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Anleitung: Mistbeet anlegen und bepflanzen

Misthaufen

Die Anzucht und Kultivierung von Zier- und Gemüsepflanzen in einem warmen Milieu gelingt ganz ohne Stromverbrauch in einem Mistbeet. Wie der Name andeutet, dient Stallmist als natürlicher Wärmelieferant, der die Keimung von Samen und das Wachstum junger Pflanzen vorantreibt. Im Gegensatz zum typischen Kalten Kasten gestaltet sich der Aufbau zwar etwas aufwändiger, indes als lohnenswert. So dient das Warmbeet zugleich einer Ernteverführung oder als winterliches Lager für den Obst- und Gemüsevorrat. Die folgende Anleitung erklärt, wie Sie ein Mistbeet anlegen und bepflanzen.

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Äußere Konstruktion

Der äußere Rahmen eines Mistbeetes kann aus den unterschiedlichsten Materialien bestehen. Eine hölzerne Konstruktion ist ebenso denkbar, wie eine Umrandung aus stabilem Kunststoff. Handwerklich begabte Hobbygärtner werden vorhandene Restbestände an Holz und ausgedienten Fenstern für diesen Zweck zu nutzen wissen. Wahlweise bietet der Fachhandel eine Vielzahl an Bausätzen an, die nur noch zu montieren sind. Nach alter Tradition ist das Warmbeet gemauert, wie ein massives Frühbeet. Damit es die Funktionen eines Mistbeetes optimal erfüllen kann, sollte diese Prämissen erfüllt sein:

  • Sonnige, geschützte Lage in Hausnähe
  • Die Nordseite überragt um mindestens 25 bis 30 Zentimeter das Bodenniveau
  • Die Südwand sollte 15-20 Zentimeter hoch sein
  • Die Fenster lassen sich Richtung Süden öffnen
  • Idealerweise reguliert ein automatischer Fensterheber die Belüftung
  • Eine Schattierung ist an den Fenstern befestigt oder zumindest griffbereit

Die genannten Abmessungen beziehen sich auf die Mindesthöhe. Wo die Kultivierung hoch wachsender Pflanzen geplant ist, wie Tomaten oder Paprika, gelten für ein gelungenes Mistbeet naturgemäß andere Dimensionen. Wichtig zu beachten ist, dass die Lüftung sich nicht in Hauptwindrichtung öffnet.

Mistbeet anlegen

Damit sich ein Kalter Kasten in ein Warmbeet verwandelt, ist die natürliche Wärmeversorgung in Gestalt einer Mistpackung anzulegen. Es ist in erster Linie Pferdemist, der im Rahmen der Verrottung die erforderlichen Temperaturen entwickelt. Rinder- und Schafmist sind ebenfalls geeignet, während anderer Stallmist für ein Warmbeet weniger relevant ist. Umwelt- und gesundheitsbewusste Hobbygärtner achten bei der Auswahl der Mistart fernerhin darauf, dass das Material nicht belastet ist mit Antibiotika oder Chemikalien. Bei der Verwendung von Pferdedung können die Arbeiten Mitte Februar beginnen. Besteht das Warmbeet aus anderweitigem Mist, nehmen Sie ab Ende Februar/Anfang März die Arbeiten in Angriff. In diesen Schritten legen Sie ein Mistbeet fachgerecht an:

  • Eine Grube ausheben mit 60 Zentimetern Tiefe
  • Den Aushub neben dem Mistbeet lagern für die spätere Verwendung
  • Die Sohle auslegen mit engmaschigem Draht zum Schutz vor Wühlmäusen
  • Auf dem Draht eine Lage Laub aufschichten mit 3-5 Zentimetern Höhe
  • Darauf den Mist auffüllen bis 50 Zentimeter Höhe und gut festtreten
  • Zu trockenes Material während des Aufschichtens ein wenig befeuchten
  • Der Abstand zwischen Mist und Abdeckung beträgt mindestens 20-25 Zentimeter

Nach diesem Prolog werden die Fenster für einige Tage geschlossen, damit sich die Wärme entwickeln kann. In der Folge wird der Mist nochmals verdichtet, bis das Material die ideale Höhe von 40-50 Zentimetern erreicht hat. Daraufhin füllen Sie die ausgehobene Erde ein, um damit eine 15-20 Zentimeter dicke Schicht zu bilden. Idealerweise mischen Sie das Substrat mit reifem Kompost. Bearbeiten Sie die Erde so lange, bis sie eine feinkrümelige Konsistenz aufweist. Sollte kein Kompost zur Verfügung stehen, dient handelsübliche Einheits- oder Blumenerde als sinnvolle Alternative, um ein feines, ebenes Saatbeet zu schaffen. Zu guter Letzt befestigen Sie noch ein Thermometer im Inneren, um die Wärmeentwicklung in der Luft und im Boden kontrollieren zu können. Ein optimales Temperaturniveau bewegt sich zwischen 18 und 22 Grad Celsius. Das warme Frühbeet ist nun fertig angelegt, sodass die Fenster geschlossen werden. In den folgenden 3-4 Tagen setzt sich das Material nochmals. Diese Phase sollten Sie noch abwarten, bevor die ersten Samen gesät oder Jungpflanzen gesetzt werden.

Tipp:

Die Effizienz eines Mistbeetes wird erhöht, indem die Konstruktion zusätzlich mit Luftpolsterfolie, Jute oder Schilfmatten umhüllt wird. Je weniger Wärme entweichen kann, desto besser.

Warmbeet bepflanzen

Das fertige Mistbeet wird im Februar sogleich genutzt für die Aussaat von Gartenkresse, Salat, Rettich oder Radieschen. Im März kommen weitere Nutz- und Zierpflanzen für die Anzucht im Warmbeet infrage:

  • Auberginen
  • Gurken
  • Kohlsorten, wie Chinakohl
  • Spinat
  • Kräuter, wie Basilikum, Majoran oder Kerbel
  • Zierpflanzen, wie Nelken, Löwenmäulchen, Tagetes oder Strohblumen

Dient das Warmbeet einzig der Anzucht, säen Sie die Samen in kleine Töpfchen, um diese in der Erde zu versenken. Auf diese Weise können Sie  nach dem Auflaufen ganz bequem ins Freiland umgesiedelt werden. Damit die Aussaat im Frühbeet von Erfolg gekrönt ist, kommt es auf folgende Aspekte an:

  • Die Aussaat regelmäßig mit feiner Brause wässern
  • Die Fenster geschlossen halten und so abdunkeln, dass halbschattige Lichtverhältnisse entstehen
  • Im Anschluss an die Keimung in der Mittagszeit das Mistbeet lüften
Mist mit Stroh

Stimmen Sie während dieser Phase die Beschattung auf die Intensität der Sonneneinstrahlung ab. Eine tägliche Belüftung ist Pflicht, damit die Gase entweichen können. Ab Ende März/Anfang April können die Fenster während der Mittagsstunden abgenommen bzw. geöffnet werden. Diese Maßnahme trägt zur Abhärtung der Jungpflanzen bei, damit diese den Anforderungen im Freiland gewachsen sind. Halten Sie den Feuchtigkeitsgehalt des Substrats unter Kontrolle. Während der Anzucht genügt wiederholtes Besprühen für einen ausgewogenen Wasserhaushalt. Im weiteren Verlauf des Jahres gießen Sie die Erde im Warmbeet durchdringender. Ende April/Anfang Mai wird der Nachwuchs pikiert, um ab Mitte bis Ende Mai die Pflanzen ins Freiland umzusetzen.

Mistbeet nutzen im Sommer, Herbst und Winter

Für witterungsempfindliche Pflanzen, wie Tomaten oder Paprika, kommt eine durchgängige Kultivierung im Mistbeet im Betracht. Wurde eine entsprechend hohe Konstruktion erstellt, sind die wertvollen Gewächse hier in verregneten, kühlen Sommern bestens geschützt und liefern eine reichhaltige Ernte. Sind die Nutzpflanzen des Sommers abgeerntet, säen Sie im August/September späte Gemüsesorten aus, wie Wirsing oder Spinat. Im Herbst kommen Feldsalat, Endivien und Radieschen hinzu, die bis weit in den Winter hinein geerntet werden können. Die natürliche Wärme qualifiziert die Konstruktion zudem als nützliches Winterlager für Obst und Gemüse. Sicher eingeschlagen in Erde und Stroh, bleiben hier Sellerie, Porree, Kartoffeln, Kohlrabi, Möhren und andere Vitaminlieferanten lange Zeit frisch.

Gibt es eine Alternative zu Mist?

Wer nicht das Glück hat, in der Nähe von Pferde- oder Kuhställen seinen Garten zu bewirtschaften, muss deshalb nicht auf ein Mistbeet verzichten. Die folgenden beiden Alternative entwickelt zwar nicht ganz das Temperaturniveau von Pferdedung, schafft aber immerhin noch eine akzeptable Wärme. Mit folgenden Zutaten gelingt der Plan:

  • 1 Ballen Torf
  • 10 kg organischer Volldünger
  • 2 kg Zucker
  • 140 l Wasser

Der Torf wird zerkleinert, mit dem organischen Volldünger vermischt und der Hälfte des Wassers übergossen. Die Mischung formen Sie zu einem Haufen, um diesen einen Tag ruhen zu lassen. In der Folge ziehen Sie das Material auseinander, übergießen es mit dem restlichen Wasser, in dem zuvor der Zucker aufgelöst wurde. Eingefüllt in die Grube, verdichtet und gut verschlossen, entwickelt sich innerhalb von einigen Tagen die gewünschte Wärme. Sollte dem nicht so sein, lösen Sie nochmals 1 kg Zucker in heißem Wasser auf und überbrausen damit das Gemenge. Dann ist die Zeit gekommen, um die Erdschicht aufzutragen und mit der Bepflanzung zu beginnen.

Fazit

Zu Großvater’s Zeiten war es fester Bestandteil in jedem Garten. Das Mistbeet schafft auf natürliche Weise ein warmes Milieu, in dem schon früh im Jahr die Aussaat von Zier- und Nutzpflanzen zügig aufläuft und prächtig gedeiht. Es ist in erster Linie Pferdedung, der dieses Wunder vollbringt, wobei Rinder- und Schafmist ebenfalls noch akzeptable Temperaturen produzieren. Wenn Sie nach dieser Anleitung ein Mistbeet fachgerecht anlegen und bepflanzen, profitieren Sie das ganze Jahr hindurch von den überzeugenden Vorteilen, wie einer früheren und einer verlängerten Ernte bis weit in den Winter hinein. Wo kein Mist zur Verfügung steht, dient als Alternative eine Mischung aus Torf, Dünger und Zucker, um einen Kalten Kasten in ein praktisches Warmbeet zu verwandeln.

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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