Schlafmohn, Papaver somniferum – Darf man den Drogen-Mohn anbauen?
Inhaltsverzeichnis
- Rechtslage
- Genehmigung beantragen
- Aussehen
- Giftstoffe/Rauschmittel
- Vergiftungen
- Wirkstoffgehalt
- Sorten des Schlafmohns
- Züchtungen
- Anleitung zur Aussaat und Pflege
- Standort
- Boden
- Vorbereitung des Bodens
- Aussaat
- Gießen
- Düngen
- Schneiden
- Überwintern
- Schöne Ziersorten als Alternative
- Türkenmohn (Papaver orientale)
- Islandmohn (Papaver nudicaule)
- Alpenmohn (Papaver alpinum)
- Klatschmohn (Papaver rhoeas)
- Ein Verbot, an das sich niemand hält?
- Fazit
Schlafmohn gibt es in Form von Samen als Lebensmittel und auch als Saatgut überall zu kaufen. Da der Schlafmohn, auch Gartenmohn genannt, eine berauschende Wirkung hat und aus dem Saft Opium gewonnen werden kann, fällt der Anbau des Papaver somniferum in Deutschland unter das Betäubungsmittelgesetz.
Rechtslage
Nach der Einbeziehung des Mohnanbaus in das deutsche Betäubungsmittelgesetz fand der erwerbsmäßige Anbau des Schlafmohns ein jähes Ende. Vor dem Zweiten Weltkrieg – und in der DDR sogar bis zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung – war dieser hier weit verbreitet. Heute ist der Anbau von Schlafmohn in Deutschland verboten. Wer ihn kultivieren möchte, benötigt eine Genehmigung. Auch, wenn er nur als Zierpflanze im Garten wachsen soll! Wer den Schlafmohn ohne diese Genehmigung kultiviert, verstößt gegen das Betäubungsmittelgesetz (BtMG). Ein solcher Verstoß kann mit einer empfindlichen Geldstrafe und/oder bis zu fünf Jahren Haft geahndet werden. Auch der private Anbau auf kleinsten Flächen oder sogar einzelner Pflanzen fällt unter die Genehmigungspflicht. Opiate können die folgenden Mohnsorten enthalten:
- Papaver somniverum (Schlafmohn)
- Papaver bracteatum (Armenischer Mohn, Arzneimohn)
- Papaver paeoniflorum (Varietät des Schlafmohns, eigentlich Papaver somniferum var. paeoniflorum)
Das ungenehmigte Anpflanzen dieser Mohnarten ist strengstens verboten. In Ausnahmefällen kann der Anbau aber durch die Bundesopiumstelle erlaubt werden.
Genehmigung beantragen
Nicht nur landwirtschaftliche Betriebe, sondern auch Privatpersonen können eine Genehmigung für den Anbau von Papaver somniferum beim
Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte – Bundesopiumstelle – in Bonn beantragen.
Dazu ist ein Antrag auf Erteilung einer Erlaubnis nach §3 des Betäubungsmittelgesetzes (BtMG) zum Anbau von Papaver somniferum (Schlafmohn) auszufüllen und an das Bundesinstitut zu schicken. Sie benötigen:
- ausgefüllten Antrag
- lesbare Kopie des Personalausweises (beidseitig kopiert)
- eine Flurkarte, einen Grundstücksplan oder ein anderes offizielles Dokument, in dem die Anbaufläche gekennzeichnet ist
Eine Erlaubnis für Privatpersonen wird für eine maximale Anbaufläche von 10 m² und einen Zeitraum von maximal drei Jahren erteilt und kostet 75 Euro.
Aussehen
Der Schlafmohn ist eine prächtige einjährige Blühpflanze, die sich deutlich vom wilden Klatschmohn (Papaver rhoeas) oder dem als Zierpflanze kultivierten Türkenmohn (Papaver orientale), die beide keine Morphine enthalten, unterscheidet.
- rosafarbene bis violette Blüte mit dunklem Fleck auf dem Grund
- auch in weißer Blütenfarbe
- Laub ist nicht grün, sondern graugrün oder blaugrau gefärbt
- die Blätter sind nicht so stark gefiedert wie beim Klatschmohn und Türkenmohn
- eher flächige, große Blätter, die ein wenig an Kohl erinnern
- hohe Wuchsform (50 bis 150 cm)
- große kugelige Samenkapsel in Graugrün
Giftstoffe/Rauschmittel
Der Schlafmohn enthält an die 40 verschiedenen Alkaloide, die vor allem im Milchsaft in hoher Konzentration vorkommen. Hierzu gehören Codein, Morphin und Papaverin. Durch Anritzen der Samenkapseln tritt der Milchsaft aus, der dann zur Herstellung verschiedener Rauschmittel wie Morphium, Opium und Heroin verwendet wird.
Vergiftungen
Aus Unkenntnis oder mangelnder Vorsicht treten beim Umgang mit dem Schlafmohn nicht selten Vergiftungen auf. Austretender Milchsaft enthält die höchsten Konzentrationen an Rausch- und Giftstoffen. Diese gelangen beim Hautkontakt in den Körper und können dort auf das zentrale Nervensystem wirken. Vor allem die Atmung ist durch die verschiedenen Inhaltsstoffe stark betroffen. Symptome sind:
- Übelkeit
- Erbrechen
- Rötung des Gesichts
- verengte Pupillen
- Benommenheit
- bei höheren Konzentrationen verfällt der Patient in einen narkoseähnlichen Schlaf
- Herztätigkeit und Atmung sinken ab
- Hautpartien verfärben sich blau
- Tod durch Atemlähmung
- als tödliche Dosis gelten 3 g Opium (entspricht 0,2 g Morphin)
Wirkstoffgehalt
Verschiedene Eigenschaften, wie beispielsweise der Gehalt an Alkaloiden, sind beim Schlafmohn erblich bedingt. Die Morphingehalte sind aber nicht von Natur aus so hoch, sondern das Ergebnis der menschlichen Zucht. Je nach Standort und Witterungsbedingungen schwanken die Gehalte in den Pflanzen jedoch stark.
Sorten des Schlafmohns
Zum Schlafmohn gehören drei Unterarten, die sich vom Gehalt an Alkaloiden leicht unterscheiden. Hierzu gehören:
- Papaver somniferum subsp. somniferum
- Papaver somniferum subsp. setigerum (auch Papaver setigerum genannt)
- Papaver somniferum subsp. songarium
Im Handel gibt es Sorten, die zur kommerziellen Alkaloidgewinnung gezüchtet wurden, solche mit niedrigem Morphingehalt, die theoretisch auch ohne Genehmigung angebaut werden dürften, und solche Arten, bei denen der Gehalt nicht weiter deklariert ist und die als frei verkäufliche Samen für den Hobbygärtner vertrieben werden. Da der Handel mit den Samen des Schlafmohns nicht unter das Betäubungsmittelgesetz fällt, ist der Kauf und Verkauf legal.
Züchtungen
Züchtungen des Schlafmohns werden in früh blühende Sorten (Wintermohn) und spät blühende Sorten (Sommermohn) unterschieden. Während der Wintermohn bereits im Juni heranreift, benötigt der Sommermohn etwa drei Wochen länger. Neben vielen morphinhaltigen Züchtungen gibt es auch einige wenige Sorten, die nur sehr wenig dieses Stoffes enthalten.
In der EU zugelassen sind:
1. Sorten mit hohen Morphingehalten (nicht für den Privatanbau geeignet!)
- MOTOR: neue Sorte mit hohem Wirkstoffgehalt
- OZ: ertragreiche Sorte
- ZENO PLUS: häufigste Sorte des Wintermohns (zertifiziertes Saatgut)
- ZENO2002: ältere Sorte Wintermohn (zertifiziert)
- ZETA: Sommermohnsorte mit hohem oder niedrigem Morphingehalt für verschiedene Klimagebiete (mit Zertifikat)
2. Sorten mit sehr niedrigen Alkaloidgehalten
- ‚Mieszko‘ (morphinarme Sorte mit Zulassung durch die Bundesopiumstelle)
- ‚ZENO Morphex‘: erste gezüchtete Wintermohnsorte (2007) mit Zertifizierung (weniger als 200 mg/kg in der getrockneten Kapsel)
Die Zulassung für die Sorte ‚Przemko‘, die im Jahr 1996 erteilt wurde, hat die Bundesopiumstelle inzwischen zurückgezogen. Neben dem Papaver somniferum enthalten auch die Sorten Papaver bracteatum und Papaver paeoniflorum Opiate und sollten vorsichtshalber nicht ohne Genehmigung angebaut werden.
Anleitung zur Aussaat und Pflege
Der mehrjährige Schlafmohn gilt als pflegeleicht und ist in unseren Breitengraden einfach zu kultivieren.
Standort
Papaver somniferum kann bei unseren klimatischen Verhältnissen leicht kultiviert werden – sogar in Mittelgebirgslagen. Die einjährige Pflanze benötigt sehr viel Sonnenlicht, allerdings keine große Hitze. Besonders gut harmoniert diese hoch wachsende Mohnart mit Nachbarn wie der Fetthenne, Margeriten, Goldrute oder auch dem Rittersporn.
Boden
Schlafmohn bevorzugt gut durchlässige Kies- und Sandböden. Idealerweise ist der Gartenboden zudem nährstoffreich. Werden die Bodenansprüche gut erfüllt, kann sich der Gärtner über eine ganz besonders prächtige Blüte freuen.
- gut durchlässig für Wasser
- sandig oder kiesig
- tiefgründig
- nährstoffreich
- pH-Wert: neutral (zwischen 6,5 und 8)
Vorbereitung des Bodens
Da der Schlafmohn sandig-lehmige Bodenverhältnisse mag und einen hohen Nährstoffgehalt zu schätzen weiß, müssen die meisten Gartenböden ein wenig vorbereitet werden, damit optimale Wachstumsbedingungen vorherrschen.
- Beet umgraben
- Boden mit Kompost aufbessern
- eventuell mit Sand durchlässig für Wasser machen
- grobe Erdbrocken mit der Harke zerkleinern
- Beet einige Tage ruhen lassen
Aussaat
Haben Sie die Genehmigung für den Anbau eingeholt, können Sie die Samen des Schlafmohns im Frühjahr direkt ins Freiland aussäen. Bei der Kultivierung unterscheidet sich dieser Mohn kaum von vielen anderen Mohnarten wie beispielsweise Klatschmohn oder Türkenmohn. Damit nicht zu viele Mohnpflanzen auf engstem Raum wachsen müssen, empfiehlt es sich, das Saatgut vor der Ausbringung mit einer Handvoll feinem Sand zu vermischen.
- Zeitpunkt: zwischen Ende März und Anfang April
- direkt ins Freiland möglich
- Samen breitwürfig ausstreuen
- Reihenabstand: 50 – 80 cm
- nicht oder nur dünn mit Sand bedecken (Schutz vor Vögeln)
- Mohn ist ein Lichtkeimer
- vorsichtig angießen
- Keimzeit: 8 bis 10 Tage (maximal 21 Tage)
- Substrat permanent leicht feucht halten
Nach einer Keimzeit von nur zwei Wochen zeigen sich erste Blättchen an der noch jungen Pflanze.
Gießen
Wie alle Samen benötigt auch das Saatgut des Papaver somniferum bis zur Keimung eine ausreichende Wasserzufuhr. Um die Samen nicht wegzuschwemmen, sollten Sie entweder einen sehr feinen Gießaufsatz für die Gießkanne verwenden oder den Boden lediglich mit dem Gartenschlauch besprühen.
Ist die Keimung erfolgt, so ist der Schlafmohn, was seinen Wasserhaushalt betrifft, recht genügsam. Die sonnenhungrige Pflanze übersteht selbst lange Trockenperioden problemlos. Trotzdem sollte sie gelegentlich gewässert werden.
Düngen
Insofern Sie den Gartenboden vor der Aussaat bereits mit Kompost oder einer Gründüngung verbessert haben, ist während der gesamten Wachstumsphase des Schlafmohns keinerlei zusätzliche Nährstoffgabe mehr notwendig. Ansonsten hilft ein wenig Langzeit-Volldünger. Zu Beginn der Wachstumsphase benötigt der Schlafmohn einen phosphorbetonten Dünger, später einen Dünger mit hohem Stickstoffgehalt. Gehen Sie jedoch eher sparsam mit dem Dünger um, denn der Mohn schießt bei sehr hohen Stickstoffmengen im Boden gerne in die Höhe und seine hübschen Blütenstängel knicken ab, sobald es windig ist oder regnet.
Schneiden
Unkompliziert ist der Papaver auch beim Pflegeschnitt. Er beschränkt sich auf das Herausnehmen verwelkter Pflanzenteile (Handschuhe tragen). Da dies hauptsächlich die Blüten betrifft, müssen Sie bei gewünschter Ernte der Samen oder Selbstaussaat überhaupt nicht Schneiden. Sobald die Pflanze gegen Spätsommer komplett eingetrocknet ist, kann man sie nach der Reife der Samenkapseln bodennah abschneiden.
Überwintern
Schlafmohn gehört zu den einjährigen Pflanzen, die spätestens im Herbst absterben und die nächste Generation an Pflanzen durch Ausstreuen der Samen bewerkstelligt. Aus diesem Grund ist keinerlei Pflegemaßnahme vor dem Winter notwendig.
Schöne Ziersorten als Alternative
Anstelle des heiklen Schlafmohns sollten Gärtner, die die Pflanzen nur des Zierwertes halber anbauen möchten, auf ebenso schöne, aber unkritische Sorten zurückgreifen. Diese gibt es in vielen verschiedenen Farben mit gefüllten oder auch ungefüllten Blüten.
Türkenmohn (Papaver orientale)
Der Türkenmohn gehört zu den mehrjährigen Stauden. Er bildet zwischen Mai und Juni leuchtend rote Blüten mit leicht knittrigen Blütenblättern. Als Zierpflanze ist er außerdem mit weißer, orangefarbener, gelblicher oder lachsfarbener Blüte zu finden.
- auch Orientalischer Mohn oder Türkenmohn genannt
- meist als Hybriden, mehrjährig
- Wuchshöhe: 40 bis 90 cm
- Blütezeit: Mai bis Juni
- weiße, rosafarbene oder rote Blüten, ungefüllt
- Vorkommen: Asien
- ‚Aladin‘: kräftig rote Blüte
- ‚Brillant‘: ältere, verbreitete Sorte mit orangeroter Blüte
- ‚Helen Elisabeth‘: elegante, lachsfarbene Blüte
- ‚Princ. Victoria Louise‘: altrosa Blüte mit weinrotem Grund
- ‚Royal Wedding‘: weiße Blüte mit rot-schwarzem Grund, kontrastreich gesprenkelt
- ‚Türkenlouis‘: leuchtend rote Blüten, am Rand gefranst
Islandmohn (Papaver nudicaule)
Der Islandmohn mit seinen bis zu 15 Zentimeter großen Blüten gilt als besonders robust und eignet sich auch für kühlere Regionen. Unter den verschiedenen Zuchtformen finden sich sowohl einjährige als auch zweijährige Pflanzen. Im Gegensatz zu nahezu allen anderen Mohnarten mag es der Islandmohn gerne etwas kühler.
- Wuchshöhe: 50 bis 60 cm
- Blütezeit: Juni bis September
- weiße, gelbe, scharlachrote oder lachsfarbene Blüten, ungefüllt
- Vorkommen: Asien, Osteuropa
- schöne Sorten: ‚Gelbes Wunder‘, ‚Kardinal‘, ‚Matador‘, ‚Pulchinella‘
- Besonderheit: Kaltkeimer (muss im Herbst ausgesät werden)
Alpenmohn (Papaver alpinum)
Eine niedrig wachsende Mohnvariante, die nur 20 cm Höhe erreicht, ist der Alpenmohn. Er benötigt wegen seiner Größe völlig andere Nachbarn als beispielsweise der aufstrebende Türkenmohn. Auf den ersten Blick erkennt das ungeschulte Auge die Pflanze mit ihren exotischen Blüten kaum als eine Mohnart.
- Wuchshöhe: 5 bis 20 cm
- Blütezeit: Mai bis August
- gelbe, orangefarbene oder weiße Blüten, ungefüllt
- Vorkommen: Mittelgebirge in Europa
- bevorzugt kalkhaltige Böden
Klatschmohn (Papaver rhoeas)
Wilde Mohnart, die überall Bahndämme und Straßenränder mit ihren leuchtend roten Blüten ziert.
- Wuchshöhe: 20 bis 90 cm
- einjährig
- Blütezeit: Mai bis Juli
- leuchtend rote, ungefüllte Blüte mit schwarzem Grund
- Vorkommen Eurasien
- verträgt keine Vollsonne
Ein Verbot, an das sich niemand hält?
Tatsächlich findet man den Schlafmohn nicht nur überall in Samentütchen im Handel (der Verkauf der Samen ist legal, nur der Anbau nicht), sondern auch in vielen Ziergärten bundesweit. Immer wieder kann man die illegale Drogenpflanze sogar verwildert am Ostseeufer oder an Böschungen der Autobahn finden. Frisch geschnittene Kapseln verkaufen einige Floristen als Schmuck für Blumensträuße oder verwenden sie getrocknet in Gestecken. Anscheinend ist sich kaum jemand bewusst, wie streng das Schlafmohnverbot geahndet wird. Sie sollen sich jedoch darüber im Klaren sein: Auch Unwissenheit schützt nicht vor Strafe.
Fazit
Sollten Sie zufällig bereits eine Schlafmohnpflanze bei sich im Garten haben, müssen Sie nicht in Panik verfallen, denn schließlich wächst Papaver somniferum bei uns auch wild. Keine Behörde hat die Zeit, jedem einzelnen Papaver somniferum nachzujagen. Experimente mit selbst hergestelltem Opium oder anderen Rauschmitteln aus dem Saft der Pflanze sollten Sie allerdings lieber nicht wagen. Je nach Sorte und Standort schwanken die enthaltenen Inhaltsstoffe stark – und schon geringe Mengen an Morphinen können tödlich sein.