Kohlrabi-Pflanzen: Aussaat, Pflege, Erntezeit und Lagerung
Inhaltsverzeichnis
Der Kohlrabi gehört zur Familie der Kreuzblütler (Brassicaceae) und ist grundsätzlich eine zweijährige Pflanze. In hiesigen Regionen wird die Stängelrübe jedoch meist einjährig kultiviert, da sie im ersten Jahr eine schmackhafte Knolle bildet, welche meist geerntet wird. Wer die Pflanze allerdings zweijährig kultiviert, kann sich im zweiten Jahr an ihren wunderschönen Blütenständen erfreuen. Die Gemüsepflanze wird vorwiegend im Freiland angebaut und gilt als besonders anfängerfreundlich.
Die Anzucht
Der Kohlrabi lässt sich ab Ende Februar bzw. Anfang März auf der Fensterbank oder ab Mitte / Ende März im Gewächshaus vorziehen. Essenziell hierbei ist die optimale Temperatur, welche zwischen 12 und 16 Grad liegen sollte. Leichte Temperaturschwankungen verträgt der Kohlrabi problemlos, solange es nicht kälter als 10 Grad ist. Denn dann besteht die Gefahr, dass er später keine Knolle ausbildet. Zudem gilt: Je wärmer es ist, desto mehr Licht benötigt der Kohlrabi. Denn zu wenig Licht bei zu hohen Temperaturen kann zu Geilwuchs führen. Hierbei bildet die Kohlrübe dünne Triebe und nur selten eine Knolle.
Doch nicht nur der optimale Standort ist essenziell für eine erfolgreiche Anzucht, sondern auch das ideale Equipment. Hierbei spielen neben der Anzuchterde besonders die Gefäße eine bedeutende Rolle. Am besten eignen sich Einzeltöpfe mit einem Durchmesser von etwa 4 bis 5 Zentimetern. Alternativ hierfür können auch herkömmliche Schalen oder Joghurtbecher verwendet werden. Für größere Mengen hat sich die Verwendung von Topfplatten oder Torfquelltöpfchen bewährt. Sind die optimalen Bedingungen geschaffen und das erforderliche Equipment vorhanden, kann mit dem Vorziehen der Kohlrabi begonnen werden:
- Anzuchterde in die Gefäße befüllen
- Samen dünn in die Gefäße säen
- anschließend leicht mit Erde bedecken
- und gleichmäßig feucht halten
- nach einigen Tagen fangen die Samen an zu keimen
- dann zeigen sich die ersten Spitzen
- sobald sich die ersten Blätter gebildet haben, können die Keimlinge kühler stehen
- allerdings darf die Temperatur keinesfalls unter 10 Grad fallen
- ab April können die Setzlinge in das Gemüsebeet gesetzt werden
Aussaat im Gemüsebeet
Kohlrabi zählen zu den Mittelzehrern, weshalb eine ausreichende Nährstoffversorgung essenziell für ihr Wachstum ist. Eine Direktsaat sollte nur erfolgen, wenn der Boden im Spätherbst dafür vorbereitet wurde. Hierbei wird das Erdreich von groben Bodenhindernissen befreit und reichlich mit Kompost angereichert. Besonders von Vorteil ist es, wenn der Kompost mit Kuhmist vermischt wird, ehe er eingearbeitet wird. Ist der Boden vorbereitet, muss er über den Winter ruhen. Die Aussaat kann im Folgejahr grundsätzlich ab Mitte April erfolgen, sobald die Eisheiligen vorüber sind. Besteht die Gefahr, dass die Temperaturen unter 10 Grad fallen, sollten die Gemüsepflanzen zusätzlich mit einem Vlies abgedeckt werden. Der späteste Zeitpunkt für die Freilandaussaat hingegen ist Ende Juni. Bei der Direktsaat wird am besten wie folgt vorgegangen:
- mit einer Harke eine kleine Rille ziehen
- diese sollte etwa 1 cm tief sein
- Samen gleichmäßig in der Rille aussäen
- es können problemlos 3 Samen pro Pflanzenstelle ausgesät werden
- Pflanzabstand sollte rund 30 x 30 cm betragen
- dickere Sorten benötigen mehr Platz, nämlich rund 40 bis 50 cm
- haben die Pflanzen zu wenig Platz, könnten sich zylindrisch geformte Knollen bilden
Das Pikieren
Wenn sich nach der Aussaat alle Samen entwickeln, ist es nötig, die Gewächse zu pikieren. Beim Ausdünnen werden die kräftigsten Pflanzen stehen gelassen und die anderen vorsichtig aus der Erde genommen und etwa 10 bis 15 Zentimeter versetzt. Hierbei gilt es darauf zu achten, dass die Pflanzen weder zu tief noch zu flach gesetzt werden. Denn werden sie zu flach eingepflanzt, haben sie nicht genügend Halt und können umkippen. Werden die Pflanzen hingegen zu tief in die Erde gepflanzt, hat die Knolle Bodenkontakt und kommt dadurch mit verschiedenen Bodenorganismen in Berührung. Dies wiederum hat zur Folge, dass die Knolle durch die Organismen beschädigt werden kann. Das fachgerechte Pikieren ist daher essenziell, um ein gesundes Wachstum zu gewährleisten.
- neue Pflanzenstelle wählen
- Loch in die Erde bohren
- entweder mit dem Finger oder mit einem Pikierstäbchen
- Pflanze zwischen Daumen und Zeigefinger anfassen
- oder das Pikierstäbchen verwenden
- Pflanze vorsichtig aus der Erde nehmen
- die Wurzeln leicht einkürzen
- mit den Wurzeln nach unten in die neue Pflanzenstelle einsetzen
- Blätter sollen keinen Bodenkontakt haben
- anschließend die Erde andrücken und anfeuchten
Der Anbau
Kohlrabis gedeihen am besten in einem frisch feuchten, humusreichen Boden. Dieser sollte schwach sauer bis neutral sein, wobei ein pH-Wert zwischen 6,0 und 7,0 als optimal gilt. Die Gemüsepflanzen bevorzugen einen sonnigen, warmen Standort, welcher zudem geschützt sein sollte. Wenngleich die Stängelrübe relativ geringe Ansprüche an den Boden und an die Nährstoffversorgung stellt, ist sie umso anspruchsvoller in Bezug auf ihre Nachbarn. Der Anbau neben anderen Kreuzblütlern ist unbedingt abzuraten und das erneute Pflanzen von Kohlgewächsen an derselben Stelle sollte mit einem Zeitabstand von etwa 3 bis 4 Jahren erfolgen. Doch Kohlrabi kann problemlos neben zahlreichen anderen Pflanzen angebaut werden. Zu seinen guten Nachbarn zählen insbesondere:
- Bohnen
- Dill
- Erbsen
- Erdbeeren
- Gurken
- Salat
- Spinat
- Radieschen
Die Pflege
Eine fachgerechte Pflege der Kohlrabi ist essenziell für ein gesundes Wachstum und eine reiche Ernte. Denn Pflanz- und Pflegefehler können dazu führen, dass der Kohlrabi anfängt zu schossen. Hierbei „schießt“ die Stängelrübe in die Höhe und bildet lange, weiche und dünne Triebe aus. Diese entwickeln kaum Knollen, sondern bilden stattdessen Blüten. Dies kann jedoch vermieden werden, wenn die Pflanze fachgerecht gepflegt wird. Der Pflegeaufwand ist relativ gering und gestaltet sich wie folgt:
Düngen
- die Bodenvorbereitung im Spätherbst ist essenziell
- zum Düngen eignen sich sämtliche organische Dünger
- wie beispielsweise Hornmehl oder Brennnesseljauche
- gedüngt wird kontinuierlich mit kleinen Mengen
Gießen
- die regelmäßige Bewässerung ist eine der wichtigsten Pflegemaßnahmen
- wird zu wenig gegossen, können die Knollen Platzen
- besonders an trocknen Tagen gut gießen,
- deswegen im Sommer täglich gießen
- den Boden konstant und gleichmäßig feucht halten
- jedoch unbedingt Staunässe vermeiden
- nur von unten gießen
- dadurch wird verhindert, dass sich Wasserrückstände auf den Blättern festsetzen
Krankheiten und Schadbilder
Neben dem Vergeilen der Pflanze und dem Platzen der Knollen stellen auch verschiedenste Krankheiten und Schädlinge eine Gefahr für den Kohlrabi dar. Ein häufig vorkommendes Schadbild ist die sogenannte Herzlosigkeit. Diese kann zum einen durch Schädlinge als auch durch genetische Defekte verursacht werden. Hierbei bilden die Kohlrabi nach der Anlage einiger Blätter, keine weiteren Blätter an ihren Vegetationspunkten. Ein eindeutiges Merkmal für einen genetischen Defekt sind die vereinzelt im Bestand auftretenden Endblätter, welche trichter- oder nadelförmig sind. Der Kohlrabi erkrankt zudem häufig an folgenden Krankheiten:
Flaschenbildung
- tritt meist im zeitigen Frühjahr auf
- Temperaturen von 5 bis 12 Grad begünstigen die Deformierung
- Symptome: die kugelige Knollenform verändert sich zu einer „Flaschenform“
- Ursache: zu niedrige Temperaturen
Falscher Mehltau
- tritt häufig im Frühjahr auf und im Herbst auf
- Symptome: heller Pilzrasen an der Blattunterseite
- und gelbliche Flecken an der Blattoberfläche
- Maßnahme: befallene Pflanzenteile entfernen, bei starkem Befall Pflanze entsorgen
- vorbeugen: gleichmäßige Wasserversorgung, ausreichender Pflanzabstand, Brennnesseljauche
Kohlhernie
- Pilzbefall, der über den Boden in die Wurzeln eindringt
- es bilden sich Geschwülste an den Wurzeln, Blätter werden nicht ausreichend mit Wasser versorgt
- tritt häufig in den Sommermonaten auf
- Symptome: Blattvergilbungen, Wurzelverdickung, Absterben der Pflanze
- Maßnahme: Pflanze entsorgen, jedoch nicht auf den Kompost
- vorbeugen: regelmäßiger Fruchtwechsel, undurchlässige Böden lockern, Zugabe von Kalk
Adernschwärze
- Bakterienkrankheit, die hauptsächlich im Sommer und im Herbst auftritt
- feucht-warmes Wetter begünstigt das Auftreten
- großteils werden ältere Blätter beschädigt
- Symptome: v-förmige, gelbbraune Flecken, schwarze Blattränder und -adern, gehemmter Wuchs
- Maßnahme: erkrankte Pflanzen umgehend entfernen
- vorbeugen: konsequenter Fruchtwechsel, nasse Böden vermeiden
Schädlinge
Die Kohlrabis werden oftmals von Schädlingen und anderen Tierchen heimgesucht. Insbesondere Vögel wie Tauben naschen gerne von der Gemüsepflanze. Doch auch Kaninchen und Hasen wissen den schmackhaften Kohlrabi zu schätzen. Nicht selten knabbern die Tiere die gesamte Saison über an dem Gemüse, wobei Hasen besonders die Jungpflanzen im Frühjahr anknabbern. Der Fraßschaden lässt sich an angefressenen Blattteilen und Herzen sowie an Blattstückchen auf dem Boden feststellen. Wenngleich die Pflanzen diese Schäden problemlos überstehen können, sind sie dennoch meist unerwünscht. Ein Schutznetz erschwert den Tieren den Zugang zu den Gemüsepflanzen und bietet somit Schutz vor Fraßschäden. Werden die Kohlrabis allerdings von Schädlingen befallen, ist Vorsicht geboten, denn dies kann im schlimmsten Fall zum Absterben der Pflanze führen.
Erdflöhe
- winzige schwarze oder gelb gestreifte Käfer
- beschädigen vor allem Jungpflanzen
- Befall wird durch warmes, trockenes Wetter begünstigt
- Symptome: Blätter sind siebartig durchlöchert
- Maßnahme: Jauche aus Wermut oder Rainfarn, Igel, Spitzmäuse, Pflanzenschutzmittel
- vorbeugen: Boden stets feucht halten und mulchen, regelmäßiges Hacken
Kohlgallenrüssler
- kleine, graue Rüsselkäfer legen Eier an den Pflanzenstielen ab
- die Larven ernähren sich von dem Pflanzengewebe
- Symptome: kugelförmige Wucherungen an der Hauptwurzel oder am Wurzelhals
- Maßnahme: befallene Pflanzen entsorgen, Schlupfwespen, Spitzmäuse
- vorbeugen: Jungpflanzen mit Befall vernichten
Weiße Fliege
- etwa 2 mm kleine Fliegen schädigen die Gewächse durch Saugen
- und legen ihre Eier in die Blätter
- kann zum Verwelken und Absterben der Pflanze führen
- Symptome: Blattoberfläche ist mit einem klebrigen Honigtau überzogen
- Maßnahme: Pflanzenschutzmittel, Schlupfwespen, Gelbtafeln, Tabaksud
- vorbeugen: Gemüseschutznetze ausbreiten, regelmäßig Unkraut zupfen
Die Ernte und Lagerung
In der Regel wird der Kohlrabi geerntet, bevor er seine endgültige Größe erreicht hat. Denn am Ende der Wachstumsperiode bilden viele Sorten holzige Zellen am Wurzelansatz aus, wodurch die Früchte ihren oftmals feinen, nussigen Geschmack verlieren. Deswegen wird die Stängelrübe geerntet, solange sie noch etwas kleiner ist. Der Durchmesser der Knollen beträgt je nach Sorte zwischen 5 und 20 Zentimeter und das Gewicht variiert von 100 Gramm bis hin zu acht Kilogramm. Grundsätzlich ist die Gemüsepflanze etwa sechs bis acht Wochen nach der Aussaat erntereif, wobei der optimale Zeitpunkt meist auf dem Saattütchen vermerkt ist. Zudem gilt die Faustregel: Wenn die Knolle die Größe eines Tennisballes erreicht hat, kann sie geerntet werden. Bei der Ernte wird am besten wie folgt vorgegangen:
- ein scharfes Messer nehmen
- dieses zunächst mit Alkohol sterilisieren
- die Pflanze unter der Knolle abschneiden
- und die größeren Blätter entfernen
Fazit
Der Anbau von Kohlrabi bedarf keinen großen Pflegeaufwand, da die Pflanzen vergleichsweise anspruchslos sind. Bei der Pflege gilt es jedoch darauf zu achten, dass die Pflanzen stets mit ausreichend Wasser versorgt und auf mögliche Schädlinge kontrolliert werden. Dank des geringen Arbeitsaufwandes eignet sich das Gemüse somit ideal für Anfänger!