Moltebeere, Rubus chamaemorus – Pflanzen und Pflege
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Die Moltebeere sieht dekorativ aus und ist gleichzeitig eine wichtige Nutzpflanze. Dieses aus zirkumpolaren Gebieten stammendes Gewächs hat für den Gärtner einen besonderen Reiz, denn es ist in unseren Breiten nur selten anzutreffen. Die Moltebeere, noch Sumpfbrombeere, Torfbeere oder Multbeere genannt, kann bei der richtigen Pflege in heimischen Gärten gut gedeihen.
Moltebeere – schlichte nordische Schönheit
Die Sumpfbrombeere ist in den Regionen zuhause, wo der harte Winter lang und der Sommer kühl und kurz ist: Skandinavien, Nordrussland und der Norden Kanadas. Die auf den ersten Blick unscheinbare Moltebeere erreicht eine Höhe zwischen 5 und 25 cm und wirkt zart und empfindlich, gehört aber zu sehr robusten Gewächsen. Ab Mai beginnt die Blütezeit, im Juli-August bildet sich eine gelb-orange Sammelfrucht, die am liebsten noch vor der Reife gepflückt werden soll. Die Torfbeere eignet sich hervorragend für die Zubereitung von Marmeladen und ist auch eine bekannte Heilpflanze.
Pflanzen und Standort
Die Moltebeere gedeiht an einem halbschattigen Standort am besten, verträgt aber auch täglich einige Stunden direkte Sonne. Vollschattige Lagen tun der Sumpfbrombeere nicht gut. Grundsätzlich sind für das Wohlbefinden der Pflanze weniger der Standort, mehr aber die Bodenqualität und auch die Temperaturen entscheidend.
Der Standort muss weder besonders wind-, noch regengeschützt sein, denn Rubus chamaemorus ist eine winterharte, sehr robuste Pflanze und verträgt Temperaturen bis zu -45 °C. Damit sich die oberirdischen Teile der Pflanze vollständig ausbilden können und sie auch Früchte tragen kann, benötigt die Torfbeere eine ca. 3-monatige frostfreie Periode. Diese ist in Mitteleuropa freilich gegeben. Setzen von Jungpflanzen stellt keine besonderen Anforderungen an den Gärtner, es genügt ein etwa 15-20 cm breites und genauso tiefes Pflanzloch zu graben und nach dem Einpflanzen die Moltebeere intensiv zu gießen.
Anforderungen an den Boden
Die Torfbeere stellt besondere Ansprüche an den Boden und gerade hier liegt die größte Schwierigkeit bei der Pflege von diesem Gewächs. Lockere und zugleich lehmige Böden werden bevorzugt. Darüber hinaus soll der pH-Wert des Bodens stets recht niedrig bleiben, ungefähr zwischen 2 und 5. Wenn saure Böden für die Entwicklung der Moltebeere fördernd sind, sind salzhaltige Böden sowie Böden mit hohem Kalk-Gehalt für das Wachstum kontraproduktiv.
Auch Zugabe von Essigsäure in das Gießwasser kann den pH-Wert reduzieren, soll aber mit großer Vorsicht erfolgen, um der Pflanze nicht zu schaden. Übrigens macht Schnittgut den Boden sauer und ist für die korrekte Pflege der Moltebeere zu empfehlen.
Gießen und düngen
Nicht nur die Beschaffenheit des Bodens, sondern auch sein Wassergehalt sind für das Wohlbefinden der Sumpfbrombeere außerordentlich wichtig. Die Voraussetzung für eine gute Entwicklung der Pflanze bildet regelmäßiges Gießen, denn einmal ausgetrocknet, geht die Moltebeere ein. Auch die unterirdischen Rhizome können dermaßen starke Schäden davon tragen, dass diese absterben. Staunässe verträgt die Pflanze ebenfalls nicht gut, also für gute Drainage ist zu sorgen. Für die Urlaubszeit lohnt es sich eine Vertrauensperson mit dem regelmäßigen Gießen zu beauftragen oder sich einen Gießautomaten zu zulegen.
Die Torfbeere muss nur wenig gedüngt werden und zwar mit dem herkömmlichen Beerendünger. Bei optimalen Bodenwerten kann auf die Düngung gänzlich verzichtet werden.
Überwinterung
Die Moltebeere ist, wie bereits erwähnt, absolut winterhart und verträgt auch den stärksten Frost. Mehr noch, die Pflanze braucht Kälte, um neue Kraft für das Wachstum im Frühjahr und Sommer zu schöpfen. Während die Torfbeere keinen Winterschutz benötigt, soll sie gerade vor der Frühlingswärme geschützt werden, z.B. mit einer dicken Schicht Stroh. Verfrühter Frühling lässt Rubus chamaemorus zu früh austreiben, was das Gewächs abschwächt und verhindert, dass die Pflanze die Frucht bilden kann.
Vermehrung
Moltebeere kennt zwei natürliche Fortpflanzungswege: Zum einen vermehren sich diese zweihäusigen Pflanzen durch Bestäubung und Samen, zum anderen vegetativ, durch die Rhizome. Dabei ist der zweite Weg in der Natur öfter anzutreffen, so dass die Torfbeere meistens große Kolonien bildet. Auch für den Gärtner ist es einfacher, die Multbeere durch die Ableger bzw. Ausläufer, zu vermehren. Dabei wird wie folgt vorgegangen:
- einen Ableger ab der Größe von ca. 5-7 cm vorsichtig zusammen mit dem Wurzelballen aus der Erde ausgraben
- das Rhizom mit einer Gartenschere abschneiden
- die junge Pflanze in torfreiche Aufzuchterde setzen
- ausgiebig gießen
- nach ein-zwei Wochen soll die verwurzelte Pflanze am Wunschort gesetzt werden
- der optimale Zeitpunkt für diese Art der Vermehrung ist zeitiger Frühling
Das Ziehen der Moltebeere aus den Samen ist etwas komplizierter, v.a. weil aufgrund ihrer Herkunft die Pflanze zu den Kaltkeimern gehört. Grundsätzlich benötigen die Samen der Sumpfbrombeere zwischen sechs und sieben Monaten frostige Temperaturen, um im Frühjahr erfolgreich zu keimen. Dank der Stratifikation kann diese Zeitspanne wesentlich reduziert werden. Bei der Stratifikation ist folgendermaßen vorzugehen:
- Samen leicht mit kaltem Wasser anfeuchten
- Samen in die Aufzuchterde legen und mit einer 5-10 cm Schicht Erde bedecken
- den Topf oder ein anderes Behältnis mit den Samen in den Kühlschrank stellen
- das Substrat auf keinen Fall austrocknen lassen
- nach ca. 8 Wochen – im Frühling! – kann die Aussaat erfolgen
- der optimale Ort für den Topf im Kühlschrank ist das Obst- und Gemüsefach
Krankheiten und Behandlung
Rubus chamaemorus ist bekanntlich eine kräftige Pflanze, die kaum für Krankheiten anfällig ist. Eine Gefahr stellt Sternrußtau dar, eine Pilzerkrankung, die auch Rosen befällt. Erkrankte Pflanzen weisen unschöne braune Flecken auf ihren Blättern auf, die beim starken Befall schnell verwelken. Da Sternrußtau zum Absterben der Pflanze führen kann, soll eine Behandlung mit Fungiziden erfolgen, z.B. durch Besprühen. Auch vorbeugende Behandlung ist empfehlenswert, diese erfolgt im Frühjahr, sobald die ersten Triebe erscheinen.
Marmelade aus Moltebeeren
Die Moltebeere ist sehr reich an Vitamin C: in 100 g sind 100 mg davon enthalten. Daher ist sie nach wie vor in nordischen Ländern ein wichtiger Vitaminlieferant. Sie ist sehr gut lagerbar und wurde und wird aus diesem Grund auch von Eskimos gegen Skorbut eingesetzt. Wenn man sie roh verzehrt, hat sie einen leicht bitteren und sauren Geschmack. Daher wird sie eher zum Marmelade kochen oder auch für Liköre genutzt. Leider kommt sie nicht besonders häufig vor und ist daher relativ teuer im Vergleich zu manch anderen Beeren, wie zum Beispiel Himbeeren oder Brombeeren. In Schweden ist sie übrigens sehr beliebt zusammen mit Sahne auf Waffeln.
Häufig gestellte Fragen
Nein, diese Pflanze ist streng geschützt. Jungpflanzen können vereinzelt in den Gärtnereien erworben werden.
Da die Moltebeere besondere Ansprüche an das Substrat stellt, soll sie am besten zusammen mit anderen Gewächsen gesetzt werden, die ähnliche Vorlieben haben. Saure Böden mögen z.B. Rhododendren, Scheinzypressen, Heide (Erika) oder Farne.
Wissenswertes zur Moltebeere in Kürze
Steckbrief
- Moltebeeren-Pflanzen werden etwa 25 cm groß und blühen im Juni und Juli weiß.
- Diese Blüten nehmen nach gut 10 Tagen gegen Ende der Blütezeit eine rote Farbe an.
Es existieren sowohl männliche als auch weibliche Blüten, die sich allerdings immer ausschließlich an verschiedenen Pflanzen finden. Dies nennt sich Zweihäusigkeit und kann bewirken, dass die Pflanzen obwohl reich an Blüte keinen Ertrag an Beeren entwickeln.
- Moltebeeren kommen nur sehr selten in Deutschland vor und wenn, dann nur in Norddeutschland. Sie sind als Pflanzen streng geschützt.
- Wesentlich häufiger findet man sie in nordischen Ländern wie Skandinavien, aber auch in England, Schottland und Kanada.
- Dort wächst sie auf moorigen und torfigen Böden bis zu einer Höhe von 1.500 Metern.
- Die Moltebeere verbreitet sich über ihren kriechenden Wurzelstock
- Die Blätter sind außen gesägt und nierenförmig, dunkelgrün und an der Unterseite behaart.
- Befruchtet wird die Moltebeere mithilfe von Insekten.
- Früchte bilden sich dann ab Ende Juli. Zuerst sind sie in unreifem Zustand grün, wenn sie reif sind, haben sie eine gelb-orangene Farbgebung.
Bekannt ist diese Beerensorte bei uns quasi noch gar nicht, erst durch den Aufdruck auf einer finnischen 2-Euro-Münze und durch den Möbelhändler IKEA, der Marmeladen der Beere im Angebot hat, hat sich ihre Name etwas herumgesprochen. Diese Pflanze gilt übrigens als das Wahrzeichen von Lappland.
Samen/Saatgut
Die Samen der Moltebeeren sind sehr schwer zu bekommen und Moltebeeren im Garten anzupflanzen, ist ohnehin ein nicht ganz einfaches Unterfangen. Nur ganz wenige Onlineshops bieten deren Samen zum Verkauf an und die Anbieter wechseln. Hier hilft also nur das Recherchieren und gegebenenfalls eine Anfrage per E-Mail. Möglicherweise bieten aber eher Onlinehändler aus nordischen Ländern diese Samen zum Verkauf an. Die Samen der Moltebeere keimen übrigens erst ab etwa 18 °C. Die Zeit zwischen Samenernte und Aussaat sollte etwa 9 Monate dauern. Die Pflanze verbreitet sich in der freien Natur von alleine dadurch, dass Vögel die Beeren fressen und die unverdaulichen Samen wieder ausscheiden.