieser Zeit nicht verabreicht, da eine magere Erde die Keimfreudigkeit verbessert. Abdeckung und Zimmergewächshaus lüften Sie bitte täglich, damit sich kein Schimmel entwickeln kann.
Pflege nach der Keimung
Unter perfekten Rahmenbedingungen sprießen bereits nach einer Woche die ersten Keimblättchen. Unter dem Einfluss von Temperaturen zwischen 20 und 24 Grad Celsius, nimmt die Keimung mehrere Wochen in Anspruch. Steigt die Quecksilbersäule für das Saatgut nicht über 20 Grad Celsius, werden Sie nach keimenden Oleandersamen vergeblich Ausschau halten. Kommt die Keimung in Gang, setzt sich das Pflegeprogramm so fort:
- Nach der Keimung die Haube entfernen oder das Dach des Zimmergewächshauses geöffnet halten
- Die Temperaturen jetzt senken auf 18 bis 20 Grad bei Nacht und 22 bis 23 Grad bei Tag
- Weiterhin regelmäßig gießen und nicht düngen
Widmen Sie sich der Aussaat von Oleandersamen während der Winterzeit, sind Maßnahmen zu treffen, um den Lichtmangel auszugleichen. Stellen Sie das Saatgefäß unter eine Pflanzen- oder Tageslichtlampe, die mindestens 10 Stunden am Tag in Betrieb ist.
Pikieren erfordert Fingerspitzengefühl
Ein Sämling stellt seine Wuchskraft unter Beweis, wenn er im Saatgefäß 2 Blattpaare und mehr hervorbringt. Diese Exemplare verfügen über das größte Potenzial, sich in einen prachtvollen Oleanderbaum zu verwandeln. Auf dem Weg dorthin steht jetzt die Vereinzelung auf dem Programm, wobei jeder Sämling in einen eigenen Topf umgesetzt wird. Um die zarten Wurzelstränge nicht zu beschädigen, ist für diesen Vorgang eine ruhige Hand wünschenswert. So machen Sie es richtig:
- 10-er oder 12-er Anzuchttöpfe füllen mit Pikiererde oder mit Sand abgemagerter Einheitserde
- Einen Gießrand von 1-2 cm freilassen
- Mit einem Pikierstab das Pflanzloch im Substrat vorbohren
- Den Sämling mit dem Pikierholz oder einem Löffel auf der Erde heben
- In das vorbereitete Pflanzloch setzen, ohne die Wurzeln zu knicken
Füllen Sie jetzt Pikiererde bis zum unteren Blattpaar nach und drücken diese leicht an, damit sich keine Luftlöcher bilden. Statt zu gießen, besprühen Sie das Substrat mit normalem Leitungswasser. Nach einer Phase der Regeneration am warmen, halbschattigen Standort, nehmen die jungen Oleander nach 8 bis 10 Tagen einen sonnigen Fensterplatz ein. Ab diesem Zeitpunkt setzt die Nährstoffversorgung ein. Alle 2 Wochen geben Sie bitte einen Flüssigdünger in halber Konzentration ins Gießwasser.
Fazit
Die erfolgreiche Vermehrung von Oleander aus Samen basiert auf Licht, Wärme und Feuchtigkeit. Spätestens seit uns der Klimawandel lange Sommer mit hochsommerlichen Temperaturen beschert, gedeihen am Rosenlorbeer nach der Blütezeit Kapselfrüchte mit reifen Samen. Bevor diese an ihrem Fallschirm davonsegeln, werden die Samen geerntet. Ausgesät auf magerem Substrat, schreitet die Keimung bei 25 bis 30 Grad Celsius am hellen Standort zügig voran. Jeder Sämling mit mehr als 2 Blattpaaren hat die Hälfte des Weges zum prächtigen Oleanderbaum bereits absolviert. Mit Fingerspitzengefühl pikiert, regelmäßig gegossen und gedüngt, dürfen Sie sich innerhalb von 3 bis 5 Jahren über die erste Blütenpracht freuen.