Mandelbaum schneiden in 5 Schritten – Anleitung
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Jedes Jahr kleidet der Frühling ganze Landstriche der Insel Mallorca in ein zartrosa Kleid aus Millionen kleiner Mandelblüten. Von weit her reisen Menschen an, um diesen zauberhaften Augenblick hautnah zu erleben. Ein Bäumchen, das so viel Begeisterung auslöst, muss etwas Besonderes sein. Bestimmt ist es deswegen auch hierzulande in Gärten anzutreffen. Spornt ihn der richtige Schnitt zu neuen Blütenrekorden an?
Ist Schneiden ein Muss?
Wird ein Mandelbaum von der Gartenschere und der Astsäge in Ruhe gelassen, wächst und gedeiht er trotzdem. Nur wird er dann so wachsen, wie die Natur ihn formt. Der Wind und das Licht zum Beispiel bestimmen die Wuchsrichtung der Zweige. Und da die Natur auch ausgefallene Formen liebt, könnte es sein, dass diese Ihnen ausgesprochen gut gefällt oder eben auch nicht. Eine angestrebte Wuchsform, aber auch weitere Gründe legen einen Schnitt nahe. Dabei ist eine rechtzeitige Planung sinnvoller, als nachträgliche Korrekturen vorzunehmen. Bereits bei der Auspflanzung eines jungen Mandelbaumes sind diesbezüglich Überlegungen anzustellen und alle erforderlichen Informationen einzuholen.
Welche Vorteile bietet ein Schnitt?
Jeder Schnitt hat Auswirkungen auf das Wachstum des Mandelbäumchens, auf die Entwicklung der Blüte und die Ernte. Wird der Schnitt fachmännisch und zum geeigneten Zeitpunkt durchgeführt, sind die daraus resultierenden Veränderungen durchweg positiv.
- das Blattkleid wird dichter
- die Krone bekommt eine schönere Form
- Wachstum wird angeregt
- Lebensdauer des Mandelbäumchens wird verlängert
- Krankheiten werden erfolgreich bekämpft
- es folgt eine noch üppigere Blütenpracht
Wurde in jungen Jahren das Mandelbäumchen nicht geschnitten, können spätere Schnitte dennoch sinnvoll sein. Richtig angewandt können sie immer noch den einen oder anderen Vorteil mit sich bringen.
Das richtige Scheidewerkzeug
So gut die Absichten beim Schneiden auch sind, wird der Schnitt nicht fachmännisch durchgeführt, droht der Pflanze Schaden. Neben der richtigen Schnitttechnik ist vor allem das richtige Schneidewerkzeug von Bedeutung. Stumpfe Klingen führen zu Quetschungen der Triebe. Es entstehen eingerissene Wundflächen, die nur langsam wieder verheilen. Zudem besteht dann ein erhöhtes Risiko für Pilzbefall. Verwenden Sie nur geeignetes und scharfes Werkzeug.
- Rosenschere für dünne Triebe
- Astschere für dickere Zweige
- Baumsäge für dicke Äste
Das Schnittwerkzeug muss vor jedem Gebrauch sehr gründlich gereinigt werden. Anschließend muss es noch desinfiziert werden, um eventuell daran haftende Krankheitserreger abzutöten. Nur so wird zuverlässig die Ausbreitung von Krankheiten verhindert. Auch den Gartenhandschuhen gehört in dieser Hinsicht besondere Aufmerksamkeit. Desinfizieren Sie alte Gartenhandschuhe vor dem Schneiden oder gehen Sie auf Nummer sicher und verwenden Sie neue, noch unbenutzte Handschuhe.
Wundversiegelung
Spätestens dann, wenn ein größerer Mandelbaum geschnitten wird, steht das Thema Wundversiegelung an. Bis die einzelnen Schnittstellen verheilen, sind sie wie offene Pforten, die allen möglichen Krankheitserregern Zugang bieten. Je größer eine Schnittstelle ist, umso länger dauert dieser Vorgang, und desto länger bieten sie eine Angriffsfläche für Krankheiten. Aus diesem Grund werden Schnittflächen mit einem Durchmesser ab 2 cm unmittelbar nach dem Schnitt versiegelt. Für das Versiegeln wird ein Wachs verwendet, der im Handel eigens für diesen Zweck angeboten wird. Auch Holzkohlepulver ist hierfür geeignet. Besorgen Sie rechtzeitig das Material für die Versiegelung, damit Sie es nach dem Schneiden gleich auftragen können.
Mögliche Schnittarten
Der Erziehungsschnitt wird schon in jungen Jahren meist jährlich angewandt und dient der Formgebung. Er richtet sich danach, ob im Garten ein Mandelbaum oder ein Mandelstrauch heranwächst, und welche Wuchsform der Besitzer bevorzugt. Alten Bäumen kann ein Verjüngungsschnitt neues Leben einhauchen. Er verhilft ihnen zu jungem Austrieb, mehr Blüten und Früchten. Der Lichtungsschnitt erfolgt in regelmäßigen Abständen von ein paar Jahren und sorgt dafür, dass das Gehölz von zu vielen Ästen befreit wird und so der ganze Mandelbaum wieder mehr Licht bekommt.
Wann immer die Zweige von Pilzen befallen werden, oder durch Schädlinge geschwächt sind, müssen diese weggeschnitten werden. Als letzte Schnittvariante ist der Radikalschnitt eine Rettungsmethode, wenn der Mandelbaum nicht mehr so recht gedeihen will. Der beste Zeitpunkt für einen Schnitt richtet sich nach seiner Art.
Der Erziehungsschnitt
Der Erziehungsschnitt wird nach der Blüte durchgeführt. Es ist jedoch auch möglich, nach der Ernte im Oktober, ein zweites Mal die Schere in die Hand zu nehmen. Das Ziel dieser Schnittmaßnahmen ist, dem Baum oder Strauch die gewünschte Form und Größe zu geben. Werden die Zweige ein bis zwei Mal in der Höhe gleichmäßig abgeschnitten, wächst der Baum in die Breite. Werden hingegen Seitentriebe gekürzt, wird das Höhenwachstum gefördert. Breite und Höhe werden begrenzt, in dem alle Triebe auf die gewünschte Länge zurückgeschnitten werden. Soll nur eine bestimmte Wuchsform erhalten werden, müssen nur die herausragenden Zweige entfernt werden.
Ein Hochstamm ist eine beliebte Form für Ziergehölze. Wenn Sie so eine Form bei Ihrem Mandelbaum erreichen möchten, sollten Sie schon früh mit dem entsprechenden Erziehungsschnitt beginnen. Gehen Sie beim jungen Mandelbäumchen wie folgt vor:
- Wählen Sie einen Stamm aus, der dick und gut gewachsen ist.
- Schneiden Sie alle anderen Stämme und Zweige, die sich unterhalb der gewünschten Kronenhöhe befinden, weg.
- Kürzen Sie alle oberen Triebe im ersten Jahr um ein Drittel.
- Schneiden Sie ab dem zweiten Jahr nur noch die Spitzen der Zweige, um eine dichte Verzweigung zu erreichen.
- Befreien Sie das Bäumchen von Mai bis Oktober regelmäßig von unerwünschten Neutrieben.
Der Lichtungsschnitt
Der Lichtungsschnitt, auch Auslichtungsschnitt genannt, wird nach Bedarf durchgeführt. Wenn die Pflanze zu stark gewachsen ist und die Zweige dicht stehen, nehmen sie sich gegenseitig Licht weg. Die Folge ist, dass einige Zweige nicht mehr optimal wachsen und kaum oder keine Blätter bilden können. Gerade wenn die Mandelpflanze als Strauch wächst, ist alle zwei bis drei Jahre so eine Auslichtung fällig. Ab Mai, direkt nach der Blüte ist der optimale Zeitraum für derartige Schnittmaßnahmen. Wie bei jedem Schnitt, muss auch beim Lichtungsschnitt auf scharfes, sauberes und desinfiziertes Schneidewerkzeug geachtet werden. Ob der Baum gesund ist oder nicht, spielt dabei keine Rolle.
- Nehmen Sie vertrocknete Äste vollständig weg.
- Entfernen Sie sehr dünne Triebe komplett.
- Beseitigen Sie alle Wildtriebe.
- Zweige, die nach innen wachsen, können ebenfalls entfernt werden.
- Schneiden Sie Zweige, die sich kreuzen in Astnähe ab.
- Lichten Sie Zweige aus, deren Wuchsrichtung nicht zum Baum passt
- Zweijährige Triebe haben bereits geblüht und können bis ins alte Holz zurückgeschnitten werden.
Der Verjüngungsschnitt
Wenn ein Mandelbaum, botanisch Prunus dulcis, in die Jahre kommt, gerät seine Entwicklung oft ins Stocken. Ein Verjüngungsschnitt kann ihm weder Schwung geben. Er erhält frische Energie und treibt neu aus, wie ein junger Mandelbaum. Mehr Blüten und mehr Früchte werden die Folge sein. Der Verjüngungsschnitt wird zeitig im Frühjahr ausgeführt, noch bevor der Mandelbaum neu ausgetrieben hat. Achten Sie darauf, dass die für Gehölze notwendige Temperatur von mindestens 5 Grad gegeben ist. Für diesen Schnitt sollte ein trockener und sonniger Tag gewählt werden.
- Schneiden Sie beim Strauch die ältesten Triebe kurz über dem Boden ab. Sie sind gut an der rissigen Rinde zu erkennen. Sie sind zudem dunkler als junge Triebe.
- Neutriebe sollen bis auf einige Augen gekürzt werden.
- Lichten Sie den Baum großzügig aus.
Der Radikalschnitt
Wenn sich am Mandelbaum keine Neutriebe, Blüten oder Früchte mehr ausbilden, könnte das an falscher Pflege oder ausgebliebener Rückschnitte liegen. Droht sogar der ganze Baum abzusterben, bleibt oft nur noch ein letzter Rettungsversuch: der Radikalschnitt. Er darf nicht an frostigen Tagen erfolgen, auch nicht wenn erst in den darauffolgenden Tagen mit Frösten zu rechnen ist. Das Holz ist sonst zu brüchig für einen sauberen Schnitt. Es können zusätzlich noch Erfrierungen an den größeren Schnittwunden auftreten. Die Temperatur sollte mindestens über 5 Grad Celsius liegen. Ideal ist ein trockener und sonniger Tag. Feuchtigkeit würde die Wundheilung verlangsamen. Feuchtigkeit in Kombination mit Wärme fördert das Wachstum der Pilze, die gut in die offenen Schnittwunden eindringen können.
- Hauptäste bis auf zwei Zentimeter kürzen
- drei bis fünf Leitäste stehen lassen
- schräg schneiden
- große Schnittwunden mit Holzkohlepulver oder Wachs versiegeln
Schnitt bei Krankheit
Mandelbäume leiden häufig unter der Pilzerkrankung Molinia. Sie ist auch unter der Bezeichnung Spitzendürre bekannt. Es handelt sich dabei um die häufigste Erkrankung bei Mandelbäumen, die ihnen durchaus gefährlich werden kann. Meist tritt der Befall nach dem Ende der Blütenphase oder im Herbst auf. Neue Triebe fangen an zu welken und werden dürr. Die Übergangsstellen von krankem zu gesundem Holz sind von einer gummiartigen Masse überzogen. Der Baum wehrt sich so mit einer Abstoßreaktion gegen die Krankheit. Alle befallenen Triebe müssen sofort geschnitten werden, ansonsten breitet sich der Befall in wenigen Wochen auf die gesamte Pflanze aus.
Dabei ist unbedingt wichtig:
- sofort handeln
- alle befallenen Triebe entfernen
- bis ins gesunde Holz schneiden, die Schnittfläche sollte grün sein
- bei starkem Befall, Mandelbäumchen um mind. ein Drittel reduzieren
- Schneidewerkzeug desinfizieren
- kranke Pflanzenteile sicher im Hausmüll entsorgen