Startseite » Obstgarten & Obst » Obstbäume » Barbarazweig schneiden am Barbaratag – Brauch & Bedeutung

Barbarazweig schneiden am Barbaratag – Brauch & Bedeutung

Wenn sich am 4. Dezember der Namenstag der Heiligen Barbara jährt, ist in Feld, Wald und Garten ein emsiges Treiben zu beobachten. Scharen von Brauchtums-Anhängern sind unterwegs, um Zweige von Obstbäumen oder Forsythiensträuchern abzuschneiden und in Wasser zu stellen. An diesem Gedenktag wird ein traditioneller Brauch zelebriert, an dessen Höhepunkt im Heiligen Abend die geschnittenen Barbarazweige in voller Blüte stehen. Verbunden ist das beliebte Ritual mit einer Fülle weltlicher und religiöser Bedeutungen. Lesen Sie hier alle Informationen rund um den Barbaratag mit Tipps und Tricks, wie Sie einen Barbarazweig zum Blühen bringen.

Video-Tipp

Barbarazweig schneiden – Anleitung für den Ablauf am Barbaratag

Wenngleich sich zahlreiche Legenden und Mythen um den Barbaratag ranken, gestaltet sich der eigentliche Ablauf des Brauchs nach einem fest zementierten, seit dem Mittelalter überlieferten Protokoll. Stichtag ist in jedem Jahr der 4. Dezember, dem liturgischen Gedenktag der Heiligen Barbara. An diesem Tag schneiden Sie Zweige von Frühlings-blühenden Gehölzen und stellen sie in Wasser, damit sie bereits zur Weihnachtszeit in voller Blüte stehen. Alle Fragen zur konkreten Vorgehensweise erhalten im Folgenden eine fundierte Antwort.

Welche Gehölz-Arten sind geeignet?

Traditionell werden an Kirschbäumen Barbarazweige geschnitten. Ebenfalls in Betracht kommen die Äste von anderen Obstbäumen, wie Apfel, Pflaume, Haselnuss, Holunder, Mandel und Rosskastanie. Zu den Klassikern für den Schnitt am Barbaratag zählen überdies Forsythie und Ginster. Als moderne Versionen dienen Japanische Quitte, Kornelkirsche oder andere, eingewanderte Blütengehölze, um hier Barbarazweige zu entnehmen.

Zu welcher Tageszeit wird geschnitten?

Der Brauch schreibt vor, dass ein Barbarazweig nur dann Blüten trägt, wenn er am 4. Dezember unter besonderen Bedingungen geschnitten wird. Die besten Voraussetzungen hat ein Zweig, den Sie vor Sonnenaufgang schneiden. Wer diesen Zeitpunkt verpasst, greift während des Vesperläutens zur Schere, wenn die Kirchenglocken zum Abendgebet rufen.

Worauf ist beim Schnitt zu achten?

Wählen Sie einen gesunden Zweig aus, der keine Anzeichen eines Befalls durch Krankheiten oder Schädlinge aufweist. Fernerhin sollte er möglichst viele Knospen aufweisen. Diese sind erkennbar als leichte Erhebungen unter der Rinde. Fahren Sie probeweise mit dem Finger über den Zweig, können Sie die schlafenden Augen ertasten. Verwenden Sie bitte eine frisch geschärfte Schere, deren Klingen Sie mit Alkohol desinfiziert haben. Unsaubere Schneidwerkzeuge und ausgefranste Schnittwunden bergen für den Baum die Gefahr, dass er für den Schnitt von Barbarazweigen mit einer Infektion durch pathogene Erreger büßen muss.

Tipp:

Die Knospen an den Obstbäumen sind mit einer natürlichen Hemmung ausgestattet, damit sie nicht vorzeitig austreiben. Damit ein Barbarazweig erblüht, sollte er kurz vor dem 4. Dezember eine Nacht unter dem Gefrierpunkt durchlebt haben. Sofern ein Barbarazweig vor dem Schnitt keinen Kältereiz erhielt, legen Sie ihn für 6 bis 12 Stunden ins Gefrierfach des Kühlschranks.

Barbarazweig in Wasser stellen – wie geht es richtig?

Halten Sie den frischen, gesunden Zweig in Händen, schneiden Sie ihn am Triebende schräg an. Auf diese Weise werden die Leitungsbahnen etwas großflächiger freigelegt, als nach einem geraden Schnitt. Wasser und Nährstoffe können auf diese Weise besser transportiert werden. Bitte klopfen Sie nicht mit einem Hammer auf das Zweigende, wie es irrtümlicherweise im Brauchtum mitunter praktiziert wird. Erwiesenermaßen fördern die Beschädigungen am Gewebe die vorzeitige Bildung von Fäulnis und machen bereits im Vorfeld die Hoffnungen zunichte auf eine weihnachtliche Blütenpracht. So verfahren Sie weiter:

  • Lauwarmes Wasser in eine saubere Vase füllen
  • Den Barbarazweig aufrecht einstellen
  • Zum Antreiben in einen leicht temperierten Raum stellen, bis die Knospen schwellen
  • Anschließend an einem hellen, warmen Standort aufstellen
  • Alle 3 Tage das Wasser austauschen und die Vase reinigen

Vermeiden Sie einen Platz in unmittelbarer Nähe zu einem aktiven Heizkörper oder Ofen. Damit die Knospen unter dem Einfluss trockener Heizungsluft nicht austrocknen, besprühen Sie den Zweig alle 2 Tage mit kalkfreiem, lauwarmem Wasser. Färbt sich die Schnittstelle am Zweigende braun, schneiden Sie ein wenig nach, damit die Versorgungsbahnen nicht verstopfen. Mit diesem Pflegeprogramm halten blühende Barbarazweige erfahrungsgemäß durch bis zum Dreikönigstag.

Forsythie - Forsythia
In dieser Abfolge wird ein verkürzter Wechsel vom Winter zum Frühling simuliert, woraufhin die Hemmstoffe im Blütenzweig abgebaut werden. Da sich ein Barbarazweig nunmehr im Frühling wähnt, lässt er seine Knospen schwellen und erblühen.

Tipp:

Zum Barbaratag gibt es zahlreiche Bauernregeln, wie: Geht Barbara im Klee, kommt das Christkind im Schnee. Heilige Barbara im Schnee, bringt im nächsten Jahr viel Klee.

Brauch basiert auf der Barbara-Legende

Das Brauchtum der Barbarazweige wird seit dem Mittelalter zelebriert im Gedenken an die Heilige Barbara. Verehrt als Patronin der Sterbenden, zählt sie zu den 14 Nothelfern, einer Gruppe populärer Heiliger im katholischen Glauben.

Die Legende besagt, dass Barbara als Tochter eines heidnischen und sehr wohlhabenden Türken in Nikomedia geboren wurde. Sie war von so großer Schönheit, dass Dioskuros seine Tochter in einen Turm sperrte, wenn er sich auf Reisen begab. Diese Maßnahme sollte ihrer Sicherheit dienen, ihre Keuschheit bewahren und eine unangemessene Heirat verhindern. Mit der Einkerkerung konnte ihr Vater hingegen nicht verhindern, dass seine Tochter zum Christentum konvertierte. Barbara war nicht nur wunderschön, sondern besaß zudem einen scharfen Verstand. Sie korrespondierte mit dem bekannten Theologen Origenes, der seine Antworten durch den Priester Valentinus übermittelte. Dieser war es auch, der Barbara taufte. Als sichtbares Zeichen ihres neuen Glaubens an die Dreifaltigkeit, ließ sie in den Turm ein drittes Fenster einbauen.

Als ihr Vater zurückkehrte und das zusätzliche Fenster bemerkte, stellte er Barbara zur Rede und war entsetzt über ihre Bekehrung und Taufe. In der Folgezeit unternahm er zahlreiche Versuche, seine Tochter von ihrem christlichen Glauben abzubringen. Er musste jedoch einsehen, dass Barbara von ihrem Glaubensbekenntnis nicht abrückte. Letztendlich lieferte der erzürnte Dioskuros seine Tochter in 306 der Christenverfolgung aus. Barbara floh und versteckte sich in einer Felsspalte. Hier wurde sie von einem Hirten entdeckt, der ihren Aufenthaltsort den Häschern verriet, die sie gefangen nahmen. Der Hirte wurde von Gott für seinen Verrat zur Strafe in einen Mistkäfer verwandelt. Andere Überlieferungen berichten, der Hirte wurde zu Stein und seine Schafe in Heuschrecken verwandelt.

Auf Befehl ihres Vaters kam Barbara ins Gefängnis, um unter der Folter vom christlichen Glauben abzuschwören. Auf dem Weg in den Kerker verfing sich ein Kirschzweig in ihrer Kleidung. In ihrer Zelle stellte Barbara diesen Zweig in einen Krug mit Wasser. Am Tag ihres Martyriums entfalteten sich die Knospen, obschon es mitten im Winter war. Daraufhin soll Barbara ausgerufen haben: Du erschienst wie tot. Nunmehr bist du erblüht zu schönerem Leben. So wird es auch mir im Tode ergehen. Ich werde aufblühen zu einem besseren Leben in Ewigkeit.

Daraufhin erzählt die Legende weiter, sei Barbara Jesus Christus erschienen und habe von ihm eine Verheißung erhalten. Diese besagt, dass kein Christ, der sie als seine Fürsprecherin vor Gott anrufe, unvermittelt sterbe, ohne zuvor die heiligen Sakramente empfangen zu haben. Daher wurde sie als Patronin der Sterbenden in die Gemeinschaft der 14 Nothelfer aufgenommen.
Dioskuros kannte keine Gnade, sondern soll seine Tochter schließlich eigenhändig enthauptet haben. Die Strafe für diesen Frevel folgte auf dem Fuße, indem er von einem Blitz erschlagen wurde.

Barbarazweig als Orakel – Bedeutung zwischen Glaube und Aberglaube

Schriftlich erwähnt wurde das Brauchtum am Barbaratag bereits im frühen Mittelalter. Seither hat sich das Schneiden von Barbarazweigen zu einem Orakel-Brauch entwickelt, der mit mannigfaltigen Bedeutungen verbunden ist, je nach regionalem Volksglauben. Der folgende Überblick stellt die häufigsten Deutungen näher vor:

Ernte-Orakel

Bauern stellten in früheren Zeiten einen direkten Bezug her zwischen der Anzahl der Blüten und dem Ernteertrag im kommenden Jahr. Ein reich blühender Barbarazweig stimmte die ganze Bauernfamilie zuversichtlich, dass im nächsten Jahr eine reiche Ernte eingefahren wird. Entfalten sich hingegen nur vereinzelte Knospen zu einer Blüte, sind damit böse Vorahnungen für eine magere Ernte verbunden.

Fruchtbarkeits-Orakel

Eine weitere Bedeutung entstammt ebenfalls dem landwirtschaftlichen Bereich. Wenn Bauern vor Wintereinbruch das letzte Vieh von der Weide in den Stall trieben, sammelten sie auf diesem Weg einige Barbarazweige ein. Aufgestellt in der warmen Stube, lasen sie von der Anzahl der Blüten zur Weihnachtszeit ab, wie viele Kälber ihnen das nächste Jahr beschert.

Liebes-Orakel

Wollten junge Mädchen wissen, ob ihre heimliche Liebe in Erfüllung geht, diente ein Barbarazweig als Medium. Der Name des Angebeteten wurde in die Rinde geritzt und der Zweig in Wasser gestellt. Aufblühende Knospen bis Weihnachten bedeuteten, dass ihre Liebe erwidert wird und demnächst eine Hochzeit ansteht.

Apfelblüte - Malus

Heirats-Orakel

In Bayern und Österreich fungieren Barbarazweige traditionell als Orakel, ob die heiratsfähigen Jungfrauen im nächsten Jahr unter die Haube kommen. Stehen mehrere Verehrer in Wartestellung, wird jeder Zweig mit einem Namensschild versehen und in die Vase gestellt. Wessen Zweig die meisten Blüten trägt, wird als aussichtsreichster Kandidat für eine Verlobung oder Heirat angesehen.

Glücks-Orakel

In verschiedenen Regionen Deutschlands und Österreichs stellen Familien am Barbaratag einen ganzen Strauß aus Barbarazweigen in die Vase. Jeder Zweig ist versehen mit dem Namensschild eines Familienmitglieds. Bis Weihnachten werden die Zweige mit Argusaugen beobachtet. Wessen Zweig als erster erblüht, wird im nächsten Jahr das Glückskind der Familie sein.

Lotto-Orakel

Da erblühende Barbarazweige stets als Glücksbringer betrachtet werden, nutzen Lottospieler den Brauch für die Vorsage der Gewinnzahlen. Wer es ganz genau nimmt, stellt 49 Zweige am Barbaratag ins Wasser, versehen mit Zahlenkärtchen. Die ersten 6 Blütenzweige repräsentieren die Gewinnzahlen im nächsten Jahr.

Sakrale Bedeutung

Jenseits allen Aberglaubens, stehen die erblühten Zweige symbolisch für Jesus Christus, den Spross aus der Wurzel Jesse. Wie eine Knospe am Barbarazweig ihre enge Hülle sprengt, so wird der Gläubige durch die Geburt des Erlöser zu neuem Leben erweckt.

Sonderform Barbarabaum

Lange Zeit war es üblich, nicht nur einzelne Zweige sondern komplette Leitäste mit zahlreichen Seitenzweigen am Barbaratag zu schneiden. Wie kleine Bäume wurden sie in die Wohnstube gestellt, damit sie an Weihnachten erblühen. Fernerhin war es Tradition, einen Barbarabaum zum Weihnachtsfest zu schmücken mit Äpfeln, Zuckerwerk oder vergoldeten Nüssen. Als dieser Brauch überhand nahm und dem Obstanbau infolge dieser Plünderungen erheblichen Schaden zufügte, wurde er im 18. Jahrhundert in den meisten Regionen durch den Markgrafen verboten. Da die arme Landbevölkerung keine wertvollen Obstbäume verwendete, sondern Fichten und Tannen, gilt der Barbarabaum heute für einige Historiker als Vorläufer des Weihnachtsbaums.

Fazit

Am 4. Dezember wird ein traditioneller Brauch zelebriert, der lange Zeit in Vergessenheit geraten war. An diesem Tag feiern Christen den Gedenktag der Heiligen Barbara, einer Märtyrerin des 4. Jahrhunderts, die zu den 14 Nothelfern zählt. Vor Sonnenaufgang oder während des Vesperläutens werden die Zweige von Frühlings-blühenden Bäumen abgeschnitten und in lauwarmes Wasser gestellt. Jeder Barbarazweig wird begleitet mit der Hoffnung, dass er zum Weihnachtsfest erblüht. Aus der Anzahl seiner Blüten leiten die Freunde des Brauchtums zahlreiche weltliche und religiöse Bedeutungen ab, von denen Sie hier die häufigsten nachlesen können. Wer seinen rasanten Alltag mit blühenden Zweigen zur Weihnachtszeit entschleunigen möchte, sollte sich den Barbaratag nicht entgehen lassen, um nach alter Manier und dieser Anleitung einen Barbarazweig zu schneiden.

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

Erfahre mehr über Obstbäume

Zum Thema Obstbäume

Scroll Up