Maracuja-Pflanzen selber ziehen – Passiflora edulis
Inhaltsverzeichnis
Die Frucht Maracuja war zuerst da, die Pflanze Maracuja wurde von den deutschen Zimmergärtnern aber auch recht schnell entdeckt – eigentlich nicht verwunderlich, sie ist ein wunderschönes Rankgewächs aus der Gattung der Passionsblumen. Schnell und leicht anzuziehen, wunderbar wuchswillig, unproblematisch zu pflegen, und Sie brauchen nur den nächsten Supermarkt aufsuchen, um an Samen zu kommen:
Anzucht einer Maracuja-Pflanze
Maracuja-Samen gibt es zu kaufen, Sie können sie aber auch direkt aus der Maracuja gewinnen, die Sie beim Obsthändler gekauft haben:
- Wenn Sie eine (gelbe oder violette, dazu unten) Maracuja-Frucht halbieren, sehen Sie die 3 – 5 mm großen, dunklen Samen im gesamten Fruchtfleisch verteilt
- Löffeln Sie das Fruchtfleisch aus den Fruchthälften und separieren Sie die Samen
- Wenn das Fruchtfleisch um die Samen erhalten bliebe, würde es während des Keimvorgangs schimmeln
- Sie können Fruchtfleisch und Samen trennen, indem Sie die Masse zwischen zwei Blättern Küchenpapier reiben (mehrfach neues Papier nehmen)
- Sie können das Fruchtfleisch auch ganz rustikal essen, bzw. von den Samen ablutschen, das geht wesentlich schneller
- Auch diese Samen werden erst einmal mit bzw. in Küchenpapier so gut wie möglich abgerubbelt
- Die restlichen anhaftenden Bestandteile werden entfernt, indem die Samen in feinem trockenen Sand (Vogelsand o.ä.) „gewaschen“ werden: Mit den Händen in einer Schüssel mit Sand und Samen Waschbewegungen ausführen
- Der Sand befreit die Samen zuverlässig vom restlichen Fruchtfleisch und kann über einem Sieb mit der richtigen Maschengröße leicht abgespült werden
- Wenn Sie den Samen nicht sofort aussäen möchten, geht es einfacher:
- Großes Frotteehandtuch auf einem Tisch ausbreiten
- Samen so weit wie in frischem Zustand möglich vom Fruchtfleisch trennen und in der Mitte des Handtuchs flach ausstreichen
- Ein paar Tage bis Wochen trocknen lassen, Handtuch zum Beutel zudrehen
- Samen durch Rubbeln von Fruchtfleischresten und den trockenen Samenhüllen befreien
- Nun kann ausgesät werden, in lockere nährstoffarme Anzuchterde, z. B. in eine Mischung aus Kokoshum und Perlit oder Sand.
- Trockener Samen wird in lauwarmem Wasser mindestens 24 Stunden eingeweicht
- Pflanztöpfe mit nur leicht angefeuchtetem Substrat füllen, Samen im Abstand von 1 cm auslegen und andrücken (nicht bedecken)
- Anzuchttöpfe mit Glashaube oder klarer Kunststofffolie abdecken, die erhöhte Luftfeuchtigkeit begünstigt die Keimung
- An einen warmen und hellen Platz mit Temperaturen von 25 °C bis maximal 30 °C stellen
- Die Fensterbank, auch über der eingeschalteten Heizung, ist oft nicht warm genug
- Temperatur mit Thermometer kontrollieren, im Zweifel hilft ein beheizbares Zimmergewächshaus (ab ca. 40 Euro zu kaufen)
- Substrat leicht feucht, aber nicht nass halten, am besten mit Sprühflasche bewässern
- Die Samen brauchen unter diesen Bedingungen etwa 4 Wochen zum Keimen, stehen sie kälter, dauert es länger.
- Wenn die Sämlinge gut mit den Fingern zu greifen sind, werden jeweils ein bis drei in einen eigenen Pflanztopf gepflanzt
- Pflanzabstand mindestens 5 cm, gleiches Substrat wie zur Anzucht
Weitere Pflege der Passiflora edulis
Die Jungpflanzen werden an den hellsten Standort gestellt, den Sie zu bieten haben. Nach kurzer Gewöhnung darf der auch gerne den ganzen Tag in der vollen Sonne liegen, das fördert die Blütenentwicklung. Während der Wachstumsperiode möchte die Passiflora edulis möglichst warm stehen, gerne bis kurz vor den ersten Nachtfrösten im Freien. Die Maracuja brauchen als Rankpflanze ziemlich viel Wasser, in der Wachstumsperiode sollte das Substrat immer leicht feucht sein. Staunässe mag auch die Maracuja nicht, weil die Wurzeln dann schnell zu faulen beginnen. Wenn Ihr Wasser sehr hart ist, lassen Sie es vor dem Gießen gut abstehen und topfen Sie öfter einmal um, zu kalkhaltiges Wasser bzw. in Folge zu kalkhaltiges Substrat kann die Pflanze auf Dauer zum Eingehen bringen. Etwa ein bis zwei Wochen nach dem Pikieren (Vereinzeln) können Sie mit dem Düngen beginnen, erst einmal sehr wenig Flüssigdünger (jede Woche etwa ein Viertel der empfohlenen Menge), später je nach Entwicklung der Jungpflanze mehr. Wenn die Jungpflanze ihren Topf komplett durchwurzelt hat, muss sie in den nächst größeren Topf umziehen, wiederum in ein durchlässiges, eher leicht saures als basisches Substrat. Gut eignet sich z. B. ein Gemisch aus lehmiger Gartenerde, ein wenig Kokoshum und viel Perlit.
Maracuja überwintern
Die Passiflora edulis startet als Rankpflanze in ihrer Heimat zwar am dunklen Boden mit dem Wuchs, hat sich aber gerade deshalb zur Kletterpflanze entwickelt, weil ihr dieses Licht am Boden nicht reicht. Damit hat sie insgesamt einen so hohen Lichtbedarf, dass ihr unser Winterlicht keinesfalls genügt, schon gar nicht im Wohnraum, wo noch einmal die Hälfte des Lichtspektrums und um 90 % der ohnehin zu geringen Lichtintensität vom Fensterglas geschluckt wird. Deshalb wird die Maracuja bei uns im Winter am besten in die Ruhepause geschickt, in einen mäßig hellen, kühlen Raum mit Temperaturen um 5 bis 10 °C. Bei deutlich eingeschränkter Bewässerung (nur so viel gießen, dass die Wurzel gerade nicht austrocknet) und ohne Dünger. Wenn ein solcher kühler Raum als Winterquartier nicht zur Verfügung steht, kann die Maracuja auch an einem hellen und warmen Standort weiterkultiviert werden, mit ganz wenig Flüssigdünger (einmal im Monat 1/4 der auf der Packung angegebenen Menge) und eher sparsamer Bewässerung.
Die Maracuja: Eine der beliebtesten exotischen Zimmerpflanzen, aber nicht alleine in ihrer Gattung
Zimmerpflanzen sind immer exotische Zimmerpflanzen, weil die Zimmerpflanzen ihre Karriere als Import aus fremden Ländern und als Statussymbol am Hof oder in den Häusern reicher Bürger begann. Den ersten, im Entdecker-Zeitalter von den Seefahrern mitgebrachten Pflanzen folgten viele weitere aus allen Ländern der Welt, inzwischen werden exotische Zimmerpflanzen bei uns in rauen Mengen angeboten. Was nicht heißt, dass jede dieser exotische Zimmerpflanzen im deutschen Klima gut überleben kann, viele tropische Pflanzen gedeihen in ihrer Heimat unter intensivem Äquatorlicht und bei einer Luftfeuchtigkeit von mehr als 90 %. Die leiden bei uns unter chronischem Lichtmangel (sogar im Sommer) und unter viel zu trockener Luft, angenehme Bedingungen für solche Pflanzen können hierzulande höchstens im Gewächshaus geboten werden – wenn Sie das zu Hause versuchen, schaffen Sie ein Klima, in dem dichte Rasen von Schimmelpilze nicht lange auf sich warten lassen werden. Einige exotische Pflanzen geben sich sehr viel weniger wählerisch und haben deshalb auch in Deutschland Aussicht auf ein langes Leben. Diese exotische Zimmerpflanzen gehören natürlich zu unseren beliebtesten exotischen Pflanzen – wer sieht schon gerne einer Pflanze beim langsamen Absterben zu. Zu diesen eher genügsamen Exoten gehören viele Pflanzen, die in ihrer jeweiligen Heimat durch den Menschen angebaut werden und reiche Ernte bringen, wahrscheinlich handelt es sich bei den Nutzpflanzen oft um sehr robuste Pflanzen, die eine Menge aushalten. Das sind z. B. Avocado und Aloe, Feige und Granatapfel, Orange, andere Citrus und Mango, und eben auch die Maracuja, um die es hier geht. Beziehungsweise die Maracujas, deren Gattung Passiflora umfasst nämlich mehr als 500 verschiedene Arten, von denen zwei Formen Maracujas und einige weitere Arten als Zierpflanze kultiviert werden:
- Passiflora affinis, nordamerikanische Passionsblume, bis zu -15 °C frostverträglich
- Passiflora alata, rotblühende Passionsblume oder Riesen-Granadilla, die Blüten zählen mit zu den auffälligsten der gesamten Art, Zimmerpflanze aus Brasilien
- Passiflora arida (ehemals Passiflora foetida var. arizonica), Passionsblume aus Arizona und die einzige Art, die in Deutschland eine nennenswerte Ernte bringen soll, wenn die Pflanzen in großen Kübeln gehalten und viel (künstliche) Sonne, Dünger und Wasser bekommen
- Passiflora caerula, Blaue Passionsblume, bekannte Zimmerpflanze, deren Früchte als ungenießbar gelten (essbar wären sie), Frostresistenz bis zu -15 °C, kann unter günstigen Bedingungen ins Freie gepflanzt werden
- Passiflora coccinea, rotblühende Passionsblume, beliebte Zimmerpflanze mit auffälligen Zipfelblüten
- Passiflora edulis forma edulis, Purpurne Maracuja, ist selbstfruchtend und setzt purpurfarbene Früchte an
- Passiflora edulis forma flavicarpa, Gelbe Maracuja, Fremdbestäubung notwendig, trägt gelbe Früchte, verträgt Kälte etwas besser als die zweite Maracuja-Form, ist aber weniger kälteverträglich als P. caerula
- Passiflora incarnata, nordamerikanische Passionsblume, bis zu -15 °C frostverträglich, Kletterpflanze mit bis zu 10 m Höhe, alte Medizinpflanze gegen Schlaflosigkeit, Krampfleiden und Unruhezustände
- Passiflora ligularis, Süße Granadilla, essbare Früchte, leicht zu ziehen, herzförmige Blätter sollen nicht so dekorativ wie die der anderen Arten sein (Ansichtssache: tropical.theferns.info/plantimages/82e879c480678f2a56ee69092c27c2eaec150e1d.jpg)
- Passiflora lindeniana, als kleiner Baum wachsende Passionsblume aus Venezuela
- Passiflora lutea, nordamerikanische Passionsblume, bis zu -15 °C frostverträglich
- Passiflora macrophylla, als Baum wachsende Passionsblume mit Blättern bis zu einem Meter Länge, kommt aus Ecuador
- Passiflora murucuja, rotblühende Passionsblume, kleinwüchsig und pflegeleicht, Zimmerpflanze oder Sommerschmuck für den Garten
- Passiflora x piresii, Rote Passionsblume mit großen Blüten, unfruchtbare Hybride
- Passiflora quadrangularis, Riesen-Granadilla von den Westindischen Inseln, produziert die größten essbaren Früchte
- Passiflora racemosa, rotblühende Passionsblume aus Brasilien, beliebte Zimmerpflanze
- Passiflora tucumanensis, Passionsblume aus der Provinz Tucumán in Argentinien, Frostresistenz wird mit bis zu -15 °C angegeben
- Passiflora × violacea, Passionsblume (Passiflora) ‚Violacea‘, eine Hybride aus P. caerulea und P. racemosa, bekannte und beliebte Topfpflanze
- Passiflora vitifolia, rotblühende Passionsblume Weinblättrige Passionsblume, duftet, rankt und blüht feuerrot, Zimmerpflanze aus Costa Rica, Nicaragua, Panama
Falls Ihnen das noch nicht reicht: Im 20. Jahrhundert sind aus all diesen Passiflora mehrere hundert Hybridsorten gezüchtet worden, die über das Internet zumindest als Samen bezogen werden können.
Fazit
Maracuja schmeckt nicht nur, sondern gehört auch zu den nicht gerade zahlreichen Pflanzen, die sich ziemlich problemlos im deutschen Wohnraum halten lassen. Nur mit der Lichtmenge könnte es etwas eng werden, aber mit einem Pflanzenlicht über der Passiflora können Sie sogar Früchte ernten …