Spechthöhle bauen: kostenlose Bauanleitung für einen Specht-Nistkasten
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Die intensive landwirtschaftliche Nutzung von Wiesen, Feldern und Wäldern hat dazu geführt, dass die natürlichen Nistplätze für Vögel immer weniger geworden sind. Betroffen sind davon vor allem die sogenannten Höhlenbrüter, die ihren Nachwuchs gezielt in einer Bruthöhle verstecken und aufziehen. Der bei uns am weitesten verbreitete Höhlenbrüter ist der Specht. Um seinen Bestand zu sichern, können selbstgebaute Nistkästen eine große Hilfe sein.
Brutverhalten
Spechte legen ihre Eier in höhlenartigen Gebilden, die sie bevorzugt in Bäume schlagen. In diesen Höhlen brüten sie die Eier auch aus und ziehen ihre Jungen auf. Junge Spechte sind deshalb auch typische Nesthocker. Die Nisthöhle bietet dabei einen besonderen Schutz vor äußeren Einflüssen und insbesondere vor Nesträubern. Finden Spechte keine geeigneten Bäume, um darin eine Bruthöhle anlegen zu können, werden sie sich auch nicht vermehren. Spätestens dann kann es hilfreich sein mit einem selbstgebauten Nistkasten eine Art künstliche Höhle zu schaffen. Dabei gilt es allerdings die spezifischen Anforderungen, die Spechte stellen, zu berücksichtigen. Das Augenmerk muss vor allem auf den Abmessungen, der Größe des Einfluglochs und der Höhe, an der der Nistkasten angebracht wird, liegen.
Material
Ein Nistkasten ist naturgemäß Wind und Wetter ausgesetzt. Es versteht sich daher von selbst, dass es dafür Baumaterialien braucht, die den Witterungseinflüssen standhalten können. Das mit Abstand wichtigste Material dabei ist Holz. Klassischerweise wird der Nistkasten aus Holzbrettern gefertigt. Dafür eignen sich einige Holzsorten besser als andere. Fichtenbretter bringen zum Beispiel alle Eigenschaften mit, die es braucht. Auch Pappelbretter eignen sich wunder bar für eine Bruthöhle aus Holz. Für welches Holz man sich auch entscheidet: Wichtig ist vor allem, dass es eine hohe Widerstandskraft gegenüber Feuchtigkeit mitbringt. Es sollte zudem nicht so leicht reißen. Sogenanntes Pressholz und auch Sperrholz dagegen vollkommen ungeeignet – jedenfalls dann, wenn der Nistkasten länger als eine Saison verwendet werden soll. Naturbelassene Fichten- und Pappelbretter sind problemlos im Baumarkt oder im Holzfachhandel erhältlich. Sie kosten auch verhältnismäßig wenig.
Weitere Materialien, die man benötigt:
- zwei Scharniere aus Metall, um später den Deckel öffnen zu können
- Material, um das Dach abzudichten wie beispielsweise Zinkblech oder Teerpappe
- einen Haken und eine Öse, um den Nistkasten später sicher verschließen zu können
- nicht rostende, galvanisierte Nägel oder Messingschrauben, um die Einzelteile zusammenzufügen
Darüber hinaus sollte man sich mit einem wasserabweisenden Material wie etwa Leinöl versorgen. Damit wird der gesamte Nistkasten nach der Fertigstellung imprägniert und wasserabweisend gemacht. Chemische Imprägniermittel und Lacke sind tabu. Bei ihnen besteht die Gefahr, dass durch Ausgasungen die Gesundheit der Vögel leidet. Die Imprägnierung muss übrigens jedes Jahr erneuert werden.
Werkzeuge
Ein Nistkasten ist eine relativ einfach Konstruktion, die nicht viel Aufwand erfordert. Die Werkzeuge, die für den Bau benötigt werden, sollte man daher normalerweise bereits besitzen. Konkret braucht man:
- Maßband, Bleistift und Winkel zum Anzeichnen der richtigen Schnitte an den Bauteilen
- eine Stichsäge oder einen Fuchsschwanz für die Zuschnitte
- Hammer, Schraubenzieher und Kneifzange
- Bohrmaschine mit Lochsägeaufsatz, um das Einflugloch aussägen zu können
Konstruktion
Wie bereits angedeutet, ist ein Nistkasten eine geradezu simple Konstruktion. Im Prinzip besteht sie nur aus vier Seitenteilen, einem Bodenteil sowie einem Dach. An der Vorderseite des Kastens befindet sich ein Einflugloch, damit die Tiere in das Innere gelangen können. Auf eine Sitzstange sollte verzichtet werden. Einerseits benötigen sie die Tiere nämlich nicht, andererseits würde sie es Fressfeinden erleichtern, an ihre Beute zu kommen. Das Dach der Nistkastenkonstruktion lässt sich ebenso öffnen wie die Rückseite. Über das Dach kann später kontrolliert werden, wie es im Inneren aussieht. Und über die geöffnete Rückseite wird der Kasten nach der Brutzeit gereinigt.
Maße
Vögel sind unterschiedlich groß und haben unterschiedliche Bedürfnisse. Logisch, dass deshalb auch die Größe eines Nistkasten auf die Vogelart abgestimmt werden sollte. Grundsätzlich wird ein Nistkasten vor allem von Höhlenbrütern genutzt werden. Wir wollen ja einen Nistkasten speziell für Spechte bauen. Unabhängig von der Spechtart haben sich folgende Abmessungen bewährt:
- innere Breite: 150 Millimeter
- innere Höhe: 280 Millimeter
- innere Tiefe: 150 Millimeter
- Durchmesser Einflugloch: 45 bis 50 Millimeter
Bei diesen Maßen handelt es sich um Mindestmaße, die auf jeden Fall für eine Spechtfamilie benötigt werden. Der Nistkasten darf natürlich auch etwas größer ausfallen. Wichtig ist außerdem die Stärke der verwendeten Bretter. Die ideale Stärke beträgt 18 Millimeter. Damit sind die Bretter ausreichend dick, um die Spechte im Inneren des Kastens später im Bedarfsfall vor Kälte zu schützen. 18 Millimeter ist außerdem eine Standardstärke, in der Bretter normalerweise geschnitten werden. Sie sollte deshalb auch sehr leicht im Handel zu bekommen sein.
Bauanleitung
Einen Nistkasten zu bauen erfordert weder einen komplizierten Bauplan noch besonderes handwerkliches Geschick. Die Konstruktion ist derart einfach, dass sie praktisch jeder schnell und ohne Probleme zustande kriegt. Im Prinzip werden dabei lediglich sechs Bretter zugeschnitten und dann mit Nägeln aneinander geheftet. Das sollte nun wirklich jeder hinkriegen.
Zuschnitt
Der erste Arbeitsschritt besteht darin, die gekauften Bretter auf die richtige Größe zuzuschneiden. Damit dies gelingt, sollten die Abmessungen vorher angezeichnet werden. Zu beachten ist dabei, dass die Rückseite etwas höher sein sollte als die Vorderseite, um später eine Dachneigung zu gewährleisten. Das bedeutet auch, dass die beiden Seitenteile oben eine entsprechende Schräge von hinten nach vorne benötigen. Wie stark die Neigung ausfällt ist relativ egal und bleibt jedem selbst überlassen. Es sollte lediglich sichergestellt sein, dass Wasser abfließen kann. Die Schrägen selbst zeichnet man am besten mit einem Winkelmaß an. Beim Anzeichnen und auch beim Schneiden sollte man möglichst sorgfältig vorgehen, um passgenaue Einzelteile zu bekommen. Passgenauigkeit garantiert nämlich, dass der fertige Nistkasten auch wirklich dicht ist.
Einflugloch schneiden
Bevor es an den Zusammenbau geht, muss noch das Einflugloch in die Vorderseite geschnitten werden. Am einfachsten funktioniert das mit einer Lochsägeaufsatz auf der elektrischen Bohrmaschine. Das Loch wird mittig im oberen Drittel der Vorderseite angebracht. Es sollte nicht zu tief, sondern knapp unter dem Dach liegen. Dazu wird einfach von links und rechts genau die Mitte ausgemessen und mit Bleistift an dieser Stelle ein Punkt eingezeichnet. Auf diesen unkt setzt man dann die Spitze des Lochsägeaufsatzes und bohrt das Loch. Wer keinen derartigen Aufsatz besitzt, bohrt an dem bezeichneten Punkt einfach ein Loch und vergrößert es anschießend händisch mit einer Raspel.
Zusammenbau
An die Bodenplatte werden zunächst die beiden Seitenteile sowie das Vorderteil genagelt oder alternativ auch angeschraubt. Anschließend müssen die drei Teile komplett miteinander vernagelt werden.
Im nächsten Schritt wird dann die Teerpappe oder das Zinkblech auf dem Dach mit Nägeln oder Schrauben befestigt.
Variante A
Schrauben Sie die Rückseite passend in die Spechthöhle.
Die Scharniere werden entweder an der Rückseite befestigt oder an den Seitenteilen direkt neben der Rückwand. Stellen Sie nun die Scharniere auf um das Dach festzuschrauben.
Variante B
Bevor die Rückseite in die Konstruktion eingeführt wird, schraubt man die beiden Scharniere vorne auf die Vorderseite bzw. die Seitenteile neben der Vorderwand.
Dann wird die Rückseite passgenau in die Öffnung eingesetzt und oben mit zwei Nägel links und rechts fixiert. Die Nägel dienen als eine Art Achse, mit deren Hilfe die Seite aufgeklappt werden kann. Im Unteren Bereich bringt man zudem eine Öse an. Mit einem Haken an der Bodenplatte kann die Rückseite dann gesichert werden.
Zum Schluss muss dann nur noch das Dach mit den beiden Scharnieren verschraubt werden.
Unter normalen Umständen dauert der Zusammenbau eines derartigen Nistkastens nicht lange. Eine Bauzeit von etwa einer Stunde sollte vollkommen ausreichend sein. Man tut allerdings gut daran, sich im Zweifelsfall etwas mehr Zeit zu lassen. Sorgfalt geht auch beim Nistkastenbau eindeutig vor Schnelligkeit. Die Vögel werden es einem später danken.
Aufhängung
Ein Nistkasten für Spechte wird in der Regel an einem Baum angebracht werden. Am einfachsten lässt sich das Durch eine links und rechts überstehende Leiste bewerkstelligen, die quer an die Rückseite genagelt wird. An den beiden Seiten der Leiste wird ein Befestigungsdraht angebracht, der zuvor natürlich um den Baustamm geführt werden muss. Zwischen Draht und Rinde klemmt man am besten einen alten, stabilen Plastikschlauch, um Verletzungen des Baumes zu vermeiden. Anschließend wird der Draht festgezogen, bis der Nistkasten stabil sitzt. Keinesfalls darf der Kasten direkt an den Baum genagelt werden. Wichtig ist bei der Anbringung, dass sich das Einflugloch an der windabgewandten Seite befindet. Der Kasten sollte zudem so angebracht sein, dass er von Nesträubern und insbesondere von Katzen nicht erreicht werden kann. Die beste Zeit für die Aufhängung ist im Übrigen der Herbst, damit die Vögel bereits im Winter darin Schutz finden können.