Nektarine schneiden | 4 Tipps für den richtigen Schnitt zur richtigen Zeit
Inhaltsverzeichnis
Die Nektarine ist eine Mutation eines Pfirsichs, die weiter kultiviert wurde. In Pflege und Schnitt sind sich der Pfirsich und der Nektarinenbaum ähnlich. Die besondere Herausforderung beim Schnitt der Nektarinen ist weniger der richtige Zeitpunkt, sondern zu unterscheiden, ob ein Ast Früchte trägt oder nicht. Hier ist ein genaues Auge gefordert, denn nicht tragende Äste kosten dem Baum unnötige Kraft.
Ziele des Rückschnitts
Bevor ein Rückschnitt ansteht, sollte erhoben werden, warum der Baum geschnitten werden muss. Dies ist später auch entscheiden, wie und was geschnitten wird. Gründe für den Rückschnitt können sein:
- Überalterung
- Wachstumsförderung
- Durchlüftung
- Ertragserhöhung
- Verbesserung der Fruchtqualität
Vor allem in Bezug auf die Qualität der Früchte wird häufig ein Rückschnitt unterschätzt. Werden die Bäume nicht regelmäßig geschnitten, bilden sich zwar Früchte, diese sind häufig aber geschmacklos und nicht süß. Daher ist es wichtig beim Schneiden nicht zu zaghaft zu sein, aber auch gezielt jene Äste zu entfernen, die kein Fruchtpotenzial haben.
Werkzeug
Je nach Umfang des Rückschnitts bzw. der Pflege beim Baum werden folgende Werkzeuge benötigt:
- Gartenschere
- Astschere
- Säge (Bügel- oder Astsäge)
- Drahtbürste
Dünnere Äste können mit einer normalen Gartenschere entfernt werden. Wenn möglich sollte dafür eine Bypass-Schere verwendet werden. Sie quetscht im Vergleich zu einer Ambossschere, die zwar mehr Kraft überträgt, die Zweige nicht. Das Gleiche gilt auch für die Astschere, mit der dickere Äste geschnitten werden. Hier sollte ebenfalls die Bypass-Variante verwendet werden.
Eine Säge ist bei einem regelmäßigen Rückschnitt meist nicht erforderlich. Lediglich bei einem Verjüngungsschnitt kann es notwendig sein, dickere Äste mit einer Säge zu entfernen. Die Drahtbürste selbst wird zwar nicht für den Rückschnitt benötigt, sollte aber beim Schneiden immer griffbereit sein. Beim Rückschnitt wird der Baum auch immer kontrolliert, ob Schädlinge darauf Eier ablegten oder sich viel Moos oder dichte Flechten gebildet haben. Diese werden dann mit der Drahtbürste im Rahmen des Rückschnitts vorsichtig entfernt.
Pflanzschnitt
Beim Pflanzschnitt, der in der Regel im Herbst mit der Pflanzung stattfindet, muss noch auf keine Besonderheiten geachtet werden, er fällt üblicherweise bei allen Bäumen gleich aus. Der Pflanzschnitt dient dazu kräftige und fruchtbare Äste zu fördern. Mit dem Pflanzschnitt wird häufig auch der Grundstein für die spätere Form der Krone gelegt. Wer bei diesem Schnitt alles richtig macht, muss später an der Krone keine Korrekturen mehr vornehmen.
Der Pflanzschnitt dient vor allem dazu, die vegetative Entwicklung zu fördern. Daher werden primär einige wenige kräftige und gut geformte Äste stehen gelassen. Maximal vier bis fünf kräftige Äste bleiben nach der Pflanzung erhalten. Im Vergleich zum Schnitt anderer Steinobstbäume kann bei einem Nektarinenbaum der Pflanzschnitt sehr kräftig ausfallen. Der Mitteltrieb wird in der Regel um die Hälfte eingekürzt, während die weiteren Seitenäste auf rund ein Drittel eingekürzt werden.
Beim Pflanzschnitt werden auch jene Triebe herausgenommen, die bereits viele Blütenknospen gebildet haben. Sie haben das Potenzial bereits früh erste Früchte auszubilden. Für einen jungen Baum, der noch keine kräftigen Äste hat, kann sich das jedoch nachteilig auswirken. Er ist meist nicht in der Lage die Last von mehreren Früchten zu tragen, wodurch Äste abbrechen können und es schwierig wird, eine schöne Krone zu formen.
Fruchttriebe erkennen
Vor der Beschreibung weiterer Schnittvarianten ist es wichtig echte und falsche Fruchttriebe zu erkennen. Dies ist vor allem für Pflege- und Verjüngungsschnitte relevant, denn werden falsche Fruchttriebe erhalten, trägt die Nektarine kaum bis wenige Früchte.
Für den Unterschied zwischen echten und falschen Fluchttrieben ist ein genaues Auge notwendig. Falsche Fruchttriebe haben nur maximal zwei Knospen nebeneinander. Dabei handelt es sich in der Regel um eine Blatt- und eine Blütenknospe. Dadurch lassen sie sich bereits gut von sogenannten Wasserschossen unterschieden.
Wasserschosser sind sehr dünne Triebe, die wenige Knospen haben und in der Regel vorwiegend einzelne Blattknospen.Echte Fruchttriebe bestehen aus drei Knospen – einer Blatt und zwei Blütenknospen. Solche Äste haben das Potenzial auch viele Früchte hervor zu bringen.
Pflegeschnitt
Nektarinen sind stark wüchsige Bäume, weshalb auf einen jährlichen Pflegeschnitt nicht verzichtet werden kann. Der jährliche Schnitt fördert nicht nur die Entwicklung und die Fruchtbildung, sondern verhindert, dass der Baum im Laufe der Jahre vergreist. Ziel vom Pflegeschnitt ist ein gleichmäßiger Wuchs. Damit verbunden ist aber auch die Steigerung des Ertrags. Beim Schnitt wird folgendermaßen vorgegangen:
- erhaltenswerte Triebe auswählen
- Wasserschosse und falsche Fruchttriebe auf 2 Augen schneiden
- echte Fruchttriebe um 1/3 einkürzen
- weitere potenzielle Fruchttriebe auf 20 cm einkürzen
Bei den Fruchttrieben, die auf 20 cm eingekürzt werden, handelt es sich um Triebe, deren Verbleib noch ungewiss ist. In der Regel wird nach der Ernte entschieden, ob sie erhalten bleiben oder gänzlich entfernt werden.
Beim Pflegeschnitt ist auch immer auf die Form der Krone zu achten. Nektarinen werden meist mit einer Tellerkrone kultiviert. Dabei handelt es sich um eine eher flache, dafür sehr breite Krone. Bei einer Tellerkrone ist es vor allem wichtig auf einen kräftigen Mitteltrieb, der den Leitast bildet zu achten und stabile Seitentriebe. Die Seitentriebe müssen das Gewicht der Früchte tragen können. Schwache Seitentriebe werden daher entfernt, damit sich kräftige Triebe entwickeln können.
Verjüngungsschnitt
Ein Verjüngungsschnitt erfolgt, wenn der Baum bereits mehrere Jahre nicht gepflegt wurde. Dies ist häufig der Fall, wenn ein bestehender Baumbestand übernommen wird. Beim Verjüngungsschnitt geht es darum den Wuchs anzuregen und die Bildung neuer echter Fruchttriebe. Beim Verjüngungsschnitt wird folgendermaßen vorgegangen:
- einen Leitast (Mittelast) auswählen
- alte Äste entfernen
- luftige und lichtdurchlässige Krone formen
- vergreiste Seitenäste stark einkürzen
Vor allem Äste, die stark Moos oder Flechten angesetzt haben, sollten im Rahmen des Verjüngungsschnittes vorrangig entfernt werden.
Schnittzeitpunkt
Rückschnitte an der Nektarine erfolgen während der Vegetationsperiode. Die Nektarinenbäume sind sehr gut schnittverträglich, daher kann ein Rückschnitt sowohl im Frühjahr als auch nach der Ernte im Herbst erfolgen. Lediglich bei einem Schnitt im frostfreien Winter ist etwas Vorsicht geboten. Das Schneiden außerhalb der Vegetationsperiode fördert einen starken Austrieb im nächsten Frühling. Ist dieser Austrieb nicht gewünscht, sollte der Rückschnitt auf einen anderen Zeitraum verlegt werden.
Damit die Knospen am Nektarinenbaum einfacher erkennbar sind, erfolgt ein Rückschnitt in der Regel im Spätsommer nach der Ernte. Zusätzlich kann im nächsten Frühling ein weiterer Schnitt erfolgen, wenn die Bäume blühen. Dann ist genau erkennbar, bei welchen Ästen es sich um echte und um falsche Fruchttriebe handelt. Im Frühjahr kann so nochmals nachgearbeitet werden.
Nektarinen sind empfindlich gegenüber Spätfrösten, die häufig die Blüten betreffen. Kommt spät im Frühjahr nochmals ein Frost, der die Blüten schädigt, sollten diese ebenfalls mit einem Rückschnitt entfernt werden. Dadurch bilden sich zwar keine neuen Knospen, die in diesem Jahr noch Früchte tragen, die Fruchtknospenbildung findet im Herbst statt, es wird jedoch eine gesunde Entwicklung und er Neuaustrieb vom Nektarinenbaum gefördert.
Besondere Schnittformen
Die Nektarine kann nicht nur in Form eines Baumes geschnitten werden. Je nach vorhandenem Platz gibt es auch spezielle Schnitte, wodurch das Maximum an Früchte herausgeholt wird.
Spalier
Nektarinen lieben es warm, weshalb ein Spalier entlang einer südseitigen Hausmauer ideal ist. Die Kultur beim Spalier ist eine Mischung aus Schnitt und Erziehung. Mitteläste werden erzogen und entlang des Spaliers geführt, während Seitenäste regelmäßig eingekürzt werden. Ziel ist es, die Fruchtbildung an den Seitenästen zu erhalten. Daher werden Triebe entlang der Seitenäste auf wenige Augen eingekürzt und die Seitenäste immer auf die Breite des Spaliers gekürzt.
Säulenform
Säulenobst ist besonders bei einem begrenzten Platzangebot wie auf Terrassen sehr beliebt. Ähnlich wie beim Spalier konzentriert sich die Fruchtbildung auf einige wenige steil nach oben wachsende Äste. Beim Säulenobst bleiben maximal 2 – 3 steil nach oben wachsende Äste stehen. Seitenäste werden stark eingekürzt, da eine Fruchtbildung vornehmlich an den Mittelästen stattfindet.
Spindelbusch
Spindelbüsche sind vor allem im Ertragsanbau zu finden, da die Büsche einfach zu pflegen sind und einen hohen Ertrag abwerfen. Wird eine Nektarine als Spindelbusch gezogen, benötigt es in der Regel ein Stützgerüst, da sie selbst meist nicht in der Lage sind, das Gewicht der Äste zu tragen. Die Seitenäste werden am Gerüst fixiert, was über die gewünschte Höhe wächst, wird eingekürzt. Zusätzlich werden bei Spindelbüschen jedes Jahr ältere Äste entfernt, damit die Nektarine nicht vergreist.
Rückschnitt bei Pflanzenkrankheiten
Nektarinen werden wie ihre direkten Verwandten häufig von einer Pilzerkrankung, der sogenannten Kräuselkrankheit, befallen. Vor allem bei dicht stehenden Ästen wird eine Bildung der Pilzinfektion begünstigt, da die Blätter bei Regen nicht rasch abtrocknen können. Bei einer Pilzinfektion ist daher in erster Linie zu kontrollieren, ob die Äste zu dicht stehen.
Ein Rückschnitt kann in diesem Fall jederzeit, sogar während der Fruchtbildung erfolgen. Häufig bringen Nektarinenbäume, die von einer Pilzinfektion betroffen sind kaum Früchte hervor und wenn sind sie nicht so schmackhaft wie von gesunden Bäumen. Daher ist es nebensächlich, ob ein befallener Ast in Begriff ist Früchte zu bilden oder nicht. Zudem würden Früchte dem Baum in dieser Phase sehr viel Kraft kosten, weshalb es von Vorteil ist, beim Schneiden auch einige tragende Äste zu entfernen.