Mirabellenbaum schneiden – Anleitung für den richtigen Schnitt
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Mirabellen sind eine Unterart der Pflaume und wachsen weniger als großer Baum als strauchartig und ausladend. Die kleinen bis zu 3 cm großen gelben Früchtchen können je nach Sorte zwischen Juli/August und September geerntet werden. Wer dauerhaft große Erträge erwartet, sollte diesem Gehölz ein gewisses Maß an Pflege angedeihen lassen. Dabei nimmt der richtige Schnitt eine Sonderstellung ein, denn ohne regelmäßige Schnittmaßnahmen, lassen die Blütenbildung und die damit verbundene Fruchtbildung schnell nach und auch der Wuchs leidet.
Notwendigkeit von Schnittmaßnahmen
Ein Mirabellenbaum, der nicht geschnitten wird, bildet viele lange und kräftige Äste die früh Früchte tragen aber unter der Last irgendwann kippen, nach etwa 4-5 Jahren vergreisen sie. Mit regelmäßigen Schnittmaßnahmen soll genau das verhindert werden. So soll ein regelmäßiger und gleichbleibend hoher Fruchtertrag über viele Jahre gewährleistet sein, das Vergreisen der Bäume verhindert und ein gesunder Wuchs gefördert werden. Die Krone muss jederzeit in der Lage sein, eine Vielzahl an Früchten tragen und widrigen Witterungsbedingungen mit Starkregen und Stürmen standhalten zu können.
Der Baum soll zur Bildung von neuem Fruchtholz angeregt werden.
Darüber hinaus dienen Schnittmaßnahmen dem Pflanzenschutz, denn in zu dichten Kronen kann es schnell zu Holz- und Blattkrankheiten aber auch zu einem Schädlingsbefall kommen. Wer seinen Mirabellenbaum regelmäßig schneidet, kann den Schnittaufwand auf das Nötigste reduzieren. Dabei sollte man sich grundsätzlich am natürlichen Wuchs und den Bedürfnissen der zu beschneidenden Pflanze orientieren.
Richtiger Zeitpunkt
Der richtige Schnittzeitpunkt von Steinobst, zu dem auch der Mirabellenbaum gehört, ist wichtig, weil er die Dichte der Verzweigung aber auch die Intensität des Austriebs bestimmt.
- Den Mirabellenbaum möglichst nicht während der Vegetationsruhe im Winter schneiden
- Schnittwunden würden zu dieser Zeit nur schlecht und sehr langsam verheilen
- Das erhöht die Gefahr von Rindenkrankheiten und des Eindringens von Holzparasiten
- Zudem könnte starker Frost das Gewebe unterhalb der Schnittstellen stark schädigen
- Für stärkere Rückschnitte das zeitige Frühjahr, sprich März/April bestens geeignet
- Formierungsschnitte möglichst im Sommer, von Ende Juni bis Anfang Juli ausführen
- In dieser Zeit ist Triebwachstum zum größten Teil abgeschlossen
Schnittarten
Beim Schnitt von Obstgehölzen wie der Mirabelle spricht man von unterschiedlichen Schnittarten. Den Anfang machen Form- und Pflanzschnitt. Danach folgt der Erziehungsschnitt, mit dem Ziel, ein stabiles Grundgerüst, bestehend aus Hauptstamm, Gerüst- und Fruchtästen aufzubauen. Mit dem Auslichtungsschnitt soll einer Vergreisung entgegengewirkt, eine Verdichtung der Krone verhindert, und damit eine bessere Belichtung gewährleistet werden.
Zudem soll das Kronenvolumen beibehalten, das Fruchtholz ausgedünnt und Ernteschwankungen dadurch abgemildert werden. Bei älteren Gehölzen, die länger sich selbst überlassen wurden, kann gelegentlich ein Verjüngungsschnitt vonnöten sein, um wieder ein ordentliches Grundgerüst bzw. eine gut belichtete und durchlüftete Krone aufzubauen. Nun fehlt noch der Fruchtholzschnitt, der dazu dient, das Wachstum junger Triebe und Blütenknospen zu stärken.
Form- und Pflanzschnitt
Der Formschnitt erfolgt bereits in der Baumschule bzw. wird hier festgelegt. Er dient der Erzielung der Grundform des Gehölzes, beispielsweise als Nieder-, Halb- oder Hochstamm oder Strauch. Beim Pflanzschnitt wurzelnackter Pflanzen muss zunächst ein Gleichgewicht zwischen Wurzel und Krone hergestellt werden, indem man beschädigte Wurzeln entfernt, die verbleibenden etwas einkürzt und auch die Krone etwa um ein Drittel zurückschneidet.
Darüber hinaus erfolgt die erste Erziehung der Krone, indem die endgültige Anzahl und Stellung der Leitäste zum Hauptstamm festgelegt wird. Diese drei bis vier waagerechten Leitäste sollten gleichmäßig um den Mitteltrieb herum angeordnet sein.
Erziehungsschnitt
Der Erziehungsschnitt des Mirabellenbaumes schließt sich an den Pflanzschnitt an, bei dem in der Regel Hauptstamm und Leitäste bereits festgelegt und Letztere eingekürzt wurden.
- In den ersten fünf Jahren nach der Pflanzung die Leitäste regelmäßig um ein Drittel einkürzen
- Das letzte Auge sollte immer nach außen zeigen
- Sämtliche Triebe, die nicht zum Aufbau einer leistungsfähigen Krone benötigt werden, entfernen
- Dazu gehören senkrechte Konkurrenztriebe sowie steil nach oben wachsende Wasserschossen
- Das gilt auch für alle unterhalb der Leitäste wachsenden Triebe
- Der Haupttrieb (Stammverlängerung) sollte dabei unangetastet bleiben
Erhaltungsschnitt
Ab dem sechsten Standjahr sollte regelmäßig direkt nach der Blüte, ein Erhaltungsschnitt erfolgen. Er soll den Baum gesund erhalten und neues Fruchtholz bilden, um gleichbleibend hohe Erträge zu gewährleisten. Dabei werden zunächst alle abgestorbenen, nach innen wachsenden, sich kreuzenden bzw. quer wachsenden Triebe herausgeschnitten. Fruchttriebe, die sich gegebenenfalls zu Konkurrenztrieben entwickeln könnten, kann man auf kurze Zapfen zurückschneiden oder auf mindestens zweijährige Seitentriebe mit Blütenknospen ableiten.
Erneut gebildete Wasserschosser müssen immer wieder direkt an der Ansatzstelle abgeschnitten werden. Aufschießende wilde Triebe aus der Wurzel oder am Stamm werden komplett weggeschnitten.
Verjüngungsschnitt
Der Verjüngungsschnitt im zeitigen Frühjahr kommt in der Regel bei älteren oder länger vernachlässigten Gehölzen, bei denen die Bildung junger Triebe nahezu zum Stillstand gekommen ist, zum Einsatz und fällt meist kräftiger aus. Zunächst sollte man sich den Baum ansehen und prüfen, welche Astkombinationen dem Idealbild einer offenen und luftigen Krone am nächsten kommen.
- Dann sämtliche Äste, die dieses Bild stören entfernen
- Gegebenenfalls bis ins alte Holz bzw. auf mittelstarke Äste zurückschneiden und auslichten
- Außerdem abgestorbene Äste und jene, die in die Krone hinein wachsen, herausschneiden
- Das betrifft auch die Wasserschossen, die meist auf dem alten Holz steil nach oben wachsen
- Wasserschosse sind dünne, kraftlose Triebe, die der Pflanze unnötig Kraft kosten
- Normale Triebe immer auf Astring absägen und das Ganze über mehrere Jahre wiederholen
Fruchtholzschnitt
Der klassische Fruchtholzschnitt ist notwendig, um das Wachstum zu begrenzen und die Knospenbildung zu fördern. Dabei werden kräftige Bäume mäßig und schwächere stärker beschnitten. Während Holztriebe ausschließlich Blattknospen ausbilden bildet Fruchtholz Blüten und folglich Früchte aus.
Das sogenannte Fruchtholz senkt sich aufgrund des Fruchtbehanges im Laufe der Jahre nach unten. Diese herunterhängenden Astpartien werden nicht mehr optimal mit Wasser und Nährstoffen versorgt, sie bilden zwar viele aber kleine Früchte aus. Neutriebe, die sich am Scheitelpunkt des Fruchtastes entwickeln, übernehmen dann die Funktion des Fruchtastes, sodass der eigentliche Fruchtast bis zu diesem Trieb zurückgeschnitten werden kann.
Beachtenswertes beim Schnitt
Regelmäßige Schnittmaßnahmen sind bei Obstgehölzen wie dem Mirabellenbaum unverzichtbar. Ausbleibende Schnitte können dem Baum ebenso schaden wie ein fehlerhafter Rückschnitt.
Während der Vegetationsruhe sollte auf jegliche Schnittmaßnahmen verzichtet werden, die Schnittwunden würden nur schwer verheilen, was wiederum das Eindringen von Pilzen und anderen Schaderregern begünstigen würde.
Je stärker der Rückschnitt, desto stärker ist der Austrieb aus wenigen verbleibenden Knospen. Wird kaum geschnitten, bleiben entsprechend mehr Knospen zurück, aus denen sich viele schwache Neutriebe entwickeln. Wird die Krone ungleichmäßig geschnitten, treiben immer die höher stehenden Knospen stärker aus, die Krone entwickelt sich unregelmäßig. Deshalb ist es umso wichtiger, immer die komplette Krone bezüglich der Schnittintensität gleichmäßig zu behandeln.
Auch das fehlerhafte Abschneiden oder Absägen kann Schäden am Gehölz hervorrufen. So bedeutet beispielsweise auf Astring schneiden, dass nicht flach am Stamm geschnitten wird, sondern über der kleinen Wulst, die den Ast am Übergang zum Stamm umschließt. Allerdings sollten die Äste nicht gleich komplett abgeschnitten werden, sondern man lässt zunächst etwa 20 cm stehen. Dann wird der Ast erst von unten zu etwa einem Drittel angeschnitten und anschließend von oben abgesägt, sodass die Last von dem Ast genommen wird und er nicht ausreißt. Erst jetzt wird das Reststück auf Astring abgeschnitten.
Des Weiteren sollte man darauf achten, immer über einer Blattaußenknospe und nicht zu dicht über einer Knospe zu schneiden. Anderenfalls könnte diese Knospe vertrocknen und die darunterliegende in die falsche Richtung und einem ungünstigen Winkel austreiben.
Vermeiden sollte man auch sogenannte Schlitzäste, die bereits in den ersten Jahren gebildet werden können. Dabei handelt es sich um stark aufrecht stehende Seitentriebe, die nur teilweise bzw. unzureichend mit dem Stamm verwachsen sind und bei späterer Belastung ausbrechen könnten. Ob ein Seitentrieb solch ein Schlitzast ist oder nicht, kann man herausfinden, indem man vorsichtig daran zieht. Ein Schlitzast bricht dann in der Regel ab.
Fazit
Für eine längerfristige ertragreiche Ernte sind regelmäßige Schnittmaßnahmen unverzichtbar. Dabei spielen der richtige Zeitpunkt und vor allem die Ausführung des Schnittes eine entscheidende Rolle. Bäume die länger nicht geschnitten wurden, neigen dazu vorzeitig zu altern, sie bilden weniger Triebe und auch die Blüten- und Fruchtbildung lässt deutlich nach. Wird dagegen zu viel oder falsch geschnitten, kann es sehr lange dauern, bis sich der Baum wieder erholt und Früchte entwickelt. Am besten betrachtet man den Mirabellenbaum vor dem Schnitt ausgiebig, um sicherzugehen, ob er gerade einen Schnitt benötigt und ob dieser eher gering oder stärker ausfallen sollte.