Kreuzdach von A-Z: Vor- und Nachteile, Konstruktion und Kosten
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Viele Menschen, die es sehen, werden es vermutlich gar nicht als solches erkennen – das Kreuzdach. Denn optisch erinnert es stark an die mit dem Satteldach bekannteste Dachform überhaupt. In der Tat ist das Kreuzdach optisch und konstruktiv eng mit dem Satteldach verwandt. Seine Eigenheiten, Vorzüge und auch Schwächen erklären wir im Folgenden anschaulich und leicht nachvollziehbar.
Das Kreuzdach – Was steckt dahinter?
Die Entstehung des Kreuzdaches ist so einfach, wie es die offensichtliche Form vermuten lässt. Soll an Stelle eines Gebäudes mit einer Hauptrichtung ein Gebäude mit zwei zueinander senkrechten Hauptrichtungen, also einer Kreuzform, überdacht werden, nimmt man das bekannte Satteldach und dupliziert es um eben diese 90 Grad. Es entsteht ein Dach mit zwei gleichwertigen Firstrichtungen und zwei üblicherweise zumindest annähernd gleichwertigen Dächern, sowie insgesamt vier gleichwertigen Firsten – das Kreuzdach. Diese Gleichwertigkeit darf allerdings nicht damit verwechselt werden, dass diese Dächer identisch sind. Denn in ihrer Breite, Höhe und als Resultat auch Traufhöhe können sie variieren. Selbst Varianten mit unterschiedlichen Dachneigungen sind bekannt. Charakteristisches Merkmal des Kreuzdaches ist aber dieselbe Firsthöhe beider durcheinander gesteckter Satteldächer.
Ähnlichkeiten zu anderen Dachformen
In der Optik kann das Kreuzdach stark an andere Unterformen bzw. Ergänzungen des Satteldachs erinnern:
- Quer- oder Zwerchgiebel
- Satteldachgauben
- Dachloggien mit Satteldach
Je nach Blickwinkel müssen diese nicht einmal beidseitig angeordnet sein, sondern es reicht bereits ein solches Element, um standortbezogen den Eindruck eines Kreuzdaches zu erwecken.
Die Abgrenzung
Obwohl die Übergänge zwischen einem beidseitig angeordneten Zwerchgiebel an einem Satteldach zu einem echten Kreuzdach sicherlich nicht in Stein gemeißelt sind, lässt sich dieses an der identischen Höhe beider Firste in Verbindung mit einer Durchgängigkeit beider Firste eindeutig erkennen. Zwar kann auch ein extrem ausgeprägter Zwerchgiebel den First auf Höhe des Hauptfirstes anheben, allerdings fehlt ihm meist das gegenüberliegende Pendant, das ihn zum echten Kreuzdach machen würde.
Die Konstruktion
Theoretisch besteht die Möglichkeit, ein Kreuzdach analog zum klassischen Satteldach sowohl als Sparrendach mit sich gegenseitig stützenden Sparren auszubilden, oder als Pfettendach mit tragenden Schwellen, Mittelpfetten und First zu errichten. Allerdings trifft diese Aussage nur auf die eigentlichen Dachviertel mit opponierten Dachflächen zu. Im Kreuzungsbereich dagegen stoßen die Dachflächen mit ihren konstruktiven Elementen im rechten Winkel aufeinander, so dass die gegenseitige Stützwirkung nicht vorhanden ist. Das bedeutet, dass bei der Errichtung als Sparrendach die Dachkreuzung immer mit zusätzlichen Rahmen oder Stützen ertüchtigt werden müssen. Somit bringt das von vorn herein mit zusätzlichen Tragelementen arbeitende Pfettendach eine klarere Konstruktion mit sich.
Konstruktive Details
Ein besonderes Augenmerk gilt den konstruktiven Details des Kreuzdaches. Denn durch die gleichberechtigte Verschneidung von insgesamt zwei Satteldächern oder letztlich acht einzelnen Dachflächen, treten Anbindungs- und Übergangsdetails in großer Anzahl auf:
- Kehle: Sowohl im Tragwerk, als auch dem Dachbelag auszubildende Schnittlinie zwischen den einzelnen Dachflächen
- Schnittlinien Dachflächen: hinsichtlich Tragwerk, Dacheindeckung, Schneefanggitter etc. zu lösen
- Firste: vier in einem Punkt aufeinandertreffende Firste
- Pfetten: statisch abzufangende Schnittpunkte der einzelnen Pfetten der Dachflächen
- Entwässerung: acht einzelne, jeweils mit Gefälle auszubildende Dachrinnen, die sich paarweise treffen
Statische Herausforderungen
Die größte statische Herausforderung des Kreuzdaches ist die Tatsache, dass in der Reinform dieses Daches kein tragendes Element von First zu First durchlaufend ausgebildet ist. Immer ist im Kreuzungsbereich der Dächer ein Richtungswechsel, der statisch auszubilden und gegebenenfalls lastabtragend zu unterstützen ist. In der Praxis führt das häufig dazu, dass beim Kreuzdach in der Vierung unter den zusammentreffenden Firsten eine stützende Rahmenkonstruktion die Lasten der Pfettenenden und des Firstschnittpunkts auffängt. Erkennbar isst sie meinst durch die vier charakteristischen Stützen unter den Schnittpunkten der Mittelpfetten.
Kosten
Wer über den Einsatz eines Kreuzdaches für sein geplantes Gebäude nachdenkt, dem stellt sich früher oder später sicherlich auch die Frage nach den Baukosten. Auch wenn eine verbindliche Angabe der Kosten abseits eines konkreten Objekts kaum möglich ist, lassen sich einzelne Tendenzen gut benennen und Aspekte anführen, die beispielsweise gegenüber dem klassischen, einfachen Satteldach eine Kostensteigerung bedeuten, oder aber auch kostensenkend mitwirken.
Kostensteigernde Aspekte:
- Hoher Konstruktiver Aufwand
- Hohe Anzahl zu lösender Details
- Hoher Hüllflächenanteil in Relation zu Volumen und Grundfläche
Kostensenkend wirken sich dagegen aus:
- Vereinfachende Alternative über versetzte Firste
- Gute Ausnutzung von Winkelbauten und schwierig bebaubaren Grundstücken möglich (Mehrkosten beim Dach durch größere / besser nutzbare Gebäudefläche aufgefangen)
- Hoher Widerholungsgrad von konstruktiven Details durch vierfache Wiederholung des vergleichbaren Daches bzw. Dachteils
Als Fazit lässt sich wohl recht eindeutig feststellen, dass das Kreuzdach selbst sicherlich eine recht teure Dachform darstellt. Ökonomisch vorteilhaft wird sie vor allem dann, wenn sie eine Gebäudeform ermöglicht, durch die sich ein Grundstück besser und intensiver ausnutzen lässt, so dass mein Mehr an Dachkosten mit einem mehr an Nutz- oder Wohnfläche einhergeht.
Vor- und Nachteile
Auch wenn die tendenziellen Vorzüge und auch Schwierigkeiten des Kreuzdaches bereits immer wieder angeklungen sind, seien sie hier nochmals zusammenfassend und auf den Punkt gebracht benannt.
Vorteile
- Ermöglicht dichte Bebauung schwieriger Grundstücke
- Bei konstruktiver Vereinfachung durch höhenversetzte Firste gut nutzbarer Dachraum
- Ausgewogene Optik durch gleichberechtigte Dachteile und Giebel
Nachteile
- Konstruktiv aufwändig
- Nur bei Grundrissen mit rechtwinkliger Anordnung möglich
- Vergleichsweise hohe Kosten, die meist über Vorteile in der Gebäudegestaltung aufgefangen werden können
- Hohe Schadensanfälligkeit zur hohes Maß an Detailpunkten, wie Kehlen, Firste, Ortgänge und Traufen